Mit jedem neuen Versuch wird uns die Rettung Griechenlands vertrauter. Das griechische Volk beschimpft seine Politiker, weil sie zu viel sparen. Die Euro-Kontrolleure reisen an und zornig wieder ab, weil Athen seine Sparversprechen trotzdem nicht erfüllt . Dann geben sich die Griechen den üblichen Ruck – nur um kurze Zeit später achselzuckend festzustellen, sie brauchten leider doch mehr Geld als gedacht. Die Deutschen erklären in aller gebotenen Strenge, es gäbe keinen Rabatt für Athen, und nicken kurz darauf die nächste Tranche ab.
Griechenland ist die Wiege des Theaters, und heute führt es ein Stück auf mit der ganzen Welt als Publikum. Allein, die Hoffnung auf ein glückliches Ende ist zerstoben , weil sich die traurige Wahrheit nicht länger verbergen lässt. Griechenland ist pleite . Das südlichste Euro-Mitglied hat nicht etwa ein lösbares Bankenproblem wie Irland, nicht eine Immobilienkrise wie Spanien, es leidet auch nicht bloß an fortgesetztem Regierungsversagen wie Italien. Es hat schlicht mehr Schulden, als es bei seiner schmalen Wirtschaftskraft und seinem verlotterten Finanzwesen je abzahlen kann.
Die Behauptung, Griechenland sei zu "retten", ist also eine (Selbst-)Täuschung. Berlin und Brüssel haben sie aufrechterhalten, weil sie hofften, die Krise würde schnell vorüberziehen. Danach wäre eine Umschuldung kein Drama mehr. Tatsächlich aber sorgen sie auf diese Weise dafür, dass die Krise täglich schlimmer wird.
Niemand soll in dieser Krise behaupten, er wisse wo es langgehe
Jüngstes Opfer ist die Idee einer freien Europäischen Zentralbank . Gedacht war sie als eine Art Tafelrunde der Stabilitätsritter. Unabhängig und unpolitisch. Aber weil die Regierungen angesichts der drohenden Griechenpleite zauderten, sprangen die Ritter ein und kauften gegen ihren heiligsten Schwur notleidende Staatsanleihen auf. Erst griechische, zuletzt auch italienische und spanische. Fast 150 Milliarden Euro hat die Zentralbank dafür ausgegeben. Geht ein Teil des Einkaufswerts verloren, ist sie selbst pleite, und Euroland muss sie auslösen. Unabhängig und unpolitisch war gestern.
Zunächst hat dieses Gebaren den führenden deutschen Notenbanker Axel Weber vertrieben, jetzt auch seinen Mitstreiter Jürgen Stark . Mit ihnen geht die urdeutsche Idee, dass Zentralbanker nicht Politiker spielen dürfen, weil sie sonst ihre Mission gefährden. Eigentlich müsste sich Berlin empören, aber nichts da. Vielmehr werden die Währungshüter durch zwei hochrangige Politikhelfer ersetzt, die viel Erfahrung haben – im Retten von Banken und Staaten. Der Zentralbankchef Jean-Claude Trichet darf im kalten Zorn seine hiesigen Kritiker beschimpfen, ohne dass die Regierung widerspricht. Die gegenseitige Abhängigkeit ist perfekt.
Nicht dass der honorige Franzose sich seine historische Entscheidung leicht gemacht hätte. Doch indem er die Rechnung übernimmt, lässt er Deutschland und die anderen Euro-Länder davonkommen mit ihrer Unfähigkeit zu entscheiden, wie es mit Athen und dem Euro dauerhaft weitergehen soll. Sie haben sich von Rettung zu Rettung geschleppt, aber immer nur zum halben Preis. Die wahren Kosten werden verschleiert, wann immer Trichet einkaufen geht.
Kommentare
Guter Artikel
Einfach mal ganz nüchtern die Wahrheit sagen. Einfach mal aufhören, vom 3. Weltkrieg und allgemeinem Untergang zu schwadronieren.
Nö, kein guter Artikel
Hier wird mal wieder von der automatischen Bestrafung geredet ohne zu sagen wie diese Bestrafung aussehen soll und zwar weil es eine solche Bestrafung gar nicht sinnvoll geben kann. Wenn schon müsste man sich für eine demokratisch legitimierte Wirtschaftsregierung aussprechen, die die Haushaltsplanung der einzelnen Staaten einfach durchführt. Von einen solchen Schritt sind wir in Europa Jahrzehnte entfernt.
Und dann wird auch noch die
sinnlose Schuldenbremse erwähnt. Wir befinden uns in einem System das auf ewig exponentiell steigende Kredite angewiesen ist, da muss schon ein bisschen mehr kommen als eine Schuldenbremse, vor allen dann wenn man glaubt, dass wir dieses System einfach so fortführen könnten.
Von der Erwähnung eines Schuldenschnittes mal abgesehen hat dieser Artikel keine wirklichen Lösungsansätze zu bieten.
Schuldensünder müssen automatisch
bestraft werden, sonst drohen Kungeleien unter den südländischen Ländern, die in der EU in der Mehrheit sind???
Also, daß hört sich ja an wie in der Schule. Die schwachen Schüler kungeln untereinander, um den strengen Lehrer auszutriksen.
Jeder Melodiegrandprix zeigt doch, wie untereinander gekungelt wird. Die Osteuropäer geben vorzugsweise ihre Stimmen an ihre Region, die Südeuropäer an u.s.w.
Wenn da mal der Süden für den Norden stimmt oder der Osten für den Westen, erregt das Aufsehen.
Nun ist das Europa-Parlament kein Melodie-Grand-Prix, leider geht es um Ernsteres als das schönste, beliebteste Lied.
Aber das demokratische Abstimmen ist schon nicht schlecht, direkt und einmal im Jahr.
Apropo Schuldenkrise...
Franz Hörmann & Margrit Kennedy: Zinsen, Schulden und der nächste Crash – Welches Geld hat noch Zukunft?
http://goo.gl/gjLt4
sehr empfehlenswert !
Fragwuerdig
Ich habe mir den Link nur kurz angschaut, aber die Ideen sind ja nicht sonderlich neu, ich denke ddie gehen auf Silvia Gesell zurueck, was man bedenken muss, die Idee mit dem Geld, waere zur Zeiten der Deflation nicht schlecht, da es sich ja in einer Deflation lohnt Geld einfach zu halten, da es ja permanent an Wert zunimmt in Waren gemessen. Aber wir haben keine Deflation, das Geld verliert schon so an Wert. Und die Idee die Inflationsrate auf 0% zu beschraenken, fuehrt direkt in die Deflation. Und Land als Allgemeingut zu betrachten ist auch alles als effient, dass wuerde zu einer masslosen Uebernutzung fuehren (Tragedy of commons). Na ja von einer Architektin, darf man bzgl von Oekonomie nicht viel erwarten. Uebrigens jeder Schuld steht ein Vermoegen in gleicher Hoehe gegenueber, also die Welt kann nicht ueberschuldet sein. Aber na ja solche Binsenweisheiten geraten schon einmal in Vergessenheit.
Herr Rössler
hat sich noch nicht ganz soweit vorgewagt.
Ist dieser Artikel jetzt populistisch ?
Tch würde ungern auf den Euro verzichten, weil er auch die deutschen Politiker zum sparen anregt. Es geht aber auch ohne.
so, so - es ging auch ohne euro?
So einfach machen Sie sich das? Wenn es für Sie auch ohne Euro gehen sollte, aber wie ginge es der deutschen Wirtschaft, ohne einem Euro, mit der guten DM? Die DM wäre sicherlich hoch im Kurs, aber was dann?
Und was wagt sich der Herr Rössler? Er wagt sich nicht, er macht auf ganz einfache Art Wahlkampf, will für die FDP ein paar Punkte hinzugewinnen. Das hat er ja offensichtlich geschafft.
Anssonsten ist Herr Rössler einer unter mehreren Lausbuben in der FDP, hinter der dann ein paar Opas noch mehr Unordnung reinbringen, sodass alles durcheinander gerät.
Dass eine solch kleine Partei soviel Unruhe stiften kann, ist ja nicht gerade gut zu verstehen oder nachzuvollziehen.
Total überbewertet, mit viel Risiko.