Wir wissen es längst. Nach den Daten des Weltklimarates ist die im Paris-Abkommen vereinbarte Grenze der globalen Erwärmung auf 1,5 bis 1,8 Grad nur erreichbar, wenn wir weltweit alle Emissionen in zehn bis 20 Jahren auf null bringen. Zugleich haben wir den Artenverlust zu stoppen und umzukehren, wie uns die globale Biodiversitätskonvention vorschreibt. Aber statt darüber zu diskutieren, wie wir uns begrenzen könnten, oder endlich politisch zu handeln, erliegen wir seit einiger Zeit einer vermeintlich einfachen Lösung: Nachhaltigkeit erreichen wir durch intelligenteren Konsum.
Indem wir uns für neue grüne Produkte und Dienstleistungen entscheiden, schaffen wir demnach magischerweise gleich zweierlei: Wir retten den Planeten und bescheren den Unternehmen und der Gesellschaft weiterhin ein sattes grünes Wachstum.
Warum darüber nachdenken, auf irgendein Produkt zu verzichten, wenn wir es doch aus beliebig nachwachsenden und recycelbaren Wertstoffen herstellen können? Es ist eine verheißungsvolle Produktwelt, die nur noch nützt und keinen Schaden mehr anrichtet: Warum Wegwerfgeschirr abschaffen, wenn wir es aus Blättern von Pflanzen herstellen können? Was soll an Autos und Häusern ökologisch problematisch sein, wenn wir sie aus nachwachsenden Rohstoffen bauen und Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien liefern? Natürlich ist dann auch eine Energie-Flatrate fürs Elektroauto möglich. Warum also nicht extra viel Auto fahren in den Wunderwagen etwa eines Elon Musk, wenn es doch öko ist? Warum nicht weiterhin reisen, wenn das sanfte Tourismus-Ressort unter Palmen den Schutz der Natur verspricht? Warum nicht noch ein Paar ökologisierte, fair produzierte Sportschuhe kaufen, wenn selbst die Stiftung Warentest behauptet: "Das richtige Paar finden – und dabei ein gutes Gewissen haben"?
Wir können nicht anders, als zu konsumieren
Doch so einfach ist es nicht, auch wenn sogenannte grüne Technik sehr wichtig ist. Oft wird nur auf einen Problembereich geschaut, etwa auf die Herstellung. Ein Auto aus vollständig essbaren Komponenten, ohne Metalle, ist beeindruckend. Doch würde auch dieses Auto selbst dann noch Fläche verbrauchen und damit die Biodiversität und die Grundwasseranreicherung schädigen. Selbst die erneuerbaren Energien, mit denen ein solches Lunch-Auto betrieben werden sollte, sind nicht im Überfluss verfügbar. Wer die globalen Naturschutzziele erreichen will, kann auch nicht mehr Flächen zum Anbau nachwachsender Rohstoffe für pflanzliches Plastik nutzen, sondern muss der Natur und der Wildnis schlicht mehr Raum geben.
Sich auf das Klima zu fokussieren, ist wichtig, aber die Auswirkungen auf andere Umweltbereiche werden oft gar nicht gesehen. Umwelt ist aber eben nicht gleich Klima. Deshalb reicht es auch nicht, wenn eine Technik-Idee für ein paar Einzelanwendungen pfiffig ist. Die Frage ist vielmehr, ob ihre flächendeckende Anwendung funktioniert. Und daran fehlt es, wenn man statt einer Begrenzung unserer steigenden Nachfrage nach Ressourcen aller Art einfach auf nachwachsende Optionen umsteigen möchte. Auch die Blätter für das erwähnte Einweggeschirr sind nicht einfach massenhaft verfügbar; denn sie sind Teil der natürlichen Stoffkreisläufe etwa im Wald.
Sowohl häufige Fernreisen als auch neue Schuhe für jeden denkbaren Sport sind Beispiele für Produkte, die noch vor einiger Zeit eigentlich niemand brauchte. Im Prinzip dienen solche Produkte dem Versuch, einer gesättigten westlichen Welt weiterhin Absatz und Wirtschaftswachstum zu ermöglichen. Aber waren wir ohne Malaysia-Urlaub und superneue Sportausrüstung in den 1980er Jahren wirklich unglücklich? Es ist eben keine Öko-Strategie, Produkte erst neu in den Markt zu drücken und dann einige grobe Auswüchse zu therapieren. Der Langstreckenflug, den man früher gar nicht unternommen hätte, wird nicht dadurch ein Gewinn für die Umwelt, dass die Düsen des Flugzeugs plötzlich total energieeffizient konstruiert werden. Die Strategie, immer reicher zu werden, und das jetzt halt ein bisschen grüner, ist aller Voraussicht nach schlicht zu wenig, um Nullemissionen im Sinne des Paris-Abkommens oder mehr Raum für die Natur zu erreichen.
Die Idee, jegliche ökologische Schädlichkeit aus Konsumgütern zu verbannen und diese dadurch immer intensiver konsumieren zu können, mag für viele traumhaft klingen. Sicherlich lassen sich darüber auch schöne Geschichten erzählen, wenn etwa Michael Braungart den Baum als Vorbild für Öko-Produkte anpreist, der schließlich auch nur nütze und der Vorbild sei. Doch schon anhand dieses banalen Bildes sieht man erneut, wie eigenartig so weitgehende Versprechungen sind: Natürlich nützt auch ein Baum nicht nur, er verhindert vielmehr beispielsweise durch seinen Schatten, dass sich bestimmte andere Pflanzen in seinem Schatten entwickeln können.
Sicherlich lassen sich viele Konflikte und Abwägungsprobleme im Leben durch bessere Technik und intelligente Lösungen minimieren. Doch das Ziel, den Umweltschutz zu einem konfliktfreien Geschehen ohne schmerzliche Abwägungen zu machen, ist ersichtlich irreal. Nicht umsonst gibt es gerade keine ethisch-rechtliche Formel "Schade niemandem" – nahezu alles im Leben ist für irgendjemanden auch unvorteilhaft. Selbst wenn alle Autos essbar wären, würden sie immer noch Menschen gelegentlich verletzen oder totfahren. Sie würden Fläche für Transportwege, Parkplätze & Co. verbrauchen und damit den Schutz von Biodiversität und Ökosystemen torpedieren.
Natürlich brauchen wir zum Beispiel den konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energien. Doch selbst den bekommen wir nicht allein durch innovative Unternehmer und Konsumenten. Dafür sind Unternehmen und Konsumenten in ihren täglichen Entscheidungen viel zu sehr auf die Normalitäten der Vielverbrauchsgesellschaft eingeschliffen.
Diese Normalitätsvorstellungen ändern sich – wie menschliches Verhalten allgemein – mitnichten allein durch neues Wissen. Auch schlichter kurzfristiger Eigennutz, Pfadabhängigkeiten, Kollektivgutprobleme und menschliche Emotionen wie Gewohnheit, Verdrängung, Bequemlichkeit und fehlende Dringlichkeitsgefühle bei raumzeitlich entfernten Problemlagen wie dem Klimawandel stehen unserer Öko-Performance oft im Weg. Ob eher die Konzerne oder die Kunden oder die Politiker die Bösen sind, ist dabei eine Henne-Ei-Diskussion. Die einen gibt es nicht ohne die anderen. Zudem sind wir alle als Kunden, Arbeitnehmer und vielleicht noch Aktionäre in Gestalt unseres Pensionsfonds mehr oder minder eng mit den Unternehmen verflochten.
Wir brauchen neue Konzepte in allen Bereichen
Wenn wir neue Technik wie erneuerbare Energien und Energieeffizienz schnell in den Markt bringen und wir unser aller Verhalten mitunter auch genügsamer machen wollen, wird neben aller unternehmerischer Kreativität und allem Wandel von unten auch Politik nötig sein. Und zwar geografisch und sachlich breit ansetzend, sonst verlagern wir die Probleme lediglich in andere Länder oder in andere Sektoren. Das würden beispielsweise bedeuten, dass wir die fossilen Brennstoffe konsequent aus dem Markt nehmen und nicht nur durch neue Technik ersetzen, sondern manchmal auch etwas verzichten müssten.
Wahrscheinlich bedeutet eine solche ökologisch motivierte Genügsamkeit durch die Hintertür einen Ausstieg aus der Wachstumsgesellschaft. Wie aber können Unternehmen ohne Wachstum klarkommen, wenn eine ökologisch nötige Genügsamkeit ihnen mittelfristig Absatzmärkte nähme? Es gibt Unternehmen, die das bereits ausprobieren. Wir brauchen auch gute Ideen dafür, wie ein Arbeitsmarkt in einer solchen Welt ohne Wachstum als Treiber funktionieren könnte. Arbeitszeitverkürzung, Grundeinkommen, aber auch Wege der Tagesgestaltung jenseits der Lohnarbeit müssen viel konkreter als bislang debattiert, ausprobiert und angegangen werden. Solche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konzepte weiter zu vertiefen, ist mindestens ebenso wichtig wie die neuesten technischen Innovationen.
Kommentare
Meine Oma hat immer alles sehr pfleglich behandelt und haushaltete sparsam, nicht aus ökologischem Gewissen, sondern aus Geiz. Den hat sie in der Nachkriegszeit gelernt, wie diese ganze Generation. Eine Tragetasche aus Kunststoff wurde mindestens 10x benutzt, meistens aber noch viel häufiger, nämlich so lange, dass der Aufdruck schon ganz abgewetzt war und sich das Material langsam auflöste. Damit ist das viel ökologischer, als zB der Jutebeutel. Es gibt ja entsprechende Ökobilanzrechnungen, wie oft man welches Taschenmaterial verwenden muss, damit dieses und jenes ökologischer als das andere Material ist. Jute muss man, aufgrund der ressourcenaufwändigen Herstellung von Textilien, soviel öfter als Kunststofftragetaschen verwenden um den "break even" zu schaffen, dass das eigentlich gar nicht möglich ist, ohne, dass die längst löchrig werden. Und wer stopft heute bitteschön noch ein Loch in einer Jutetasche? Weg damit, eine neue gekauft.
Und damit sind wir im Kern des Problems. Wir sind eine Gesellschaft sendungsbewusster Konsumopfer, die das Dilemma aus missionarischem Eifer und persönlichen Überzeugungen einerseits und der eigenen Bequemlichkeit und Konsumlust andererseits dadurch lösen, indem sie ihr Verhalten im Kern nicht ändern, aber dem ganzen einen ökologischeren Anstrich geben.
Nach dem Motto, unsere Autos werden seit Jahrzehnten immer größer und schwerer, passen kaum noch in die Stellplätze älterer Parkhäuser und die Effizienzgewinne von besseren Motoren werden durch immer mehr PS und immer neue Entertainment und Komfortextras (=mehr Gewicht und Stromverbrauch) aufgefressen - aber hey, das ist jetzt ein Hybrid, also spart er doch irgendwie wieder ein bischen Emissionen. Den ganz großen Bruch, auf ein Auto in der Familie zu verzichten - oder auch nur wieder simple, leichte Autos zu bauen (und zu kaufen), wie zB der Ford Fiesta aus den 70ern, mit dem im Zweifel auch die ganze Familie mit Sack und Pack nach Spanien fahren konnte, den wollen wir aber nicht. Alles soll doch bitte schön bequem und "clean" bleiben. "Mit dem Hybrid-SUV zum Biosupermarkt im Gewerbegebiet." - und an der Kasse natürlich den Jutebeutel und das stille Wasser in der Glasflasche ("der Umwelt zu Liebe" - man könnte natürlich auch einfach aus dem Wasserhahn trinken, aber hooooo, ich sagte "der umwelt zu Liebe", deswegen trinke ich aber doch nichts ohne Markenetikett!).
So kann man das alles durchdeklinieren. Und damit machen wir teils in den besten Absichten die schrecklichsten Sachen. Beispielsweise der "Biosprit", nach dem Motto "wieso die Mobilität einschränken? Einfach Biosprit nehmen!". Der dazu hergestellte Mais laugt jetzt unsere Äcker aus und tritt in Konkurrenz zur Nahrungsherstellung und das bei weltweitem Hunger.
Was an Kleidung wird überhaupt noch repariert? Loch in der Hose,Strumpf, Shirt oder Kleid, ab in die Tonne.
Autos sind auch nicht mehr sehr haltbar. Nach 8 Jahren raten die meisten Werkstätten von einer großen Reparatur ab. Man solle sich doch bitte ein neues kaufen. Und so weiter, und so weiter......
Meine Oma hat mir das Stopfen beigebracht, den Stopfpilz dazu hatte ich von ihr geerbt. Der war nun sicher 60 Jahre alt, als er kaputt ging, das ist nach so lange Zeit schon okay. Und dann habe ich doch in der gesamten Innenstadt versucht einen neuen Stopfpilz zu bekommen. Nirgendwo konnte man mir sowas anbieten. Und wissen Sie, wo in der Nähe von Ihnen ein guter Schuster ist, bei dem Sie Ihre Schuhe zur Neubesohlung vorbei bringen könnten, statt einfach neue zu kaufen? Etc.
Wir sind doch gar nicht mehr darauf ausgerichtet, Dinge zu reparieren. Da muss man gar nicht erst auf das Auto oder Elektrogeräte blicken.
Auch hier wieder die Perversion von verkorkstem Umweltdenken im Übrigen: es gab immer wieder Forderungen der Herstellerlobby eine Abwrackprämie für Kühlschränke einzuführen, weil neue Geräte ja soviel stromsparender seien. Ja, sind sie auch. Nur können die gar nicht soviel stromsparender sein, um die gigantischen Ressourcenmengen aufzuwiegen, die in einem bereits hergestellten Kühlschrank entlang der gesamten Wertschöpfungskette stecken (vom Plastikgriff bis zur letzten Schraube) und zu rechtfertigen, einen noch funktionierenden Kühlschrank in die Tonne zu werfen, nur weil der deutlich mehr Strom verbraucht.
Ähnlich verengtes Denken haben wir ja zB bei der Gebäudedämmung (wir packen unsere Gebäude in brennbaren Sondermüll, genannt Wärmedämmverbundsystem, aber hey es spart wenigstens Heizöl, ein Problem angegangen, drei neue Probleme geschaffen...).
Alle unsere "Problemlösungen" lassen sich damit zusammenfassen, dass wir mit aller Kraft versuchen die Illusion aufrecht zu erhalten, dass es auch ohne Einschränkungen geht. Nein, geht es nicht. Wir konsumieren zuviel. Und, noch eine unangenehme Wahrheit, wir sind zuviele auf der Welt. Wir sollten heilfroh sein, dass wenigstens in den Industrieländern die Frauen zu wenig Kinder bekommen. Der einzige Lichtblick für diesen Planeten ist, dass mit zunehmendem Wohlstand offenbar auch die Kinderzahl abnimmt. Es gibt viel zu viele Menschen, nicht zu wenige. Statt immer mehr Geld in Familiensubventionen zu stecken sollte das selbe Geld lieber in die Zukunft der so oder so geborenen Kinder gesteckt werden, nämlich echten Umweltschutz, der auch "weh tut", damit diese Kinder noch einen lebenswerten Planeten vorfinden. Beispielsweise in eine zweite Pionierzeit der Eisenbahn, nichts ist ökologischer als elektrisch angetriebene Schienenfahrzeuge, erprobte "Elektromobilität" ganz ohne komische Akkus und Schnellladesäulen usw. Einen Bahnhof für jedes Dorf, ein gleichzeitig horrende Steuern auf den motorisierten Individualverkehr. Das wäre solch eine unpopuläre Änderung mit großer Durchschlagskraft. Und trotzdem bliebe letztlich unsere Mobilität gewahrt. Es wäre halt nur eine große Umstellung - und nicht immer so bequem. Aber damit kann man sich arrangieren. Mit einem kaputten Planeten, der unseren Nachfahren keine Lebensgrundlage mehr bietet, kann man sich hingegen nicht arrangieren.
Ach...GrafRotz...Ihre Worte waren Labsal für meine Seele, bin auch von solchen Großeltern/Eltern geprägt - und es hat bei mir gewirkt. Für mich gilt - gleichgültig ob es 1€ oder 1.000€ gekostet hat: Dinge werden gehegt und gepflegt - bis sie tatsächlich kaputt sind.
Leider konnte ich es meiner Tochter in dieser Form nicht vermitteln. Wie oft ich ihr ggü schon Wertschätzung auch ggü Dingen anmahnte...langsam, ganz langsam beginnt sie zu begreifen, was ich damit meinte.
So ganz unrecht haben Sie ja nicht. Aber ,,,
Ich habe heute Einen Artikel über Stickoxide gelesen. Ich glaube nicht s ging um 40 Microgramm ppm.(Einheit unsicher). Es seien jedenfalls 40 Einheiten an den Messstellen in den Straßen zulässig.
In deutschen Büros liege die Grenze bei 980 Einheiten. Mich irritiert es ein wenig. Gibt es eine plausible Erklärung der Grünen?
Kommt auf die Klamotte drauf an: Meine superteuren superdicken Merino-Thermo-Socken werde ich stopfen, so lange es nur irgend geht.... mal davon abgesehen, dass sie so stabil sind, dass das lange dauern wird.
Ansonsten kann ich Repair Cafés empfehlen. einfach mal googeln. :)
Oh. Ich habe auch eine Tochter. Sie hat mich zum Umweltschutz inspiriert. Danach hat sie es vergessen. Schließlich wieder erkannt, was es bedeutet.
Ist eine ganz normale Entwicklung der Kinder. Ganz ruhig bleiben. Sie haben sehr gut gesäht. Die Ernte fährt ihre Tochtrt ein. Glückwunsch
:-)
'Und wissen Sie, wo in der Nähe von Ihnen ein guter Schuster ist, bei dem Sie Ihre Schuhe zur Neubesohlung vorbei bringen könnten, statt einfach neue zu kaufen?' -> Ich kenne sogar zwei. Und nutze sie. :)
Wahre Worte!
Ich sehe auch keine signifikanten Besserungen in Hinsicht auf das Verhalten, sei es von der Politik, Firmen oder der Bevölkerung. Nehmen wir nur mal das Thema Nahrung, was da im großen Stil verschwendet wird ist kriminell. Oder nehmen wir nur die Ölförderung von Shell in Nigeria, das ist nichts anderes als die Vergewaltigung der Natur. Oder das Aussterben der Tiere, unsere Kinder werden manche Arten nur noch vom Zoo kennen oder so wie wir zurzeit bewundernd Mammuts oder Säbelzahntiger in Bildern sehen. Die Liste kann man beliebig erweitern.
Die Menschheit hat de facto zurzeit alle Möglichkeiten für jeden auf der Welt genug zu Essen zu produzieren und jedem ein Dach über den Kopf zu ermöglichen und das alles auf naturfreundlicher Basis. Doch dazu müssten sich viele Menschen, vor allem die westliche Welt, in Verzicht üben. Man kann einem Chinesen, Inder oder Brasilianer nicht vernünftig erklären, er dürfe nicht konsumieren, wenn man selbst in einem dicken Mercedes rumfährt und 3 mal im Jahr in Urlaub fliegt.
Das schlimmste ist, ich bin auch in diesem Kreis gefangen obwohl meine Eltern auch aus ärmlichen Verhältnissen kommen und alles selber reparieren mussten. Keiner kann sich beklagen es nicht gewusst zu haben, es gibt etliche Bücher, Dokus, Filme, Zeitschriften, Organisationen etc die ständig drauf hinweisen.
Ich glaube an kein gutes Endes, meiner Meinung nach wird alles zusammen fallen wie Dominosteine und dann heißt es ... rette sich wer kann.
Danke an den Grafen!
Das war so gar nicht hingerotzt, aber dafür sehr treffend.
Wir sitzen in einer Maschine, die wir selbst geschaffen haben und nun nicht mehr stoppen können (wollen?)
Meine Oma war auch so, Stopfen hat sie mir zwar nicht beigebracht, vermutlich weil ich ein Mann bin. Aber ihre Rezepte konnte sie mir nicht verweigern! Und wo hat es je besser gecheckt, als bei Oma? ;)
Noch schlimmer sind Waschmaschinen, das ist geplante Obsoleszenz, so etwas gehört eigentlich verboten. Es gibt noch viele Waschmaschinen aus den 1980er Jahren, die noch laufen, aber kaum noch welche aus den Nuller Jahren...
Das gleiche Spiel bei Schuhen, die Sohlen sind meist nach 2, 3 Jahren durch und ein Wechsel der Sohlen - in den 1970ern ging das noch beim Schuster - ist aufgrund der Klebe- und Nahttechnik an der Grenze zur Unmöglichkeit. Hosen dito. Und es nervt mich jedes Mal, wieder etwas Neues kaufen zu müssen, die alten Sachen gefallen mir auch nach 3 Jahren noch, aber wenn die Sohle durch ist, war's das mit dem Schuh.
Aber wir werden auch zu immer mehr Mobilität gezwungen, ein Meeting hier, am nächsten Tag dort, wer Glück hat, kann wenigstens ICE fahren und muss nicht noch den Flieger nehmen (Check-in, Check-out, warten, Hechten ins Hotel) oder sich gar mit dem Auto durch 3 Staus und 5 Baustellen quälen... Das macht ja Keiner aus Vergnügen, das wäre auch mal ein Ansatzpunkt - es soll ja so revolutionäre Videotechnik geben, es soll sogar Home-Office geben...
Und warum bekommt man Kinderkleidung kaum noch Second-hand, außer bei Babies? Klar, sie verschleißt zu schnell... also nach jedem Wachstumsschub Samstag in die Innenstadt durch die überfüllten Läden, dann mit dem ganzen Kram in die U-Bahn, wenn man das Glück hat an der U-Bahn zu wohnen, sonst ins Auto und durch den Stadtverkehr... Da kommt Freude auf, schon bei den Kleinen...
"die Illusion aufrecht zu erhalten, dass es auch ohne Einschränkungen geht. Nein, geht es nicht."
Die Frage ist doch, was man unter Einschränkung versteht. Den Verzicht auf Konsumismus oder den Verzicht auf die Kredite zur Finanzierung desselben. Den Verzicht auf ein Auto oder den Verzicht auf die zu dessen Finanzierung nötige Arbeitszeit, den Stress, die dämliche Parkplatzsuche, das dumme Angebergehabe. Den Verzicht auf das neueste Modell von irgendwas oder den Verzicht auf Tamagotchies, also Produkte, denen man permanent Aufmerksamkeit widmen muss, und sei es nur der neuen Unfunktionen wegen. Den Verzicht auf den neuesten Schrei oder den Verzicht auf ein Ego, welches kompensieren muss.
Ich verzichte gerne.
Die Einheiten sind µg/m³. Das kann man, wenn man will, in ppm umrechnen.
Bin zwar kein Grüner, aber es gibt eine plausible Erklärung dafür:
Der MAK-Wert von 950 am Arbeitsplatz zählt für einen gesunden erwachsenen Menschen.
Der Wert der EU zählt zu nächst für alle Menschen (auch Babys, Kinder, Schwangere, Alte und Kranke), dazu zählt es aber auch für Tiere und Pflanzen. Gerade Pflanzen reagieren auf Stickstoffdioxid sehr viel empfindlicher.
Dazu kommt noch die Art der Messung. Wie das bei der Straße gemessen wird, hat wahrscheinlich jeder schon gesehen. Irgendwo am Straßenrand steht eine Messstation.
Bei der MAK-Prüfung wird normalerweise (gibt auch andere Methoden) mit einem Prüfgerät die ganze Zeit der Mitarbeiter verfolgt und ihm das Dingen vor das Gesicht gehalten.
Das heißt die Exposition wird direkt am Menschen gemessen.
Bei der Messtelle ist der Wert, der aus dem Auspuff kommt schon stärker verdünnt, bis er überhaupt zur Messtation kommt. Man misst automatisch geringere Werte, obwohl höhere Werte ausgestoßen werden.
"Und warum bekommt man Kinderkleidung kaum noch Second-hand, außer bei Babies? "
Doch...doch...Kaffeebecher, selbstverständlich gibt es Secondhand-Läden, Flohmärkte, in denen man wirklich hübsche und gut erhaltene Klamotten für Kinder kaufen kann. Erst kürzlich eine Tasche voll gefunden. Für Jungs teilweise etwas weniger - sind halt so richtig wilde Wätze - für Mädchen schon mehr.
Die Antwort ist viel einfacher.
Der MAK Wert basiert auf Toxikologischen Studien.
Der Straßenwert ist im wesentlichen ein politischer, der sich auf epedimiologische Modellrechnungen stützt. So richtig harte Indizien für die Folgen der Langzeitexposition sind meines Wissens nach nicht da.
Und tatsächlich handelt es sich bei den 40µg/m³ um einen Jahresdurchschnittswert. Soll heissen, sie müssten schon 1 Jahr lang am Neckartor stehen, um den modellhaften Effekt abzu bekommen, aber nicht pinkeln gehen, denn im HAus hinter der Station wird der Wert problemlos eingehalten.
Nebenbei gesagt geht es um Imissionswerte, Emissionen sind dafür zwar ursächlich aber nicht Bewertungsrelevant. Wenn ich die Meßstation wie am Neckartor in eine Häuserecke stelle, wo die Durchlüftung Null ist, dann reichen auch minimale Emissionen aus, um die Imissionswerte zu reissen. Ich bin mir sicher, würde man den Container einfach auf die andere Straßenseite stellen, wären es bestimmt 10 bis 20 µg/m³ weniger.
Und hier liegt ein weiteres Problem. Die Messung ist ein Punktwert. Ein paar Meter weiter kann der NO2 Wer schon ganz anders aussehen, da sich ein photostatisches Gleichgewicht in der Luft einstellt.
Wir, sorry dazu zähle ich mich nicht, ich wäre heilfroh, wenn es zu nachhaltigsten Veränderungen in vielen Bereichen käme und es gibt genügend Rezepte und Ansatzpunkte, dass das Leben dann angenehmer, billiger, erfüllender und gesünder wäre. Ich trinke Wasser aus dem Waaserhahn, fahre mehr Rad als Auto, könnte mein Auto sofort wegschmeisen, Urlaub mit dem Rad, ernähre mich überwiegend vegetarisch, .....also das mit unser und wir bitte etwas relativieren.
"Wir sollten heilfroh sein, dass wenigstens in den Industrieländern die Frauen zu wenig Kinder bekommen. "
Das will aber leider niemand hören oder lesen.
" Provokante These Kinderwunsch streichen, Klima retten " http://www.spiegel.de/wis...
"Die niedrige Geburtenrate ist ein großer Gewinn für uns"
https://www.welt.de/wirts...
Ich würde sogar noch etwas weitergehen:
"Verzicht" bedeutet, sich schweren Herzens etwas zu versagen.
Vielleicht sollte man mal in sich gehen und sich fragen, warum das Herz an all diesen Dingen hängt, die man "eigentlich" oder zumindest nicht in dieser Größe / dieser Menge / dieser Häufigkeit der Erneuerung braucht und ob Bequemlichkeit immer ein guter Ratgeber ist.
Ich habe z.B. vor mehr als 25 Jahren beschlossen, mein Auto abzuschaffen, weil ich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Rad überall hinkomme, wohin ich will. Und die hübschen, naturnahen Flecken in den Bergen, die man öffentlich nicht erreicht, werden dann halt von mir verschont :-)
Genauso ist es möglich, z.B. Kleidung reparieren oder ändern zu lassen. In jeder Stadt gibt es Änderungsnähereien und -schneidereien; die schaffen manchmal wahre Wunderwerke. In einen Alltagsrucksack (ca. 20 Jahre alt) mit morschem Boden habe ich für wenige Euro einen Lederboden einsetzen lassen; jetzt hält das Ding mindestens noch mal 20 Jahre.
Wahrscheinlich gäbe es schon eine Menge weniger unreparierbaren Müll, wenn man einen Bogen um Plastikgegenstände machen und mehr "natürliche" Materialien nutzen würde: Wolle, Baumwolle, Leinen, Hanf, Seide, Leder, Kork, Sisal, Holz, Bambus, Stein, Glas, Porzellan, Keramik, Metall.
Das ist falsch was sie da schreiben. Der Wert von der EU ist kein politischer Wert.
Und der Jahresdurchschnittswert heißt nicht, dass sie da 1 Jahr dort stehen müssen um 40 µg/m³um abzubekommen.
Kurzfristig 40 µg/m³ ist aber völlig unbedenklich. Die überschreiten sie an jedem Feuer, Gasherd usw. Bei einer Zigarette liegt die Konzentrtaion im Rauch zB bei 600
Deshalb gibt es ja auch einen Kurzzeitgrenzwert in der Umgebungsluftrichtlinie der zum Schutz von Kindern etc gedacht ist aber der liegt bei 200 µg/m³ als Halbstundenwert der max. 18 mal pro Jahr überschritten werden darf. Dieser Grenzwert wird in Deutschland an genau einer Station Überschritten: Neckartor, da aber deutlich mit 35 Überschreitungen
Der 40 µg/m³ Wert bezieht sich auf den Jahresdurchschnitt, der sich nicht auf die Reizgaswirkung bezieht sondern auf potenzielle Langzeitfolgen der Exposition. Also langeanhaltende aber geringe Belastung. Darum gehts. Und da man am Neckartor permanent misst kann man auch genau sagen,, dass die Belastung am Container 2016 bei 83µg/m³ lag. Bei Messungen im Haus an dem der Container steht kam man auf 29 µg/m³. Nun ist die große Frage: Wo halte ich mich länger auf? Am Arbeitsplatz, in einem Haus oder an einer Straßenkreuzung. Wobei ich ehrlich gesagt sicher bin, dass die NO2 Belastung auf der anderen Straßenseite wohl deutlich geringer wäre. Vielleicht so wie am Arnulf Klett Platz - immer noch zu hoch aber deutlich geringer.
Ansonsten empfehle ich https://www.ifkm.kit.edu/...
Kapitel 6
Wie nennt sich denn Ihre Gruppe überhaupt, aus der heraus Sie ("wir" ... "wir" ... "wir" ... "wir") recht ausführlich berichten?
Und warum gehören Sie dieser Gruppe denn weiter an, wenn es sich doch offensichtlich um einen ziemlichen Verein von Pharisäern handelt, dessen Verhalten Sie keinesfalls billigen?
Jedenfalls hoffe ich sehr, dass Sie Ihre Verhaltensweisen, oder die Ihrer Gruppe, nicht der Allgemeinheit zuschreiben wollen, am Ende, um in derselben leichter untertauchen zu können. Denn sollte das doch so sein, dann müssten Sie mit meinem scharfen Protest gegen solche Zwangseingliederung rechnen.
Naja, einen Stopfilzu zu finden dauert mit Google ungefähr 5 Sekunden. Wilkürlich herausgepickter Treffer:
https://www.holzladen24.d...
Tatsächlich ist man aber mit geflickten Klamotten heutzutage halt einfach nur out, bei Smartphones kann man oft nichtmal mehr den Akku wechseln und Produktzyklen werden von Herstellern gezielt unter 2 Jahre gedrückt. Dem könnte der Gesetzgeber durchaus entgegentreten, z.B. mit Verpflichtung zur Offenlegung von Reparaturunterlagen und Ersatzteilspezifikationen, Verpflichtung zur langfristigen Ersatzteilversorgung und verpflichtender Standardisierung grundlegender Bauteile.
Bei Schrauben und Muttern hat man das ja einigermaßen hingekriegt, aber z.B. bei Patronen für Tintenstrahldrucker liegt selbst die ach so normwütige EU, die ja sogar den Hub von Telefontasten und die Krümmung von Gurken standardisieren wollte, seit 25 Jahren im Tiefschlaf.
Super Kommentar! Auf den Punkt gebracht.
"Vielleicht sollte man mal in sich gehen und sich fragen, warum das Herz an all diesen Dingen hängt, die man 'eigentlich' oder zumindest nicht in dieser Größe / dieser Menge / dieser Häufigkeit der Erneuerung braucht".
Naja, "brauchen" tut ein durchschnittlicher Erstweltmensch nur einen kleinen Bruchteil dessen, was er besitzt, aber darum geht es auch nur am Rande. Konsum ist in erster Linie eine Machtoperation, Selbstvergewisserung der eigenen Freiheitsgrade. Also eine ziemliche Krücke. Aber die meisten Dinge werden tatsächlich schlicht deshalb gekauft, weil man es kann, sich in diesem Können spürt, das Können aber immer neuen und größere Anwendungen seiner selbst nachgewiesen haben möchte.
Wegen dieser Art Suchtdynamik sind manche Ansätze aus der Suchttherapie auch hilfreich, da heraus zu kommen.
"Die niedrige Geburtenrate ist ein großer Gewinn für uns"
Die niedrige Geburtenrate der Deutschen ist eine Frage, die ganz Europa angeht.
Die niedrige Geburtenrate der Deutschen ist, indem sie im eigenen Land als Fehlentwicklung politisch tabuisiert wird, zuerst ein Grund für alle möglichen bevölkerungspolitischen Rationalisierungen der Deutschen, weshalb Deutschland Einwanderungsland, importierte Fachkräfte braucht, auf jede Zuwanderung angewiesen, ob nun jeweils gewollt oder nicht.
Diese niedrige Geburtenrate mit ihren bevölkerungspolitischen Rationalisierungen aller Zuwanderung betrifft nun aber auch ganz Europa: wenn Deutschland dabei sich europäischer Werte zu bedienen, um eben auch durch diese Hintertür von europäischen Werten Bevölkerungspolitik zugunsten des eigenen Wirtschaftsstandortes zu betreiben.
Sie reden aber ständig nur von Menschen.
Das ist aber der Grenzwert für Menschen, Tier und Pflanzen.
Ich weiß, manchen ist das scheiß egal.
Die Pflanzen reagieren schon bei viel geringeren Expositionen.
GrafRotz vielen Dank für Ihren Kommentar, sie haben mich tatsächlich zum Nachdenken gebracht =)
Das war mal eine gute Zusammenfassung. Es wird aber schwer den Menschen das nahe zu bringen. Zumal man ja dadurch den ewigen Wachstum der Wirtschaft bremsen müsste. Und da hängen ja Arbeitsplätze dran. Geht also nicht.
Doch geht.
Man muss Arbeitsplätze nicht für Dreck-Industrien subventionieren und eine spürbare CO2-Steuer einführen. Dann profitieren automatisch davon diejenigen, die nur wenig Ressourcen verbrauchen und alle "Dreck"-Emittenten müssen halt endlich dafür blechen.
wir leben in einer Gesellschaft wo es nur noch um Wachstum geht. Das verträgt sich nicht mit Verzicht. Den, dem es gelingt Werbung für unnötigen Mist zu verbieten sollte man einen Preis verleihen. So lange aber noch Schokolade als Gesund beworben werden darf sind wir davon wohl weit weg.
Anderseits bewegen wir uns ja seit Schröder in die Richtung zunehmenden Verzichts - zumindest für die gefühlt 95%, die seit vielen Jahren mit Lohnerhöhungen unterhalb der Inflation leben....
Das Problem ist, das jeder etwas anders unter "unnötigem Mist" versteht.
Grundsätzlich werden Ihnen viele recht geben. Aber wenn es dann konkret wird: Wer soll das festlegen?
Absolut richtig, nur will es keiner hören. Politisch wäre ein solcher Vorschlag Selbstmord, deshalb hangelt man sich blind irgendwie weiter, bis eben das Ökosystem Erde kippt und uns in eine Dystopie voller Hunger, Elend, Flucht und Bürgerkriege zwingt. Dann hat sich das mit Konsum und technischem Fortschritt ausser auf einigen militärisch gesicherten Inseln der Seligkeit auch erledigt. Klingt düster aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menscheit die Weitsicht aufbringt, sich freiwillig einzuschränken... Sobald einer verzichtet kommt der nächste und verbraucht eben doppelt so viel. Allein der Zwang der Notwendigkeit kann die Gier und Dummheit besiegen.
Es gibt noch eine andere Möglichkeit:
Die Umwelt muss einen Preis bekommen. Wenn der hoch genug ist, schränken sich die Menschen automatisch in richtiger Weise ein. Da gibt es kluge Vorschläge: CO2 Steuer.
Nur umgesetzt werden Sie gegen die mächtige Lobby nicht.