In Deutschland hat sich die Gleichstellung von Männern und Frauen in diesem Jahr leicht verbessert. Das zeigen die Daten des neuen Gender Gap Reports
2017 des Weltwirtschaftsforums, der ZEIT ONLINE exklusiv vorliegt. Deutschland landet im diesjährigen Ranking auf Platz zwölf im weltweiten Vergleich und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz verbessert. Im Jahr 2006, im ersten Jahr
des Reports, schaffte Deutschland es allerdings noch auf Platz fünf.
Vor allem in der freien Wirtschaft hat sich die Situation für Frauen verbessert. Hier wirkt sich etwa die Frauenquote in Aufsichtsräten positiv aus. Das Gesetz für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen, das im Mai 2015 in Kraft trat, hat mehr Frauen in Spitzenpositionen in Firmen gebracht. Auch gründen immer mehr Frauen in Deutschland Unternehmen. Betrachtet man allerdings nur den Bereich Wirtschaft, schafft es Deutschland nur auf Platz 43 von 145 möglichen Plätzen.
Möglicherweise wird Deutschland im Gender Gap Report des nächsten Jahres
sogar zurückfallen: Im neuen Bundestag sind so wenig Frauen wie seit 20 Jahren nicht
mehr vertreten. 17 führende Frauenverbände hatten deshalb zuletzt an das neue Parlament appelliert,
die für Frauenpolitik zuständigen Ressorts besser auszustatten und
frauenpolitische Fragen nicht zu
vernachlässigen. Die Beteiligung von Frauen in politischen Ämtern geht ebenfalls in das Ranking ein.
Luxemburg und Niederlande fallen zurück
Deutlich abgerutscht sind einige unserer Nachbarländer. Luxemburg landet im Ranking auf Platz 59, im Vorjahr kam es noch
auf Platz 34. Stark verschlechtert haben sich auch die Niederlande, die auf den
32. Rang kommen (2016: Platz 16). In beiden Ländern ist die Zahl der Frauen
in
politischen und wirtschaftlichen Führungspositionen stark zurückgegangen.
Schaut man sich die weltweite Entwicklung hat, so scheint die Gleichstellung fast zu stagnieren. Weltweit ist sie laut Report zu 68 Prozent erreicht. Bei 100 Prozent wären Männer und
Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichberechtigt. Im vergangenen Jahr war die sogenannte Gender-Gap-Lücke zu 68,3 Prozent geschlossen, im Jahr 2015 zu 68,1 Prozent. Island ist seit jeher die unangefochtene Nummer eins in dem Ranking. Hier fehlen nur noch zwölf Prozentpunkte bis zur vollkommenen
Gleichberechtigung.
Seit dem Jahr 2006 stellt das Weltwirtschaftsforum dar, zu wie viel Prozent
Staaten die Gleichstellung von Männern und Frauen geschafft haben. Berücksichtigt werden dabei verschiedene Faktoren aus den Bereichen
Bildung,
Gesundheit, Wirtschaft und Politik. So fließt etwa ein, wie viele Frauen
das
Abitur machen oder ein Studium abschließen, wie groß die Kluft bei den Löhnen und wie hoch der Frauenanteil in Unternehmen und politischen Gremien ist. Auch die durchschnittliche
Wochenarbeitszeit für unbezahlte Arbeit wie Hausarbeit,
Kindererziehung
oder die Pflege von Angehörigen wird berücksichtigt.
Kommentare
Alleine zu glauben, man könnte das tatsächlich messen und das jährliche auf und ab im Ranking würde objektiven, wissenschaftlichen haltbaren Parametern folgen...
aber ok...auf nach Ruanda, Frau Groll!
Man kann so ziemlich alles messen. Es mangelt dann aber oft an der Methodik oder der richtigen Interpretation. Z.B. ist das Länderranking als Maß der Teilhabe genannt, dabei ist es eher das Maß für die Bereitschaft von Frauen, mit anzupacken. Wer mal in Norwegen war, weiss z.B. dass selbst bei der Müllabfuhr Frauen paritätisch dabei sind, sie selbstverständlich auch LKWs fahren, tagsüber kein Müttergewimmel auf der Strasse herrscht und jede das tut, was Männer auch tun (müssen): arbeiten. Die Gleichberechtigungsdebatte wird in Deutschland halt leider nur als Rosinenpickerei betrieben, was sie irgendwas zwischen unverschämt und lächerlich macht, vernünftig ist sie nicht.
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/rc
Herausforderung: Nennen Sie einen Bereich in Deutschland, in dem Frauen nicht gleichberechtigt sind oder bevorzugt werden.
Finde es auch etwas verwirrend wie haeufig hier von Gleichberechtigung gesprochen wird aber eigentlich Gleichstellung gemeint ist. Bei dieser ist das Problem naehmlich enorm. Einkommensgleichheit fuer gleiche Arbeit, Verhalten gegenueber Frauen bei sexual Themen etc.. man haette sich auf ein Wort beschraenken sollen und nicht immer hin und her springen sollen.
Man sollte die Begriffe klar auseinanderhalten:
Gleichberechtigung = das Schaffen gleicher Rechte bezogen auf jede Einzelperson, es zielt insofern auf eine Erweiterung der Optionen ab.
Gleichstellung = zahlenmäßig gleiche Beteiligung des jeweiligen Geschlechts ab in bestimmten Positionen bzw. allgemein an der Gesellschaft ab.
Z.B. würde ich mir eine Gleichstellung von männlichen Jugendlichen beim Abitur wünschen.
Ist mir auch unangenehm aufgefallen, dass das im Artikel unsauber getrennt wird.
Als ob ein Mangel an Gleichstellung immer einen Mangel an Gleichberechtigung belegt. Kann es nicht auch sein, dass Frauen in manche Bereiche gar nicht wollen?