Die Gefängnisse füllen sich mit Hackern: Vor einer Woche hat das amerikanische FBI 16 Personen verhaftet , fünf weitere wurden in Großbritannien und den Niederlanden festgenommen. In der Türkei müssen sich 32 verdächtige Computergenies verantworten, unter ihnen acht Minderjährige. Und seit Sonntag droht auch einem 23-jährigen Mann aus dem westfälischen Rheine eine Haftstrafe.
Alle sollen im Namen des Hacker-Bundes Anonymous oder einer sympathisierenden Gruppe kriminell geworden sein.
Jede normale Hacker-Community hätte an dieser Stelle mangels Mitgliedern aufgeben müssen. Nicht so Anonymous. In einem Schreiben , dessen Authentizität niemand bezweifelt, hat der Verbund am vergangenen Freitag in Internet eine klare Ansage gemacht: Man werde wie bisher Regierungen angreifen, die ihre Bürger belügen, dazu alle Konzerne, die mit diesen Regierungen zusammenarbeiten, um ihre Gewinne zu sichern. »Wir werden sie weiterbekämpfen, mit allen Mitteln, die wir zur Verfügung haben.« Als Zeichen ihrer Unverfrorenheit haben Hacker einer befreundeten Gruppe am Montag Dokumente online gestellt , die sie auf Computern der italienischen Cyber-Polizei erbeutet haben.
Anonymous und andere schleichen sich übers Internet in schlecht gesicherte Computersysteme ein und veröffentlichen, was sie finden. Das nennen sie »Krieg«. In Deutschland haben Hacker zuletzt die Polizei- und Zollbehörden ausgespäht . Sie sollen dabei das Peil- und Ortungssystem, mit dem die Behörden Verdächtige verfolgen, infiltriert haben. Unbekannten gelang auch ein Zugriff bei Rewe und Penny.
Frühere Angriffsziele von Anonymous und einer Abspaltung namens LulzSec waren die CIA, der US-Senat, Computer der Nato und viele Konzerne. Besonders übel traf es den Elektronikkonzern Sony, dem Millionen Passwörter von Kunden und teilweise auch deren Kreditkartendaten abhandenkamen.
Taten werden Anonymous also genug zugeschrieben, und doch ist es eine schwer zu fassende Gruppe geblieben. Anders als die Enthüllungsplattform Wikileaks hat Anonymous kein Zentrum und keinen prominenten Kopf. Ob es eine echte Mitgliedschaft gibt oder ob es reicht, als freischaffender Hacker der Gruppe einen erfolgreichen Zugriff zu widmen, ist nicht erkennbar. Sympathisanten verbreiten Nachrichten zum Beispiel über Kanäle beim Kurznachrichtendienst Twitter, andere treffen sich zuhauf in Chaträumen wie dem #antisec. Dort quatschen derzeit so viele mit, dass ihre Wortmeldungen regelrecht über den Bildschirm rauschen.
Meldungen von gelungenen Hacks erscheinen auf sogenannten Pastebins, Onlineplattformen, die dazu gedacht waren, Computercodes und längere Texte der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Aber Pastebins haben auch eine zusätzliche Eigenschaft, die Hacker schätzen: Man muss sich nicht anmelden und bleibt anonym.
Kommentare
absoluter
realitätsverlust auf seiten der hacker bzw. cracker. es mangelt ja jeglichem unrechtsbewusstsein.
Das mangelt es absolut nicht,
man definiert Unrecht lediglich radikal anders. Eher mangelt es an Fantasie, wenn man darauf erst aufmerksam gemacht werden muss. Nein, ich bin nicht von Anonymous. Sich hineinzuversetzen in ihre Sicht der Dinge ist allerdings wahrlich kein Kunststück.
omg, wtf, imho
Gehts noch boulevardmäßiger? Krieg. Eskaliert. Gefängnisse füllen sich. Wohooo, the end is near. Wieviel Artikel, liebe Zeit wollt ihr noch über das Net-Armageddon schreiben. Und immer wieder erzählt ihr dasselbe. Ihr staucht das Thema immer wieder zusammen und füllt es mit den Scriptkiddies. Natürlich gibt es keinen "Kopf" bei Anonymous, aber es gibt "Köpfe". Geht doch mal von den Grundschul-Codekrüppeln weg, die zwar 1 und 0 zusaamnzählen können, aber überhaupt nicht politisch motiviert sind und nehmt euch die die "Experts" vor. Da ihr die aber nicht findet, bleibts eben bei solchen Artikeln.
/ignore
Unglaubwürdig
Bitte bemühen Sie sich um sachliche und konstruktive Beiträge. Danke, die Redaktion/fk.
Anonymous ist keine "Gruppe" im herkömmlichen Sinn, sondern eine Idee. Daher kann man zwar immer wieder Leute davon fassen, aber man kann die Gruppe nicht in der Gänze zerschlagen.
Ich kann allerdings nicht so recht nachvollziehen was das Online-stellen von Kundendaten für die Freiheit der Menschheit bringt. Es wirkt eher ein bißchen wie die ideologisch verbrämte Lust am "Weil ich es kann!".
Das ist etwas anderes bei Wikileaks, deren Arbeit ich für respektabel halte.
Wer definiert Recht und Unrecht ?
Per Gesetz mögen die Handlungen illegal sein. Aber wer macht die Gesetze? Und was ist den Gesetzen gemäss alles NICHT illegal? Wen wir unseren "Anstand", unsere "Moralvorstellungen", unseren "gesunden Menschenverstand" nicht immer mehr ausgehebelt sehen wollen, dann sollten wir uns schleunigst auf die Hinterbeine stellen. Das füreinander Einstehen wurde schon der "unterm Strich zähl ich" Mentalität geopfert, Konzerne bestimmen wem das Regenwasser gehört, Nahrung ist zu einem grossen Teil nur noch eine fett- und abhängigmachende Chemiepampe, Kinder heissen heute nicht mehr Schüler, sondern Kunden.
Das soll alles legal sein, ebenso wie die Heuschrecken Beutezüge, die gerade in Griechenland stattfinden (siehe "Die Schock-Strategie" von Naomi Klein) ?
Seien wir froh, dass wir durch anonymus, wikileaks und andere inormationen bekommen, die uns sonst nur allzu gern vorenthalten werden sollen. Was wir daraus machen werden, wir man sehen.
Nachdem die Medien...
... ihrer Kontrollfunktion in keinster Art und Weise mehr nachkommen, sondern sich zum Teil sogar eher als Verlautbarungsorgane der Regierungen hervortun ist die Arbeit von Anonymous und ähnlcihen Gruppierungen garnicht hoch genug einzuschätzen.
Unterschreibe ich 100%, ....
... meine Wahrnehmung ist, dass das, was sich investigativer Journalismus nennt, nur noch selten stattfindet. Selbst auf, wie ich früher dachte, Online-Ablegern von Qualitätsmedien wie "Sueddeutsche" oder "Spiegel" muss ich die qualitativen Inhalte mit der Lupe suchen. Boulevard, das gibt es dafür reichlich, das produziert Klicks.
Weh tun die Medien den Mächtigen nur noch selten, mein Eindruck ist, sie betätigen sich in Kollaboration häufig als Transporteur der Botschaften, die die Mächtigen unters Volk bringen wollen, bspw. habe ich bei Spiegel Online hanebüchen einseitige Artikel zum Libyen-Feldzug gelesen. Aber es existieren noch wenige Ausnahmen.