Der Großteil der Haushaltshilfen in Deutschland ist nicht offiziell angemeldet. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) arbeiten mindestens drei Viertel der im Haushalt beschäftigten Helfer schwarz. So hätten im vergangenen Jahr von 3,6 Millionen Haushalten zwischen 2,7 und 3 Millionen ihre Helfer illegal beschäftigt.
Studienautor Dominik Enste vom IW spricht von einer Doppelmoral: "Die Bürger kritisieren Politiker, zu wenig zu tun, oder die Unternehmen, prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen, aber finden es im eigenen Haushalt völlig selbstverständlich, der Haushaltshilfe keinen bezahlten Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu gewähren." Um Schwarzarbeit langfristig zu bekämpfen, dürfe sie nicht mehr als Kavaliersdelikt angesehen werden. Auch die Politik toleriere die illegale Beschäftigung, denn Politiker wüssten, dass "Pflege in Einklang mit Arbeitszeitgesetzen von kaum jemandem zu bezahlen ist", sagt Enste.
Geschätzt knapp jeder zehnte deutsche Haushalt beschäftigt laut Untersuchung eine Haushaltshilfe. Sie arbeiten überwiegend einerseits für ältere Menschen und andererseits für gutverdienende Familien. Etwa fünf von sechs Haushaltshilfen sind Frauen.
Entdeckungswahrscheinlichkeit liegt bei weniger als 0,1 Prozent
Der IW-Report nennt Schätzungen, nach denen die Einnahmen, die dem Staat durch Schwarzarbeit verloren gehen, zwischen knapp 11 Milliarden und gut 28 Milliarden Euro betragen. Pro Arbeitsplatz entgingen im Schnitt etwa 8.000 Euro Steuern und 18.000 Euro für Sozialversicherungen. Bei einer erfolgreichen Bekämpfung der Schwarzarbeit, so die Schätzungen, könnten zwischen 420.000 und 1,1 Millionen zusätzliche, reguläre Vollzeitstellen geschaffen werden. Zudem könnten Kosten beim Zoll gespart werden, dessen Beamte die weit verbreitete Schwarzarbeit bekämpfen.
Trotz Zoll werden Privathaushalte nur sehr selten für die illegale Beschäftigung belangt. Die Entdeckungswahrscheinlichkeit bei Haushaltshilfen liege bei weniger als 0,1 Prozent, sagt Enste. "Da lohnt es rein finanziell, Dinge unter der Hand machen zu lassen." Denn wer Haushaltshilfen anmelde, kriege es mit hohen Abgaben und Regulierungen zu tun. Während reiche Leute ihr Vermögen nach Luxemburg verlagerten, um Steuern zu sparen, "versuchen die kleinen Leute das mithilfe von Schwarzarbeit".
Kommentare
Ja, ja, immer das alte Lied. Die bösen Konzerne und die Reichen gehören geteert und gefedert, sobald sie was falsches tun.
Aber bei sich selbst, da ist man kulanter. Die Putzfrau nicht versteuern ist ja auch kein Betrug, das ist sozusagen nur Notwehr.
Willkommen im Land der Selbstgerechtigkeit. Man ist mir schlecht.
Handwerker und kleine Angestellte haben keine Putzfrau. Damit ist es schon richtig die Leute zu teeren, die sich auch eine Putzfrau leisten könnten, die angemeldet ist.
In meiner Bekanntschaft beschäftigen die meisten Leute in der Tat ihre Haushaltshilfen schwarz, nur eine kleine Minderheit beschäftigt diese legal. Wir gehören dazu und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es zumindest in Frankfurt gar nicht leicht ist, eine Haushaltsgehilfin zu finden, die bereit ist, legal zu arbeiten, selbst wenn man bereit ist, dafür mehr zu bezahlen. In nahezu allen Fällen ist das Gespräch direkt beendet, sobald man fragt, ob Interesse an einem legalen Anstellungsverhältnis besteht.
Der Markt für legale Anstellungen von Haushaltsgehilfen ist zumindest hier sowohl von Seiten der Kunden als auch von Seiten der Haushaltsgehilfen äußerst klein...
Mein persönlicher Bericht:
In einer kleineren Landgemeinde im weiteren Speckgürtel einer Großstadt habe ich über die Jahre bereits mehrere Haushaltshilfen beschäftigt. Dabei hatte ich nie Probleme, jemanden auf Minijob-Basis, also angemeldet zu finden.
Ich hatte dies aber immer auch gleich in die Kleinanzeige geschrieben. Vielleicht hilft dies bei der Vorsortierung.
Die Zahlen erscheinen mir stark überzogen.
Welche Putzfrau zahlt denn 1500 Euro im Monat an Sozialversicherung und 666,66 Euro Steuern ??
Das ist "nur" im Durchschnitt. Manche zahlen weniger, manche mehr. Danach hätte eine durchschnittliche Putzfrau ein Jahreseinkommen von 60 000 €.
Ach, was geht es uns gut.
Es ist nun einmal so, dass sich nicht alle Bereiche des Arbeitsmarktes sinnvoll staatlich reglementieren lassen.
Es gibt einen großen Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen im ganz privaten Bereich: Netto, steuerfrei und bar auf die Hand. Weil das so funktioniert, gibt es diesen Markt. Für 8-12 Euro nette und null Verwaltungsaufwand + die Möglichkeit, mehrere dieser Jobs nebeneinander zu machen, läuft das. Für einen entsprechend höheren Bruttolohn, Verwaltungsaufwand und eine Verdienstobergrenze für den Dienstleister gibt es diesen Markt nicht. Dann man eben lieber selbst.
Genau deshalb gibt es diesen Markt. Er läuft so, weil beide Seiten dies unter den jetzigen Bedingungen so wollen. Und finden Sie mal eine Putzhilfe, die bereit ist sich anmelden zu lassen. Vielleicht eine von 10.
Aber mit Grauzonen konnte der Deutsche immer schon schlecht leben. Da ist ja nicht alles Schwarz - Weiß.
Wie läuft das denn so bei Arbeitsunfällen im Haus? Wer bezahlt denn dann?