Die Geburtenzahl steigt wieder, wenn auch von einem niedrigen Niveau aus. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Geburten in Deutschland auf ein Rekordtief gesunken. Nun kamen 2010 von Januar bis September fast 20.000 Babys mehr auf die Welt als im Vergleichszeitraum 2009.
Das entspricht einem Plus von 3,6 Prozent, wie aus einer vorläufigen Berechnung des Statistischen Bundesamtes hervorgeht , aus der die Süddeutsche Zeitung zitiert. Ein derart großer Zuwachs sei im gesamten vergangenen Jahrzehnt nicht feststellbar gewesen.
In absoluten Zahlen waren das von Januar bis September etwa 510.000 Geburten. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren nur 492.000 Kinder geboren worden. Das vierte Quartal 2010 fehlt noch, was noch keine sichere Einschätzung des Gesamtjahres zulässt.
Im Negativ-Rekordjahr 2009 kamen etwa 665.000 Kinder auf die Welt, etwa 17.000 weniger als im Vorjahr. Das waren nicht einmal halb so viele wie im Geburten-Rekordjahr 1964.
Zuvor war Deutschland im europäischen Vergleich das einzige Land gewesen, in dem die Geburtenzahl nicht stieg . Politisch erhöhte dies den Erklärungsdruck, hatte sich doch das Familienministerium erhofft, dass mit dem 2007 eingeführten Elterngeld die Zahl der Kinder steigt.
Die nun für 2010 ermittelte Zunahme ist insofern ungewöhnlich, da die Zahl der potenziellen Mütter sinkt. Jedes Jahr gehören etwa 300.000 Frauen weniger zur Gruppe der 15- bis 45-Jährigen, die aufgrund ihres Alters Kinder bekommen können. Weniger Mütter bekommen also mehr Kinder. Das könnte die Geburtenrate nach oben treiben – die Anzahl der Geburten pro Frau. Die lag in den vergangenen Jahren zwischen 1,36 und 1,38 Kindern. Endgültige Zahlen zur Geburtenentwicklung will das Statistische Bundesamt im Herbst 2011 veröffentlichen. Es ist möglich, dass der nun positiv scheinende Trend dann noch einmal korrigiert werden muss.
Nach der Einführung des Elterngeldes war der Wert gering gestiegen: von 1,33 auf 1,37 pro Frau. Auch die absolute Zahl der Geburten hatte 2007 im Vorjahresvergleich um 12.000 zugenommen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Wirkung des neu eingeführten Elterngeldes wegen der Dauer der Schwangerschaft auch in 2008 hinein wirkt.
Wie die neuen Zahlen zeigen, hat die Wirtschaftskrise die Kinderwünsche der Deutschen offenbar nicht beeinflusst. Hätten Paare nach Beginn des Einbruchs im November 2008 auf Nachwuchs verzichtet, hätte sich das in der Statistik ab Herbst 2009 niederschlagen müssen. Doch weder im Osten noch im Westen sank die Geburtenzahl.
Kommentare
Vorsicht, bei jedem sexuellem Verkehr ist grundsätzlich
Entfernt. Bitte äußern Sie sich sachlich zum Thema des Artikels. Die Redaktion/sh
Entfernt. Bitte richten Sie Kritik an der Moderation direkt an community@zeit.de. Danke. Die Redaktion/wg
Da kann man ja mit einem Baby-Boom rechnen, wenn man
folgenden Artikel in Bezug setzt:
Zeit-Online:
Börsenausblick 2011
Der Absturz kommt – nur wann?
Studierte Haushalte?
Zwei Anmerkungen:
Zur den Zahlen: Ich möchte keine Sarrazin-Personen Diskussion, aber wer bekommt denn die Kinder? Geht dies aus den vorgelegten Zahlen auch hervor? Soziales Umfeld, Migrationshintergund?
Die zweite Anmerkung schliesst hier an, denn sehe ich in meinen Bekanntenkreis, dann bekommen diese sehr unterschiedlich studierten (Ärzte, Ingenieure, Juristen, Designer etc.) Personen kaum Kinder. Manche entscheiden sich bewusst dagegen, sprich für die Karriere, vielen aber fehlt schlichtweg ein Stück Sicherheit, dies gilt nicht nur für meine freelancenden Designer und Journalisten die "traditionell" nur noch Projektarbeit leisten, sondern auch mittlerweile für BWler mit guten Abschlüssen und Vorausbildung, die entweder bei großen Firmen in Zeitarbeitsfallen stecken (und auf eine Festanstellung hoffen) oder nur noch Halb- bzw. Einjahresverträge bekommen. Da ist eine halbwegs (eine vollkommene ist ja Unsinn) Sicherheit oder Planbarkeit (ohne Elternvermögen) eben nicht vorhanden, und der Kinderwunsch liegt erstmal auf Eis.
Wie gesagt gerade die Zeitarbeit ist nicht nur ein Problem für Geringqualifizierte! Eine lebenslange Anstellung sprich Beamtentumsähnlich erwartet von diesen Freunden wirklich niemand, aber eine gut entlohnte (nicht 40% für die Zeitarbietsfirma) Erwerbstätigkeit als Controller etc. ist auch eine Vorraussetzung um eine Familie zu gründen.
Dann bekommen gefühlt eben eher sozial schwächere oder Migranten Nachwuchs... Was sagen die Zahlen?
Kind mit Migrationshintergrund
Die Bezeichnung "Migrationshintergrund" avanciert langsam zur Unterstellung von Dummheit, Faulheit und asozialem Verhalten. Ich finde es inzwischen extrem unangenehm wie mit dem Wort operiert wird, weil sich dahinter eine Art scheinbar aufgeklärter Rassismus versteckt. Die ewig latente Angst vor dem Fremden vermischt sich mit der Angst vor dem Islam und der hierzu dialektischen Annahme der Maginalisierung der eigenen Rasse, Nation, Volk, wie man es auch immer nennen möchte. Sätze wie "Die Deutschen sterben aus" führen anscheinend zu kollektiven Angstzuständen. Allerdings ist mir in den meisten Fällen nicht klar was unter den Terminus "Deutsche" verstanden werden soll. Die rechtsstaatliche Definition kann es nicht sein, sonst könnte man nicht von Deutschen mit Migrationhintergrund sprechen. Nun ja ich möchte dies an dieser Stelle nicht vertiefen.
Worauf ich im engeren Sinne zu sprechen kommen wollte. Ist die Frage, ob es notwendiger Weise negativ sein muss, wenn Menschen mit Migrationshintergrund Kinder bekommen. Ich selbst bin Kind von Eltern zweier Nationen. Mein Vater ist Spanier und meine Mutter ist Deutsche. Des Weiteren habe ich vor Kurzem eine Kind mit einer Iranerin bekommen. Folglich hat dieses Kind in mehrfacher Weise einen Migrationshintergrund. Würden Sie nun sagen, dass dieses Kind für ihr "Deutschland" nicht gut genug ist. Ich finde es eine Schande, dass Kinder mit Migrationshintergrund inzwischen unter Generalverdacht stehen.
Mehr Kinder von Wem?
Und wer bekommt das "Mehr" and Kindern? Eher die Mittelschicht, Unterschicht? Deutsche mit Migrationshintergrund? Deutsche mit Vorbestrafung? Reiche?
Das würde mich viel mehr interessieren.