Ausländer machen sich gern über uns lustig: So wenig gutes Wetter – und so viele Solaranlagen. Obwohl Deutschland nicht zu den sonnigen Ländern auf dem Planeten zählt, stehen tatsächlich nirgendwo mehr Solarstromanlagen. Der Boom ist allerdings künstlich. Und er kostet die Stromverbraucher ein Vermögen.
Die Summe lässt sich ziemlich genau beziffern: Allein die im Jahr 2009 zu erwartende Installation neuer Solarmodule wird die Verbraucher in den nächsten 20 Jahren gut zehn Milliarden Euro kosten. Dafür kommen pro Jahr zusätzlich rund 1,8 Milliarden Kilowattstunden Sonnenstrom aus den Steckdosen, das entspricht etwa 0,3 Prozent des gesamten gegenwärtigen Stromverbrauchs. Es ist fast nichts.
Doch zehn Milliarden Euro kosten nur die neuen Anlagen. Was bis 2008 errichtet wurde, verursacht über die Jahre sogar Mehrkosten von 30 Milliarden Euro. So hat es jedenfalls das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen ausgerechnet.
Und die Kostenlawine wächst. Wenn sich die Prognose des Verbandes der europäischen Photovoltaikindustrie bewahrheitet, werden bis 2013 in Deutschland so viele Anlagen installiert sein, dass die Kosten auf gut 77 Milliarden Euro wachsen – und zwar inflationsbereinigt.
Die Einspeisevergütung hält den Preis für Solarstrom künstlich hoch
77 Milliarden Euro! Es ist nicht die Solartechnik selbst, die diese immense Last erzeugt; es sind die deutschen Förderparagrafen, aufgeschrieben im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Danach erhalten die Erzeuger von Solarstrom für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde einen bestimmten Geldbetrag, der sämtlichen Stromverbrauchern in Rechnung gestellt wird. Der Betrag, Einspeisevergütung genannt, richtet sich nach der Größe der Solaranlage und nach dem Jahr ihrer Installation. Zum Beispiel beträgt er 43,01 Cent für Strom aus kleinen Dachanlagen, die in diesem Jahr installiert werden. Das Geld erhält der Betreiber der Solaranlage für jede Kilowattstunde, und zwar 20 Jahre lang, in dem Fall also bis zum Jahr 2029.
Nach demselben Prinzip garantiert das geltende Recht Einspeisevergütungen für Strom aus Solaranlagen, die nächstes oder übernächstes Jahr gebaut werden – wieder auf 20 Jahre. Pro Kilowattstunde sind diese Garantien zwar etwas niedriger als die für die älteren Anlagen. Trotzdem nehmen die Kosten für die Bürger Jahr um Jahr zu: Sie müssen noch auf Jahre hinaus für den teuren Solarstrom aus den Altanlagen zahlen und obendrein für den zwar etwas weniger teuren, dafür aber reichlicher fließenden Strom aus den Neuanlagen.
Kommentare
Mann o Mann, wie kurzsichtig!
Herr Vorholz,
was Sie nicht vertehen (wollen?) ist, dass ohne grosszuegige Subventionen am Anfang, solch massive Kapaziaetserweiterungen bei den Herstellern nicht stattgefunden haetten und weiterhin (trotz Krise) weltweit nicht stattfinden wuerden. Ich will sogar soweit gehen zu sagen, dass das EEG mit der 20 Jahre Investitionsgarantie das einzig sinnvolle und wirksame Modell darstellt. Hier in den USA ziert man sich und zoegert oder versucht alternative Modelle. Konsequenz - Nichts geht oder nur wenig.
Die jaehrliche Reduktion der Einspeisetariffe von 8% oder mehr ist ein angemessener Weg die Branche langsam und behutsam vom Tropf zu nehmen. Die Verwalter des Programms behalten sich sogar vor, diese Anpassung flexibel zu erhoehen oder zu veringern.
In der Solar PV Branche sind es hauptsaechlich die rasch sinkenden Grenzkosten bei Kapazitaetsausbau, die die Herstellkosten fallen lassen. Preise reagieren hingegen selbstverstaendlich den jeweils vorliegenden Marktbedingungen.
Als "Moore's Law Equivalent" gilt in unserer Branche, dass jede Verdopplung der Produktionskapazitaet die Kosten um 20% senkt. Lasset uns verdoppeln und vervierfachen, bis auch Sie sich eine Anlage leisten wollen....
Marcus Maedl
San Diego, CA
das nächste Milliardengrab
Das EEG ist zweifellos ein sinvolles Instrument, wenn - ja, wenn - der Gesetzgeber erzielte Kosteneinsparungen der Anbieter sogleich mit entsprechend sinkenden Einspeisevergütungen abschöpfen würde. Leider tut er das nicht. Die jährlichen Zubaurekorde lassen sich in Deutschland nämlich nur unter der Vorraussetzung beibehalten, dass sowohl Betreiber als auch Anbieter der Anlagen sich auf Kosten der Stromverbraucher eine goldene Nase verdienen.
Sobald die Einspeisevergütung deutlich heruntergesetzt würde, sodass sich nur noch Anlagen an günstigen Standorten rentieren, würde der künstliche Boom sofort in sich zusammenbrechen. Inzwischen schmücken sich aber schon zuviele Politiker mit den herbeisubventionierten Arbeitsplätzen und haben ihren Wählern die Gewinne der PV-Branche als erfolgreichen Umweltschutz verkauft. Darum muss der Krug nun zum Brunnen gehen bis er bricht.
Desinformation
Bei Desertec geht es nicht um Photovoltaik, sondern um Solarthermie. Das eine hat mit dem anderen nur die Energiequelle gemeinsam, sonst kaum etwas. Soll beim Leser der Eindruck entstehen, dass man in Afrika riesige Flächen mit photovoltaischen Modulen hinstellen will? Das wäre ja auf Grund der offensichtlichen Unwirtschaftlichkeit wirklich lächerlich.
Nein hier werden viele Milliarden für viel Strom und wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand in einer Reihe von Ländern in Nordafrika investiert.
Und das ist auch gut so. Haben Sie, Herr Vorholz bessere Alternativen anzubieten?
Wohlstand, aber sicher doch...
Nein hier werden viele Milliarden für viel Strom und wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand in einer Reihe von Ländern in Nordafrika investiert.
Ganz bestimmt wird hier in den Wohlstand Nordafrikas investiert. Allianz, Münchner Rück, Deutsche Bank, alle zusammen die neue Heilsarmee.
Bisher war Afrikas Lohn für die ausgebeuteten Bodenschätze Krieg, Armut und Umweltzerstörung, aber ab morgen wird alles besser, gaaaanz sicher.
Man braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, dass hier die nächste Spekulationsblase aufgeblasen wird. Ob die Sache je rentabel arbeiten wird, ist überhaupt nicht sicher. Allein das ständig wachsende Wohlstandsgefälle mit seinen daraus resultierenden Konflikten birgt genügend Sprengstoff, das Projekt trotz territorialer Risikoverteilung zum Scheitern zu bringen. Oder reist die Bundeswehr in alter Rommeltradition dann als Schutzmacht nach Nordafrika? Afrika wird sich nicht auf ewig vom reichen Westen an der Nase rumführen lassen.
Ihre Äußerungen erinnern mich an die leeren Versprechungen unserer Berufspolitiker.
Wer weiß...
wie teuer der Atomstrom uns noch wird ? Die Sauerei mit der Asse u.s.w. wird uns noch eine Rechnung bringen.
Wenn die westliche Welt nicht jetzt langsam aufwacht und erkennt dass nur über eine konsequente Nutzung der Sonnenenergie die Menschheit weiterhin den heutigen Wohlstand geniessen und auch noch für andere Länder bereitstellen kann, dann ist uns wohl nicht zu helfen.
Das Desertec Projekt geht in die richtige Richtung sollte aber viel stärker von der Politik begleitet werden.
Es liegen immense Chancen in der Nutzung von Wüstengebieten zu Energieerzeugung über Solarthermie (oder Windenergie).
Ja, und natürlich müssen die Länder die diese Gebiete besitzen mit einbezogen werden und davon profitieren.
Auf jeden Fall ist Solarthermie in der Sahara wesentlich effektiver als alle PV in unseren Breitengraden.
Die Hürden für Desertec und verwandte Projekte sind nicht technischer Art, sondern politischer. Wie kann man für eine Sicherheit der Anlagen und Investitionen sorgen. Hier muss ein Weg durch die Politik gefunden werden.
Wenn das gelingt ist der Rest ein reines Rechenexempel.
Und dabei geht es nicht nur um den Stromverbrauch sondern um den Gesamtenergieverbrauch unserer Gesellschaft.
(siehe auch meine Beiträge, Kommentare auf zeit online)