Zu einem Vorbild schaut man auf. Das mache ich, seit ich ein Kind bin. Ich wuchs in einem kleinen Ort im Sauerland auf. Eine riesige katholische Kirche, hoch aufragende Neugotik, das ist meine Heimat. Acht Jahre lang war ich Messdiener, trug Kerzen, schwenkte das Weihrauchfass, kniete während der Eucharistiefeier am Altar, und immer, wenn ich nach oben blickte, sah ich ihn: seinen geschundenen Körper, sein zerfurchtes Gesicht, seinen leeren Blick. Die Rippen sprangen ihm aus dem abgemagerten Leib: Jesus, der Retter der Welt, gemartert am Kreuz.
Was für eine unglaubliche Geschichte! Was für ein Anspruch für jeden, der dem Sohn Gottes nachfolgen will! Und das wollte ich. Ich war doch Christ. Und bin es noch immer.
Jeden Sonntag gingen wir in die Kirche, meine Eltern, meine Schwester und ich. Als mein Vater zum Ständigen Diakon geweiht wurde, war ich elf. An Fronleichnam zogen wir hinter der Monstranz durch die Straßen, wir sangen und beteten. Zu Weihnachten spielten wir Kinder im Gottesdienst die Weihnachtsgeschichte nach.
Ich hörte die Geschichten aus der Bibel und lernte Jesus kennen. Als Kind verstand ich: Dieser Mann beschützt mich, ihm kann ich mich anvertrauen, bei ihm kann mir nichts passieren. Ich lernte aber auch: Dieser Mann will etwas von mir, er verlangt, dass ich für andere da bin, meinen Nächsten liebe und sogar meinen Feind. Als kleiner Junge fand ich das nicht so schwierig. Feinde hatte ich nicht, und meine Nächsten bestanden aus Familie und Freunden. Das war zu schaffen.
Als ich erwachsen wurde, stellte ich fest: Das Leben mit meinem Vorbild wird komplizierter. Warum lässt Gott Menschen elend sterben? Warum tut er nichts gegen all die Schrecken auf der Welt? Unfassbar! Ich wurde traurig, manchmal wütend – und ich begann zu zweifeln.
Es gab Tage, an denen ich gar nicht mehr glauben wollte. Zu grausam war, was geschah. Aber ich konnte auch nicht aufhören zu hoffen. Kann es nicht sein, dass wir Menschen den freien Willen missbrauchen, den Gott uns geschenkt hat? Dass wir den Willen nutzen, um anderen zu schaden? Und ist es nicht Jesus, der mir als Einziger allumfassenden Halt schenkt? Nein, Jesus ging nicht fort. Er gehörte weiter zu mir. Mit ihm rang, zu ihm betete ich.
Ich suchte nach Antworten: Wie will ich leben? Wer leitet mich? Ich fand Antworten dort, wo ich im Innersten berührt wurde, bei Jesus. Wenn Gott ihn auf die Erde geschickt hat, um die Menschheit zu retten, dann auch, um mich zu retten. Das ist, so formulierte es später mein Professor im Theologiestudium, die "positive Hypothese des Lebens". Ich glaube, also sehe ich einen tiefen Sinn in den Dingen. Ohne Jesus gäbe es für mich keine Idee von Gerechtigkeit und keine Zukunft. Ohne ihn erschiene mir alles schal und vordergründig. Ohne ihn, das spürte ich, kann ich nicht sein.
Es gab nicht diesen einen Moment, in dem ich beschloss, Jesus zum Vorbild zu nehmen. Er wurde es, weil ich mich nach ihm ausrichtete. Weil ich leben wollte, was er predigte: Keine Gewalt. Anderen Menschen etwas geben und nichts dafür verlangen. Mich selbst nicht so wichtig nehmen. Auf Gott hören, mit ihm sprechen, ihn bitten.
Ich fand meinen Frieden im stillen Gespräch mit Jesus. Aber ich muss zugeben: Das ist nur die eine Seite. Denn mein Vorbild gibt mir nicht nur viel. Es verlangt auch eine Menge von mir – wesentlich mehr, als ich mir früher vorstellte.
Kommentare
Mutig. Das muss man leider sagen.
Warum? - Es darf doch jeder sagen, was er will.
Ein sehr schöner Text. Ja, Gott verlangt viel von uns. Es ist eben nicht so, dass ich einfach nur in die Bibel schauen und danach alle Regeln befolgen soll. Ich soll nachdenken, mich mit Gott und der Welt auseinandersetzen. Ich glaube aber auch, dass das gut ist, das Gott ein echter Freund ist.
"Ja, Gott verlangt viel von uns."
Es sind die Priester, die sich die Götter ausgedacht haben, um die Menschen zu beherrschen. Es sind die Priester, die Forderungen stellen, wie die Menschen zu leben haben, wen sie lieben und heiraten dürfen, welche Speisen sie essen dürfen, usw.
Das hat allerdings nichts mit Glauben zu tun.
Wenn man aber nachdenkt und die (lt. Gläubigen ja die gottgegebene) Vernunft nutzt, dann kommt man zwangsläufig zu dem Punkt, dass es eben ziemlich unwahrscheinlich ist, dass es einen Gott gibt und es noch unwahrscheinlicher ist, dass es dieser in der Bibel beschriebene Gott ist.
Also zu viel sollte man wohl nicht nachdenken, sondern immer schön im Konstrukt der Bibel und der christlichen Welt bleiben.
Woher jemand seine Lebensphilosophie bezieht, Jesus, Nietzsche, Mohammed, Neptun oder Buddha, sei ihm/ihr selbst überlassen.
In welcher Gemeinschaft sich jemand wohlfühlt, katholische Kirche, Moscheegemeinde, World-of-Warcraft-Gilde oder Kegelclub, sei auch dieser Person überlassen.
Das Geheimnis ist, andere damit in Ruhe zu lassen. Und was das angeht sind doch einige weiter als die Religiösen.
"Gott verlangt viel von uns. Ich glaube aber auch, ..das Gott ein echter Freund ist."
Was immer Sie glauben sei ihnen unbenommen. Ich bedauere es nur, dass so viele Leute ihren Verstand ausschalten, wenn es um ihre oder eine sonstige Relegion geht.
Einfache Frage: welcher Gott verlangt das? Der Christengott, Allah, Wishnu oder einer der anderen tausend Götter in Indien, Ra, Zeus, Wotan oder wer auch immer seit Menschheitsbeginn als Gott bezeichnet und verehrt wurde.
Die Menschen sind nicht bereit, sich einzugestehen, dass sie nicht alles begreifen und verstehen können. Ein großes Problem ist dabei der Tod. Für manche unfassbar, dass damit alles vorbei ist. Einer der Gründe, einen wie auch immer gearteten Gott sich auszudenken, der einem das ewige Leben mit Hosiannah , Manna und Engelsgesag ermöglicht.
Glauben ist nun mal nicht Wissen. Und das einzige, was wir immer derzeit mit Sicherheit wissen, ist das wir eben nicht wissen, wie das ganze Universum entstanden ist, wie es sich weiterentwickelt, ob es "recykelt" wird, wer (!) dafür verantwortlich ist. Sicher nicht einer der Götter, die in den verschiedenen Religionen beschrieben werden.
Kann es sein, dass Sie atech missverstehen? WEr sonst als die Priester, bzw. die Verkünder von Religionen geben vor, was zu glauben ist. Der Glauben ist ein menschengemachtes Werk, genau mit dem von atech genannten Zweck, Menschen beherrschen zu können.
Wahrscheinlichkeitsberechnungen machen in dem Zusammenhang keinen Sinn. Ein Glaubensbekenntnis ist letzten Endes wie ein Axiom in der Mathematik. Man geht einfach davon aus, dass es Gott gibt oder im Falle des Christentums, dass Jesus sein "Sohn" (nicht im gewöhnlichen Sinn) ist und ich im Gegenüber zu ihm lebe und das gleichzeitig als Trost und Herausforderung wahrnehme. Man kann Argumente nennen, warum man von diesen Annahmen ausgeht, aber man kann Gott nicht von etwas anderem ableiten. Wenn es ihn gibt, was ich ebenfalls glaube, dann leitet sich im Gegenteil alles andere von ihm ab. Dann ist er Ursprung und Ziel des gesamten Universums. Für eine Wahrscheinlichkeitsberechnung, ob so etwas existiert, gibt es keine Grundlage. Wahrscheinlichkeiten kann man nur ausgehend von empirischen Wahrnehmungen in der uns bekannten Realität berechnen.
"Es sind die Priester, die sich die Götter ausgedacht haben (...)"
Die Priester waren das?
Wenn Sie uns das jetzt noch beweisen könnten, dann hätten wir endlich unseren Gottesbeweis! Zumindest einen Negativen.
"Die Priester waren das? - Wenn Sie uns das jetzt noch beweisen könnten"
Siehe das Zitat in:
http://www.zeit.de/2017/02/j…
Dass es die Menschen waren, die sich die Götter ausdachten, insbesondere die Priester, die sich als das irdische Bodenpersonal der Götter ausgaben, das haben schon vor Jahrtausende Menschen erkannt. Es gab auch immer schon "Ungläubige", die das Spiel durchschauten, das die Priester mit den gläubigen Menschen trieben. Indem sie z.B. von den Gläubigen "Opfergaben für die Götter" in Form von Lebensmitteln forderten, die die Priester dann selbst verzehrten. Indem sie Geld und Gold "für die Götter" forderten, um sich selbst Häuser zu bauen und Tempel für die Zeremonien.
Denken Sie an die Tieropfer, die die Alt-Ägyptischen Priester forderten.
Denken Sie an die Steuern, die die christlichen Kirchen heute noch in Deutschland vom Staat eintreiben lassen.
Denken Sie an die Gottesstaaten Iran oder Saudi Arabien.
Sie verwechseln m.E. Religionssysteme mit religiöser Erfahrung. Das ist Zweierlei. Ersteres kann man in vielfacher Hinsicht kritisieren, religiöser Erfahrung hingegen ist intellektuell nicht beizukommen, daher kann man auch nicht wirklich darüber diskutieren.
"Das Geheimnis ist, andere damit in Ruhe zu lassen. Und was das angeht sind doch einige weiter als die Religiösen."
Es ist traurig anzusehen, was eine einfache Bekundung des Glaubens hier im Forum an Emotionen auslöst.
Ich bin eng mit einer muslimischen Familie befreundet. Beim Essen beten wir gemeinsam. Sie zu Allah, ich zu Gott. Wir haben kein Problem damit, nicht zuletzt, weil wir alle zum Gott Abrahams beten. So etwas nennt man Toleranz und Weltoffenheit.
Die aufgeregten Reaktionen von atech, Prinz Rolle und anderen zeigen aber, dass es nicht einer Religiosität bedarf, um Missionseifer zu entwickeln. Und ja, im Namen der Religion wurden viele Verbrechen begangen. Aber wer darauf hinweist, sollte nicht vergessen, dass die großen Verbrechens des letzten Jahrhunderts durch Leute wie Adolf Hitler, Stalin, Pol Pot begangen mit ihren atheistischen Ideologien begangen wurden.
Intoleranz ist eine Geisteshaltung und nicht vom Glauben
Ich selbst habe Gott erfahren und bedaure, dass Sie nicht diese Erfahrung machen durften. Wenn Sie nicht an Gott glauben, ist das Ihre Sache, Ihr gutes Recht. Sie mögen dafür gute Argumente dafür haben.
Nur: zu glauben, dass man besser als das Gegenüber sei, ist eine Dummheit, die schon viel Leid auf der Welt hervorgebracht hat.
Ihr Link verweist glaub ich auf den Wiki-Artikel "Anthropomorphismus".
Also kann es Gott nicht geben, weil Menschen sich ihn unterschiedlich vorstellen, ja?
Und ich meinte zu wissen, dass man sich gar kein Bild von Gott machen solle, weil man ohnehin danebenliegt.
"... insbesondere die Priester, die sich als das irdische Bodenpersonal der Götter ausgaben..."
Der Gottesglaube lässt sich missbrauchen. Also gleich noch ein Gegenbeweis.
Hier kann man wahrlich was lernen ;)
"Leute wie Adolf Hitler, Stalin, Pol Pot begangen mit ihren atheistischen Ideologien begangen wurden."
Das hatten wir in den ZON-Foren schon x-mal.
Aber gerne speziell für Sie nochmal: nicht-religiöse Menschen sind weder automatisch Nazis oder Kommunisten.
Hitler war Nazi, Stalin Kommunist, deren Anhänger: ditto. Und obendrein waren beide Männer und die Mehrheit ihrer Anhänger christlich getauft, also Christen.
Jeder, der das Dritte Reich in Geschichte hat, weiß, dass der Anti-Semitismus der Nazis ohne den Anti-Semitismus des Christentums all die Jahrhunderte vorher nicht möglich gewesen wäre.
Nationalsozialismus und Kommunismus waren Ersatzreligionen.
Nicht-religiöse Menschen glauben weder an Religionen noch an Ideologien, Homöopathie, Götter, Geister, Vampire, Werwölfe oder sonstige Fabelwesen.
An was ein nicht-religiöser Mensch dann glaubt? - Das müssen Sie jeden einzelnen selbst fragen...
Fortsetzung:
"großen Verbrechens....mit ihren atheistischen Ideologien"
Es gibt keine "atheistische Ideologie", weil Nicht-Götter-Glauben keine Weltanschauung ist.
Der Buddhismus ist z.B. eine "atheistische Religion", da sie in ihrer Reinform ohne Götter auskommt.
Überhaupt finde ich die Behauptung, dass es ohne Religion keine Ethik und keine Moral gäbe, extrem beleidigend.
Und angesichts der tausenden Kriegen, die "im Namen Gottes" geführt werden, auch heute noch, angesichts der Verfolgung und Ermordung von "Ungläubigen" (= auch Andersgläubige) gerade durch Gottesgläubige auch absurd.
Es sind die Gottesgläubigen und Ideologieanhänger, die auf diesem Planeten Unfrieden stiften.
Und in Europa haben wir nur deshalb seit ca. 70 Jahren Frieden, weil die Priester und Kirchen keine Macht mehr haben.
"Und ich meinte zu wissen, dass man sich gar kein Bild von Gott machen solle, weil man ohnehin danebenliegt."
Es sind die Gottesgläubigen, die die Existenz eines Gottes (oder mehrerer Götter) behaupten und die daher etwas beweisen müssen.
"Das Geheimnis ist, andere damit in Ruhe zu lassen."
Sofern Sie damit Repression und Gewalt meinen, haben Sie zweifelsohne recht.
Aber über seine jeweilige Weltanschauung reden sollte man doch können, oder? Das tun Sie ja auch gerade. Und reden ist auch immer irgendwie 'überzeugen wollen' und 'werben für die eigene Position'.
Gut, in Religionen nennt man das eher 'Mission', im atheistischen Kontext 'Diskussion'. Immer aber geht es um die Werbung für die eigene Weltsicht.
Das sollte allerdings da seine Grenzen finden, wo man dem anderen zur Last fällt. Da bin ich wieder ganz bei Ihnen.
Das gilt dann aber gleichermaßen für T- wie für A-T-isten.
"Der Glauben ist ein menschengemachtes Werk, genau mit dem von atech genannten Zweck, Menschen beherrschen zu können."
Das glaube ich nicht. In vielen Menschen scheint das Bedürfnis nach Transzendenz biologisch angelegt zu sein:
http://www.deutschlandfunk.d…
Existentialisten haben sich intensiv mit den gleichen Fragen wie der Autor beschäftigt. Sie sind nur zu etwas anderen Ergebnissen gekommen, weil sie eine Lösung der irdischen Probleme oder eine Gerechtigkeit im Jenseits aus Prinzip ausschliessen müssen. Manchen ist das zu hart.
Es sind sehr menschliche Fragen an sich selbst und Religion ist eine durch und durch menschliche Antwort darauf, auch wenn sie nicht jedem zur Verfügung steht, auch das ist menschlich.
So wie der Autor schreibt, läuft er mE nicht Gefahr, beispielsweise für einen "gerechten=gottgefälligen Krieg" sich beherrschen und töten zu lassen oder zu töten, da er weiß, dass es das nicht geben kann.
Wer sich den Fragen nicht stellt oder in Religion eine schnelle, gefällige Ausrede für Rache, Ausgrenzung oder Ablehnung sucht, der macht es sich wirklich einfach, mMn.
"Und in Europa haben wir nur deshalb seit ca. 70 Jahren Frieden, weil die Priester und Kirchen keine Macht mehr haben."
Also hatten wir vor gut 70 Jahren also ein "Priester- und Kirchen-Krieg"?
Weil die damals noch an der Macht waren?
Und was sagt uns das über die Priester und Kirchen im Lande? Wie sollte man also mit denen verfahren?
Keiner muss etwas beweisen, atech. Deswegen heißt es auch 'Glauben'.
Und über den kann man angeregt diskutieren, so wie wir das gerade tun.
Ruhig Brauner, ganz ruhig.
"Aber gerne speziell für Sie nochmal: nicht-religiöse Menschen sind weder automatisch Nazis oder Kommunisten."
Das habe ich doch gar nicht behauptet. Mir läge diese Argumentation auch fern. Es ging um den intoleranten Missionarseifer von einigen Atheisten in diesem Forum. Da dürfen Sie sich allerdings durchaus angesprochen fühlen.
"In vielen Menschen scheint das Bedürfnis nach Transzendenz biologisch angelegt zu sein:..."
In vielen Menschen, ja, aber nicht in allen. Nicht-religiöse Menschen stehen "Bekenntnissen" wie dem in obigem Artikel fassungslos gegenüber und fragen sich, wovon der Autor überhaupt redet. Meint er das ernst, wenn er davon schreibt, dass "Jesus Forderungen an ihn stellt"? Heute noch? Jesus ist seit 2000 Jahren tot...
Aus Ihrem Link:
"Sicher ist nur eines: Glaube entsteht im Gehirn"
Eben. Und Gehirne von Religiösen funktionieren anders als von nicht-religiösen Menschen. Letztere hören keine Stimmen und haben keine "Beziehung" zu imaginären Göttern.
"Und in Europa haben wir nur deshalb seit ca. 70 Jahren Frieden, weil die Priester und Kirchen keine Macht mehr haben."
Diese Aussage erscheint mir etwas gewagt. Also haben die Priester und Kirchen mit dem Ende des 2. Weltkrieges ihre Macht verloren? War mir noch nicht bewusst. Aber vielleicht haben Sie Belege für diese Aussage?
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Anfeindungen sowie Unterstellungen. Danke. Die Redaktion/rgo
" Also haben die Priester und Kirchen mit dem Ende des 2. Weltkrieges ihre Macht verloren? ...Aber vielleicht haben Sie Belege für diese Aussage?"
Zu einem Krieg gegen Andersgläubige von der Kanzel herunter aufzurufen oder antisemitische Predigten sind heutzutage als Volksverhetzung gesetzlich verboten.
Gegen Homosexuelle predigen geht auch nicht mehr (oder nur noch in evangelikalen Gemeinden).
Alleinerziehende Frauen als Huren zu beschimpfen geht gar nicht mehr.
Gegen Verhütungsmittel predigen klingt nur noch lächerlich.
Usw.
Die islamischen Imame werden das auch noch lernen.
Die Macht der Priester ist vorbei.
Aha. Dann haben Ihrer Ansicht nach die Kirchen und Priester durch Aufstacheln den 2. Weltkrieg begonnen?
Sorry, das ist mir einfach zu breit.
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt.
"Jeder, der das Dritte Reich in Geschichte hat, weiß, dass der Anti-Semitismus der Nazis ohne den Anti-Semitismus des Christentums all die Jahrhunderte vorher nicht möglich gewesen wäre."
Christ und gleichfalls Antisemit sein dürfte schwerlich zusammengehen, waren doch Maria und die Apostel Juden. Prominente Vertreter des Antisemitismus im 19.Jahrhundert waren Wilhelm Marr und Dühring, und die waren keine gläubige Christen. Was von den christlichen Kirchen praktiziert wurde war Anti-Judaismus aus dem Grund, weil gläubige Juden nicht die Göttlichkeit Jesu akzeptieren. Diese Feindschaft richtete sich gegen den Glauben der Juden, nicht gegen ihre Abstammung. Wenn Juden konvertierten war aus dieser Sicht alles Paletti.Ein prominenter Fall ist die von der Kirche heiliggesprochene und von den Nazis ermordete Edith Stein. Diese ganzen Theorien vom unausweichlichen Rassenkampf, und der Überlegenheit der Arier sind nicht kirchlichen Ursprungs
"Es sind die Priester, die sich die Götter ausgedacht haben, um die Menschen zu beherrschen."
Wann und wo hat denn diese Gotteserfindungssitzung stattgefunden? Sind die Sitzungsprotokolle überliefert? In Irgendetwas muss die große Gewissheit, mit der Sie das vortragen, ja gegründet sein.
"Luthers Abweg: Die evangelische Kirche stellt sich dem Judenhass des Wittenberger Reformators"
http://www.zeit.de/2016/49/r…
"...die Frage, ob die Judenfeindschaft bei Martin Luther und deren Wirkungsgeschichte in den Holocaust führten."
"Meint er das ernst, wenn er davon schreibt, dass 'Jesus Forderungen an ihn stellt'?"
Ich nehme es an. Ich "übersetze" es für mich so, dass er die Botschaft Jesu zum Maßstab seines Handelns machen möchte, das heisst, er stellt die Forderung an sich, natürlich, wer sonst. Es wäre nicht gut, wenn es jemand anders macht. Jesus als freiwillig gewähltes "Über-Ich" halt ;)
Da z.B. der Passus "die andere Wange hinhalten" nicht gerade einfach zu leben ist, würde ich den Versuch dazu nicht geringschätzen wollen.
"Und Gehirne von Religiösen funktionieren anders als von nicht-religiösen Menschen."
Eben. Wir können nur versuchen, die Gemeinsamkeiten (Bedürfnis nach Frieden, Freiheit, ...) zu verstärken, ändern können wir die andern ebensowenig, wie sie uns ändern können.
Halten Sie die alt-ägyptischen Götter für existent? - Wohl eher nicht.
Die Forderungen der alt-ägyptischen Priester an das Volk "im Namen der Götter" an die Tempel Weizen, Bier, Tiere (als Tieropfer), Gold, etc., zu liefern, sind gut dokumentiert.
Dass der Pharaoh Echnaton plötzlich befahl, nur noch die Sonne (als Sonnengott Aton) anzubeten
https://de.wikipedia.org/wik…
ist auch gut dokumentiert. Durch Echnatons Aton-Kult wurden gleichzeitig alle anderen Götterkulte entmachtet. Der Zorn der Priester auf den "Ketzerkönig" war grenzenlos...
Ergo: Götter sind nur dazu da, um die Menschen zu beherrschen.
"Nationalsozialismus und Kommunismus waren Ersatzreligionen."
Ein so beliebter wie grundfalscher Satz. Dazu müssten Nationalsozialismus und Kommunismus ja einen vergleichbaren Funktionsumfang wie die Religionen aufweisen, was aber erkennbar nicht der Fall ist.
"Ergo: Götter sind nur dazu da, um die Menschen zu beherrschen."
Nicht annähernd schlüssig dargelegt. Sie müssen schon kulturgeschichtlich beweisen, dass die ersten Menschen, die an einen Gott glaubten, dies nicht unter bestimmten Eindrücken ihrer natürlichen Umwelt getan haben, sondern sich eine Strategie ausgedacht haben, Gott zu erfinden, um Andere zu beherrschen. Ansonsten kommt Ihre Aussage über den Rang einer Hypothese nicht hinaus.
Und dann müsste man natürlich, neben Anderem, auch darlegen, warum das durch die Gotteserfindung begünstigte Beherrschtwerden so freudig angenommen worden ist.
Ob das von den Priestern beherrscht werden von den Menschen "freudig" angenommen wurde, wage ich ebenso zu bezweifeln wie dass die Menschen, die "versklavt" wurden und die dann laut Bibel den "Slavenstand" an ihre Nachkommen weitergaben, das "freudig" ertrugen.
Nachdem die Priester und Könige ihre Macht etabliert hatten, wurden die Untertanen eben entsprechend erzogen. Auch das ist für viele alte Kulturen gut dokumentiert.
So wie die Kirchen und Religionsgemeinschaften die Kinder heute auch von klein auf zum Glauben an ihren Gott und zum Gehorsam gegenüber der Kirche erziehen.
Funktioniert nur heute nicht mehr so gut wie früher, da es da auch noch die moderne Schulbildung und die Naturwissenschaften gibt.
Dazu müssten Nationalsozialismus und Kommunismus ja einen vergleichbaren Funktionsumfang wie die Religionen aufweisen, was aber erkennbar nicht der Fall ist.
Schachmatt, Atheisten! Ich sag' nur Hitler!
https://www.youtube.com/watc…
Entfernt. Bitte achten Sie auf einen respektvollen Umgangston. Danke. Die Redaktion/rgo
"Hitler war Nazi, Stalin Kommunist, deren Anhänger: ditto. Und obendrein waren beide Männer und die Mehrheit ihrer Anhänger christlich getauft, also Christen."
Nein, es mag Ihnen nicht gefallen, aber beide Männer waren Atheisten. Und sowohl der Nationalsozialismus als auch der Kommunismus haben das Christentum als Religion abgelehnt.
Es ist aber durchaus die Eigenschaft von Fanatikern, im Andersartigen das Böse zu sehen und in der eigenen Ideologie bzw. Religion das Heilbringende. Insofern: lassen Sie sich bloß nicht davon abbringen, dass das böse Christentum an den Verbrechen des Nationalsozialismus und des Kommunismus Schuld war.
" das wir eben nicht wissen, wie das ganze Universum entstanden ist, wie es sich weiterentwickelt, ob es "recykelt" wird, wer (!) dafür verantwortlich ist. Sicher nicht einer der Götter, die in den verschiedenen Religionen beschrieben werden."
Stimme Ihrem ganzen Post zu.
Nur die Formulierung hier am Ende finde ich etwas unglücklich, denn warum sollte überhaupt jemand verantwortlich sein.
Prozesse können auch ohne den Willen oder die Aktion irgendeines Wesens einfach beginnen, wenn die Voraussetzungen gegeben sind.
"Nachdem die Priester und Könige ihre Macht etabliert hatten, wurden die Untertanen eben entsprechend erzogen. Auch das ist für viele alte Kulturen gut dokumentiert."
Ausgenutzt haben sie mMn ein häufig vorkommendes individuelles Bedürfnis, nach Geborgenheit und einem Sinn im Leben und im Leiden. Und Menschen, die dieses Bedürfnis ausnutzen und sich selbst an die Spitze stellen, hat es leider immer schon gegeben (das gibt's auch im Büro).
Es ist zu verführerisch, nach einer Umweltkatastrophe zu behaupten, Gott habe für Sünden bestraft, man habe Zeichen gesehen, die nur ein Auserwählter sehen kann. Aber wenn ich die Sünden nicht begangen habe, dann muss es der Nachbar sein. Usw.
Die Religion, die eigentlich dem Individuum von der Natur aus ein Trost sein könnte, wird als Rechtfertigung der bestehenden Verhältnisse verwendet, was letztendlich ja für beide Seiten sehr praktisch ist: der eine kann handeln wie er will und der andere muss es nur ertragen. Bis "Gott" halt wieder straft oder einer seine Macht zu arg missbraucht, dann muss es Krieg geben. Das ist jedenfalls wesentlich einfacher für ganz viele, als sich "in Liebe zu begegnen" und die Unterschiede ggf. auszuhalten. Das kann manchmal verdammt schwer sein.
Halluzinationen sind auch intellektuell nicht beizukommen, was nicht beweist, dass es sie gibt.
Und sowohl der Nationalsozialismus ... haben das Christentum als Religion abgelehnt.
Ich empfehle Ihnen nochmals mein bereits verlinktes Video in #2.35. Durch pure Ablehnungsbehauptung wird es nicht wahrer. Es mag durchaus angehen, dass man sich dort ein neues Hauschristentum zusammenbasteln wollte, aber selbst Himmler wurde bei seinen ach zu heidnischen Umdeutungen zurückgepfiffen.
Und beide waren Männer. Was folgt daraus? Gar nichts! Es ist schon ein Unterschied, im Namen einer Religion andere zu verfolgen oder keine Religion zu haben. Die Rolle der Kirche unter den Nazis ist dabei noch mal ein Thema ganz für sich, und leider keines, bei der die Kirche gut wegkommt.
"...keines, bei der die Kirche gut wegkommt."
Wenn es 'die Kirche' wirklich gibt. Stichwort 'bekennende Kirche'.
"WEr sonst als die Priester, bzw. die Verkünder von Religionen geben vor, was zu glauben ist. "
Also, "was zu glauben ist" oder genauer gesagt, was meinen Glauben ausmacht, das bestimme ich selbst. Indem ich in mich hinein höre, indem ich Abschnitte der Bibel lese, andere über Gott reden höre und dann in mich hineinhöre: Was bedeutet der Text für mich.
Warum ich das für richtig halte? Weil ich (wie jeder Mensch) ein Geschöpf Gottes ist und Gott jedem mitgegeben hat, fühlen zu können was richtig ist.
Es sind nicht die Priester, die den christlichen Glauben festlegen können. Auch wenn ein guter Priester hier durchaus jedem Einzelnen helfen kann.
Was hier sehr oft vermischt wurde: in früherer Zeit hatte (auch) die katholische Kirche versucht, die Macht und das Erklärungsmonopol über das Christentum zu halten. Aber das entspricht (meiner Meinung nach) nicht dem Willen Gottes.
>... , dann kommt man zwangsläufig zu dem Punkt, dass es eben ziemlich unwahrscheinlich ist, dass es einen Gott gibt <
Nein. Denn ich bin ein Beispiel, dass es nicht "zwangsläufig" zu dem Punkt gekommen ist.
Im Gegenteil!
Ich habe die Bibel genommen, um Argumente gegen(!) glaubende Mitmenschen zu finden. Mit dem Nachdenken darüber und nach und nach der Glaubenserfahrung habe ich die Gewissheit der Wahrheit der Bibel erlangt. Erst "leider", denn ich wollte das andere.
Machen Sie nicht den Fehler wie viele andere ebenso, Ihr Denken und Verstehen als absolute Wahrheit zu geben. Andere Menschen können anders denken und unser Verstehen ist beschränkt. Das gilt für alle, auch für diejenigen, die meinen, alles erfassen zu können. Das ausser Acht zu lassen wäre schon der erste Fehler im Denken. Da es keinen Beweis zur Nichtexistenz Gottes herführen lässt, wird kein seriöser Philosoph dieses behaupten, sondern lediglich von seiner Überzeugung oder seines Glaubens darüber sprechen.
Sie projizieren Ihren Gottesglauben auf diese "Person Jesus". Das ist eine Entscheidung. Ihr Handeln finde ich grundsätzlich bedenkenswert. Solange daraus keine Mission gegen andere wird, kann "die Welt" nur von Ihnen und Ihrer Lebensweise profitieren. Ihr Leben als Vorbild. Machen Sie was draus.
Glauben und kritisches Hinterfragen schleißen sich mMn aus.
Auf keinen Fall ein Lebensmodell das gut gehen kann in unserer immer wahnsinniger werdenden Welt.
Am Ende trägt jeder Glaube zum Krieg bei.
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", mehr braucht es nicht.
Doch. "Handle an anderen so, wie Du möchtest, dass sie an Dir handeln mögen".
Die Goldene Regel. Die weit älter ist als Jesus und die es in vielen Kulturen gibt, wo sie dann den dortigen weisen Männern der Vorzeit zugeschrieben wird.