Zertifikate sind unter den Finanzprodukten in Deutschland wahrscheinlich die Gattung mit dem schlechtesten Leumund. Bei "Zertifikat" denkt der gemeine Kleinanleger sofort an " Lehman ", also an jene unselige US-Investmentbank, deren Wertpapiere vor der Finanzkrise unters Volk gebracht wurden und die kurz nach deren Ausbruch nichts mehr wert waren. Zweieinhalb Jahre später existiert "Lehman" nicht mehr, dafür gibt es wieder massenhaft Zertifikate : Einige Hunderttausend werden derzeit an den deutschen Börsen vertrieben. 90 Prozent davon werden kaum gehandelt. Aber angeblich haben Deutschlands Sparer erneut weit über 100 Milliarden Euro in diese Papiere investiert.
Viele von ihnen sind ziemlich kluge Leute. Sie nehmen Zertifikate genau als das, was sie sind: eine Abrundung des eigenen Portfolios, manche mit etwas mehr, manche mit weitaus weniger Risiko als eine normale Aktie. Zertifikate sind weder Teufelszeug noch Himmelsgabe, man muss sie allerdings verstehen. Selbst verstehen, heißt das – man darf sich mithin nicht nur auf seinen Berater verlassen .
Wer also ein Bonus- oder Discountzertifikat auf eine Aktie des deutschen Aktienindex Dax kauft, sollte sowohl die Funktionsweise eines Bonus- oder Discountpapiers verstehen wie sich auch über die Aussichten am Aktienmarkt informieren. Zudem ist es wichtig, das sogenannte Emittentenrisiko zu kennen, also zu wissen, wie hoch das Risiko ist, ob der Herausgeber des Zertifikats – wie Lehman – pleitegeht. Bei Rohstoffzertifikaten muss man Rohstoffmärkte begreifen, bei Hebelpapieren die Gefahr eines Totalverlusts gegen die Chance auf überproportionale Gewinne abwägen. Expresszertifikate, Aktienanleihen? Allesamt kompliziert, alles begreifbar.
Sie können jetzt einwenden, manche Zertifikate seien risikoreiche Zockerpapiere, die eigentlich niemand braucht. Teilweise haben Sie recht. Andererseits lässt sich mit Zertifikaten Geld verdienen. Und wo im Leben gibt es Erfolg ohne Risiko?
Kommentare
Hmmm?
man muss also Zertifikate verstehen - erklärt werden sie im Artikel aber nicht so genau.
Und diese Zertifikate sind zwar "risikoreiche Zockerpapiere, die eigentlich niemand braucht" aber es lässt sich Geld damit verdienen und daher sind kein Teufelszeug.
aaaha
VroniPlag für Foristen
Original:
"Sie können jetzt einwenden, manche Zertifikate seien risikoreiche Zockerpapiere, die eigentlich niemand braucht. Teilweise haben Sie recht. Andererseits lässt sich mit Zertifikaten Geld verdienen."
Fälschung:
"Und diese Zertifikate sind zwar "risikoreiche Zockerpapiere, die eigentlich niemand braucht" aber es lässt sich Geld damit verdienen und daher sind kein Teufelszeug."
Da lobe ich mir doch das solide Copy&Paste des Freiherrn zu Guttenberg.
Erklärung
Hallo Klaus Fuchs,
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erklärt weden sie z.B. hier:
http://www.zeit.de/2010/11/F…
#19: "Erklärt" ist dezent gesagt etwas übertrieben
Da werden nur ein paar der Haken und Ösen angesprochen, aber "erklärt" wird eigentlich gar nichts.
Und auch "Garantie"-Zertifikate können total floppen, wenn sowohl das Underlying, der Emittent und/oder die "Garantie", die zumeist aus einer preiswert erworbenen abgezinsten nachrangigen Anleihe irgendeines anderen Emittenten besteht - wie ich weiter oben beschrieben habe.
Es handelt sich schlicht um Kunstprodukte, die vorhandene Liquidität abschöpfen sollen, für die die Banken ansonsten selbst die Zinserträge liefern müssten, was über den Zertifikate-Verkauf vermieden wird und gleichzeitig Provisionen, Ausgabeaufschläge und Depotgebühren und Risikominimierung für die verkaufenden Banken generiert.
Im Zweifelsfall ist der Kunde immer der Dumme, denn der trägt alleine das volle Risiko.
Recht hat der Autor
"Aber angeblich ... 100 Milliarden Euro ... investiert. Viele von ihnen sind ziemlich kluge Leute."
Das sind die klugen Leute, die immer denken, sie sind cleverer als der Rest sei es z.B. Lehmans oder Kaupthing. Die immer auf dem Jagd nach noch mehr Rendite sind, und sich beschweren wenn ihre Zockerei nicht aufgeht. Einen Großteil der Zertifikate verstehen selbst Bankberater nicht richtig.
Nur wenn man versteht, dass Geldanlage in Aktien oder Produkten die auf Aktien aufbauen Glücksspiel ist, sollte man daran auch teilnehmen.
Ist wie mit proposition bets im Glückspiel (blackjack oder graps), wo das Haus (die Bank oder der Emittent im Falle von Zertifikaten) immer im Vorteil ist.
Leider versäumt es der Autor eine kurze allgemeinverständliche Erklärung für die von ihm genannten Zertifikate zu bringen, was imho auch nicht möglich ist. Denn bei Zertifikaten kommt zum Beispiel Stochastik mit in Spiel und nein das ist nichts zum Essen.
ohne Kommentar
"Leider versäumt es der Autor eine kurze allgemeinverständliche Erklärung für die von ihm genannten Zertifikate zu bringen, was imho auch nicht möglich ist."
Wow - Was für ein mächtiger Artikel im Wirtschaftsteil!
Null erklärt, aber dafür mal wieder Schwundpapiere angepriesen.
Seit ich ein Depot meines verstorbenen Vaters übernehmen musste, habe ich mir die Vergangenheit, Gegenwart angesehen und vor allem nachgerechnet und die wahrscheinliche Zukunft überschlagen - und die Damen und Herren "BankberaterInnen" des Hauses verwiesen (und mir weitere "Annäherungsversuche" verbeten).
Tages- und Festgeld hätte über die lange Zeit deutlich mehr und vor allem ohne Verluste erbracht (von der Inflation mal abgesehen).
Sämtliche Angebote der Banken bringen unterm Strich Risiko verbunden mit keinem Zuwachs oder gar realen Verlusten.
Es geht auch nicht um den "geschätzten Kunden", sondern darum, daß Banken irgendwelchen mathematisch durchgerechneten "Schrott" auflegen und wieder andere dieses Zeug gegen Provision (bis 2% p.a.) und Kundengewinn reduzierenden Ausgabeaufschlag (meist um 5%) verkaufen und an den Depot- und Abwicklungsgebühren Geld verdienen, um eben KEINE Zinsen für die Kundenliquidität in Form Tages- und Festgeldguthaben zahlen zu müssen - was die jeweilige Bank selbst erwirtschaften müsste.
Auch das Emittentenrisiko (keine oder unvollständige Rückzahleung) neben dem eigentlichen Kurs- und Ertragsrisiko wird gerne schöngeredet - dafür von Performance geschwafelt (beim Kursanstieg).
Fast alles was mir angeboten und von mir nachgerechnet wurde, erbrachte weniger, gleich viel oder kaum mehr als es gutes Tagesgeld ergeben würde - aber ohne Risiko.
Rechne ein jeder nach ...
Nur Marketing
Da es so viele Zertifikate gibt und immer das gilt was in den Bedingungen drinsteht, wäre es eine Lebensaufgabe jeweils alle Möglichkeiten durchzurechnen.
Soviele Finanzjuristen tummeln sich hier auch nicht die das könnten.
Und die Dividende kassieren die Banken meistens für sich ein.
Wenn nicht alle möglichen und unmöglichen Kapitalmaßnahmen der zugrunde liegenden Aktien in den Bedingungen berücksichtigt sind, gibt es irgend wann Meinungsverschiedenheiten und viel Arbeit für Juristen.
Da bleibe ich lieber bei Aktien und Investmentfonds, da kenne ich das Risiko.
#5: Nur Marketing - Richtig: Absatzmarketing für Wetten
Schaut man sich Derivate und Zertifikate etwas genauer an, dann finden sich in der Realität nur Call- oder Put-Optionsscheine dahinter und bei den "Garantie"-Zertifikaten zusätzlich noch eine abgezinste - billig zu erwerbende und meist nachrangiges - Anleihe dahinter, die den Garantiebetrag vollständig oder zu prozentualen Anteilen absichern soll - denn von 100% Wertverlust bei den Optionsscheinen geht rechnerisch kaum ein Emittent aus.
Ähnlich bei den sogenannen "Discount"-Zertifikaten.
Das ganze noch garniert mit Schwellwerten und Kappungsgrenzen nach unten und oben, damit mögliche Verluste oder Gewinne im Erlebensfall des Emittenten beim Kunden nicht zuviel Verlust/Ertrag bringen können. Fällt auch nur einer der Emittenten dieser kombinierten Paket-"Produkte" aus, ist aber meist alles weg.
Warum die Leute sich anstelle von obigen "Kunstprodukten" nicht von vornherein preiswerte abgezinste Papiere (möglichst NICHT nachrangige) kaufen, sondern nur verdeckt im verschleiernden Bündel eines Discount- oder Garantie-Zertifikates und warum diese abgezinsten Anleihen nicht wirklich vermarketet werden (ausser an Banken und Versicherer), bleibt wohl ein Geheimnis des Marktes.
Offensichtlich weil die Banken da nichts dran verdienen.
Ansonsten gibt es was bei Wikipedia:
Optionsstrategie(n)
Alle Zertifikate basieren auf diesen Wett-Strategien, die von den Kundengeldern finanziert werden - zum Vorteil der Banken.