Wie eine riesige Schlange windet sich die Plastikflaschenkolonne durch die Werkshalle. Aus metallverstärkten Schläuchen, verbunden mit Edelstahltanks, schießt eine braune Flüssigkeit in die leeren Flaschen: Cola. Zehn Einliterflaschen kann die Sinalco-Produktion in Duisburg-Walsum pro Sekunde befüllen. Mit der Limonade strömt auch jede Menge gelöster Zucker in die Flaschen. 25 bis 50 Tonnen davon verbraucht Sinalco an einem Tag, das entspricht der Ladung eines Sattelschleppers.
Zwischen dröhnenden Maschinen und Metallbottichen läuft ein Mann mit weißem Kittel und Hygienehaube auf und ab. Markus Heuvel ist der Produktionsleiter. Er sorgt dafür, dass der Cola die richtige Menge Zucker oder Süßstoff beigemischt wird. Neben der klassischen Cola stellt Sinalco auch die zuckerfreien Varianten »light« und »zero« her.
An wenigen Orten ist die ideologische Debatte um die richtige Ernährung der Deutschen so greifbar wie in der Duisburger Sinalco-Fabrik. Wenn in Deutschland mal wieder die Zuckerphobie ausbricht oder ein neuer Süßstoffhype die Massen erfasst, tüfteln Sinalcos Lebensmittelchemiker, Produktentwickler und Werber an neuen Mixturen zum Süßen. Haben sie eine Lösung gefunden, schließt Markus Heuvel neue Fässer an. Sie enthalten Zuckerlösungen, einfache Süßstoffe oder ein Gemisch verschiedener Süßstoffe.
Es ist nicht Heuvels Aufgabe, zu entscheiden, welche Sorte am gesündesten ist. Er ist der Mann, der den Hebel umlegt. Ein paar Tage später stehen die Flaschen dann im Getränkemarkt. Und vor den Flaschen stehen die Kunden.
Wer die Warnungen von Zahnärzten und Ernährungsexperten verinnerlicht hat oder sich einfach zu dick fühlt, greift zu den Light-Limonaden, die »Genuss ohne Reue« versprechen (Sinalco-Werbung). Wer den »einzigartigen Geschmackskick« sucht, so die Werbung, der soll sich die Standardcola mit 110 Gramm Zucker pro Liter gönnen. Zuletzt hat das Unternehmen die Sorte »Cola zero« eingeführt, sie soll durch eine neue Mischung aus Süßstoffen dem eigentlichen Zuckergeschmack näher kommen. Markus Heuvel nimmt einen Schluck der neuen Cola-Sorte, er sieht zufrieden aus, er sagt: »Diesen Geschmack müssen Sie ohne Zucker erst mal hinkriegen.« Seine Kollegen im Marketing haben sich dafür den Slogan »Kompromisslos lecker ohne Zucker« ausgedacht.
Getränkefirmen sind Meister darin, Süßstoffe und Zucker zu immer neuen Molekülcocktails zusammenzumixen und mit dem passenden Image zu bewerben. Für die Verbraucher wird die Wahl der Cola-Sorte zu einer Frage der Lebenseinstellung stilisiert. Für Braumeister Heuvel ist sie eine Frage der richtigen Hebelstellung.
Bald ist es wieder so weit: Stevia kommt auf den Markt, ein vermeintlicher Wunderstoff, der süßer als Zucker, zahnfreundlich und kalorienarm sein soll. Doch jeder neue Zuckerersatz steigert auch die Ratlosigkeit. Sind die Alternativen wirklich gesünder als Zucker? Kann man damit abnehmen? Und ist Zucker wirklich so gefährlich, wie oft behauptet wird?
Sicher ist, dass uns der Verzicht auf Zucker extrem schwerfällt. Die Vorliebe für Süßes war für unsere Vorfahren ein Überlebensvorteil. Der süße Geschmack half ihnen, Kohlenhydrate und somit Quellen schnell verfügbarer Energie zu erkennen. Damit wir diese Nahrung so oft wie möglich essen, reagiert unser Gehirn mit Belohnungsstoffen darauf. In Zeiten kargen Nahrungsangebots war das sinnvoll, in der heutigen Welt des Überflusses wird uns der Überlebensvorteil jedoch zum Verhängnis. Längst essen wir zu viel und merken es oft nicht einmal, denn vielen Lebensmitteln sieht man ihren Zuckergehalt nicht an.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nicht mehr als zehn Prozent der Kalorien aus Zucker aufzunehmen. Je nach Körpergewicht sind das 20 bis 40 Gramm Zucker am Tag. Das entspricht einer halben Flasche normaler Sinalco-Cola oder einem Schokoriegel (gut 20 Prozent des Zuckers in Deutschland wird für die Herstellung von Limonade und anderen Getränken verbraucht, fast ebenso viel für Süßigkeiten). Zwar ist das nur ein Richtwert – die richtige Menge hängt vom individuellen Energieumsatz ab –, doch ist das ohnehin reine Theorie: Die Menschen verzehren hierzulande im Schnitt mehr als 90 Gramm Zucker am Tag. Die Folgen: Die überschüssige Energie verwandelt der Körper in Fett.
"Süßstoffe täuschen das Gehirn und erregen Appetit"
Zucker wird daher für die neue Volkskrankheit Diabetes verantwortlich gemacht. Lag der Anteil der Diabetiker in Deutschland 1960 noch bei 0,6 Prozent, stieg er Ende der achtziger Jahre auf über vier Prozent, und heute leiden bereits mehr als zwölf Prozent der 20- bis 79-Jährigen – 7,5 Millionen Menschen – an der sogenannten Zuckerkrankheit. Besonders häufig ist Typ 2, der Altersdiabetes. Zwar führt ein langer Prozess zu dieser Krankheit, sodass sie eigentlich erst im höheren Alter auftritt, doch erkranken heute immer jüngere Menschen daran.
Viele sehen Süßstoffe als Lösung, da sie kalorienarm sind. Der Absatz von Light-Limonade steigt, um 33 Prozent nahm er in Deutschland allein von 2009 auf 2010 zu. Auch bei Sinalco hat man sich auf die Nachfrage eingestellt.
Markus Heuvel öffnet den Schlauch, der das 250-Liter-Fass konzentrierten Süßstoff mit der Cola-Tonne aus Edelstahl verbindet. Er probiert ein paar Tropfen der weißen, klebrig-glibberigen Masse – und verzieht das Gesicht. Konzentriert schmeckt die künstliche Süße sehr intensiv, fast schon bitter. Deshalb benötigt eine Light-Limonade nur eine geringe Menge an Süßstoff, viel weniger als die Zuckermenge in der klassischen Variante.
Ob die kalorienarme Alternative tatsächlich Diabetes vorbeugen kann, ist allerdings fraglich. Denn Zucker ist nicht die eigentliche Ursache der Krankheit, sondern vor allem starkes Übergewicht. Viele Menschen nehmen generell zu viele Kalorien zu sich. Proteine, Fette sowie ein Mangel an Ballaststoffen und Bewegung spielen dabei wahrscheinlich eine deutlich größere Rolle als Zucker.
Zucker durch Süßstoff zu ersetzen ist auch aus einem anderen Grund nicht unbedingt ratsam: Besonders das Gehirn benötigt viel Zucker. Der gewöhnliche Haushaltszucker ist ein sogenannter Zweifachzucker, da er aus je einem Molekül Glukose und Fruktose besteht. Diese Kohlenhydratverbindungen zirkulieren in den Blutbahnen, erklärt der Diabetologe Achim Peters von der Universität Lübeck. Glukose, die auch als Blutzucker bekannt ist, gilt als der begehrteste Energieträger. Ein durchschnittlicher Mensch nimmt pro Tag etwa 200 Gramm Glukose zu sich – davon beansprucht allein das Gehirn 130 Gramm für sich. »Eine Tasse Zucker wird jeden Tag in unser Gehirn transportiert und dort verbrannt, damit wir denken, fühlen, träumen und unseren Körper kontrollieren können«, sagt Peters. Je mehr das Gehirn arbeitet, desto höher ist sein Bedarf an Glukose.
Wer Zucker mit Süßstoff ersetzt, tut seinem Gehirn also keinen Gefallen – und nimmt obendrein womöglich sogar erst recht zu. Zwar haben Süßstoffe weniger Kalorien, zugleich aber eine unerfreuliche Nebenwirkung: Versuche mit Ratten deuten darauf hin, dass sie Heißhunger verursachen. Wissenschaftler der Purdue University im US-Bundesstaat Indiana gaben zwei Gruppen von Ratten entweder nur Zucker oder in unvorhersehbarem Wechsel Süßstoff oder Zucker zu fressen. Dabei fanden sie heraus, dass die Ratten, die unvorhersehbar Süßstoff bekamen, mehr von anderem Futter konsumierten als ihre ausschließlich mit Zucker gefütterten Artgenossen. Dadurch wurden sie dicker – trotz der Kalorieneinsparung durch den Süßstoff. Zwar sind solche Versuche nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar, aber sie sind ein Indiz.
Für den Diabetologen Peters steht jedenfalls fest: »Süßstoffe täuschen das Gehirn und erregen Appetit, sodass der Mensch letztendlich doch mehr Kalorien zu sich nimmt.« Süßstoff übermittelt eine irreführende Information ans Gehirn. Die menschliche Zunge verfügt über Rezeptoren, die dem Gehirn Süße ankündigen, damit sich der Körper darauf vorbereiten kann und die Nahrung bestmöglich nutzt. Trinkt man eine Light-Limonade, werden diese Süßrezeptoren ebenfalls stimuliert, und das Gehirn erwartet einen Glukoseschub. Der bleibt aber aus – das Gehirn ist verwirrt. Es kann das falsche Süßsignal nicht deuten. Je öfter diese Fehlmeldungen auftauchen, desto größer ist das Durcheinander. »Das Gehirn beginnt, diese verwirrende Situation als Nährstoffkrise zu deuten, und befiehlt dem Körper, mehr Nahrung aufzunehmen«, sagt Peters. Von Light-Produkten hält er nicht viel.
Nicht nur die Chemie des Gehirns bringen Süßstoffe durcheinander. Wer sie isst, erliegt auch leicht einer Illusion. »Dickere Menschen essen häufig Light-Lebensmittel, weil sie Kalorien sparen wollen. Doch rechtfertigen sie damit oft nur ihr Verlangen, mehr zu essen – und tun dies dann auch, ohne schlechtes Gewissen«, sagt Andreas Pfeiffer, Internist an der Berliner Charité. Seiner Ansicht nach kann aber der bewusste, kontrollierte Einsatz von Süßstoffen – neben einem mäßigen Zuckerkonsum – dennoch sinnvoll für eine gesunde und figurbewusste Ernährung sein.
Weil immer mehr Verbraucher künstlichem Süßstoff kritisch gegenüberstehen, setzt die Lebensmittelindustrie seit einiger Zeit auf eine andere, gesund klingende Alternative: Fruchtzucker (Fruktose).
Auch dafür hat Markus Heuvel ein Fass, er rollt es für die Herstellung der Sinalco-Limo »Zitres Light« in die Halle. Neben künstlichen Süßstoffen enthält das Fass rund ein Prozent Fruktose. »Für die geschmacklichen Nuancen«, erklärt der Braumeister und schließt einen Metallschlauch an. »Genieß das Leben«, verspricht die Werbung, »ohne Dich zu belasten.«
Fruktose ist ein Einfachzucker, der in der Natur vor allem in Früchten und Honig vorkommt und zudem weniger dick machen soll als normaler Zucker. Das macht den Stoff für die Industrie so interessant. Wissenschaftler beobachten den Trend, immer mehr Produkte mit Fruktose zu süßen, allerdings mit Sorge. Im Jahr 2005 wiesen Forscher vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke nach, dass Mäuse, die mit Fruchtzucker ernährt wurden, stärker an Körperfett und Gewicht zulegten als ihre mit Zucker oder Süßstoff gefütterten Artgenossen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnte 2009 in einer Stellungnahme explizit vor Limonaden und anderen Lebensmitteln, die mit Fruktose gesüßt werden. Diese würden unter anderem die Fettleibigkeit fördern, »da hohe Fruktosemengen die hormonelle Gewichtsregulierung beeinflussen«. Außerdem steht Fruchtzucker im Verdacht, hohe Leber- und Blutfettwerte zu verursachen.
Beliebt ist Fruchtzucker auch in Produkten für Diabetiker, da seine Verstoffwechselung im Körper kein Insulin erfordert. Diese sogenannten Diätprodukte sollen Zuckerkranken helfen, ihren Blutzuckerspiegel zu regulieren, ohne dass sie auf Süßes verzichten zu müssen. Doch helfen sie in Wirklichkeit vor allem den Herstellern, höhere Verkaufszahlen zu erzielen. Denn neuere Studien ziehen den Nutzen dieser Lebensmittel in Zweifel. Ende 2010 wurde daher die Diätverordnung geändert: Diabetikerprodukte dürfen nur noch bis Oktober nächsten Jahres in den Handel gebracht werden.
Das neueste Süßungsmittel, auf das die Industrie große Hoffnungen setzt, ist Stevia. Es wird aus einer Staudenpflanze gewonnen und scheint auf den ersten Blick nur Vorteile zu haben: Stevia ist um ein Vielfaches süßer als Zucker, praktisch kalorienfrei und dabei zahnfreundlich. Das Extrakt der ursprünglich aus Paraguay stammenden Pflanze wird in vielen Ländern wie den USA, Japan, Australien und Brasilien bereits als Zuckerersatz verwendet, in der EU wird mit der Zulassung im Laufe der kommenden Monate gerechnet.
Aber: »Wie alle Zuckerersatzstoffe ist Stevia nicht frei von Nachteilen«, sagt Wolfgang Meyerhof, Leiter der Abteilung Molekulare Genetik am DIfE. Das Extrakt schmeckt leicht nach Lakritz, manche sagen auch: metallisch oder bitter. In den Labors der Industrie wird fieberhaft daran gearbeitet, den Beigeschmack loszuwerden. Wenn das klappt, könnte Stevia für Unternehmen wie Schwartau, Schneekoppe und Sinalco die neue Wunder-Applikation sein. Denn der Stoff ist ein Naturprodukt, und Naturprodukte haben ein gutes Image. Allerdings sei auch der grüne Knollenblätterpilz ein Naturprodukt, sagt Meyerhof, der die Euphorie für übertrieben hält: »Stevia wird in einzelnen Produkten vielleicht erfolgreich sein, aber wer glaubt, Stevia könne Zucker vollständig ersetzen, der ist naiv.«
Dennoch sind auch die Ernährungsforscher gespannt, denn jeder neue Süßstoff, der auf den Markt kommt, ist zugleich ein Großexperiment mit Millionen von Verbrauchern, die man in epidemiologischen Studien befragen kann. Wenn Stevia ungesund ist, werden wir es eines Tages wohl erfahren.
Kommentare
Befund oder Hypothese ?
Kann mir das mal bitte jemand in eine Sprache übesetzen, die man mit einiger biologischer Vorbildung verstehen kann ?
"Trinkt man eine Light-Limonade, werden diese Süßrezeptoren ebenfalls stimuliert" (bis hierhin ist noch alles klar und auch korrekt)
, und das Gehirn erwartet einen Glukoseschub. Der bleibt aber aus – das Gehirn ist verwirrt."
Ist das "verwirrte Gehirn", das etwas "erwartet" eine Hypothese oder ein Befund ? Wenn letzteres der Fall ist - wie sehen die Befunde aus, aufgrund derer diese Interpretationen gemacht werden?
Der wissenschaftliche Link
Ist die Sekretion von Insulin, die sowohl nach Süßstoff als auch nach Zuckerkonsum im menschlichen Körper von statten geht.
Wird Zucker zu sich genomen, steigt der Blutzuckekrspiegel erst kurz an, durch das ausgeschüttete Insulin wird der zucker aber in die Zellen transportiert, der Blutzuckkerspiegel normalisiert sich.
Bei dem Konsum von Süßstoff wird ebenso Insulin ausgeschüttet, da aber keine Zuckerzufuhr von statten geht, sinkt der Blutzuckkerspiegel, was zu einem niedrigen BZSpiegel führt, was dann zu Heißhunger führt. Dies ist auch der Mechanismus, der in dem im Artikel angesprochenen Rattenexperiment angeführt wurde.
Es geht also eher um ein Hormonungewicht, als um ein "verwirrtes" Gehirn.
Zu Komentar 2: fehlinformation in der Zeit. siehe etwa: http://www.ncbi.nlm.nih.g... .
Insulinsekretion lässt sich durch Infusion von Süßstoffen triggern. Der Geschmack hat hierbei nichts zu tun, sehr wohl jedoch die in die Blutbahn gelangenden Süßstoffe.
zum Artikel: Mhja, und wieder wird die Cola als Süßer Feind angeführt. Orangen- und Apfelsaft enthalten je 100 ml gleich viel Zucker wie Cola.
davon abgesehen: Es gab noch keine epidemiologische Studie, in der Diät-Varianten einen Rückgang in der diabetesrate oder dem BMI gezeigt hätten. Zusätzlich dazu kommen nicht evaluierbare kanzerogene Gefahren der unbekannten chemischen Substanzen.
Zucker ist nicht so schlecht wie sein Ruf, und absolut gesund wenn in Maßen koknsumiert.
Richtig formuliert hat jeder recht...
Auf der einen Seite ist das Gehirn verwirrt:
"Für den Diabetologen Peters steht jedenfalls fest: »Süßstoffe täuschen das Gehirn und erregen Appetit, sodass der Mensch letztendlich doch mehr Kalorien zu sich nimmt.« Süßstoff übermittelt eine irreführende Information ans Gehirn. Die menschliche Zunge verfügt über Rezeptoren, die dem Gehirn Süße ankündigen, damit sich der Körper darauf vorbereiten kann und die Nahrung bestmöglich nutzt. Trinkt man eine Light-Limonade, werden diese Süßrezeptoren ebenfalls stimuliert, und das Gehirn erwartet einen Glukoseschub. Der bleibt aber aus – das Gehirn ist verwirrt."
Im nächsten Artikel (http://www.zeit.de/2008/1...) wird festgehalten, dass kein Insulin produziert wird:
"Der behauptete Zusammenhang zwischen Geschmack und Insulinproduktion ist jedoch eine Legende. Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse produziert, und ausgelöst wird diese Produktion nur durch einen hohen Blutzuckerspiegel und nicht durch Geschmackssignale aus dem Gehirn. Das wurde in empirischen Studien überprüft."
Ob Diätcola wirklich hilfreich ist, kann nur ich wirklich objektiv beurteilen: Durch Abschätzung des Gewichts der Menschen, die ich Diätcola habe trinken sehen, kann ich versichern, dass Diätcola nichts bringt!!
Ursache und Wirkung?
Vorweg: Inhaltlich möchte ich Ihnen garnicht wiedersprechen. Zucker-Ersatzstoffe halte ich für wenig sinnvoll. Entweder es besteht Nahrungsbedarf, dann sollte gegessen werden und es darf ruhig Energie drin sein, oder es besteht kein Bedarf, dann sollte man auch nicht mehr essen. Wer einfach zum Zeitvertreib isst, wird das Problem wahrscheinlich auch nicht durch Zusatzstoffe lösen.
Trotzdem ist Ihr Argument fehlerhaft: "Ob Diätcola wirklich hilfreich ist, kann nur ich wirklich objektiv beurteilen: Durch Abschätzung des Gewichts der Menschen, die ich Diätcola habe trinken sehen, kann ich versichern, dass Diätcola nichts bringt!!"
Mit dem Argument könnte man auch die Wirksamkeit so ziemlich aller Medikamente "wiederlegen": Wer Blutdrucksenker nimmt, hat häufiger hohen Blutdruck (was Ursache und was Wirkung ist, sei dahingestellt.), wer Antibiotika nimmt, hat öfter Lungenentzündung usw.
Stevia ist ungefährlich und ein guter Zuckerersatz
Es ist seit Jahren schon von mir und vielen anderen im Gebrauch. Und es gibt auch Stevia ohne Bitterstoffe, nicht mal teuer und kalorienfrei, macht nicht dick und süßt den Kaffee.
Der einzige Grund, warum dieser natürliche Süßstoff bei uns im Gegensatz zu Frankreich und anderen Ländern noch nicht frei gegeben ist, ist der Profit und die Lobby, die die Zuckerindustrie hat. Südzucker erhält außerdem noch Millionen Subventionen von der EU. Weg damit!
Stevia "nicht mal teuer"?
Bisher habe ich Stevia nur teuer gesehen und deshalb bei all den Nachrichten, dass es schmackhaft, gesund, da traditionell in anderen Ländern verzehrt und gut zu dosieren sei, von einer Anschaffung abgesehen.
Über Quellenangaben gern per PM bei ZEIT über mein Profil würde ich mich freuen
Danke, sehr geehrter Wanderfalke,
für Ihre ausführliche Antwort.
Leider bin ich von der Stichhaltigkeit der Behauptungen im Artikel immer noch nicht restlos überzeugt.
"Insulinsekretion lässt sich durch Infusion von Süßstoffen triggern. Der Geschmack hat hierbei nichts zu tun, sehr wohl jedoch die in die Blutbahn gelangenden Süßstoffe."
Nun, zunächst wird ja im ZEIT-Artikel behauptet, der Geschmack sei ausschlaggebend (für die "Erwartung" des Gehirns und seine spätere "Verwirrung"). Wie wird die Verbindung zwischen Geschmacksknospen auf der Zunge, höheren geschmacksverarbeitenden Zentren im Gehirn und den Langerhansschen Inseln hergestellt ? Wissen es die Autoren des Artikels ? Weiß es irgendjemand ? Ist es schon mal gezeigt worden ?
Der Link, den Sie anführen, verweist auf eine Studie von 1987 (!) an Mäusen. Gibt es dazu Studien an Menschen ? In der biomedizinischen Forschung dürfte nichts leichter sein, als die Insulinausschüttung nach Zucker- oder Süßstoffkonsum (mit den geeigneten Kontrollen, verblindet usw.) zu vergleichen.
Vermutung
Der Blutzuckerspiegel wird in meiner Erinnerung über Hormone gesteuert, Glukagon und Insulin. Da das gustatorische System u.a. auch in den Hypothalamus verschaltet ist, der wieder direkt bzw. indirekt über die Hypophyse allerlei Hormonelles zu regeln bzw. anzustoßen vermag, vermute ich, dass das Wahrnehmen eines bestimmten Geschmacks, der mit dem Eintreffen einer bestimmten Substanz assoziiert ist, tatsächlich über den Hypothalamus / die Hypophyse zu Ausschüttungen entsprechender Hormone führen kann.
Ich lasse mich aber auch gern eines besseren belehren.