Was ist überhaupt Freundschaft? Die folgende Definition stammt von der Marburger Biologin Anja Wasilewski: Freundschaft ist eine "freiwillige und wechselseitige, nicht-sexuell motivierte, soziopositive Bindung zwischen zwei nicht-verwandten Individuen, die für beide einen subjektiven Wert besitzt und durch einen positiven Affekt (zum Beispiel als Sympathie bezeichnet) gekennzeichnet ist". Mit anderen Worten: die Zuneigung zwischen zwei Wesen, die nicht miteinander verwandt und dabei nicht auf Sex aus sind.
Das kann es nur zwischen Menschen geben, dachten Wissenschaftler lange. Aber auch hier hat der Mensch kein Monopol. Es gibt durchaus Freundschaften zwischen Tieren derselben Spezies und sogar über Artgrenzen hinaus.
Für ihre Doktorarbeit untersuchte Wasilewski in England Herden von Pferden, Eseln, Schafen sowie Rindern und zeichnete auf, in welchen Gruppierungen die Tiere auf der Weide standen. Insbesondere Esel und Rinder suchten immer wieder die Nähe desselben gleichgeschlechtlichen Partners. Für die Biologin ein Zeichen von Freundschaft.
Auch Elefanten, Delfine und Affen gehen Freundschaftsbeziehungen ein, ebenso, wie kürzlich nachgewiesen, weibliche Fledermäuse. In den Proceedings of the Royal Society B berichtet Gerald Kerth von der Universität Greifswald, dass die Flattertiere nicht nur bevorzugt mit einer Freundin "rumhängen". In einem Fall ging die Zuneigung so weit, dass eine Fledermaus der anderen sogar Geburtshilfe leistete.
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Kommentare
Ich habe erlebt wie eine Katze...
...einer anderen Katze bei der Geburt ihrer Kinder geholfen hat. Beide haben anschließend die Nachgeburt verspeißt.
Wenn das nicht Freundschaft ist...:-)
Natürlich gibt es Freundschaften zwischen Tieren.
Genauso wie es Romanzen zwischen Tieren gibt...
Ja es gibt sogar Homosexuelle Tiere...
Aber wenn man all das den Tieren zutraut, dann müsse man ja irgendwann auch mehr Rechte für Tiere einräumen.
Moral ist in der Wirtschaft fehl am Platz, deshalb wird einfach alles bestritten was nicht ins Konzept passt.
Die Heutige Wissenschaft ist wie die Kirche des Mittelalters.
Auch wenn es noch so oft bewiesen wurde, die Wissenschaft bestreitet weiterhin die Existenz zahlreicher Sachen...Vorallem wenn es um Tiere und Pflanzen geht.
@2 Ich streite bis heute ab, dass es
homosexuelle Tiere gibt.
Ihr letzter Satz klingt fast so , als gäbe auch Freundschaften zwischen Pflanzen und Tieren.
Näheres traue ich mich diesbezüglich nicht zu schreiben.
Aristoteles untescheidet sogar drei Arten von Freundschaft. Gemeinschaftliche Hilfe, friedvolles zusammenleben oder ähnliches Verhalten würde ich nicht als "Freundschaft" bezeichnen. Freundschaft auf nicht bewusste Eigenschaften zu reduzieren, scheint mir verkürzt; einem Tier jedoch ein begriffliches Bewusstsein zu untertellen, ist gewagt.
Die bewusste Entscheidung zu einer nicht-funktionalen Beziehung kann offensichtlich ausschließlich von Tieren getätigt werden, die über begrifflices Bewusstsein verfügen.
Funktionales Zusammenleben ist aber weder "völlig ohne eigenen Nutzen", noch in irgendeiner Weise altruistisch.
Schließlich würden wir einen "Schiffshalter" nicht als Freund eines Wals bezeichnen, nur, weil er sie sich in einem symbiotischen Verhältnis befinden. Kooperation ist ungleich Freundschaft. Auch dann nicht, wenn sexuelle Interessen keine Erklärung bieten.
Erzählen sie das mal...
meiner Katze und der Katze von Gegenüber...Ich finde es gewagt zu behaupten, dass Tiere sich ihres Daseins nicht bewusst sind. Sicherlich haben all die Forscher, die das behaupten ihre Versuchstiere persönlich gefragt. "Weißt du das du bist?"
Freundschaft für einen Winter
Wir haben des öfteren abgemagerte und kranke Igel bei uns überwintern lassen. Sie "wohnten" dann im Gäste-WC und hatten abends Auslauf im Haus.
Manchmal ließen die Kinder die Tür offen stehen, und der Igel macht ohne Aufsicht eine Tour durchs Haus.
Einmal suchten wir vergeblich das ganze Haus nach ihm ab.
Schließlich fanden wir folgendes Szenario vor:
Unser Kater lag auf der Couch und schnurrte. In sein Bauchfell eingekuschelt lag der Igel. Wie er auf die Couch gekommen ist, bleibt sein Geheimnis. Der Kater hielt schützend seine Pfote über den Igel.
Das Gekuschel mit dem stacheligen Zeitgenossen fand fortan jeden Abend statt.
Der Igel durfte auch aus dem Fressnapf unseres Katers fressen, was seiner der selben Spezies angehörigen Hausgenossin, unserer zweiten Katze verwehrt war.
Gegen neun Uhr Abends kratzte unser Kater regelmäßig an der WC-Tür, und auf der anderen Seite hechelte der Igel mit seinem Schnäuzchen entlang der Türritze.
Zarte Bande zwischen Samtpfote mit seidigem Fell und Stacheltier.
Als wir den Igel Ende April in unserem Garten wieder auswilderten, litt unser Kater. Er jammerte vor der WC-Tür noch zwei Wochen.
Unser Kater ist trotz dieses Verlustschmerzes 27 Jahre alt geworden.
Da werden Verhaltensbiologen noch ganz viel forschen müssen.
Eine wunderbare Geschichte. Danke, dass Sie sie teilen.