Alle müssen raus. Im vergangenen Jahr traf der Bannfluch die Glühlampen mit 100 Watt, nun verschwinden die Leuchtbirnen mit 75 Watt aus den Läden. In den nächsten zwei Jahren folgen dann die Schwachglüher mit 60, 40 und 25 Watt. Erst wenn die letzten Glühbirnen verkauft und schließlich in ihren Fassungen erloschen sind, ist dem Willen der EU-Bürokratie Genüge getan. Doch wird die Verordnung ihr Ziel erreichen und den Energieverbrauch tatsächlich senken? Zweifel sind angebracht.
Zwar versprechen uns die Propheten der Lichtrevolution eine strahlende Zukunft dank der Zauberformel LED. Leuchtdioden sollen die Nachfolge der altehrwürdigen Glühlampe antreten. Auch ihren schlanken Schwestern, den Leuchtstoffröhren, würden die LEDs bald den Garaus machen. Die Dioden mit ihrer hohen Leuchtkraft könnten die Welt heller machen und gleichzeitig dank ihrer Effizienz Klima und Geldbeutel der Stromkunden schonen, heißt es.
Aber die Beleuchtungsgeschichte der letzten Jahrzehnte wirft einen dunklen Schatten auf die von Brüssel oktroyierte Lichtrevolution. So haben Forscher der Sandia National Laboratories in den USA jetzt errechnet, dass die neuen Leuchten keineswegs zu einer Einsparung von Strom führen, sondern sogar einen Mehrverbrauch auslösen werden. Dies, obwohl die Entwicklung der Beleuchtungstechnik der vergangenen vierzig Jahre eigentlich ein klarer Erfolg ist: Die Effizienz der Beleuchtungssysteme stieg um das Dreifache. Doch das hat zu keinem geringeren Stromverbrauch geführt. Im Gegenteil.
Auf dieser Grundlage rechnen die Forscher vor, dass sich die Beleuchtungseffizienz in den nächsten zwanzig Jahren zwar noch einmal verdreifachen wird, aber trotzdem doppelt so viel Energie verbraucht wird. Der simple Grund ist die kollektive Sehnsucht nach mehr Licht: Wenn die Wirtschaft wächst, die Produktivität steigt und das Licht billiger wird, schalten wir immer mehr Lampen ein. Das Land leuchtet heute heller, länger und auf einer größeren Fläche als je zuvor. Bessere und günstigere Technik fördert eben Nachfrage und Verbrauch.
Das gilt nicht nur fürs Licht, sondern für viele andere Techniksparten: Auch Haushaltsgeräte verbrauchen immer weniger Energie. Dennoch stieg der Stromverbrauch für Kühlschrank und Co. zwischen 2000 und 2007 um zwölf Prozent. Denn die Zahl der Haushalte nimmt zu, und jeder hat mehr elektronische Helfer als früher zur Hand. Beim energiefressenden Auto ist es kaum anders: Zwar verbrauchen die neuen Modelle zumindest auf dem Papier etwas weniger Sprit. In der Praxis jedoch fährt jeder Deutsche heute tausend Kilometer mehr als vor zehn Jahren, möglichst mit laufender Klimaanlage und unterstützt von zahlreichen komfortsteigernden Elektromotoren.
Man kann technische Änderungen und Energieeffizienz zwar durch Vorschriften erzwingen. Dem Klima nutzt das jedoch wenig, wenn die Psychologie der Verbraucher nicht mitspielt.
Kommentare
Verbot Unsinnig - typischer Effekt von Lobby und fehlender Logik
Die berechneten Einsparungen werden schon deshalb nicht kommen, weil die von Glühbirnen produzierte WÄRME ja NICHT VERLOREN ist, sondern die Wohnung HEIZT. Das meiste Licht wird in der Heizperiode gebraucht.
GLÜHBIRNEN WIRKEN ALS ELEKTROHEIZUNG
Hier kommt es darauf an, wie der Strom produziert wurde. Langfristig, wenn wir einen hohen Ökostromanteil haben, kann der Heizanteil der Glühlampe "ökologischer" sein als die Öl- oder Gasheizung.
Das Glühlampenverbot ist eine typische Lobbyaktion:
Statt billiger Glühlampen werden jetzt teure Energiesparlampen produziert und verkauft.
Die versprochene Lebensdauer stimmt nicht.
Der Umwelt, Verbraucher und Gesundheit haben das Nachsehen.
Es ist auch unglaublich, dass ein zerbrechlicher, quecksilberhaltiger Gegenstand vorgeschrieben wird. Man muss nur mal im Baumarkt schauen, wie viele Scherben (und damit quecksilberhaltiges Pulver) auf dem Bodem am Lampenregal liegen.
ungesundes Halbwissen in Thermodynamik...
Die berechneten Einsparungen werden schon deshalb nicht kommen, weil die von Glühbirnen produzierte WÄRME ja NICHT VERLOREN ist, sondern die Wohnung HEIZT. Das meiste Licht wird in der Heizperiode gebraucht.
Dieses Schein-Argument zeugt allenfalls von einem ungesunden Halbwissen in Thermodynamik - keinesfalls jedoch von Sachverstand...
Thermodynamik: Die Endform aller Energien ist die Wärmeenergie...
Sorum gesehen enden nur knapp weniger als 100% des jeweiligen Stromverbrauchs in der vermeintlich so dringend benötigten Wärme (genau: 100% abzüglich der Energie die in Form von Strahlung das Fenster verlässt). Sorum gesehen könnte man sich statt einer Energiesparlampe (ESL) grob fünf equivalente ESL hinstellen und hätte wieder die gewünschte Wärme. Toll!
Der Haken daran ist aber eine groteske Fehlanpassung an den jeweiligen Wärmebedarf: Im Treppenhaus braucht niemand die Wärme. Unter der Wohnzimmer-Decke braucht niemand die Wärme. Ganz generell braucht niemand die Wärme in Form von 'warmer Luft' sondern wesentlich eher in Form von 'Wärmestrahlung' - genau da aber machen einem die Kühlung (z.B. in Form von Lüftungsschlitzen) der jeweiligen Lampe einen Strich durch die Rechnung. Schlussendlich sinkt der Wärmebedarf moderner Bauten stetig gegen Null. Zieht man davon jene Wärme, die z.B. durch die Menschen selbst oder Elektrogeräte eingebracht wird, ab, ergibt sich ein faktischer Kühlungsbedarf.
Wo Lampen kurzfristig ...
.. ein- und ausgeschaltet werden (Treppenhäuser, Toiletten, Dielen, etc.) sind die Sparlampen unsinnig teuer und ungeeignet.
Die Glühlampe wäre zudem ein Beispiel gewesen, um über eine Emissionabgabe Wahlfreiheit zu gewähren. So wie bei Urlaubsflügen und unsinnig schweren Automobilen.
Die Partikulär-Interessen der Industrie konnten wieder einmal per Dekret durchgestzte werden, dank des EU-Zentralismus, der sich hevorragend für Lobbyarbeit eignet.
Licht im Vorratskeller?
Den Einwand kann man nicht häufig genug wiederholen.
Das Verbot enthebt den Nutzer der ökonomischen Abwägung zwischen Investition und Verbrauchskosten.
Diese Abwägung sollte den der Grundrechenarten mächtigen Menschen von allein zur Verwendung der "modernen Leuchtmittel" bringen; solche Rechnungen kann man ja auch überall nachlesen.
Allerdings ist der spezifische Verbrauch nicht die einzige Größe in der Rechnung, die zweite ist die Brennstundenzahl pro Jahr.
Ob es die Wäscheboden oder die Besenkammer ist, in dem Verbot sehe ich hier den Zwang zu einer unökonomischen Entscheidung.
Und in der Geld-Wahrheit soll da keine Umwelt-Wahrheit stecken? Wie gesagt, es geht hier um den Anwendungsfall mit wenigen Betriebsstunden pro jahr.
Das Treppenhaus war auch angesprochen worden, also Schnellstartfähigkeit...... volle Lichtstärke sofort.....
Das sind handfeste Mankos, wo sicher auch das Umweltargument nicht zieht.
Als nächstes Anwendungsfälle mit hohem Beschädigungsrisiko. Das Licht beim Zimmer-Vorrichten.......
Zum Thema des Artikels ansich, auch schonmal hier im Blatt:
http://www.zeit.de/online...
Kühlschräncke
Was macht man denn mit der Glühlampe im Kühlschrank wenn sie nicht mehr verkauft wird??
Kühlschrank auf, 30 Sekunden auf die Energiesparlampe warten bis sie nach der Kälte hell ist?
Nachdenken !!
Na, dafür gibts ja auch noch (kleine) Halogenbirnen, die sind ja nicht verboten. Was sollte nun dieser Kommentar ? Wenn ich das freundlich kommentieren muß, handelt es sich hier um einen Fall grandioser Ahnungslosigkeit
Keine Neuigkeit
Diese Nachricht ist wichtig und bedeutend. Aber leider nichts Neues. Kann mir nicht vorstellen das nach dem Lesen dieser Irgendjemand überrascht ist. Wo eine Entwicklung/Veränderung gänzlich fehlt ist in der Politik.
Wer glaub durch Verbote ein positives Resultat zu erzielen, der muss meiner Meinung nach noch sehr viel im Leben lernen...