Das weltweit größte Budget für Forschung und Entwicklung (F&E) hat nicht mehr der Volkswagen-Konzern, sondern das US-Unternehmen Amazon. Das ergab eine Studie von Strategy&, der Strategieberatung des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungskonzerns PwC, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach will Amazon im Untersuchungszeitraum, dem Fiskaljahr bis Ende Juni 2017, etwa 16,1 Milliarden Dollar in seine Forschung stecken. Im Vorjahr waren es 12,5.
Volkswagen erreicht mit rund 12,1 Milliarden Dollar nur noch den fünften Platz. Im Zeitraum davor waren es noch 12,5 Milliarden Dollar. Der Studie zufolge zogen auch die Google-Mutter Alphabet, Intel und Samsung an VW vorbei. "Ein Blick auf die diesjährige Top 3 genügt, um die Vorherrschaft der US-amerikanischen Digitalriesen bei Innovationsthemen zu verdeutlichen", sagte der Chef von Strategy&, Peter Gassmann, in Europa.
Neben VW habe es mit Daimler (6,9 Milliarden Dollar) auf Platz 16 nur ein weiteres deutsches Unternehmen in die internationale Top 20 geschafft. "Deutsche Digitalunternehmen sucht man vergeblich", sagte Gassmann. Angesichts der massiven US-Investitionen müsse Deutschland in dem Sektor "dringend aufholen".
Der Zweitplatzierte Alphabet investierte 13,9 Milliarden Dollar, Intel und Samsung kamen je auf 12,7 Milliarden Dollar. Gemessen am Umsatz gaben die Internet- und Softwareriesen deutlich mehr für Forschung und Entwicklung aus – Amazon kam bei der sogenannten F&E-Quote auf 11,8 Prozent, Intel auf 21,5 Prozent, der Pharmakonzern Merck mit 25,4 Prozent auf Platz 8.
Jedoch: Die Höhe der Forschungsausgaben gibt nur bedingt Auskunft über den Erfolg dieser Investitionen. Für Volkswagen muss sich das gerade mit Blick auf die E-Mobilität erst noch zeigen. VW-Konzernchef Müller hatte zum Auftakt der diesjährigen Automesse IAA angekündigt, dass Volkswagen seine Investitionen in Elektromobilität bis 2030 auf 20 Milliarden Euro hochfahren will.
Im Vergleich der deutschen Top 5 gab es keine Bewegung. Auf Volkswagen und Daimler folgt auf Rang 3 Siemens (5,5 Milliarden Dollar). Bayer (4,9 Milliarden Dollar) und BMW (4,5 Milliarden Dollar) belegen die Plätze 4 und 5.
Mit einem Gesamtwert von knapp 702 Milliarden Dollar erreichen die veranschlagten F&E-Ausgaben aller betrachteten 1.000 Firmen der Studie zufolge einen neuen Höchststand. Vor einem Jahr waren es noch 680 Milliarden Dollar, was damals ebenfalls einen Rekord bedeutete. Auch der Anteil der F&E-Ausgaben an den globalen Umsätzen erreichte mit 4,5 Prozent einen neuen Spitzenwert.
Kommentare
Nun ja, die Gleichung von Geldausgaben = Forschungsaufwand = Ergebnis hat meines Erachtens gewisse Unschärfen.
Wird 'meines Erachtens' auch anhand des Beispiels VW im Artikel erwähnt.
"Demnach will ... in seine Forschung stecken."
Diesen Ausdruck habe ich in der Zeit nun schon öfter gelesen. Warum nutzen Sie nicht "investieren" statt "stecken"? Ich kann Geld in die Tasche stecken. F&E dagegen sind langfristige Investitionsentscheidungen.
Investitionen im engeren Sinne sind Sachanlagen, die in der Bilanz als Sachanlagevermögen o.ä. auftauchen.
Das ist dann aber höchstens die materielle Ausstattung für F & E.
Interessant wäre noch gewesen, wo der größte europäische Amazonkonkurrent, die Otto-Gruppe, gelandet ist.
Und natürlich, wo sich unsere Softwaregrößen SAP und Software AG tummeln.
Nicht zu vergessen, wo landete mit BASF der größte Chemiekonzern der Welt und mit Bosch und Continental die größten Automobilzulieferer?
Alles im Artikel verlinkt: https://www.strategyand.p...
Für Sie aber gerne nochmal hier:
Otto: nicht gelistet
SAP: Platz 46
Software AG: nicht gelistet
BASF: Platz 70
Continental: Platz 49
Bosch: nicht gelistet
"Nur zwei deutsche Unternehmen sind in den Top 20. "
Typisch deutsche Sichtweise. Man hätte auch schreiben können: "Zwei deutsche Unternehmen sind in den Top 20!"
Ja, stimmt. Deutschland ist neben der Schweiz gar der einzige Europäer, der es überhaupt in die Top20 geschafft hat.