Die wichtigste Grenze der Bundesrepublik Deutschland liegt nicht vor Passau oder Deggendorf. Sie liegt nicht am Rhein, nicht an der Oder, den Alpen oder am Wattenmeer. Sie liegt weit von Deutschland entfernt, sie führt durch sandige Wüsten, entlang von Küsten mit weißem Strand und türkisblauem Meer. Deutschlands wichtigste Grenze liegt in Afrika. Frank Vornholt soll dafür sorgen, dass sie gesichert wird.
An einem warmen Oktobertag fährt Vornholt in einem Kleinbus von der tunesischen Hauptstadt Tunis Richtung Südwesten, um nach den Männern zu schauen, die die Grenze bewachen. Er trägt Jeans und Sakko, auf seinem Schoß liegt eine Mappe mit Reiseunterlagen.
Vornholt ist Beamter im deutschen Innenministerium, Referat B4: Internationale grenzpolizeiliche Angelegenheiten. Jenes Referat, das zurzeit vor allem ein Ziel verfolgt: Es soll der Bundesregierung dabei helfen, Flüchtlinge aus Afrika auf ihrem Weg nach Deutschland zu stoppen.
Vornholt guckt aus dem Busfenster. Draußen rauscht Tunesien vorbei, pinienbewachsene Hügel, ausgetrocknete Flussläufe, alte Frauen, die Ziegen von den Hängen treiben, und junge Männer, die am Straßenrand Granatäpfel verkaufen. Auf der Fahrbahn streunen Hunde. Im Straßengraben wachsen Kakteen.
"Die Flüchtlingskrise", sagt Vornholt, "wird man allein auf dem europäischen Kontinent nicht lösen können." Tunesien aber könnte der Schlüssel zu einer Lösung sein.
Nach zwei Stunden Fahrt biegt der Kleinbus in einen Feldweg ein und hält vor einem Tor. Uniformierte Männer salutieren, sie tragen Maschinengewehre. Vornholt ist am Ziel: die Kommandoschule der tunesischen Nationalgarde im Dorf Oued Zarga. Vor dem Schulgebäude weht die tunesische Flagge, daneben Schwarz-Rot-Gold. Hier, mitten in Nordafrika, bildet Deutschland tunesische Grenzpolizisten aus.
Die Grenzer rennen mit vorgereckten Sturmgewehren über das holprige Übungsgelände, geduckt und fast lautlos, nur der Schotter knirscht unter ihren Stiefeln. Sie tragen dunkelgrüne Uniformen, Funkgeräte baumeln an ihren Gürteln, Ferngläser um ihren Hals. Geschmeidig schwenken sie die Gewehre nach rechts, nach links, nach vorn.
"Los, los, los!", ruft ein Mann mit Safarihut und aufgenähtem Bundesadler an der Schulter. Er ist der Ausbilder hier, ein Polizeioberkommissar aus Sachsen. Mit verschränkten Armen steht er auf dem Platz. Er pustet in seine Trillerpfeife. Die Tunesier gehen in Deckung. Sie ducken sich hinter rostigen Ölfässern und alten Autoreifen, werfen sich auf den Boden, robben über den Schotter, keuchen, schwitzen und schnaufen. Die Mittagssonne brennt.
Der deutsche Kommissar bringt den tunesischen Grenzschützern bei, wie sie sich und ihre Kameraden vor bewaffneten Feinden schützen. Am Ende der Übung ruft er die Rekruten zusammen. "Ein Superergebnis war das heute", sagt er. "Weiter so!"
Kommentare
"Deutschland rüstet afrikanische Staaten wie Tunesien mit Überwachungstechnik auf"
Das Foto von schwerbewaffneten Soldaten im Anti-Terroreinsatz passt aber nicht wirklich zu dem Thema.
Woher wollen Sie das wissen?
Wenn es gelingt, die Migration zu stoppen - gut. Wenn unsere Produzenten daran verdienen - gut. Wir haben schon genug Verlust gemacht.
ich dachte auch zuerst, wir würden Waffen nach Afrika liefern. Das wäre keine gute Idee, denn dort sind schon viel zu viele Waffen im Umlauf. Und in den Händen von Islamisten könnten die Waffen dann auch den Weg zurück nach Europa finden.
Aber zum Glück ging es nicht um Waffengeschäfte, sondern um die Polizei-Ausbildung von Grenzschützern.
Ein sehr informativer Artikel.
Das klingt ja direkt so als ob unsere Bundesregierung auch mal einen Plan hätte, der funktionieren könnte.
Nur: funktioniert auch die gelieferte Ausrüstung? - Bei all den Problemen, die die deutschen Behörden mit gefälschten Pässen, die Bundeswehr mit der Ausrüstung und die Polizei mit "Neuland" hat, bin ich mir da nicht ganz sicher...
"Hightechsensoren spüren die Flüchtlinge auf, von den Europäern ausgebildete Grenzsoldaten schaffen sie zurück nach Afrika – und dort bleiben sie dann."
aber auch nur, wenn sie dort eine Zukunftsperspektive haben. Die Menschen verlassen ihre jeweiligen Heimatländer schließlich nicht deshalb, weil sie das Fernweh gepackt hat, sondern weil in ihrer Heimat Krieg, Hunger, Krankheiten oder Dürre herrschen.
Also kann das "menschen davon abhalten, nach Europa zu kommen" nur der erste Schritt sein. Der zweite Schritt, wenn man will, dass die abgelehnten und zurückgeführten Migranten in ihrer jeweiligen Heimat bleiben, ist, daran zu arbeiten, dass dort kein Krieg, Hunger, Krankheiten oder Dürre herrschen. Dass es dort Schulen, Ausbildungsstätten und Jobs gibt.
Sonst werden sich die Menschen weiter auf den Weg machen. Eben durch andere, weniger gut bewachte Transitländer hindurch...
Aber die Jungs machen sich auch auf den Weg, wenn weder Krieg noch Hunger, Dürre oder Salafisten herrschen…http://www.zeit.de/2016/43/f…
aber auch nur, wenn sie dort eine Zukunftsperspektive haben. Die Menschen verlassen ihre jeweiligen Heimatländer schließlich nicht deshalb, weil sie das Fernweh gepackt hat, sondern weil in ihrer Heimat Krieg, Hunger, Krankheiten oder Dürre herrschen.
Falsch - in den Heimatländern herrscht vor allem gnadenlose Überpopulation, gegen die nichts gemacht wird, weil der nicht benötigte Bevölkerungsüberschuss bekanntermassen nach Europa "exportiert" wird, damit sich Europa darum kümmern soll.
Erst wenn klar wird, dass die Überpopulation im Land bleiben wird, dann werden die Staaten dagegen etwas unternehmen. China läßt grüßen.
" Das klingt ja direkt so als ob unsere Bundesregierung auch mal einen Plan hätte, "
die willkommensfraktion ist jetzt für grenzen zu haben? inklusive schusswaffeneinsatz?
solche konzepte wurden bisher als rechtsradikal qualifiziert. plötzlich sind sie opportun. etwas verwirrend, diese permanenten 180grad drehungen.
Aber die Jungs machen sich auch auf den Weg, wenn weder Krieg noch Hunger, Dürre oder Salafisten herrschen…http://www.zeit.de/2016/4...
Mit Argumenten können Sie bekannten No-Border- und Jeder-kann-kommen-Fans nicht beeindrucken.
Ich dachte halt, wenn der Artikel in der Hauspostille gestanden hat, liest man ihn vielleicht eher...
wie man im Artikel zum Senegal lesen kann, "wo niemand hungern muss", werden die Ressourcen des Landes von ausländischen Firmen ausgebeutet und nur die "Eliten des Landes" profitieren von dem Reichtum, der in das demokratische Land kommt, das als "Stabilitätsanker in der Region" betrachtet wird.
Weiter steht da, dass die Frauen im Durchschnitt fünf Kinder bekommen.
Vielleicht sollte Europa (Deutschland?) dort mal Sexualaufklärung betreiben und Verhütungsmittel zur Verfügung stellen.
Auch wäre es nicht schlecht, wenn die (deutschen) Firmen dafür sorgen würden, dass die Durchschnitts-Senegalesen (Arbeiter?) von dem Ressourcen-Transfer profitieren. Dann würden die Menschen in ihrer Heimat bleiben.
Beitrag #3.1 lesen. Dann stimmt alles wieder.
da lese ich:
"menschen abhalten, nach europa zu kommen, kann nur der erste schritt sein"
das war nach leseart der willkommensfraktion bisher AfD position und damit rechtsirgendwas populistisch. jetzt wird die position übernommen, ohne mit der wimper zu zucken. nicht das erste mal.
Wie naiv. Waffen und moderne Militärtechnik in Regionen mit funktionierender Korruption und kurz vor der islamistischen Revolte. Das ist mal der perfekte Plan. Hat schon im Irak gut funktioniert.
Wenigstens einige der Forenbeiträge scheinen mir ironisch zu übertreiben.
Jedenfalls müsste sich die AfD unter diesen Bedingungen als Teil der großen Koalition sehen und endlich ihrer Kanzlerin Merkel zujubeln.
Und was wenn das bei den Geburtenraten dort nicht mehr klappt, zuviele Menschen und zuwenig Nahrung und Wasser? Und Tomaten dürfen wir denenen ja trotzdem nicht schenken, weil dann die heimischen Erzeuger düpiert sind.
Ich glaube die deutsche Grenze wird immer mehr zur volatilen Angelegenheit.
Vorverlagerungs-Strategie?!
Deutsche Grenzschützer sind in der Lage, jede Außengrenze in Europa oder auf extra-kontinentalen Territorien zu überwachen,
nur nicht die Grenzen des Bundesgebiets.
Unter uns Pastoren-Töchtern, das wird jetzt langsam ein wenig "irrational"...
Ich finde diesen Plan nicht schlecht - für das Mittelmeer. Zum ersten mal wird konsequent in die richtige Richtung gedacht, das ist das australische Modell.
Allerdings werden wir nicht umhin kommen zusätzlich unsere deutsche Grenze ebenfalls zu schützen, sonst kommen die in Zukunft über Russland und Weissrussland.