Fast ein Drittel der in deutschen Nord- und Ostseegebieten lebenden Fische und Meeresorganismen gelten inzwischen als gefährdet. Sie stehen auf einer neuen Roten Liste, die vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlicht worden ist. Insgesamt hatten Experten etwa 1.700 Arten von Fischen, bodenlebenden Wirbellosen und Großalgen untersucht, 30 Prozent sind demnach vom Aussterben bedroht.
Auf der Liste stehen auch Knorpelfische wie Dornhai und Glattrochen. Ihre ohnehin kritische Lage hat sich laut BfN noch verschärft. Hauptursache dafür sei viel zu intensives Fischen mit Grundschleppnetzen, das selbst in den Meeresschutzgebieten weitgehend unreguliert stattfinde. Nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF wird mit den am Netz befestigten sogenannten Baumkurren der Meeresboden regelrecht durchpflügt und die Lebensgemeinschaften der wirbellosen Tiere und Pflanzen zerstört.
Neben der Bodenfischerei tragen nach Meinung der Experten zwei weitere Faktoren besonders zur Gefährdung der Arten bei. Zum einen werden Abwässer und Düngemittelreste in die Meere geleitet und erhöhen den Nährstoffgehalt. Dadurch bilden sich verstärkt Mikroalgen, die den Lichteinfall in größeren Tiefen verringern. Außerdem zerstören maritimer Kiesabbau und Baggerarbeiten, beispielsweise an Häfen oder Fahrrinnen, den Lebensraum von Arten, die fest auf dem Meeresboden sitzen.
Nur 31 Prozent gelten als ungefährdet
Tatsächlich könnte die Zahl der gefährdeten Spezies aber noch höher liegen. Von den bei früheren Analysen untersuchten 9.000 Arten an Land- und Süßwasserorganismen stehen sogar 45 Prozent auf der Roten Liste. "Damit scheint die Situation in den Meeren mit 30 Prozent Rote-Listen-Arten deutlich besser zu sein, doch der Eindruck täuscht", sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel. Denn bei einem Drittel der Meeresspezies gebe es nicht genug Informationen, um die Gefährdung hinreichend einzuschätzen. Nur knapp 31 Prozent aller erfassten marinen Arten gälten nach bisheriger Erfahrung als ungefährdet.
Meeressäugetiere wie Kegelrobbe, Seehund, Großer Tümmler und Schweinswal
werden auf der Liste nicht berücksichtigt. Sie wurden bereits 2009 in
der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands behandelt. Der Große Tümmler
gilt nach Angaben der Experten seit den 1970er Jahren als ausgestorben.
Kegelrobbe und Schweinswal gelten als stark gefährdet. Lediglich der
Seehund ist nicht bedroht.
Der WWF kritisierte in diesem Zusammenhang, dass rund 30 Prozent der deutschen Meeresgebiete formal zwar unter Schutz stehen, es dort aber keine besondere Auflagen gebe: "In der Praxis darf jeder Quadratkilometer Meeresschutzgebiet befischt werden. Wir brauchen Meeresschutzgebiete, die diesen Namen auch verdienen", erklärte WWF-Experte Stephan Lutter.
Die aktuelle Rote Liste ist den Angaben zufolge die bisher umfassendste nationale Gefährdungsanalyse für Meeresorganismen. Sie entstand in sechsjähriger Arbeit.
Kommentare
Wen interessiert es???
So traurig es auch ist und so dumm und so idiotisch. Die "meisten" Menschen geht es am Allerwertesten vorbei. Gut, wenn sich mal ein Wal "verläuft" oder mal wieder ein paar tote Fische rumschwimmen gibt es ein grosses Bohei und 2 Tage später wird das nächste Vieh die Medienlandschaft runtergeprügelt.
Finden wir uns damit ab, das es bergab geht. Die "schweigende Mehrheit" erdrückt den Rest mit ihrer Bequemlichkeit.
Anmerkung: Bitte äußern Sie sich zum konkreten Thema. Provozierende Beiträge wie diesen werden wir ansonsten entfernen. Danke, die Redaktion/dj
Ich finde die Überschrift etwas inakkurat.
Arten können vom Aussterben bedroht sein, nicht aber Lebewesen. Ansonsten bin ich es nämlich auch, weil es mich nur einmal gibt.
Wollt' ich auch gerade drauf hinaus:
Das ist doch eine gute Nachricht: Zwei von drei "Lebewesen" haben das ewige Leben.
Atomstrom ist gut für uns und Hauptsache der Mais wächst gut ...
Wir brauchen Meeresschutzgebiete, in denen weder gefischt wird, noch in die Genmaispollen oder gar atomar belastetes Wasser einzudringen vermögen...
Millionen Liter Salzwasser laufen jährlich in das Atommülllager Asse. Das Bundesamt für Strahlenschutz erwägt, das Wasser in Flüsse und damit ins Meer umzuleiten – Probleme mit Radioaktivität seien nicht zu erwarten hieß es am 5.2.2013.
http://www.zeit.de/wissen...
"Gentechnik-Mais ist nicht gesundheitsschädlich"
http://www.atase.de/blog/...
Ich würde sagen, es wäre allmählich an der Zeit, sich im kombinierten Denken zu üben...
Dabei sind Überfischung und -düngung nicht alles
Neulich habe ich eine Karte der vor europäischen Küsten versenkten Chemiewaffen aus dem 2.WK gesehen. Angeblich werden schon lokal
erhöhte Werte im Wasser gemessen und mißbildete Fische beobachtet.
Es geht um hunderte Tausende von Tonnen...
70 Jahre sind schon rum, Experten gehen von max. 100 Jahren aus, dann ist auch der dickste Granatenstahl im Salzwasser durchgerostet...