Pankaj Mishra
1) Kaufen Sie Ihre Bücher bei Amazon? So wenig wie möglich. Ich versuche, bei anderen Anbietern als Amazon zu kaufen.
2) Finden Sie es richtig, Bücher bei Amazon zu kaufen oder die eigenen dort verkaufen zu lassen? Ich fand es mal richtig, aber ich bin mir jetzt nicht mehr sicher. Amazon muss viel mehr tun – Steuern zahlen, seine Angestellten besser behandeln und die Verlage nicht schikanieren –, um Produzenten sowie Konsumenten von Kultur zu versichern, dass es nicht nur noch ein weiterer Großkonzern ist, dem das öffentliche Interesse gleichgültig ist, während es die Ideologie der freien Märkte ausnutzt. Wenn Amazon das nicht hinbekommt, sollten Regierungen und Individuen handeln.
3) Würden Sie als Autor gerne Ihren Verlag anweisen, die Bücher nicht mehr über Amazon zu vertreiben? Noch nicht. Ich warte, wie die Herausforderung wirkt, vor die die EU Amazon stellt.
4) Was halten Sie von der Nachricht, dass Amazon die Bücher mancher Verlage nur verzögert liefert, wenn diese Verlage sich den Rabattforderungen von Amazon widersetzen?Das ist reine Schikane und Einschüchterung. Die regulatorischen Mechanismen von Gesellschaften, die Meinungsfreiheit und andere Werte der Zivilisation hochhalten, sollten das nicht durchgehen lassen.
5) Was halten Sie von den Nachrichten über die Arbeitsbedingungen bei Amazon?
Das bestätigt den Verdacht, dass Amazon der Wal-Mart des Onlinehandels ist, und dass sein Interesse an Büchern oder irgendeiner intellektuellen oder moralischen Kultur nur Mittel zum Zweck ist.
6) Alles zusammen genommen, mit wie vielen Sternen (von fünf möglichen) würden Sie Amazon bewerten?
Nur mit einem.
Kommentare
Roger Willemsen
fünf Sterne für seinen Kommentar *****
Ich habe mir nur die Liste der Autoren durchgelesen und
keinen gefunden, dessen Meinung mich auch nur ansatzweise interessieren würde.
Ob ich bei Amazon bestelle, ist meine Sache und bleibt meine Sache.
Bester Kommentar: Frau Passig
Nur wenige Autoren kommen auf den nahe liegenden Einfall, vielleicht mal Alternativen zu Amazon aufzuzeigen, anstatt nur herumzumeckern. Schöne geistige Elite.
Maschinenstürmer?
Ich las mal: „Für Linke ist der Kampf eines jeden gegen jeden, den die Waren produzierende Gesellschaft ...hervorbringt...ein Zustand, den es aufzuheben gilt. Nicht um … Marktnischen darf es … gehen.“
Was hier beklagt wird, die Monopolisierung des Buchhandels, ist logische und systematische Folge des Wirtschaftssystems. Daher ist oben zitierter Aussage nur zuzustimmen. Aber: jedes Eigentum (an Produktionsmitteln) ist Monopol:
„Überall, wo ein Teil der Gesellschaft das Monopol der Produktionsmittel besitzt, muss der Arbeiter, frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen Arbeitszeit überschüssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel für den Eigner der Produktionsmittel zu produzieren...“
„Was jetzt zu expropriieren ist, ist ... der viele Arbeiter expropriierende Kapitalist. Diese Expropriation vollzieht sich durch das Spiel der inneren Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewusste technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, ...
Maschinenstürmer? II
...die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes.
…Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt.
Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert.“
Nachzulesen im "Kapital", mit ein paar Mausklicks bei Amazon zu bestellen, ebenso wie Gedichte von Mühsam, Betrachtungen von Bakunin oder Gramsci, hunderte Regalmeter linker Literatur, auch "Shades of grey", "Biss zum Abwinken" und Rosamunde Pilcher, und, ja, auch Landser-Hefte und aller mögliche andere Schund. (Übrigens, der erste Treffer bei Suche nach „Landserheften“ ist „Landser-Hefte. Wegbereiter für den Rechtsradikalismus.“ Eine Dokumentation von Ernst Antoni...)
Verkauft wird, was verkauft werden kann, und sei es der Henkersstrick. Das ist Kapitalismus.
Auch insofern weiß ich nicht, ob der These ohne weiteres zuzustimmen ist, daß kleine Buchläden unverzichtbar für kleine Verlage seien. Für den Transport von Inhalten und auch den Vertrieb jedenfalls bietet gerade das Internet vielfältige Möglichkeiten.
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Warum die unsägliche Frau Lewitscharoff nach ihren Äußerungen in letzter zeit noch Platz in diesem Medium bekommt, ist mir ein Rätsel.
Lewitscharoff
In den Medien wurde in letzter Zeit zu allerlei Themen mehr Mist verzapft.
Frau Lewitscharoff hat Mut bewiesen bei ihrer Rede im März; das war wichtig; vor allem die Reaktionen darauf waren sehr aufschlussreich.
So Leute dürfen sich ruhig öfter aus der Reserve locken lassen und dann auch gerne bei solchen Umfragen teilnehmen.