Es ist eine lange Geschichte, die Maria Teresa Muñoz aus ihrer Küche in Buenos Aires in den Raum des altehrwürdigen New Yorker Warwick Hotel gebracht hat. Angefangen hat es damit, dass sie Ende der neunziger Jahre nach über 40 Jahren ihre Stelle als Fremdsprachensekretärin verlor. Ihre Bank riet ihr, die Abfindung anzulegen – am besten in argentinische Staatspapiere. »Das schien mir sicher«, sagt sie, »schließlich ist das ja mein Heimatland.«
Doch 2001 passierte das für sie Undenkbare: Argentinien stand vor dem Staatsbankrott. Es folgte die mit über 80 Milliarden US-Dollar bis dahin größte Umschuldung aller Zeiten. Die Bedingungen, die Argentinien seinen Gläubigern abverlangte, waren drakonisch. Sie sollten auf 70 Prozent der ursprünglichen Anleihesumme verzichten. Für Kleinanleger wie Muñoz hieß das, dass sie so gut wie alle Ersparnisse verlieren würden. Ein Schock – und in ihren Augen auch ungerecht.
Bis heute, sie ist inzwischen 76 Jahre alt und lebt von einer schmalen Rente, gehört sie zu einer kleinen Minderheit, die weiter auf der vollen Rückzahlung besteht. Ein aussichtsloses Unterfangen – wären da nicht mächtige Wall-Street-Fonds mit der gleichen Forderung. Die Fonds gehören auch zu den Mitgliedern der Organisation American Task Force Argentina, die Muñoz und ein Dutzend weiterer Kleinanleger aus Argentinien für eine Pressekonferenz nach New York geflogen hat.
Der Auftritt der Kleinanleger ist Teil einer der erbittertsten Kämpfe der Finanzgeschichte. Tausende Klageschriften wurden verfasst, Pfändungsbescheide für Staatsflugzeuge und Kriegsschiffe erlassen. Jetzt geht der Kampf in die Endrunde. Ein Berufungsgericht in Manhattans Finanzbezirk hat zu entscheiden, ob und wie Argentinien die Umschuldungsverweigerer doch noch bedienen muss. Am Mittwoch findet die entscheidende Anhörung statt.
Die Entscheidung der Richter wird Auswirkungen haben auf Kreditmärkte weltweit. Umschuldungen könnten schwieriger werden, Regierungen müssen ihre Praktiken bei der Anleiheausgabe überdenken, Anleger ihre Portfolios prüfen. Anders als noch vor ein paar Jahren ist die Debatte über Staatsschulden auch für Europa und die Industrienationen aktuell: Vergangenes Jahr hat Griechenland mit seiner 100 Milliarden Euro betragenden Umschuldung Argentinien als Rekordhalter abgelöst.
Die Schuldenkrise hat die Aufmerksamkeit auf eine Ecke des Finanzmarkts gelenkt, die bisher kaum wahrgenommen wurde. Zu den Großinvestoren dort gehört Elliott Management: Der 20 Milliarden Dollar schwere New Yorker Hedgefonds ist auch Argentiniens hartnäckigster und mächtigster Gegner beim Streit um die Bedienung der Altgläubiger. Ein Tochterfonds namens NML hat – gemeinsam mit anderen Fonds und einigen privaten Anlegern – die Klage angestrengt, über die nun entschieden wird.
Elliotts Gründer Paul Singer gilt selbst an der Wall Street als einer der abgebrühtesten Hedgefonds-Manager. Und als einer der erfolgreichsten. Singer, Jurist mit Psychologiestudium, startete den Fonds 1977 mit 1,3 Millionen Dollar – Geld, das er von Familie und Freunden eingesammelt hatte. Seitdem hat Elliott im Schnitt jährlich 14 Prozent Rendite erwirtschaftet.
Elliotts Spezialität sind notleidende Anleihen, egal, ob von Unternehmen wie Chrysler, Banken wie Lehman oder von Staaten wie Argentinien. »Unser Ziel ist es, Insolvenzverfahren zu finden, bei denen wir den Prozess beeinflussen und dadurch Wert schöpfen können«, sagte er in einem seiner seltenen Interviews. (Auch ein Gespräch mit der ZEIT lehnte er ab.)
Kommentare
der Typ schreckt auch nicht davor
" Entwicklungshilfe zu blockieren, die eigentlich für die Bekämpfung einer Choleraepidemie vorgesehen war. "
http://www.taz.de/1/archi...
So einen gierigen Geier darf in keinem Land Recht bekommen und sollte als unerwünschte Person abgestempelt werden.
Wer ist die letzte Instanz?
Darum geht es letztlich. Ist es ein Nationalstaat, wie Argentinien, oder ist es ein Hedgefonds.
Auch ein Hedgefonds kann Renditeversprechungen machen und nicht einhalten. Dann kann man ihn verklagen. Doch was, wenn er sich bis dahin aufgelöst hat? Nationalstaaten können sich nicht so einfach auflösen. Es gibt ein Volk, mit einer Sprache, einer Kultur.
Von daher: Nationalstaaten müssen die letzte Instanz bleiben. Und das sollten Anleger wissen, bevor sie ihr Geld in "gewinnbringende" Anlagen stecken.
Letzte Instanz: Das Recht
[Darum geht es letztlich. Ist es ein Nationalstaat, wie Argentinien, oder ist es ein Hedgefonds.]
Letzte Instanz ist das Recht. Deswegen entscheidet über den Fall nicht der Staat Argentinien und auch nicht der Hedgefonds, sondern es entscheidet ein Gericht nach Rechtslage. Denn glücklicherweise müssen sich auch Staaten an Recht und Gesetz halten und können nicht willkürlich entscheiden, wie Ihnen das offenbar vorschwebt.
[Von daher: Nationalstaaten müssen die letzte Instanz bleiben. Und das sollten Anleger wissen, bevor sie ihr Geld in "gewinnbringende" Anlagen stecken.]
Die Anleger können sich bisher meistens darauf verlassen, dass sich auch Staaten an geltendes Recht halten müssen. Wenn der Staat plötzlich letzte Instanz wäre und sich beliebig über Recht hinwegsetzen könnte, wie Sie sich das offenbar wünschen, dann würde kein vernünftiger Mensch mehr Staaten Geld leihen. Wer leiht schon jemandem Geld, der beliebig selbst darüber entscheidet, ob er etwas zurückzahlen will.
Es ist schon traurig genug, dass es große Hedgefonds braucht, um solche Fälle wirksam vor Gericht zu bringen. Aber glücklicherweise tun sie es und setzen so rechtsbeugenden Staaten Grenzen.
unvorstellbar
Wenn nur eine Partei gegründet würde, die diese unmenschlichen Institutionen aus Deutschland und am besten aus der Welt verbannt, würde ich sie wählen.
Nur wählen ???
Lieber ingmarfrese das ist doch unser Problem. Wäre würde hätte könnte, aber selber im Sessel sitzen und sagen: "Macht doch mal." Ja es muss eine neue Partei geben. Eine die unser System vom Kopf wieder auf die Füße stellt. Doch dafür benötigt man Menschen die sich engagieren und selber etwas tun. Ich jedenfalls werde etwas tun, genau das, eine Partei gründen, Anfang 2014. Ich werde nicht im Sessel sitzen bleiben.
Aber was passiert dann ??? Das ist zu radikal, man kann ja eh nichts ändern, wir müssen pragmatisch sein und so weiter ......
Na ja, falls Sie Interesse haben melden Sie sich einfach mal.
Die Grundgedanken sind einfach:
Keine Koalitionen oder Posten, Vorlagen werden geprüft und wenn es den Bürgerinnen und Bürgern und der Gemeinschaft nutzt wird zugestimmt, wenn nicht eine bürgerorientierte Alternative formuliert. Das Volk im Parlament kontrolliert die Regierung.
Stärkung der Kommunen, zu Lasten der Länder und des Bundes.
Stärkung und Rückgewinnung des Gemeineigentums (Kommunalisierung von Dienstleistungen im Grundbedarfsbereich, Wasser Energie und Wohnungsbau)
Steuern sind kein Übel, sondern eine Notwendigkeit um Bildung und Infrastruktur zu bezahlen und keine Luxustempel wie S21 oder Elbphilharmonie.
Umsteuern vom egoistischen Individualprinzip zum verantwortungsbewussten Gemeinschaftsprinzip und der Inklusion in Bildung und Wirtschaft.
Gemeinschaft bedeutet, das alle Einkommen Steuern und in die Sozialkassen zahlen und zwar von jedem verdienten Euro.
Unter Geiern
das fide ich einfach unverschaemt, unsozial und ethisch nicht vertretbar in diesen Fällen auf die 100% Einhaltung der Regel zu bestehen. Nach meinem persoenlichen Gerechtigkeitsempfinden ist es klar, dass, sobald ein Staat Umschulden muss und eine Mehrheit von mind 75 mitmacht, auch die anderen mitmachen muessen.
Warum kaufe ich eine Anleihe mit ca10% Zinsen? Es muss mir doch klar sein, dass da ein gewisses Risiko drin liegt, wem das nicht klar ist, der ist zu dumm fuer solche Geschaefte...und ich finde es dann ok, in diesem Fall dieses "Lehrgeld" zu zahlen (Verlust von 70%) (bezueglich der Kleinanleger).
Schlimmer und ethisch inakzeptabel, wenn Geierfonds sich auf diese Papiere von solchen Schuldnern in Not spezialisieren, diese Papiere zu einem sehr geringen Preis kaufen und damit dann Geld machen wollen. Auch diese muessen akzeptieren, sollte der Staat oder das Unternehmen Pleite gehen, werden auch sie nie die vollen 100% erhalten. Für mich ist klar: wenn ich ein Papier zu einem Preis von 20% oder weniger kaufe, liegt die Gefahr, dass ich kein Geld (100% Verlust) habe bei 80%. Die Chance, dass ich 100% zurueckbekomme (obwohl ich nur 20% bezahlte), liegt bei 20%. Dass ich nun aber 100% einfordere geht völlig gegen mein Gerechtigkeitsempfinden und muss verboten weden!