Ein Hollywoodstar, der Panik verbreitet. Ein Film, der propagandistisch mit Vorurteilen und Ängsten spielt. Das waren die Reaktionen, als Matt Damon, Schauspieler, Drehbuchschreiber und Oscarpreisträger, im Dezember seinen neuesten Film Promised Land in die amerikanischen Kinos brachte. Der Streifen, so der wütende Reflex derer, die er porträtierte, sei unwissenschaftlich und simplifizierend, kurzum: ein Machwerk, das mit der Realität wenig zu tun habe. "Antikapitalistisch", befand ein Kommentator im Nachrichtensender CNN.
Die Reaktionen waren vorhersehbar, zieht Damon in seinem Film, den er in dieser Woche anlässlich der Berlinale erstmals auch in Europa vorstellt, doch in Zweifel, was in Amerika als Verheißung gilt. Promised Land handelt vom Angestellten einer Gasbohrfirma, der verarmten Bauern für viel Geld die Bohrrechte auf ihren Äckern abkaufen will.
Das geht so lange gut, bis ein heimischer Ingenieur Fragen stellt – nach den Chemikalien, die beim Gasbohren verwendet werden, dem Wasser, das verbraucht, dem Land, das durch die Bohrstellen verschandelt wird.
Mit jedem Boomjahr wird die Frage lauter: Fracking auch in Deutschland?
Es sind Fragen, die viele Amerikaner nicht hören wollen. Seit 2007 erlebt das Land einen Gasboom. Eine eigentlich alte, aber erneuerte Fördermethode – das sogenannte Fracking – erlaubt es seither, zuvor unerreichbares Gas aus dem Untergrund herauszuholen. Die Mengen scheinen so gewaltig, dass Vertreter von Industrie und Politik, Wissenschaft und Wall Street das neue Gas als den Stoff bezeichnen, der die USA von Grund auf verändert. Hunderttausende Arbeitsplätze sollen geschaffen werden, billiges Erdgas soll Amerikas Industrie revitalisieren und die USA aus ihrer Finanz- und Wirtschaftskrise führen. Nordamerika sei "der neue Mittlere Osten", jubelt die Großbank Citigroup in einer Analyse.
Auch die Internationale Energieagentur (IEA), deren jährlicher Report als Bibel der Branche gilt, stimmt in diesen Chorus ein (siehe Interview Seite 23). Würden sich die Vereinigten Staaten aber künftig mit billiger Energie selbst versorgen, hätte das weltweite Folgen: weil die Ölförderstaaten des Mittleren Ostens für das Land an Bedeutung verlören; weil die US-Industrie international wettbewerbsfähiger würde; weil der Einfluss bisher dominanter Spieler – der Opec, Russlands oder Gazproms – abnehmen könnte.
Mit jedem Jahr, in dem der Boom in den USA anhält, stellt sich obendrein die Frage, ob nicht auch Europa diesen Schatz heben sollte: ob also auch in Polen oder Frankreich, in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen mit Fracking das Gas aus dem Boden geholt werden muss, das dort reichlich vorhanden ist.
Doch vor alldem steht eine andere Frage: Hält der Gasboom wirklich an – so, wie es die meisten Meinungsmacher prognostizieren? Oder hat sich der Boom längst in eine fette Gasblase verwandelt?
Vordergründig sprechen die Fakten eine klare Sprache. Seit 2006 ist die Gasproduktion in den USA um 24 Prozent gestiegen. Ein knappes Viertel der Förderung entfällt inzwischen auf das, was durch Fracking ans Tageslicht kommt, das sogenannte Schiefergas. In einem weiten Bogen vom tiefen Süden bis zum Nordosten Amerikas wurden Tausende Bohrungen in das Erdreich getrieben. Aus rund einer halben Million Quellen wird Gas an die Oberfläche gebracht, in über 30 Bundesstaaten wird heute gefrackt – vor allem Gas, aber auch Öl.
Kommentare
Wasser oder Energie, das ist hier die Frage
Nehmen wir mal an, es hätte in Deutschland in einem dicht besiedelten Gebiet schon eine schwere Umweltschädigung gegeben. Welche Anstrengungen würde man auf sich nehmen, um das zu verheimlichen.
Wie sähe es aus, wenn schwere Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung aufgetreten wären. Hat man die Macht, Ärzte zu beeinflussen und die Presse mundtot zu machen?
Genau darum geht es: Siedlungsdichte
Deutschland hat 229 Einwohner / Quadratkilometer.
In den USA kommen von 50 Bundesstaaten nur 5 (!) auf diesen, oder einen höheren Wert. Und die sind auch mit die kleinsten.
Die Fläche wo man die Trinkwasserversorgung von Quasi sehr wenigen gefährdet ist sehr gering. Die Versorgung von denen per Tankwagen lässt sich im Unglücksfall finanzieren. Für Deutschland wäre das sehr schnell unfinanzierbar.
Geplatzte Gasblase
Es wär so schön gewesen: Hundert Jahre Energieautarkie für die USA, damit einhergehende politische Unabhängigkeit von Öl- und Gasstaaten, weltweit sinkende Gaspreise, Arbeitsplätze für die gebeutelte US-Wirtschaft.
Gegen diese Aussichten hatte es der Umweltschutz schwer.
Nun scheint die Ökonomie einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Überschätzte Vorkommen, unrentable Marktpreise, Investitionen, die sich möglicherweise nicht amortisieren. Plus Umweltschäden.
Es gibt eben keinen bequemen Königsweg, unsere energieverschwenderische Lebensweise ohne Anstrengung zu ändern.
Man kann daran glauben, daß Geo-Engineering, Fracking und Atomkraft nicht nur Aufschub, sondern die Lösung sind.
Oder man entscheidet sich für eine Energiewende, je später, desto schmerzhafter.
"erst wenn der letzte baum...
... gerodet,
der letzte Fluß vergiftet,
der letzte Fisch gefangen ist,
werdet ihr feststellen,
daß man Geld nicht essen kann.‘‘
so soll die weisheit der Creek-Indinaner lauten http://www.berndsenf.de/p...
da der rest der welt schon in sachen fracking unterwegs ist und den planeten weiter vergiftet, wird das ganze an unserem 'naturschutzreservat' deutschland nicht vorbeigehen; insb. wenn auch unsere europäschinen nachbarn darauf setzen.
mit unserem anteil von < 1 % der erdoberfläche werden wir den planeten eh niemals retten können!!!
was wir aber machen könnten/sollten wäre doch, unser know-how und unser umweltbewußtsein in die technologie des frackings einzubringen. dafür müssten wir dann aber wohl oder übel auch in einem begrenzten umfange fracking einsetzen, um das entsprechende know-how zu erwerben und dann zu exportieren.
darin sähe ich unsere chancen - für die umwelt und für unsere wirtschaft!?
Schöner Bericht
Es wird sie negative Seite des Fracking aufgezeigt. Hoffentlich liest das auch unser Umweltminister. Der findet Fracking ja so toll.
der Bundesumweltminister
Peter Altmaier findet Hydraulic Fracturing nicht besonders toll
http://www.zeit.de/news/2...