DIE ZEIT: Kürzlich wurde hierzulande erstmals der japanische Buschmoskito identifiziert, ein exotisches Insekt. Ist es eine Gefahr?
Egbert Tannich: Um das zu beurteilen, wissen wir noch zu wenig über deutsche Mücken. Wir haben aber mit einer landesweiten Studie begonnen, um das Vorkommen von Stechmücken systematisch zu erfassen.
ZEIT: Wie genau? Schicken Sie Mückenfänger los, die dann zählen?
Tannich: Ja. So haben Experten in den letzten Jahren schon viele Hunderttausend Stechmücken gesammelt und bestimmt. Nun sind wir dabei, einen Überblick für ganz Deutschland zu erstellen.
ZEIT: Wozu?
Tannich: Um unter anderem zu untersuchen, ob hier ansässige Mücken tropische Viren übertragen können. Dazu infizieren wir Tiere mit den Erregern und schauen im Labor, ob sie sich in den Mücken vermehren.
ZEIT: Einige Arten im Süden Deutschlands können vermutlich tropische Viren auf den Menschen übertragen...
Tannich: Das führt zu der Frage, ob neue Arten bereits eingeschleppt worden sind und mit ihnen Erreger. Wir haben die Tigermücke im Blick, bislang aber nur Eier gefunden.
ZEIT: Die Tigermücke sorgte ja vor ein paar Jahren schon einmal für Aufsehen!
Tannich: Damals kam ein Patient aus Indien mit dem Chikungunya-Fieber nach Italien – die Mücke hat das Virus dann unter den Menschen verteilt. Es gab mehrere Hundert Erkrankte. In deutschen Stechmücken konnten wir bislang nur harmlosere Erreger nachweisen, wie das Sindbis-Virus . Es löst meist grippeähnliche Symptome aus, in seltenen Fällen kommt es zu einer Hirnhautentzündung. Das Chikungunya-Virus oder das Denguefieber sind da gefährlicher.
ZEIT: Kaum jemand hätte vor zehn Jahren Dengue mit Deutschland in Verbindung gebracht. Bringt der Klimawandel Insekten und Viren weiter nach Norden?
Tannich: Temperatur spielt eine Rolle. Wird es wärmer, können sich Mücken dort ansiedeln, wo sie vorher nicht überleben konnten. Überhaupt möglich wird das Ganze aber erst durch die Globalisierung. Die Alpen beispielsweise sind normalerweise eine Barriere. Aber als blinde Passagiere können Mücken sie überqueren. Eine Tigermücke etwa könnte ihre Eier in einem Autoreifen auf der Ladefläche eines Lastwagens ablegen, der nach Deutschland fährt. Wenn es dann regnet, steht Wasser im Reifen, es wachsen Larven heran, und schon sind die Mücken hier.
ZEIT: Angenommen, es gäbe eine Karte und die würde zeigen: Eine bedrohliche Mückenart breitet sich aus – könnten wir überhaupt etwas dagegen tun?
Tannich: Populationen, die frühzeitig entdeckt werden, lassen sich erfolgreich eliminieren; so geschehen in Los Angeles. Hat sich eine neue Mückenart aber etabliert und ein, zwei Winter hier überlebt, wird es schwierig.
Kommentare
Lächerlicher Artikel!
Spätestens in diesem Sommer sind die letzten Buschmoskitos erfroren!
Moskitos in Süddeutschland
Genau. Deswegen hat mich vor zwei Wochen auch ein Moskito in Süddeutschland gestochen.
heisst das nicht Mosquito
= kleine Fliege. Auf deutsch würde ich eher Mücke dazu sagen und nicht Moskito.
Schweigen im Walde
Auch Stechmücken haben ein Recht auf Leben!
Wo bleiben da eigentlich die Tierschützer?
Immer und überall?
"Auch Stechmücken haben ein Recht auf Leben!"
Aber nicht in meinem Schlafzimmer ;-)
Natürliche Bekämpfung und Benennung
Fische sind natürliche Feinde von Mücken. Genauer gesagt, von Mückenlarven. Man vermeide kleine, offene Wasserflächen, in denen sich keine Fische halten können.
"Moskito" heißt nicht mehr als "kleine Fliege" und ist ein eigentlich unspezifischer Begriff, mit dem man nur in Deutschland kleinere Mückenarten verbindet. Spezifischerer Begriffe wären tatsächlich sinnvoll, wenn sich die übertragenen Krankheiten bei uns ausbreiten.
Bis vor einigen Jahren konnte man auf eine Unterscheidung nach Größe verzichten.