"Wir haben gefährliche Nachbarn", sagt Abdullah al-Saleh. Der Mann trägt eine khakifarbene Uniform, auf deren Schulterklappen gekreuzte goldene Säbel gestickt sind. In Rüstungskreisen gehört der General zu den gefragtesten Gesprächspartnern auf der Welt. Denn er ist im saudischen Verteidigungsministerium dafür zuständig, Waffen einzukaufen.
Al-Saleh spricht mit sanfter Stimme und in bestem Oxford-Englisch. Er ist Ende vierzig, ein kleiner Mann mit ergrautem Schnauzer und sorgfältig gestutztem Kinnbart. Da sitzt er nun in seinem Büro hoch über den palmengesäumten Straßen von Riad, eine Klimaanlage erzeugt drinnen frostige Temperaturen, während draußen noch rund 40 Grad herrschen. Al-Saleh beugt sich beim Sprechen in seinem Ledersessel vor, um dem Gesprächspartner näher zu sein. Für den Besuch aus Deutschland hat er sogar sein Nachmittagsgebet verschoben. Er ist kein Politiker, er ist Militär, er spricht nicht oft mit Gästen aus dem Westen, aber nun will er für sein Land werben. Dass viele Saudi-Arabien selbst für eine nicht ganz ungefährliche Nation halten, kann er nicht verstehen. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.
70 Panzer mehr als bisher bekannt
Während Deutschland nicht mal zugeben möchte , dass es einen Rüstungs-Deal mit dem Wüstenstaat gibt, berichtet der General freimütig: 270 Panzer vom Typ Leopard 2 A7+ wolle sein Land in Deutschland einkaufen. "Wir müssen uns verteidigen können", sagt er. Auch der Militärattaché der deutschen Botschaft in Riad bestätigt das Geschäft mit dem Leopard.
Ausgerechnet deutsche Kampfpanzer, ausgerechnet Saudi-Arabien: Als es im Sommer hieß, dass der geheim tagende Bundessicherheitsrat dem Verkauf von 200 Panzern durch die Firma Krauss-Maffei Wegmann zugestimmt habe, war die Empörung gewaltig. Nun sind es 70 Panzer mehr . Der Leopard 2 ist das Flaggschiff der deutschen Rüstungsindustrie. Er kann unter Wasser fahren und beschleunigt auf 80 Stundenkilometer. Der Leo gilt unter Fachleuten als bester Panzer der Welt, als eine Art Porsche 911 unter den Militärfahrzeugen. Aber ein Panzer ist eben nicht irgendein Fahrzeug, er ist auch ein Symbol: Panzer rollten Proteste im Ostblock nieder, Panzer wurden eingesetzt für das Massaker auf dem Pekinger Tiananmen-Platz. Und Saudi-Arabien schickte erst vor wenigen Monaten Schützenpanzer in den Nachbarstaat Bahrain. Sie kamen zwar nicht zum Einsatz, ermöglichten Bahrain aber, die dortige Protestbewegung niederzuringen.
Wird man bei ähnlichen Szenen bald den Stolz der deutschen Rüstungsindustrie in Aktion sehen?
Seit dieser Woche ist die Frage wieder auf der politischen Tagesordnung. Zwar sank die Zahl der erteilten Genehmigungen der Bundesregierung für die Ausfuhr aller Rüstungsgüter von der Radaranlage bis zum Sturmgewehr gegenüber 2009 leicht von rund fünf auf 4,8 Milliarden im Jahr 2010, heißt es im am Mittwoch veröffentlichten jüngsten Rüstungsexportbericht. Die Ausfuhr von Kriegswaffen stieg jedoch von 1,3 Milliarden 2009 um 800 Millionen auf 2,1 Milliarden Euro, sie hat sich also fast verdoppelt.
Deutschland ist demnach der drittgrößte Waffenexporteur der Welt, vor allem durch den Verkauf schweren Geräts.
Kommentare
Gefährliche Nachbarn
"Wir haben gefährliche Nachbarn" (Abdullah al-Saleh), u.a. Bahrain, wo die Saudis die Demokratiebewegung niedergeschlagen haben.
Gutmenschentum...
Wenn nicht aus Deutschland, dann eben aus Russland oder China. Besser das Geld fließt in unsere Taschen, als damit andere Diktaturen oder ähnlich geführte Länder - mit einem zweifelhaften Verhältnis zu den Menschenrechten - zu stützen.
Zudem macht man die Saudis auch noch politisch bis zu einem gewissen Grad von Deutschland abhängig. Schließlich müssen die Leos mit deutschen Ersatzteilen gewartet werden.
Es ist zudem "etwas" arrogant zu glauben, dass deutsche Ware - hier der Leo2 - unersetzlich ist. Es gibt genug Panzer aus Ländern die an JEDEN verkaufen, die zumindest mithalten können. Die haben dann zwar keine Ledersitze wie ein 911er, aber dennoch gleichwertige Motorisierung und Kampfkraft(um mal beim zweifelhaften Porsche-Vergleich zu bleiben).
Nein zu sagen schadet im Endeffekt also mehr als es realistisch gesehen bringt. Das einzige was die Nein-Sager hinterher haben ist ein scheinheilig-gutes Gewissen und die Möglichkeit sich ausgiebig selbst auf die Schulter zu klopfen. Realpolitisch richten sie aber nichts als Schaden an.
Hätte ich es nicht getan
Ich kann mich nur wiederholen:
"Wenn nicht aus Deutschland, dann eben aus Russland oder China."
Hm.
“Wenn ich es nicht getan hätte, hätten es andere getan”.
Diese Einstellung trübt das Verantwortungsbewusstsein für das Ganze.
Für Mensch, Gesellschaft, Staat, Natur.
Das einfachste wäre in diesem Zusammenhang, 70 Jahre zurückzugehen, um es zu verdeutlichen. Aber ich möchte nicht von der Redaktion zensiert werden.
"Der Leo gilt unter Fachleuten als bester Panzer der Welt"
Naja, der K2 Black Panther, insbesondere mit seinen geplanten Ausbaustufen, dürfte sich schon noch auf einem anderen Niveau bewegen.
Und ja, mir ist klar, dass dieser Kommentar an der eigentlichen Kernproblematik vorbeizielt. ;-)
Wie zuverlässig?
Naja die Werte klingen nicht beeindruckend um ehrlich zu sein.Da entwicklen die Amis besseres
Muh...
"Das einfachste wäre in diesem Zusammenhang, 70 Jahre zurückzugehen, um es zu verdeutlichen. Aber ich möchte nicht von der Redaktion zensiert werden."
Was getan? Eine Waffe drückt nicht den Abzug. Wir ändern nichts am Weltgeschehen, nur weil wir andere Leute die Waffen liefern lassen. Im Gegenteil, wie verlieren die Möglichkeit Einfluss zu nehmen.
Atombomben
Dann könnte man Ihrer Logik nach auch Atombomben nach Iran, Nordkorea etc liefern.
Ich finde es bedenklich, dass man sich nicht in die Lage derer versetzt, die auf der anderen Seite des Laufes stehen (könnten). Und keiner kann garantieren, dass es nicht die falschen trifft.
Gutes Beispiel:
Damals wurden die Mudschaheddin mit Waffen versorgt; zum angeblichen Vorteil der westlichen Welt. Nun hat sich das Blatt gewendet.
Genauso war es in den 80er mit Irak.
Oder unser MG3, was in Iran produziert wird und jetzt unkontrolliert verfielfältigt werden kann.
Zu Anfang freuen sich alle über den Geldsegen und behaupten, es wäre für eine gerechte Sache.
Jahre später will niemand mehr etwas davon wissen.
Doppelmoral unserer Gesellschaft, wofür niemand die Konsequenzen tragen muss und noch schlimmer:
Wir begehen die gleichen Fehler immer wieder.