"Die Zukunft fährt elektrisch." Diese Formel ist derzeit bei Bundesregierung, Automobil- und Energiekonzernen gleichermaßen en vogue. Zudem gilt die Autobranche als "Schlüsselindustrie", ohne deren Erfolge der Wohlstand des Landes auf dem Spiel steht. Es erscheint also logisch, dass Kanzlerin Angela Merkel die Spitzen der Industrie zum Gipfel lädt, um dieser den Weg zur Pole-Position bei der Elektromobilität zu bahnen.
Es geht um Forschung, Normen, Infrastruktur, Kaufanreize – die Republik soll zum E-Auto-Musterland werden. Getankt wird an der Steckdose. Den vorangepreschten Asiaten soll gezeigt werden, wer am Ende die besten Batterien baut. Zur "nationalen Aufgabe" hat das die Kanzlerin stilisiert. E-Euphorie pur.
Die Politik glaubt den Weg zu kennen – und könnte sich wieder einmal zu früh festlegen. Siehe Biosprit. Siehe Transrapid.
Klar ist, dass die PS-Branche über kurz oder lang Abschied vom Treibstoff Erdöl nehmen muss. Das schwarze Gold wird knapp und teuer, der Klimaschutz zwingt zu einer drastischen Verringerung der bei Verbrennungsmotoren entstehenden CO₂-Emissionen.
Völlig unklar ist allerdings, wie schnell und in welchem Ausmaß batteriebetriebene E-Autos die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen erfüllen werden. Im Jahr 2020 sollen, je nach Prognose, zwischen zwei und zehn Prozent der neuen Autos rein elektrisch fahren. Preis und Reichweite bremsen die Verbreitung: Laut Verband der Automobilindustrie (VDA) kostet ein Elektrofahrzeug der unteren Mittelklasse mit einer Reichweite von 150 Kilometern (!) 10.000 bis 15.000 Euro mehr als eines mit Verbrennungsmotor. Vor allem die Energiespeicher sind teuer. Selbst 2020 wird der Abstand laut VDA noch bei 7000 bis 10.000 Euro liegen.
Wer per Auto längere Strecken zurücklegen muss, in den Urlaub fahren will oder auch nur spontan zur Oma von München nach Stuttgart, braucht Alternativen. Und die gibt es. Auch bei der CO₂-Verringerung. Da sind die optimierten Diesel, die schon bald große Limousinen mit dem Verbrauch eines Kleinwagens flott voranbringen. Da sind die verschiedensten Hybridvarianten, die Elektroantrieb mit Verbrennungsmotoren kombinieren. Da sind der Gasantrieb, der Biosprit (zweite Generation) und die mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle.
Keiner weiß, welchen Anteil sich welche Antriebskonzepte in den kommenden beiden Jahrzehnten auf den Märkten erobern werden. Das sagen die Autobosse in Stuttgart, Wolfsburg oder München selbst. Deshalb dürfen sie auch keines dieser Konzepte außer Acht lassen. Subventionen für E-Autos fordern sie trotzdem. Am liebsten würden sie sich den Aufpreis vom Staat komplett erstatten lassen.
Es wäre falsch, wenn die Regierenden in Berlin darauf eingingen und einseitig eine Technologie (Batterien) förderten. Die Rolle der Regierung ist es, für ihre politischen Ziele – weg vom Öl, mehr Klimaschutz, Innovationen – die Rahmenbedingungen zu setzen: Niedrige Grenzwerte für die CO₂-Emissionen sind der wirkungsvollste Weg. Damit wird der Einfallsreichtum der Ingenieure nicht vorzeitig kanalisiert. Wie kreativ die deutsche Autoindustrie unter Druck von Politik und Märkten sein kann, hat schon der zuletzt erstaunliche Fortschritt beim Flottenverbrauch gezeigt.
Kommentare
E-Mobilität löst keine Problemen sonder verändert nur ihre Nator
Die für den Bau von Baterien benötigten Rohstoffe sind in der Natur genau so selten zu finden wie Rohöl (gar seltener). Ebenso problematisch stellet sich die aktuelle Stromherstellungsstruktur dar. Solange die Stromherstellungsseite nicht komplett auf regenerative Quelle umgestellt ist, reduziert sich der CO2 Ausstoss der bei der Verbrennung von fossilen Stoffen entsteht nur in gerningen Masse.
Eine steuerliche Förderung des Verbrauchs (in diesem Fall des Erwerbs von E-Fahrzeuge) setzt nur falsche Signale.
Um die Probleme der Zukunft zu lösen, muss die Politik auf die Innovationskraft des in Deutschland vorhandenen Humankapitals setzten (Bildung, Forschung und Unternehmertum) setzten.
Eine Subventionierung des Kaufs von Fahrzeugen fürhr hier nur zu einer Privatisierung der Gewinne und zu einer Sozialisierung des Realisierungsrisikos.
Stimmt
Das die zu frühe Steuerliche Förerung ab und zu unsimm war, aber wie man sieht wird der Transrapid jetzt gebaut nt micht mit Deutschen Arbeitern. Sonnen und Wind kraftwerke sind durch Supventioen in den Bereich ernstzunehmender Technoligien Aufgestiegen.
So kann man nur hoffen das das E-Auto vileicht durch den Anschwung zum euen Verkaufsschlager aus Deutschland wird, da die Technik grade für viel Anfahrende und haltende Motoren ( Busse/Straßenbahnen ) interessant sein dürfte.
Jedem seine eigene Batterie?
Wenn die Elektromobilität Wirklichkeit werden soll, gilt es die Batterietechnik zu Vereinheitlichen. Nur mit dem Tausch von Batterien an einer "Tankstelle" können große Reichweiten erzielt werden. Die Innovation der Akkutechnologie kann so gebündelt werden und der Kunde kann davon nur profitieren (siehe die Batteriewechselstation von "Better Place"). Die Batterie ist sozusagen nur gemietet, fungiert nebenbei als Energiespeicher für alternative Energiequellen und der Tausch dauert 5 Minuten. Deutsche Automobilhersteller wollen dieses Konzept offensichtlich nicht, weil sie immer noch hoffen sich über die Akkutechnologie einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dafür setzen sie lieber darauf, überall Ladestationen in die Landschaft zu stellen. Was für ein Unfug!
Die Probleme der Erzeugung der nötigen Energie bleiben natürlich die Gleichen, wie schon von dkristof beschrieben.
Tankstelle wird zur Batteriepack-Austauschstation
Ihrem ersten Satz stimme ich zu.
Mich beschäftigt aber eine andere Sache, die kaum in den Medien diskutiert wird, nämlich wie die Idee mit der "E-Tankstelle" als Batteriepack-Austauschstation in der Masse funktionieren soll. Stellen wir uns einfach vor, nur ein Zehntel aller Fzg.-e seien E-Fzg.-e mit einem solchen Batteriepack, der an der Tankstelle schnell automatisch ausgetauscht werden soll. Jetzt betrachten wir die typische Li-Ion-Batterie mit ihren enormen Abmessungen, einem großen Gewicht usw. und errechnen einfach, wieviel Raum in irgendeiner Halle hinter der "E-Tankstelle" allein für die Unterbringung/Ladung dieser abertausenden Riesenklötze z.Vfg. gestellt werden müsste. Und auch dann bleibt die Frage nach der Ladezeit unbeantwortet. Denn um stets welche vorrätig und geladen z.Vfg. stellen zu können, müssten diese "E-Tankstellen" angesichts der langen Ladezeiten (!) jederzeit geschätzt das zehnfache an Batterien insgesamt (ob geladen oder nicht) vorrätig haben...
Wieso wird z.B. im ersten Schritt der ÖPNV (Busse) nicht auf Wasserstoff umgestellt? (das funktioniert m.W. schon lange) Im folgenden Schritt könnten die Städte E-Car-Sharing mit der Hilfe des Bundes fördern, also dort die E-Mobilität einsetzen, wo sie am meisten Sinn macht.
Fragen über Fragen...
Energie- und Autokonzerne
Die Energie- und Autokonzerne haben es verstanden: die Zeit der Auto-Mobilität geht zu Ende, es sei denn es werden mehrere Probleme auf die Allgemeinheit verlagert.
1. die Energieerzeugung - mit 1 Million Elektroautos wird es RWE & Co. gelingen, überzeugend darzustellen, wieso sie neue 50 AKWs brauchen. AKWs sind ein Klassiker der Sozialisierung von Problemen und Kosten, indem Sicherheit und Entsorgung ohne Umwege auf den Steuerzahler abgewälzt werden während die künstlichen Gewinne in den Kassen der Firmen landen (es wird derzeit so gehandhabt).
2. Die Entwicklungskosten. Unsere Autohersteller lassen sich die Forschungsvorhaben vom Staat in Form von Universitäten und Fördergeldern bezahlen (es wird derzeit so gehandhabt). Dennoch haben sie jahrzehntelang damit nichts weiter zustande gebracht, als noch mehr Leistung für noch mehr Geld für immer kompliziertere und unsinnigere Autos auf die Strasse zu bringen.
So wird aus einer umweltfreundlich klingenden Idee ein mehrfacher Albtraum:
- Kein einziges Umweltproblem wird gelöst, wenn das Energie-Oligopol die Strippen zieht.
- Kein einziger neuer Ansatz der Mobilität wird umgesetzt, wenn die Autohersteller alles beim alten lassen, nur eben mit E-Motor.
Wo hat solcher Unsinn seine Ursache?
Wie meist bei so offensichtlich absurden Vorhaben ist es der Wegfall der Demokratie und die Arbeit der Lobbykratie, in diesem Fall: kräftige Parteispenden und eine enge Kungelei mit CDU und FDP (auch das ist gängige Praxis).
AKW-Unsinn
mit 1 Million Elektroautos wird es RWE & Co. gelingen, überzeugend darzustellen, wieso sie neue 50 AKWs brauchen.
Bitte rechen Sie doch mal vor, unter welchen Bedingungen für 1 Million E-Autos 50 neue AKWs erforderlich sein sollen!
Ganz offensichtlich haben Sie nicht die geringste Ahnung davon, wieviel bzw. wie wenig Energie ein E-Auto tatsächlich braucht.
Immerhin sind Sie damit in guter Gesellschaft mit "Physikerin" Merkel und ihren Industriespitzen, und den anderen E-Blinden, die fröhlich über nie gesehene Farben phantasieren...
Gruß Skarrin