Nun, da das Hochwasser in Bangkok wieder abläuft, wird den Zuschauern in Europa womöglich bald nur noch ein Bild in Erinnerung bleiben: das Bild einer Frau, die, bis zu den Oberschenkeln im Wasser stehend, mit bewundernswerter Gelassenheit ihren Grill bedient und den zu ihr watenden Kunden gebratenes Schweinefleisch verkauft. So sieht der Klimawandel aus .
Im öffentlichen Streit um die globale Erwärmung warnen besorgte Wissenschaftler und Umweltschützer gern vor einer heraufziehenden Katastrophe. Es ist eine falsche, irreführende Formulierung, und das Bild der Frau mit dem Grill zeigt, warum: Der Klimawandel hat seine eigene Normalität, etwas, das der Katastrophe schon begrifflich völlig fremd ist.
Katastrophen sind Ausnahmesituationen, das sind Tsunami und Ölpest , Erdbeben und Börsencrash, plötzlich eintretende Ereignisse mit schrecklichen, aber wenigstens im Prinzip überschaubaren Folgen. Klimawandel, das ist der Hunger am Horn von Afrika , die Überschwemmung in Bangkok, das sind einige Hundert Tote hier, einige Tausend dort, hier ein Millionenschaden, dort einer. Und das ist vor allem die Gewissheit, dass es so weitergeht. Anders gesagt: Klimawandel ist eine besondere Art von Stress.
Man muss, beispielsweise, Deiche bauen und erhöhen, das ist teuer, aber machbar. Man kann Deiche um einen Meter aufstocken, aber man wird es wohl im Bewusstsein tun müssen, dass nach diesem Meter noch einer kommt. Und noch einer. Selbst für das reiche Deutschland wird das nicht einfach. Für das arme Thailand wird es erheblich schwerer. Und größer noch als für Thailand ist die Flutgefahr für Bangladesch, das pro Kopf gerade einmal ein Achtel der thailändischen Einkünfte erwirtschaftet.
Keine Panik!, rufen die Pragmatiker. Für die Anpassung an den Klimawandel haben wir Jahrhunderte Zeit. Das ist richtig, und es beschreibt einen weiteren Unterschied zu dem, was gewöhnlich als Katastrophe gilt. Die Ölpest im Golf von Mexiko ist schon fast wieder vergessen. Wann war das noch? Eineinhalb Jahre ist es erst her. Der Klimawandel wird die Menschen beschäftigen, wenn nur noch Geschichtsbücher oder elektronische Aufzeichnungen davon erzählen werden, dass es einmal eine Zeit gab, in der das Wasser nicht stieg.
Kann man all das wirklich schon wissen? Natürlich sind die Wissenslücken in der Klimaforschung immer noch größer als die Erkenntnisse. Natürlich können vermeintliche Einsichten sich in einigen Jahren als Irrtümer erweisen. Aber es gibt insgesamt nur wenig Zweifel, dass die Menschen das Ziel, den Klimawandel in einem verträglichen Rahmen zu halten, verfehlen werden. Und das absehbare Scheitern der Klimakonferenz im südafrikanischen Durban Anfang Dezember dürfte diese Gewissheit wachsen lassen.
Kommentare
Es gibt kein statisches Klima. und der Mensch hat
keinen Klimawandel, keine Eis- oder Warmzeit aufhalten können.
Jetzt hat er vielleicht einen Wandel ausgelöst oder bekäftigt bzw. beschleunigt und wird damit leben müssen.
Aber die Vorstellung, dass der Mensch im globalen Maßstab vernünftig handelt, weil in 2300 irgend etwas sein wird - die ist derzeit völlig unrealistisch.
Die Menschen werden weiter zur Wohlstandserhaltung- und gewinnung Ressourcen vebrauchen und die Erde verändern und sie werden mit den Folgen leben müssen.
Geschäft Klimawandel
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf polemische Äußerungen. Danke, die Redaktion/mo.
nicht die Politik - der Verbraucher kann was ändern....
mit seiner unersättlichen Gier nach (asiatischer) Billigware heizt der Verbraucher nicht nur den Import, sondern den Planeten an.
Die Folgen unsere ungebremsten Verschwendungssucht treffen zuerst die ärmsten der Armen.
Wären die Industrienationen stärker betroffen, hätten sie längst einen "war against climate" angezettelt.
(uups, das war jetzt polemisch...)
2 inecht
Vielleicht können Sie ja deutsche nachhaltige Qualitätsware bezahlen. Pullover aus reiner Schurwolle, anständige Schuhe usw.
Wenn nicht, frage ich mich, wie man ohne "Billigware" auskommen kann, wenn man nicht selber nähen, stopfen und stricken kann. Und selbst hat manoch keinen Rohstoff.
Abgesehen davon, dass der Begriff Billigware auch verachtend gegenueber den Menschen ist. Die geben ihr bestes fuer 2 Euro bei einer Arbeit, fuer die man hierzulande nicht mal fuer acht Euro Arbeitskräfte finden wuerde. Man könnte natuerlich allen Euro 20 zahlen. Nur was nuetzt die beste Bezahlung, wenn nichts verkauft wird.
Tagesschau vor 30 Jahren
Meine Empfehlung - mal zB bei itunes sich Tagesschau vor 30 Jahren ansehen. Man erkennt schnell Katastrophen gab es immer - auch solche "des Klimas". Wir haben heute vor allem mehr und viel bessere Bilder davon. Den Klimawandel stoppen ? Ich frage mich immer welches Klima wir denn erreichen wollen ? Das von 1745 oder 1234 oder 1949 oder 610 bC... ??
Thailand: Schlimmstes Hochwasser seit 50 Jahren
Diese Tatsache besagt doch schon alles. Hochwasserkatastrophen gibt es immer wieder, wird es immer wieder geben. Und wenn man in Gebieten siedelt, die zwar selten, aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit immer wieder mal überflutet werden, dann ist es nicht der Klimawandel, sondern die eigene Dummheit, die ursächlich für die Folgen der Überflutung ist. Man kann übrigens im Internet sehr gut Zeugnisse früherer Hochwasser finden, weniger für Thailand, mehr dafür in unserer Lebensregion.
Hungerkatastrophen in Regionen, in denen nichts wächst, wird es auch immer wieder geben. Man suche nach "Biafra" und wird sich des Hungers dort so um 1970 erinnern. Hungerkatastrophen wird es desto häufiger geben, je stärker sich die Zahl der Bewohnern in solchen Regionen erhöht.
Bitte beachten Sie Ihre Wortwahl. Danke/die Redaktion/mo.
Klima wandelt sich ständig und das ist normal.
In den letzten 2000 Jahren hat es mehrere wärmere und kältere Perioden gegeben. Da klammere ich die Millarden Jahre zuvor mal völlig aus. Erdgeschichtlich befinden wir uns nähmlich seit 30 Millionen Jahren in einer Eiszeit, und hier speziell in einer wärmeren Phase. In Warmzeiten gab es überhaupt kein Eis an den Polen. Finden wir uns endlich damit ab, dass das Klima viel zu komplex ist, um es mit 150 Jahren Aufzeichnung und aus Vermutungen zusammengebastelten Comutermodellen erklären oder vorraussagen zu können. Zu glauben, das Klima beeinflussen zu können, ist einfach nur lächerlich. Wir müssen uns rechtzeitig anpassen, dann werden wir auch überleben. Das alles schließt natürlich einen sorgsamen Umgang mit unseren Resourcen nicht aus.
Übrigens für die Anhänger der Schuld des Menschen. Abrupte Klimaveränderungen innerhalb weniger Jahre hat es in der Erdgeschichte schon mehrmals gegeben. Das ist bewiesen.
Sofern Sie Zitate oder Tatsachenbehauptungen veröffentlichen, bitten wir um Verweise auf eine entsprechende Quelle. Danke, die Redaktion/mo.
Naturwissenschaften sind weiter als Sie denken
"Finden wir uns endlich damit ab, dass das Klima viel zu komplex ist, um es mit 150 Jahren Aufzeichnung und aus Vermutungen zusammengebastelten Comutermodellen erklären oder vorraussagen zu können."
Ich möchte es diplomatischer formulieren, allerdings ist das nicht möglich, denn diese Formulierung zeigt eine für mich unbegreifliche Ignoranz gegenüber Wissenschaften - eine der größten Erfolgsgeschichten der Menschheit und eine der wenigen Beweise, dass wir tatsächlich die überlegene Rasse auf diesem Planeten sind.
Natürlich ist das Klima als gesamtes ein wahnsinnig komplexes Thema. Doch Naturwissenschaften sind durch ihre Methoden (=unsere geistige Leistung) und Messungen (=Fragen an die Natur) soweit gereift, dass sie komplexe Themen in weniger komplexe Teilaspekte aufsplitten können, welche zu begreifen wir tatsächlich in der Lage sind.
Auch wenn wir noch nicht alles vollständig verstanden haben - was wir übrigens in keinem einzigen Forschungsbereich jemals getan haben; darum forschen wir auch weiterhin - sind wir doch in der Lage, komplexe Probleme zu beherrschen.
Wir bauen Fusionsreaktoren, lassen Flugzeugträger schwimmen und fliegen durch die Luft und ins Weltall.
Bereits der Verbrennungsmotor Ihres Autos ist dermaßen kompliziert, da der Prozess 10^20 Teilchen betrifft (1 mit 20 Nullen!), dass er bis heute nicht vollständig verstanden werden kann. Aber die Durchschnittswerte sind gut verstanden und werden angewendet - und genauso ist es auch beim Klima.