Wer hätte das gedacht nach all den wütenden Protesten. Hieß es nicht gerade noch, Bologna mache aus Studenten gestresste Bulimielerner, verweigere ihnen durch brutal niedrige Masterquoten den Zugang zu einem Vollstudium und werde infolgedessen Jobversager en masse produzieren?
Jetzt folgt der Realitäts-Check: Laut einer Studie der Uni Hamburg wenden Bachelorstudenten im Schnitt nur 26 Stunden pro Woche für ihr Studium auf. Und das Internationale Zentrum für Hochschulforschung Kassel hat auf Grundlage der bisher größten Stichprobe von Bologna-Absolventen herausgefunden, dass satte 78 Prozent der Uni-Bachelors ins Masterstudium übergehen.
Gleichzeitig, so die Studie, gelinge jenen, die nicht weiterstudieren wollen, der Einstieg in den Arbeitsmarkt genauso gut wie Diplom- und Magisterabsolventen. Und sogar 27 Prozent haben am Ende ihres Masters eine Zeit lang im Ausland studiert – gegenüber 19 Prozent bei den traditionellen Studenten. Es sind übrigens nicht die ersten Studien, die zu solchen Ergebnissen kommen, sodass alle, die sich auskennen, nicht wirklich überrascht sind. All jene, die allzu erbost den Bachelor verdammt haben, sollten sich fragen, ob sie sich bei aller berechtigten Kritik nicht vor den Karren derjenigen haben spannen lassen, die ganz eigene Interessen an der Verhinderung einer studentenorientierten Reform haben. Konservative Professorenverbände zum Beispiel.
Kommentare
Da kann man doch mal wieder sehen,
wie falsch es ist, sich auf die Berichte von Betroffenen zu verlassen.
Hintergründe der Statistik
werden hier ja leider nicht genannt.
Eine Arbeitszeit von 26 Stunden mag im Durschnitt erreicht werden.
Aus eigener Efahrung kann ich dies leider nicht bestätigen. In meinem bisherigen B.Sc.-Studium waren 40 Wochenstunden normal. Mit Wochenstunden bezeichne ich die Zeit, die man in der Uni Vorlesungen, Praktika, Seminare und Tutorien besucht hat. Die wirkliche Arbeitszeit begann dann aber natürlich erst, wenn man von der Uni nach Hause kam.
Eine Statistik, die beschreibt wieviel Bachelor Studenten im allgemeinen leisten müssen ist wohl nicht besonders aussagekräftig. Eine Statistik, welche beschreibt wieviel Bachelor Studenten mehr (oder auch weniger) leisten müssen als ihre Vorgänger im Diplom wäre dagegen sehr aussagekräftig.
Die Berufsaussichten mit einem Bachelor of Science sind in meinem Fall nicht vorhanden. Genauso wenig wie mit dem Abschluss Diplom oder Master. Von der Industrie werden Doktoren gefordert.
Der Bachelor stellt die Naturwissenschaften also zum Großteil nur eine Arbeitszeitverlängerung dar. Leider eine schlecht umgesetzte noch dazu.
Die 27% Auslandsstudierenden lassen sich auch leicht erklären:
Manche Masterstudiengänge haben einen so unsinnigen Aufbau, dass jedem Studenten nahegelegt wird eines der Semester für einen Auslandsaufenthalt zu nutzen. Das Semester wird unabhängig von erbrachten Leistungen anerkannt.
Mit freundlichen Grüßen
Ein zufriedener Bachelor Student
Ich komme auch auch 40 Stunden
"Laut einer Studie der Uni Hamburg wenden Bachelorstudenten im Schnitt nur 26 Stunden pro Woche für ihr Studium auf."
Hmm, hmm, das sind dann wohl die BWL'er, die den Schnitt drücken. ;-)
Also waren die Proteste unbegründet?
An meiner Uni wurde im Zuge von Bologna die ehemals 4 semestrige Mathevorlesung in 2 Semestern gehalten, mit doppelter Stundenanzahl pro Woche... Das führte zu massivsten Durchfallquoten. Aber nicht nur in Mathe... statt 3 Semestern Elektrotechnik im Bachelor nur noch 2, statt 2 Semestern technische Informatik fast der gleich Stoff in einem mit 2 getrennten Prüfungen.
Wenn man nicht nebenbei Arbeiten muss und die richtige Arbeitseinstellung mitbringt halte ich das trotzdem für gut machbar, in sofern kann ich mich dem Artikel anschließen. Aber auch bei disem Thema sind die Menschen in Berlin nicht umsonst auf die Straßen gegangen.
Bitte die Hamburger Studie selbst lesen, danke!!
Der Redakteur des Artikels sollte darauf hinweisen, dass bei der Hamburger Studie nur ein ganz kleiner Teil der Studiengänge untersucht wurde.
Hier eine Übersicht:
http://www.spiegel.de/fot...
Daher bin ich sehr gespannt, wie sich die Ergebnisse darstellen, wenn Naturwissenschaften, Ingenieurswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften mit in die Studie einfließen!!!
Dankeschön
Danke für diesen wichtigen Hinweis, jetzt macht das ganze etwas mehr Sinn.