Die Pharaonen nahmen ihren Reichtum einfach mit ins Grab. Sie hofften, damit auch ihr Leben im Jenseits vergolden zu können. In späteren Jahrhunderten haben Reiche ihre Schätze in Wäldern vergraben, in Burgen eingemauert oder im Meer versenkt, wenn sie sich in unsicheren Zeiten nicht anders zu helfen wussten. So blieben die Vermögen für die Nachfahren erhalten. Solche Methoden sind heute nicht mehr en vogue. Wie aber bringen die Millionäre von heute ihr Geld durch diese Zeiten? Immerhin haben sie viel zu verlieren. Der Unternehmensberatung Boston Consulting zufolge besitzt die vermögende Privatkundschaft weltweit Bargeld, Aktien, Wertpapiere oder Fondsanteile im Wert von 122 Billionen Dollar und damit 20 Billionen Dollar mehr als zum Tiefpunkt der Finanzkrise . Dafür können sie sich Vermögensverwalter leisten, was der Kleinsparer nicht kann. 9,5 Milliarden Euro jährlich lassen sich Betuchte laut der Beratungsfirma ZEB die Dienste der Privatbanken und Family-Offices der Großbanken kosten. Die versprechen dafür vor allem Sicherheit. Oder, wie es bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser heißt: »Unsere Bank gibt es seit über 200 Jahren. In der Zeit war Griechenland schon fünfmal pleite.« Es dürfte Kleinsparern also nicht schaden, etwas darüber zu wissen, wozu diese Banken ihren Kunden raten, die alle so verschwiegen sind.
In Amerika haben die Reichen anscheinend wenig Vertrauen in die Zukunft ihres Landes. Sie schaffen ihre Millionen lieber ins Ausland, ermittelte das Institute for Private Investors (IPI), das Schwerreiche ab 30 Millionen Dollar aufwärts berät: Ein Drittel ihres Geldes horten die Millionäre inzwischen außerhalb des Dollar-Raumes, die Ultrareichen sogar die Hälfte. Vor vier Jahren legten sie noch drei Viertel ihres Geldes daheim an. Verlassen die Mäuse nach der Beinahe-Staatspleite der USA also das sinkende Schiff? Und flüchten auch die reichen Deutschen aus dem Euro-Raum, und falls ja, wohin bringen sie ihr Geld?
Die einstimmige Antwort von Private-Bankern: »Wir beobachten das nicht.« Das sagt zum Beispiel Daniel Fechtelpeter, der beim Bankhaus Lampe die Vermögensverwaltung leitet. Und Hendrik Pelckmann, Leiter des Produktmanagements bei Hypovereinsbank Private Banking , fragt: »Wo sollen die Vermögenden auch hingehen?« Es sei einmal dahingestellt, ob die Kundschaft aus Überzeugung bleibt oder nur aus Mangel an Alternativen. Eine starke Heimatverbundenheit lässt sich jedenfalls seit je bei der Geldanlage wissenschaftlich belegen. Die werfen Ökonomen den Anlegern weltweit vor, denn dieser home bias kostet Rendite. Gerade jetzt scheint die Verbundenheit hierzulande noch größer zu werden, will Andreas van Loon, Direktor von der Privatbank Hauck & Aufhäuser, beobachtet haben: »Die meisten unserer Privatkunden investieren eng in ihrem Umfeld und in Dinge, die sie kennen.«
Früher glichen die Anleihezinsen wenigstens die Inflation aus
Das große Geld bleibt also im Land, wenigstens das beruhigt ungemein. Ansonsten ist die Verunsicherung groß. Selbst viele Banker fragen sich, wie sie Vermögen erhalten sollen, wenn die realen Zinsen negativ sind, die Märkte extrem schwanken und die Angst vor Inflation wächst . Wer sich heute für den Kauf einer zehnjährigen Bundesanleihe entscheidet, bekommt zwei Prozent Rendite und damit weniger als die Inflationsrate im Euro-Raum von drei Prozent im Oktober. Solche vermeintlich kleinen Differenzen summieren sich über die Jahre: Sollte die Teuerungsrate in den kommenden fünf Jahren mit etwa 2,5 Prozent nur leicht über den Zielvorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen, verlöre der Anleger in diesem Zeitraum etwa 15 Prozent seiner Kaufkraft. Früher hätten die Anleihezinsen wenigstens die Inflation ausgeglichen, derzeit aber sei die Berechenbarkeit des Marktes weg, sagt Pelckmann. Manche favorisieren aktives Management und market timing, also den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt. Andere sagen, das bringe nur höhere Kosten und trotzdem Verluste. Ob die ständigen Markteinbrüche eine vorübergehende Erscheinung sind oder sich dauerhaft etwas verschiebt, ist die größte offene Frage.
Eines hat sich längst verschoben – die Haltung der Kunden. »Die teilweise stark überzogenen Renditeerwartungen haben sich gelegt«, sagt Manfred Bruhn, Bereichsleiter Private Banking bei M.M. Warburg. Statt zu fragen, wie man ein Vermögen gewinnbringend anlegt, will man heute nur noch wissen, wie es sich ohne Verlust erhalten lässt. Die Null muss stehen: Acht von zehn Kunden maximieren lieber die Sicherheit statt der Rendite, beobachtet Bruhn: »Bei fünf Prozent Zinsen fragen die Kunden schon, wo der Haken sei.« Zieht man davon Steuern, Kosten und Inflation ab, bleibt unterm Strich nur der reale Kapitalerhalt. Weshalb Privatbanker hinter vorgehaltener Hand sagen, mehr als eine schwarze Null könne man keinem versprechen, egal, mit wie viel Geld.
Kommentare
Entschuldigung...
Entfernt. Bitte diskutieren Sie sachlich und konstruktiv. Danke, die Redaktion/mk
das ging aber schnell.
Ja entschuldigung, aber die Sorgen der Beschriebenen sind doch wirklich reiner Zynismus angesichts der Weltlage... Ist es unsachlich wenn ich schreibe sie sollen an ihrem Geld ersticken?
das nennt man dann Blase....
"...attraktiver im Preis – sind derzeit vermietbare Mehrfamilienhäuser. Deshalb erlebt die Bankenszene »das größte Immobilienanlagejahr aller Zeiten«."
Und die Renditeerwartungen für die Reichen müssen dann durch steigende Mieten die arbeitenden Familien abdrücken, mit deren Steuern der Staat bereits über Bankenrettungen und Konjunkturpakete den Wert der Festgeld- und Aktienvermögen gesichert hat, von dem genau sich jetzt die Vermögenden die Mietshäuser kaufen.
Immobielienbesitz zu Spekulationszwecken könnte man mühefrei besteuern - die "Kapitalflucht" hat hier KEIN Erpressungspotential mehr - und der Staat schaut völlig untätig zu, wie sich hier die nächste Blase bildet, ein feiner Teil der Wertschöpfung ins Ausland abwandert (man soll sich nur mal den Markt in Berlin ansehen, da kaufen Spekulanten aus ganz Europa, auch jenseits der EU ein...), und der Mittelschicht erneut die Kosten der Krise - die ja aus nichts anderem als aus überzogenen Renditeerwartungen begann - aufgebürdet werden.
Man wird den Eindruck nicht los, dass es sich bei so eindeutiger Faktenlage dann auch um politischen Vorsatz handelt, wie die Regierung hier agiert - oder vielmehr: unterlässt.
#3 Danke für Ihren Kommentar
Das ist mir im Artikel genauso übel aufgefallen wie Ihnen.
Die ganze Chose läuft wohl darauf hinaus, dass zur Sicherung des "Vermögens" (eigentlich ist es doch nur unsagbar viel virtuelles Geld) einiger Weniger die Lebensgrundlage Aller privatisiert und damit "renditefähig" gemacht werden soll.
Verursacher
Die Finanzpolitik der Staaten und die Geldpolitik der Notenbanken ist derzeit so angelegt, daß Schuldner entlastet werden und neue Schuldenaufnahme erleichtert wird. Die Dummen dabei sind diejenigen, die gespart haben und damit Vermögen gebildet haben; deren Werte gehen dabei den Bach runter.
Es ist nur zu gut nachvollziehbar, daß sie die Wertverluste vermeiden möchten und daher lieber in Sachwerte investieren. Das sind nun einmal auch Immobilien. Sicher besteht dabei die Gefahr einer Blasenbildung. Eigentliche Verursacher dieser Gefahren sind allerdings auch die Regierungen und die Notenbanken.
Vermögensverteidigung
Es werden natürlich weitaus mehr als diese 9,5 Milliarden für die Vermögensverteidigung ausgegeben und auch auf anderen Wegen.
Das kann man hier nachlesen: http://www.the-american-i...