Jetzt also der Mars. Am Dienstag hat das private Raumfahrtunternehmen SpaceX die Pläne für seine neuen Raketen und Raumschiffe vorgestellt. Deren Ziel: Bestenfalls schon 2024 Menschen zum roten Planeten zu bringen, bis zum Ende des Jahrhunderts dann in das gesamte Sonnensystem. Geschäftsführer Elon Musk beabsichtigt gleich eine ganze Flotte, mit der die Menschheit das All kolonialisieren soll.
Ambitioniert, bedenkt man, dass selbst die geplanten bemannten Reisen zur Internationalen Raumstation ISS derzeit noch eine große Herausforderung sind – und da sprechen wir von einem Ziel in der Erdumlaufbahn.
In einem Video, das Musk auf einem Raumfahrtkongress im mexikanischen Guadalajara vorgestellt hat, sowie seiner Präsentation sind die wesentlichen Neuerungen der SpaceX-Flotte zusammengefasst:
- Es handelt sich um ein System aus vier Teilen: Rakete, Raumschiff, Tankschiff und Treibstoffdepot.
- Die Rakete hat einen Durchmesser von zwölf Metern, das Raumschiff 17 Meter, bei einer gemeinsamen Länge von 122 Metern. Damit sind sie rund 50 Meter größer als die bisherigen Prototypen des Unternehmens.
- Das System soll auf wiederverwendbaren Trägerraketen basieren. Damit die Reise in weite Ferne gelingt, soll Treibstoff dabei teilweise auf dem Mars hergestellt werden.
- Über kurze Strecken könnte das Raumschiff mithilfe von Solarzellen-Flügeln gleiten. 200 Kilowatt sollen sie etwa beim Anflug auf den Roten Planeten generieren können.
- Auf die ersten Raumschiffe passen, so SpaceX, hundert Passagiere, später bis zu tausend Menschen. Für einen Preis von 100.000 US-Dollar pro Person sei eine Reise zum Mars dann möglich. Umgerechnet sind das rund 89.000 Euro.
Musk versteht sich aufs Marketing. So heißen die neuen Gerätschaften BFR und BFS, inoffiziell kurz für Big Fucking Rocket und Big Fucking Spaceshuttel. Starten will das Team laut Ankündigung mit den Raumschiffen von Startrampe 39A des Kennedy Space Center in Florida. 2014 hatte SpaceX einen Mietvertrag über 20 Jahre für den Startplatz abgeschlossen. Auch dies eine medienwirksame Entscheidung: Von dort sind nämlich schon zahlreiche Apollo-Missionen gestartet, etwa Apollo 11, die erste bemannte Reise zum Mond. Inklusive Landung.
War der Erdtrabant einst ein Sehnsuchtsort, ist er heute für die wenigsten Weltraumforscher noch von Interesse. Bemannte Reisen zur Internationalen Raumstation sind dagegen attraktiver, damit ließe sich als privates Raumfahrtunternehmen schon in naher Zukunft Geld verdienen. Der kostengünstige Transport von Astronauten zur Raumstation mithilfe wiederverwendbarer Raketen ist derzeit daher das wichtigste Projekt von SpaceX.
Das Prinzip: Die Trägerrakete Falcon 9 bringt die Transportkapsel auf den Weg ins All, anschließend landet sie wieder auf der irdischen Startplattform. Nach einer Tankfüllung ist sie bereit für den nächsten Flug. Bisherige Trägerraketen stürzen einfach ins Meer und werden damit unbrauchbar.
Sechs Mal gelang es bisher, Falcon-Raketen wieder zu landen
Sechs Mal ist SpaceX solch ein Manöver bereits gelungen. Allerdings ist beunruhigend oft etwas schiefgegangen. Erst Anfang September war eine Falcon 9 bei regulären Tests vor dem Start auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral explodiert – wie schon einmal im Juni 2015. Die Untersuchung ergab, dass das Feuer auf ein Leck in der Helium-Versorgung zurückzuführen war. Nun, da die Ursache bekannt ist, wolle man im November die Tests mit der Rakete und die Entwicklung des Raumschiffs Dragon V2 fortführen, teilte das Unternehmen mit.
Größter Unterstützer ist die amerikanische Weltraumagentur Nasa. Im September 2014 vergab sie einen Auftrag in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar für den Bau des Raumschiffs sowie eines Demonstrationsfluges mit zwei Nasa-Astronauten. Verläuft dieser erfolgreich, sollen zwei bis sechs bemannte Missionen zur ISS folgen. Größter Konkurrent von SpaceX ist die Firma Boeing. Auch sie arbeitet im Auftrag der Nasa an einem Raketen-Raumschiff-System, das die Zukunft der bemannten Raumfahrt sicherstellen soll. 2017 dürfte sich entscheiden, wer Reisen zur ISS alltagstauglich macht. Und der Menschheit Reisen in die Tiefen des Alls damit näher bringt.
Kommentare
Auch wenn er ein großes Maul hat und bei SpaceX noch längst nicht alles klappt: Elon Musk ist ein Pionier. Die Menschheit braucht mehr von solchen Leuten.
Wenn er so weiter macht hat er bald größere Augenringe als George Soros.
Man kann persönlich von ihm halten was man will, aber er hat eine Vision
und die Vision reduziert sich nicht darauf möglichst viel Geld zu scheffeln, das könnte er durch Zocken an den Finanz und Immobilienmärkten viel schneller und einfacher erreichen
da will sich anscheinend jemand seinen Kindheitstraum von der Besiedelung des Sonnensystems noch zu seinen Lebzeiten verwirklichen und das aus eigener Kraft ... thumbs up dafür!
und Marketing in Form pompöser Präsentationen und markiger Sprüche ist leider heutzutage nötig um überhaupt noch von der Presse wahrgenommen zu werden
so ist es!!
Leider gibt es bei uns zuviele Zweifler und Kleingeister um derart große Visionen denken und umsetzen zu können.
Aber es ist sehr beruhigend, dass es noch Leute wie Musk gibt, die die Menschheit tatsächlich voranbringen. Danke und Daumen hoch dafür!
Inwiefern bringt das die Menschheit voran?
Warum muss die Möhre als ganzes am Boden starten?
Ein großer Teil des Treibstoffs wird für das Erreichen der Fluchtgeschwindigkeit benötigt. Erfolgt der Start aus dem niedrigen Erdorbit, lassen sich davon schonmal ca. 27.000 km/h abziehen - über die Hälfte der benötigten Geschwindigkeit von über 40.000 km/h. Die einzelnen Module und die Teile der Montagestation müssen zwar auch erstmal auf Orbitalgeschwindigkeit gebracht werden, aber dafür steht aktuelle Raketentechnologie bereit. Es werden halt etliche Starts mit konventioneller Technologie benötigt. Einzelne Unfälle gefährden dann auch nicht das Projekt als ganzes, sondern nur das jeweils zu transportierende Modul.
Synergien:
Die "Orbitalwerft" könnte zunächst Sonden produzieren und starten.
Und natürlich fiele noch die Kleinigkeit an, dass noch niemand ein Raumschiff im Orbit zusammengesetzt, betankt und dann gestartet hat. Mit wenig Personal (im Orbit) und möglichst automatisiert.
Nun ja, der Elon wird's durchgerechnet haben; Vermutlich ist das BFS weniger teuer als die Orbitalwerft. Aber auch uncooler.
In dem Vortrag kam eine ähnliche Frage im Q&A hinterher. Anscheinend ist es marginal billiger mit der jetzt vorgestellten Variante, wobei er auch meinte dass das nicht 100%ig klar ist momentan, aber der Unterschied nicht gross ist.