Die "Körperfettwaagen" aus dem Kaufhaus müssten eigentlich "Beinfettwaagen" heißen. Zur Messung von gesundheitsgefährdenden Fettpolstern sind sie aus mehreren Gründen ungeeignet.
Wie kann eine Waage überhaupt bestimmen, ob das auf ihr lastende Gewicht von kräftigen Muskeln oder schwabbelndem Fett rührt? Die sogenannte Bioelektrische Impedanzanalyse macht sich die unterschiedliche elektrische Leitfähigkeit von Fett und Muskeln zunutze. Fett leitet den Strom schlechter, hat also einen höheren Widerstand. Die Elektroden auf der Waage, auf die man sich barfuß stellt, leiten einen schwachen Wechselstrom durch den Körper und messen den Widerstand bei mehreren Frequenzen.
Ihre Messgenauigkeit ist allerdings äußerst mäßig. Der Widerstand wird nämlich auch von anderen Faktoren beeinflusst: Wenn die Füße nass sind, die Haut frisch eingecremt ist oder die Blase voll, dann fließt der Strom besser, und der Fettanteil wird um bis zu 30 Prozent zu niedrig angegeben.
Vor allem aber nimmt der Strom immer den Weg des geringsten Widerstands. Sind alle Elektroden an den Füßen, läuft der Strom nur an einem Bein hoch, durch den Unterleib und am anderen wieder herunter. Das für Herz und Kreislauf gefährliche Bauchfett um die inneren Organe herum wird nur von solchen Körperfettwaagen gemessen, die zusätzlich über zwei Hand-Sensoren verfügen.
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Kommentare
Bleibt die Frage wer sowas brauch....
...wer Augen imKopf hat sieht, sein Körperfett auch so...
Kleine Unterschiede
"...wer Augen imKopf hat sieht, sein Körperfett auch so..."
Wir sind jedoch recht schlecht darin, langsame Veränderungen zu bemerken. Insbesondere an uns selbst. Wir sehen und jeden Tag, wodurch die Veränderungen zu klein sind, um sie zu bemerken.
Fortschritte beim Abnehmen sieht man also viel früher in Zahlen ausgedrückt als optisch.
Daneben gibt es noch das Problem, dass der Blick auf uns selbst immer durch Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen getrübt ist. Ein extremes Beispiel ist Magersucht, die häufig mit einem mentalen Bild des eigenen Körpers einher geht, dass mit der physikalischen Realität nichts mehr gemein hat. Ich behaupte nicht, dass eine Körperfettwaage bei derartigen Störungen hilft. Doch zeigt das Beispiel, dass man eben nicht einfach so sieht, wie viel Körperfett man hat. Denn Menschen sehen nicht mit den Augen sondern mit dem Hirn.
Hört sich nach Betrug an
Ja entschuldigung! Da wird mir ja etwas versprochen, was letztendlich schon aus der logischen Schlussfolgerung heraus gar nicht funktionieren kann. Das ist doch der typische Betrug, oder nicht? Andererseits ist es ja auch naiv ein solches Gerät zu kaufen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wie das denn überhaupt funktionieren soll.
Nichts desto trotz ist es eine unverschähmtheit eine solche Waage zu bewerben, um dann in der Anleitung zu sagen, dass die Ergebnisse von der Realität stark abweichen können. Wenn das so ist, dann ist das ja auch schon beinahe gefährlich und grenzt an Qacksalberei.
Der tödlichste Feind Ihrer Gesundheit sitzt an Ihrem Bauch
Lange Zeit galt ein dicker Bauch als ein Zeichen des Wohlstandes. Besonders bei der Nachkriegsgeneration, die lange Hunger litt, zeugte eine stattliche Erscheinung mit einem voluminösen Bauch von einer neuen, besseren Zeit. Gert Fröbe mit seinem dicken Bauch war eines der markantesten Beispiele.
Die Nachkriegszeiten sind vorbei und doch sind 67 Prozent der Männer ab 18 Jahren übergewichtig und 17 Prozent fettsüchtig.
In den Fettzellen eines dicken Bauches wird unkontrolliert das Sättigungshormon Leptin gebildet. Die Folge ist, dass dies als Essbremse funktionierende Hormon nicht mehr Ihre Nahrungsaufnahme steuert.
Es kommt zu einer übermäßigen Nahrungsaufnahme, da das Sättigungsgefühl nicht einsetzt. So kommt es zu einer weiteren Gewichtszunahme und die Fettsammlung – insbeonders in Ihrem Baubereich – steigt. Sie befinden sich in einem Teufelskreis.
Mit den besten Wünschen für ein längeres und gesünderes Leben
Ihr Dr. Ralf Hettich
Ist das richtig...?
"Das für Herz und Kreislauf gefährliche Bauchfett um die inneren Organe herum wird nur von solchen Körperfettwaagen gemessen, die zusätzlich über zwei Hand-Sensoren verfügen."
Warum sollte dann das funktionieren? Da fliesst der Strom doch direkt durch die gut durchblutete Herzregion und mitnichten durch die verfetteten Organe im Bauchraum. Wenn dann sollten verschiedene Querschnitte gemessen werden, wie auch immer, und daraus dann das korrekte Körperfettmaß berechnet werden.
...je nachdem wie man sich auf die Waage stellt...
...evtl. mal mit einem Bein auf den ersten Kontakt, das andere Bein anheben und dann Bücken und mit der Hand auf den zweiten Kontakt drücken. Jetzt sollte der Strom durch den gesamten Körper fließen.