Rätselhaftes geschieht in Oberammergau. In Messgeräten tockert es, Hunde und Katzen haben eitrige Augen, Menschen leiden unter Schlaflosigkeit, Herzrasen, Blutdruckschwankungen und Kopfschmerzen. Selbst der Pfarrer ist vom Übel befallen. Vor allem aber leiden die Menschen unter Angst – Angst vor Mobilfunkstrahlen.
Im Zentrum der Angst steht eine unbestreitbare Tatsache: Die Firma T-Mobile hat ihre Sendemasten in Oberammergau und anderen Gemeinden im Ammergauer Tal umgerüstet. Drahtlose Verbindungen ins Internet übertragen die Daten nun noch schneller als vordem, wie Markus Jodl, T-Mobile-Sprecher für Bayern, nicht ohne Stolz mitteilt. Sendeleistung und Frequenz sind unverändert – das hat das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) inzwischen nachgemessen. Die Werte betragen überall im Ort fünf Prozent des Grenzwertes – das ist leicht über dem Durchschnittswert in Bayern.
Angefangen hat es mit einem Mann vom Staffelsee, der aus dem Urlaub gekommen war und nicht mehr schlafen konnte. Der Mann wandte sich an Werner Funk, der wirklich so heißt und von Beruf Diplomingenieur für Nachrichten- und Hochfrequenztechnik ist, zudem Mitglied der Bürgerinitiative Strahlenfreier Ammergau. Die Oberammergauer pflegen sich an Funk zu wenden, wenn sie den Verdacht hegen, ihre Häuser könnten voller Elektrosmog sein – stamme er nun vom schnurlosen Telefon oder vom Wireless-LAN-Sender, mit dem der Nachbar sein Notebook drahtlos ans Internet anschließt. Dieser Tage, so sagt Funk, komme er mit dem Messen "kaum noch hinterher".
Bei dem Schlaflosen vom Staffelsee musste Elektrosmogingenieur Funk zweimal anrücken, dann hatte er es erfasst, dieses "Tock, tock, tock". Es handelte sich, wie Funk sachlich mitteilt, um "eine WLAN-ähnliche Modulationsfrequenz von circa zehn Hertz".
Besagte Frequenz maß Funk auch in der Wohnung der Müllers im Zentrum von Oberammergau, gegenüber dem Mobilfunkmasten. Funk fuhr die Gegend ab – und siehe da, an jedem T-Mobile-Masten schlug, "tock, tock, tock", sein Messgerät an. An den anderen Masten war nichts zu hören. Das LfU maß das Tockern nirgendwo.
Kommentare
Anekdote zum Thema:
Eine Freundin war früher leidenschaftliche Amateurfunkerin und hat deswegen zusammen mit dem Vater eine recht hohe Antenne im Garten aufgebaut.
Sofort kamen Beschwerden aus der Nachbarschaft: Schlechter Fernseh-/Radioempfang, Kopfschmerzen, das ganze Programm. Und da kann ja nur die neue Antenne dran schuld sein!
Der Vater hat die Beschwerdeführer dann jedesmal in den Garten geführt, ihnen die Antenne gezeigt und dann darauf hingewiesen, dass sie das Kabel noch nicht angeschlossen hätten...
Marktchance: menschlicher Bioindikator
Wenn die Strahlenwerte nicht nennenswert höher sind als anderswo in Bayern und wenn anderswo nicht in diesem Umfang solche drastischen Beschwerden auftreten, dann - ja dann haben wir es hier mit einer statistisch ganz ungewöhnlichen Ansammlung ganz ungewöhnlich sensibler Menschen zu tun.
Könnten man ihnen nicht, ganz wie bei Medikamentenversuchen, gut bezahlte Jobs als 'Probereisende' geben, um in anderen Gegenden vielleicht verborgene Strahlenquellen vielleicht sogar ganz neue Strahlenquellen zu entdecken?
Sie halten das für lächerlich?
Nun, ich ehrlich gesagt auch, aber die Grenze zur Lächerlichkeit hätte ich schon etwas früher gezogen.
Herzlichst Crest
Im Mittelalter waren es die Hexen
Während der Kleinen Eiszeit in Europa , Ende des 17. Jahrhunderts bis Anfang des 18. Jahrhunderts, wurden im deutschsprachigen Raum ca. 22.000 sogenante Hexen und Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie angeblich für die sehr niedrigen Temperaturen in dieser Zeit verantwortlich waren.
Die Anzahl der Verbrannten war erheblich höher als die der sog. hingerichteten Hexen in Spanien einige Jahrhunderte früher.
Interessant ist, dass viele der sog. Hexen und Hexer selbst daran glaubten, dass sie für die niedrigen Temperaturen und die Folgen verantwortlich waren und teilweise selbst ihre Verbrennung forderten. Dabei kamen die Hingerichteten aus allen Bevölkerungsschichten.
Der grösste Druck zur Verfolgung der Hexen kam nicht von der Kirche, sondern von den Bevölkerung selbst, sowohl in katholischen wie in protestantischen Gebieten.
Soweit wird es in Bayern wohl nicht kommen. Aber es war alles, in welcher Form auch immer, schon einmal da.