1. Wer tagt da, wann und wo?
Eine Ministertagung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) ist ein logistisches Meisterwerk: Erwartet werden 1300 Diplomaten aus 57 Staaten mit ihrem Tross aus Sicherheitspersonal und Hilfskräften, der noch einmal etwas größer ist. Dazu kommen einige Hundert Medienvertreter und die Polizei. Das Ganze konzentriert sich an einem Tagungsort, den Messehallen, aber etliche Hotels der Innenstadt beherbergen Delegationen, deren Spitzenpersonal auf dem Weg zur Messe geschützt werden muss. All der Aufwand wird betrieben, um den Diplomaten zwischen Donnerstagmorgen, 9 Uhr, und Freitagnachmittag, 16 Uhr, Konferenzen und informelle Gespräche zu ermöglichen, deren Ertrag, wenn möglich, in eine Abschlusserklärung einfließt.
2. Wie wird die Konferenz geschützt?
Spitzendiplomaten wie die Außenminister John Kerry (USA) und Sergej Lawrow (Russland) können Ziele terroristischer Anschläge werden. Zu ihrem Schutz stellt die Polizei etwa 700 Spezialkräfte ab. Die Mehrzahl der eingesetzten Beamten allerdings soll die Tagung vor Übergriffen gewalttätiger Demonstranten schützen und Konferenzteilnehmer vom Flughafen zum Hotel und zu den Messehallen eskortieren. Zwar rechnet die Polizei nicht mit größeren Protestaktionen, dennoch werden insgesamt mehr als 13.000 Beamte im Einsatz sein: geplant wird mit 10.500 Polizistinnen und Polizisten, etwas mehr als die Hälfte von ihnen aus anderen Bundesländern, zudem knapp 3000 Beamte der Bundespolizei, die den Flughafen und Bahnhöfe bewachen.
3. Wo wird es eng?
Wenn das Konzept der Polizei aufgeht, werden die meisten Hamburger von der Tagung in ihren Weihnachtsvorbereitungen kaum gestört. In der Innenstadt sind nur das Rathaus und die angrenzenden Straßen abgesperrt. Die Weihnachtsmärkte bleiben erreichbar, nur einzelne Geschäfte werden am Donnerstagabend während eines Minister-Abendessens im Rathaus möglicherweise nicht zugänglich sein. In der näheren Umgebung werden die Parkmöglichkeiten noch knapper als ohnehin, weil die Fahrzeuge der Polizei ja irgendwo stehen müssen. S- und U-Bahnen fahren normal, nur der Halt der U3 am Rathaus entfällt. Rund um die Messehallen befindet sich ein größeres Sperrgebiet, allerdings in einer Gegend mit vergleichsweise wenig Publikumsverkehr. Und auf den Straßen wird mehr los sein als üblich: Staugefahr.
Das Sperrgebiet um das Rathaus, die Weihnachtsmärkte bleiben zugänglich. Um die Messehallen sind ebenfalls mehrere Straßen gesperrt
4. Welche Regeln gelten für Anwohner?
So leicht die meisten Hamburger das OSZE-Treffen nehmen können, so hart trifft es eine kleine Zahl von Anwohnern der Messehallen, die innerhalb des dortigen Sperrgebiets wohnen. Sie müssen sich von Mittwochmorgen bis Freitagabend an Kontrollstellen ausweisen, wenn sie ihre Wohnung erreichen wollen. Wer das nicht kann, muss warten, bis ein Beamter Zeit hat, ihn zu seinem Ziel zu begleiten. Besucher müssen angemeldet werden, Kinder allerdings dürfen passieren. Auch größere Gepäckstücke werden kontrolliert. Nachbarn, die etwas weiter entfernt im Karolinenviertel oder in der Sternschanze wohnen, müssen Umwege in Kauf nehmen und auf Parkplätze verzichten. Auch die Busse der Line 35 halten nicht wie gewohnt am Rand des Karoviertels.
5. Wer demonstriert – und warum?
Für den Gipfel der G20 im nächsten Juli werden die größten Protestaktionen der Hamburger Geschichte erwartet, beim OSZE-Gipfel in dieser Woche sollen die Demonstrationen kleiner ausfallen: Bislang sind für Donnerstag nur fünf Veranstaltungen mit je 50 bis 200 Teilnehmern angemeldet. Wer stört sich am Versuch, den Ukraine-Konflikt zu entschärfen? Ein linksradikales "Bündnis gegen imperialistische Aggression" startet um 18 Uhr in der Feldstraße einen Protestzug, wobei offen bleibt, wer in der Ost-Ukraine als Aggressor angesehen wird – es geht ganz allgemein um "Ausbeutung" und "Unterdrückung". Eine kurdische Gruppe sieht die Schuld offenbar bei der OSZE, denn ihre Parole lautet "OSZE: Statt Frieden und Sicherheit – Krieg und Destabilisierung".
Kommentare
Hamburg ist eigentlich immer Weltstadt, nicht nur für 2 Tage :D
Es ist eine alte, weltweit bekannte Stadt, in der Menschen zahlreicher Herkünfte leben und die von vielen Touristen aus aller Welt besucht wird.
Übrigens hätten wir auch die Elbphi nicht gebraucht, damit Hamburg ,,Weltstadt" wird, schon ohne die gab und gibt es breite Kultur.
Hamburg ist nicht nur eigentlich immer Weltstadt, Hamburg ist Weltstadt.
Punkt.
Kein Wort davon, dass auch der Busverkehr massiv beeiträchtigt ist (und, da viele Buslinien über die Innenstadt laufen, sich viele massive Verspätungen und Unregelmäßigkeiten über das Stadtgebiet erstrecken, z.B. Linie 5 und 109)...
"Busverkehr City Weite Teile des innerstädtischen Busverkehrs kommt aktuell zum Erliegen."
"Li.4 Verkürzt bis/ab Schlump Li.5 Verkürzt bis/ab Hoheluftbr. Li. 109 Verkürzt bis/ab Alsterchaussee wg Stillstand."
"Busverkehr in der Innenstadt kommt zeitweise zum Erliegen durch OSZE-Sperrungen. Bitte Bahnen nutzen."
https://twitter.com/HVVStoer… (inoffizieller, aber zuverlässiger HVV-Störungsmeldungen-Account)
Drama, Baby, Drama! ;-)
13000 Polizeikräfte für 50 Politiker: Eine absolute Zumutung für alle Anwohner und Steuerzahler! Wer hat das zu verantworten? Können diese politischen Gipfeltreffen nicht ein für allemal an Orte verlegt werden, wo der Alltag und die Geldbörsen der Menschen nur minimal beeinträchtigt werden?
Dass es 57 Mitgliedsstaaten sind, lässt sich ja recherchieren. Wo aber kommen denn 1300 Diplomaten her ? Entsendet jeder Staat so bummelig 23 Diplomaten ?
Als relativ nah an dem Veranstaltungsort Wohnender muss man feststellen, dass die Belästigung sich nicht nur auf die reinen Tagungstage beschränkt. Schon seit Tagen sind Durchfahrten gesperrt, stehen gefühlte 1000 Polizeifahrzeuge in der Gegend rum. Hubschrauber, Blaulicht und Tatütata all night long. Es gibt doch so schöne Inseln in Deutschland, da ist im Winter auch nicht viel los. Auf Helgoland tagen und auf einem Kreuzfahrtschiff gesichert wohnen. Und alle könnten die Vorweihnachtszeit ruhig genießen.
Die Diplomaten wollen auch was vom Kuchen abhaben - das muss man doch verstehen!
Und was die Belästigungen angeht: wir müssen halt Opfer bringen für diese verantwortlichen, hart arbeitenden Leute. Die bringen auch Opfer - die bemühen sich Tag und Nacht um unsere Sicherheit - schließlich sind die auf dem Weg, die Welt friedlicher zu machen - oder hab ich da was falsch verstanden!?