Sie sind die Zeugen dieser Geschichte: zwei klobige Brocken Silber. Matt glänzend liegen sie in einer Vitrine des Dresdner Museums für Mineralogie und Geologie. Der eine ist faustgroß. Er wiegt 600 Gramm, der andere an die sieben Kilo. Beide hat man in der Zeit des großen "Berggeschreys" im westlichen Erzgebirge aus dem Gestein gehauen, wohl im Jahre 1477. Der Überlieferung nach sind sie Bruchstücke des sagenhaften Naturtisches aus massivem Silber, an dem der kursächsische Herzog Albrecht mit seiner Gefolgschaft "in der erden schoss", nämlich in einem Stollen der Schneeberger Fundgrube Sankt Georg festlich gespeist haben soll.
Die Erschließung reicher Silberadern "uff dem sneeberge" hatte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Tausende Menschen in das mitteleuropäische Dorado gelockt: Bergleute, Wünschelrutengänger, Hüttenarbeiter, Köhler, Montanunternehmer – arme Teufel, Glücksritter und Spekulanten aller Art. Fieberhaft trieben sie Schächte und Stollen in die Flanken der Berge, leiteten Bachläufe um, setzten Hüttenwerke in die Täler. Der erste Rausch währte nur wenige Jahre, aber er hinterließ tiefe Narben im Antlitz der Landschaft. Die Wälder wurden abgeholzt, Felder durch Abraumhalden verwüstet, Bäche mit blei- und arsenhaltigen Grubenwässern vergiftet. Rauchschwaden aus zahllosen Meilern und Schmelzöfen verpesteten die Luft.
Als 1511 die Silberminen von Schneeberg fürs Erste erschöpft schienen oder abgesoffen waren, erscholl das "Berggeschrey" andernorts – jenseits des Erzgebirgskamms, im böhmischen St. Joachimsthal, dem heutigen Jáchymov. Aus dem dort zutage geförderten und verhütteten Feinsilber prägten die Landesherren, die Grafen Schlick, den Joachims thaler Guldengroschen. Er gab dem Taler seinen Namen – und gut 250 Jahre später dem US-Dollar, der heutigen Leitwährung der Globalisierung.
Wer in diesen Tagen die akut vom Verfall bedrohte Pracht Jáchymovs erlebt oder aber die liebevoll restaurierte Herrlichkeit des erzgebirgischen Freiberg (mit seinem kostbaren Dom) und die der anderen Silber-Städte Sachsens , der mag sich kaum vorstellen, dass es schon damals kritische Geister gab, die nach dem Preis für all diesen Glanz fragten. Nach den Folgen, die der Raubbau an der Natur mit sich brachte. Aber es gab sie.
Einer von ihnen war der Philologe und Gymnasiallehrer Paul Schneevogel, der seinen Namen als wahrer Humanist latinisiert hatte und sich Paulus Niavis nannte. Geboren wurde er wohl um 1460 im böhmischen Eger (heute Cheb). Seine Schulzeit verbrachte er in Plauen. An der damals hoch geschätzten Universität Ingolstadt machte er seinen Baccalaureus, in Leipzig den Magister. Seine Laufbahn führte ihn später von Chemnitz über die Oberlausitzer Tuchmacherstadt Zittau nach Bautzen, wo er bis zu seinem Tod um 1517 als Stadtschreiber amtierte.
1492 veröffentlichte er in Leipzig eine kleine allegorische Erzählung, natürlich auf Latein: Iudicium Iovis – Das Gericht Jupiters, gehalten im Tal der Schönheit… Mit heutigen Augen gelesen, entpuppt es sich als ein frühes und radikales grünes Manifest.
Die Handlung: Ein Eremit gerät auf einer Wanderung durchs Erzgebirge unversehens in ein felsumschlossenes Tal. Inmitten üppiger Blumen und balsamischer Kräuter belauscht er dort eine Gerichtsverhandlung der antiken Götter. Unter Jupiters Vorsitz halten sie Tribunal über den homo montanus, den Bergmann. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung und Schändung der mater terra, der Mutter Erde, durch das Eindringen in ihre Eingeweide, in ihre Gebärmutter, die matrix.
Kommentare
Avatar: Ein Wirtschaftssystem öffnet die Büchse der Pandora
Avatar sei "obskurer Schund", war neulich in einer Hamburger Illustrierten zu lesen.
Der atemberaubend inszenierte Film zeigt den Kampf eines Naturvolkes gegen ein Wirtschaftssystem, das ohne Zuführung immer neuer Ressourcen selbst vor dem Kollaps steht, und daher dem Volk der Na’vi nur die Wahl zwischen Kampf und Untergang lässt.
Der Film Avatar zeigt unsere moegliche Zukunft, wie sie sich eventuell in den naechsten Jahrzehnten abspielen koennte.
Es geht in Avatar um den Ressourcenhunger des Wirtschaftssystems, die Energiereserven der Erde sind erschoepft, und ein Metall zur Energiegewinnung auf einem fernen Planeten, Pandora, kann die Erde oder besser eben dieses System retten. Im Film ist denn auch ganz realistisch die Rede von zurueckliegenden Kriegen gegen Venezuela und Nigeria, also gegen zwei Laender mit Oelreserven.
Der Film symbolisiert eine uns möglicherweise bevorstehende Periode der Umwälzung, von Kriegen, heftigster Klassenkämpfe.
„Obskurer Schund“ ist nur die sich als Wirtschaftswissenschaft ausgebende neoliberale Theologie unserer „Eliten“, die damit ihre Besitzstände ideologisch absichern wollen, und die uns das ganze Elend einbrocken. Man kann nicht erwarten, dass deren Vertreter den Film mögen.
In Avatar taucht man in eine wunderbare Welt ein, die in eine Kammer des Schreckens verwandelt zu werden droht. Man blickt in die Büchse der Pandora. Ganz grosses visionäres Kino.
Wem gehört die Erde?
Das ist doch zwischenzeitlich geklärt:
Der freiheitlichsten und demokratischsten Nation der Welt, der die Ressourcen des eigenen Kontinents nicht ausreichen.
Was heißt hier "plündern"?
Der Mensch "plündert" die Natur nicht, er kultiviert sie. Und das ist auch gut so. Oder möchte hier jemand wie die Neandertaler leben?
flächendeckende Leberwurstversorgung
Ich denke nicht, dass beispielsweise eine flächendeckende Versorgung mit Leberswurst Anspruch einer reflektierten Gesellschaft sein sollte - oder finden sie es richtig das allein in Deutschland täglich über 100000 Schweine am Fließband 'ab'-geschlachtet werden um uns diesen Standart zu ralisieren - kultivieren....was für ein Wort :-(
Netur-"Kreislauf"?
In geologischer hinsicht ist es belanglos, was wir tun. In wenigen Jahrhunderttausenden dürften die Spuren unserer Zivilisation kaum noch erkennbar sein, dürften vom allgemeinen geologischen und biologischen Wandel verwischt worden sein.
Appropos Nachhaltigkeit - der geschlossene Kreislauf ist eine menschliche Fiktion. Gebirge entwickeln sich, Böden entwickeln sich, Arten entwickeln sich. Kommen und vergehen.
Nur ist das nach den Maßstäben der menschlichen Zivilisation alles ein bischen langsamer.
Der Fokus der Öffentlichkeit richtet sich derzeit auf die Abhängigkeit der Gesellschaft vom fossilen Kohlenstoff. Ob nun die Schrumpfung der "Ressourcen", oder die Anreicherung des verbrannten Kohlenstoffes in Atmosphäre und Ozean - die hier offensichtliche Begrenztheit erzeugt Unbehagen.
Aber auch die Umstellung auf "regenerative Energie" düfte kaum den zu 100% geschlossenen Kreislauf bringen - den gibt es selbst in der Natir nicht.