DIE ZEIT: Frau Muntschick, Sie haben einen Blick in die Zukunft gewagt. In der Studie Health Trends beschreiben Sie Veränderungen, die uns in ein paar Jahren erwarten könnten. Werden wir da noch mehr auf unsere Gesundheit achten als heute, uns mit Messgeräten und Apps vermessen?
Verena Muntschick: Wir beobachten seit einiger Zeit einen Trend zu mehr Achtsamkeit. Da geht es nicht mehr so sehr um Leistungsoptimierung, sondern mehr darum, sich wohlzufühlen. Momentan gilt jemand dann als fit und gesund, wenn er schlank oder muskulös ist – in Zukunft eher dann, wenn er gesundzufrieden ist.
ZEIT: Gesundzufrieden? Was meinen Sie damit?
Muntschick: Jemand, der ausgeglichen wirkt, der mit sich im Reinen ist, der ist gesundzufrieden. Gesundheit ist ja eh kein objektiver Begriff. Meist wird sie als Abwesenheit von Krankheiten gesehen, die Definition hat sich aber im Laufe der Geschichte immer wieder verschoben. Zufriedenheit ist nun der neue Aspekt, der dazukommt.
ZEIT: Gilt jemand dann in Zukunft nur als wirklich gesund, der auch zufrieden ist?
Muntschick: Damit würde ja wieder ein gesellschaftlicher Druck entstehen nach dem Motto: Du musst zufrieden sein, sonst bist du nicht gesund. Das widerspräche dem Konzept, nach dem vor allem das persönliche Empfinden zählt, aber auszuschließen ist so eine Entwicklung nicht.
ZEIT: Zufriedenheit als eine Art Statussymbol?
Muntschick: Das kann schon sein. Beim Thema Arbeitsplatz ist das ja jetzt schon ähnlich, da fragen sich viele, ob sie die Pflicht haben, glücklich in ihrem Job zu sein, oder ob es ausreicht, ihn zu erledigen. Daran sieht man, wie schnell eine gesellschaftliche Erwartungshaltung entstehen kann.
ZEIT: Zu den großen Herausforderungen der Zukunft zählt die alternde Gesellschaft.
Muntschick: Genau. Und wegen ihres steigenden Anteils werden ältere Menschen mehr Deutungsmacht haben, etwa darüber, wie wir das Alter sehen.
ZEIT: Inwiefern?
Muntschick: Heute ist das Image oft noch so: Wer in Rente geht, der ist weg vom Fenster, und Altern ist eine Krankheit. Dieses Verständnis vom Alter und vom Altern wird sich wandeln, beides wird als Teil des Lebens akzeptiert werden und nicht so sehr als etwas, das jenseits des eigentlichen Lebens stattfindet. Jugendorientierung und Jugendwahn werden abnehmen, das Altern wird als ganz normaler Prozess verstanden werden.
ZEIT: Welche Rolle wird Technik spielen?
Muntschick: Bisher ist das Verhältnis vom Menschen zur Technik häufig von Angst geprägt. Viele fühlen sich als Opfer, Technologien scheinen übermächtig. Das zeigt, dass wir noch kein richtiges Verhältnis zu ihnen gefunden haben, obwohl wir sie ja selber geschaffen haben. Es entwickelt sich aber langsam ein Verständnis davon, was Technik eigentlich sein kann in unserem Leben, dass sie mit echtem Mehrwert eingesetzt werden kann, in sinnvollen Symbiosen mit dem Menschen. Die gibt es ja schon längst, nur nehmen wir sie noch nicht als solche wahr.
ZEIT: Zum Beispiel?
Muntschick: Implantierte Neuroprothesen wie Herzschrittmacher etwa oder Cochlea-Implantate im Ohr. Da verschmelzen Mensch und Technik nahtlos, das ist ganz selbstverständlich geworden. Sobald man aber von Hirn-Implantaten spricht, ist der Aufschrei groß. Doch natürlich sind sie sinnvoll, wenn sie helfen können.
ZEIT: Wie und wobei könnten sie denn helfen?
Kommentare
Transhumanismus sieht das ganz anders: wir werden das Altern abschaffen. Bereits jetzt wird sehr viel in diese Richtung geforscht. Es gibt unter 10 Gründe, wieso unser Körper abbaut: angefangen bei verkürzten Telomeren über Tumore, die sich im Alter bilden bis Neuronen, die sich nicht erneuern und Schadstoffe anlagern.
Aber die Medizin wird in den nächen 20 Jahren unglaubliche Fortschritte machen: bereits jetzt kennt man die Lösung für einige dieser Aspekte.
Die junge Generation wird mit 40 so fit und gesund sein wie 20jährige heute.
Bereits jetzt legt die junge Generation viel mehr Wert auf Sport, gesunde Ernährung, verzichtet mehr auf Alkohol und Nikotin, schätzt sehr die Work-Life-Balance.
Wenn zusätzlich viele Apekte des Alterns abgeschafft werden, werden in nicht mal 30-40 Jahren die Menschen ein biologisches Alter von 30 nicht überschreiten (bereits jetzt sind 30 Jährige biologisch viel gesünder und optisch jünger als die Generationen davor).
Es ist schade, dass viele aus der alten Generation nie Sport gemacht haben, sich oft und gerne Alkohol gönnen und ab 60 sagen "ist jetzt auch egal (wenn ich körperlich und mental abbaue) ich bin eh alt."
Ich bezweifle sehr, dass mit diesem medizin. Fortschritt der "Jugendtrend" (Trend?? Alle wollen jung und gesund sein, das ist das wichtigste Gut überhaupt!) zurückgeht.
Uns steht nicht nur ein längeres Leben bevor, sondern auch die ganzen jungen Jahre werden mehr als verdoppelt werden.
Dann soll die Frschung mal schnell machen. Ich werde bald 40 und habe noch so viele Ideen und Ziele, es wäre doch schön die gesunde und energiegeladene Lebensspanne noch zu verlängern.
Hat es jemals eine Gesellschaft gegeben, die das Altern nicht als ganz normalen Prozess verstanden hat und wie hat sie das zum Ausdruck gebracht? Eine Wohlfühlromantik ausgelebt ganz gleich in welcher Altergruppe, funktioniert nur so lange die körperliche und geistige Gesundheit mitspielt, "Mens sana in corpore sano", alte Turnlehrerweisheit, solange die verschiedenen Zipperlein einem nicht zu nahe treten. Ein Drumherumphilosophieren um diesen Fakt ist vergebliche Liebesmüh und befriedigt vermutlich nur die darin nach unausgeloteten Erkenntnissen Strebenden.
"Hat es jemals eine Gesellschaft gegeben, die das Altern nicht als ganz normalen Prozess verstanden hat und wie hat sie das zum Ausdruck gebracht?"
Weiß ich nicht, aber es ist nunmal fakt, dass das Altern scheiße ist.
Man wird zerbrechlich, man wird langsam, das Gehirn entwickelt sich zurück und die Haut sieht aus wie, nun sie wissen schon.
Wenn ich die Wahl haben zwischen 80 Jahren wie 20 sein und dann tot umzukippen oder langsam 80 Jahre altern um schleichend zu sterben wähle ich immer das Erstere.
Zukunftsforscher des islamischen Staates in Syrien und Irak haben herausgefunden, dass all dies nicht dem Willen Allahs entspricht und darum nicht Realität werden wird.
"ZEIT: Wagen Sie denn eine Prognose darüber, ob die Menschen in 25 Jahren gesünder sein werden als heute?
Muntschick: Das hängt ganz von der Definition ab. Generell gesehen, würde ich mich trauen, "Ja" zu sagen, solange Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit verstanden wird."
Das glaube ich nun gar nicht.
Denn-es hat immer Krankheiten gegeben und wird immer welche geben.
Der Grund dafür ist die Dualitaet.
War vor hundert Jahren etwa die Todesursache Nr.1 noch Schwindsucht,
so gab es eine Zeit wo die Menschen massenweise an AIDS dahinsiechten.
Im Mittelalter hat die Pest Millionen Menschen in kürzester Zeit das Leben
gekostet.
Nun ist es seit einiger Zeit Krebs.
Es wird auch weiterhin(andere)Krankheiten geben.Keine Sorge.