Der Psychiater, dem sich Anton Reber* vor einigen Jahren anvertraute, war geschockt. »Mit jemandem wie Ihnen«, sagte er, »kann ich nicht arbeiten.« Dann ließ er seine Sekretärin Adressen von Bewährungshelfern heraussuchen – Bewährungshelfer für »Kinderschänder«, wie er sagte. Nach diesem Arztbesuch wollte sich Reber vor die S-Bahn werfen.
40 Jahre lang hatte er geschwiegen, war allein geblieben mit seinen Ängsten und seiner Sehnsucht, dem Verlangen nach Sex mit Minderjährigen. Reber wünscht sich Geschlechtsverkehr mit Mädchen im Alter von acht bis zwölf Jahren. In seinen erotischen Träumen stellt er sich vor, wie sie ihn oral befriedigen. »In meiner Fantasie tun die Mädchen es immer freiwillig«, sagt er.
Anton Reber ist Mitte 50 und stammt aus dem Ruhrgebiet. Schon während der Mittelschulzeit wurde ihm klar, dass er anders war. Nicht die pubertierenden Mitschülerinnen fand er sexuell attraktiv, sondern kleine Mädchen. Das ist bis heute so geblieben. Er meidet Parks, Spielplätze, Schwimmbäder und andere Orte, an denen sich viele Kinder aufhalten. Sein Pädagogikstudium brach er ab, aus »Angst vor der Gelegenheit«, wie er sagt. Wenn ihm ein Kind entgegenkam, wechselte er die Straßenseite. Niemals hat Reber einem Mädchen etwas angetan. Doch sein Zweifel blieb: Würde er sich immer beherrschen können?
Viele Ärzte und Therapeuten weisen Menschen wie Reber ab. Klaus Beier jedoch, Leiter des Instituts für Sexualmedizin der Charité in Berlin, geht einen anderen Weg. »lieben sie kinder mehr als ihnen lieb ist?«, steht auf den Werbeplakaten für das Präventionsprojekt »Im Dunkelfeld« seines Instituts; und – unter dem Motto: »Kein Täter werden« – eine Kontakt-Telefonnummer. Der Grundgedanke: Pädophile bekennen sich freiwillig zu ihrer Neigung und lassen sich von Fachleuten helfen.
»Da wird sich sowieso keiner melden«, meinten Skeptiker, als das Projekt vor gut drei Jahren anlief. Doch das Team um Klaus Beier kann den Andrang kaum bewältigen. Mehr als 500 Betroffene haben bereits angerufen, darunter nur zwei Frauen. Einige der Anrufer stammen aus dem Ausland, aus Österreich und der Schweiz. Über 300 stellten sich im Institut vor und füllten seitenweise Fragebögen zu ihrem sexuellen Erleben und Verhalten aus: »Welche Fantasien haben Sie bei der Selbstbefriedigung?« oder: »Wie schätzen Sie selbst Ihre sexuelle Orientierung ein? Auf Frauen? Auf Männer? Auf Mädchen? Auf Jungen?« Annähernd 150 Bewerbern wurde schließlich ein Therapieplatz angeboten. Einer davon war Anton Reber.
Etwa die Hälfte der Personen, die sich bisher an die Charité gewandt haben, hatten bereits einen sexuellen Übergriff auf ein Kind begangen; fast jeder Dritte in den letzten sechs Monaten. Wer dabei in den Fokus der Justiz geraten ist, hat allerdings keine Chance auf einen Therapieplatz im Berliner Projekt. Die Bewerbung könnte dann »viel zu leicht instrumentalisiert werden, um die Richter gnädig zu stimmen«, sagt Beier. Und Eigenmotivation sei mitentscheidend für den Therapieerfolg.
Die Ursachen der Pädophilie sind der Wissenschaft noch immer ein Rätsel. »Wer erklären kann, wie die pädophile Neigung entsteht, der ist ein Kandidat für den Nobelpreis«, sagt Beier. Die meisten Experten gehen von einer Kombination aus genetischen, sozialen und psychologischen Faktoren aus. Den »typischen Pädophilen« gibt es nicht. Die Altersspanne der Personen, die sich an der Charité gemeldet haben, reicht von 17 bis 67 Jahren. Sie stammen aus allen Gesellschafts- und Bildungsschichten. Fast 40 Prozent haben Abitur, rund 60 Prozent den Haupt- oder Realschulabschluss. 58 Prozent sind auf Knaben orientiert und 42 Prozent auf Mädchen.
Kommentare
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Ganz so schlimm ist es nicht
Oberchecker.Unser neuer Verbündeter im Kampf gegen den bösen US-Imperialismus und das internationale Ju..., äh, den Zionismus, die islamische Republik Iran, hat das Heiratsalter für Frauen von 9 Jahren auf immerhin 12 hochgesetzt.
Dein Kommentar XD
.... hat erstmal wenig mit Pädohilen und Kinderrechten zu tun, deshalb verstehe ich es nicht ganz. Ich antworte aber dennoch.
"Ju..., äh, den Zionismus"
Zwische Judentum und Zionismus besteht ein Unterschied, wenn du das nicht erkennst, das gleichzusetzen ist gar eine Beleidigung des Judentums. Zionismus ist eine umstrittene politische Ideologie, das Judentum ist eine jahrtausendealte Religion und Kultur.
"böser US-Imperialismus"
Ich wüsste nicht, das Imperialismus etwas harmloses ist. Natürliuch geht Antiimperialismus heutzutage oft auch mit Antiamerikanismus umher. Es fällt Menschen offensichtlich immernoch schwehr zwischen Völkern, Ländern - und Politik zu unterscheiden. Sich gegen Imperialismus auflehnen, geht er nun von europäischen, asiatischen Staaten oder von den USA aus- sollte man nicht versuchen zu verharmlosen. ich rate dir mal das Buch "Confessions Of An Economic Hitman" zu lesen. Das wird deine Einstellung zum modernen Imperialismus etwas schärfen.
# U. Lachmann
Das nenne ich mal echten Fortschritt. Wenn das das so ist, bin ich ja beruhigt.
Gute Sache!
Ich habe schon öfter von dem Projekt gehört, wenn es derart erfolgreich ist, dann sollte man es schnellstmöglich auf ganz Deutschland ausweiten! Die Kosten können doch in keinem Verhältnis zu den Kosten stehen, die ein langjähriger Gefängnisaufenthalt mit sich bringen würde. Von dem Elend, welches ein missbrauchtes und evtl. getötetes Kind mit sich bringen würde, gar nicht zu sprechen. Offensichtlich sind viele der betroffenen Personen sich ihrer Situation sehr deutlich bewusst und stehen ihr mehr oder weniger hilflos gegenüber. Es ist richtig ihnen entgegenzukommen.Sicher kann man auch das Projekt noch größer fassen, meines Wissens (laut Interview auf DLF oder so) nimmt die Carite nur rein pädophile Täter auf (die welche Kinder wirklich anziehend finden und sogar in sie verliebt sind), der potentielle Täterkreis ist aber viel größer. Zu dem gehören oft selbst in ihrer Kindheit missbrauchte Männer, die die erlebten Demütigungen durch erneuten Missbrauch weitergeben, oft mit einer sadistischen Komponente. Es gilt zu herauszufinden, ob man die nicht auch erreichen kann. Bestimmt sind bei denen die Heilungschancen sogar noch viel größer, da sie nicht quasi "von Natur aus" auf Kinder fixiert sind.Ich halte die Charite für mutig und bahnbrechend (Dank auch an die VW-Stiftung)! Gibt es auf der Welt überhaupt ein vergleichbares Projekt? Meistens konzentriert sich die Debatte um Pädophilie ja doch nur um die Nachsorgung bzw. Höhe und Härte der Täterbestrafung (die zweifellos auch wichtig ist, aber Prävention ist eindeutig der bessere Weg für alle Beteiligten).