Erst konnte ich nicht glauben, was im Wissenschaftsblog SciLogs über Smart Meter stand, diese neuen Stromzähler. Dann habe ich mich umgehört und glaube es immer noch nicht. Es ist aber so: Alle Haushalte werden früher oder später digitale Stromzähler bekommen (und bezahlen), um mit "modernen Messinstrumenten" die Energiewende zu vollziehen. Wie aber werden die meisten dieser Hightechzähler bedient? Per Tastatur? Mit einer App? Per Sprachsteuerung? Nein, durch Lichtmorsezeichen einer Taschenlampe.
Wenn bald ein Techniker von Innogy, RheinEnergie oder Stromnetz Hamburg in Ihrem Keller den Stromzähler EDL21 installiert, können Sie den Fortschritt spüren. Geben Sie dazu die Geheimzahl ein, zum Beispiel die 3759: zweimal blinken, um den Lichtsensor aufzuwecken (eventuell nur einmal, falls Sie zuvor das Kellerlicht angemacht haben). Dreimal blinken und drei Sekunden warten, siebenmal blinken, warten, fünfmal blinken, warten, neunmal blinken. Fehler sind kein Problem, die Prozedur kann so oft wiederholt werden, bis die Batterie Ihrer Taschenlampe leer ist. Pro-Tipp: Zweitlampe bereithalten.
Schon kann es losgehen. Um den Stromverbrauch der letzten sieben, 30 oder 365 Tage anzeigen zu lassen, müssen Sie nur vier-, fünf- oder sechsmal blinken. Sie können einen Teil des Displays auf null stellen (fünf Sekunden ununterbrochen anleuchten) und sich den darauf folgenden Verbrauch später durch zweimaliges kurzes Blinken anzeigen lassen. Den Energiehunger einzelner Haushaltsgeräte können Sie damit natürlich nicht ermitteln, obwohl das eines der Argumente war, mit denen die Energiekonzerne den Smart-Meter-Irrsinn immer beworben haben. Ansonsten ist der neue Zähler genauso nützlich wie der alte.
Dieser Fortschritt hat selbstverständlich seinen Preis. Rechnen Sie für den neuen Zähler mit jährlichen Zusatzkosten von zwanzig Euro und vielen, vielen Batterien.
Kommentare
Grandios. Wieso ging mir eben automatisch der Begriff "Lobbying" durch den Kopf?
Nee, ein Maker- und Hackerparadies.
Läuft da eigentlich Doom drauf?
Da bekommt der Spruch "zum Lachen in den Keller gehen" eine völlig neue Dimension…
You made my day! :-)
Darf man heute auch noch die "Warum"-Frage stellen? Wozu das alles?
Wieviel Strom ich verbrauche, sehe ich an meiner Rechnung. Welche Geräte im Haushalt tatsächlich die relevantesten Verbraucher sind, weiß man schon seit 50 Jahren. Und es ist ja nicht so, daß ich Strom aus Jux verBRAUCHE.
Mittlerweile ist der "Fortschritt" - zumindest SO einer - völlige Volksverdummung. Und hochgradige Umweltverschmutzung.
Ich verweise auf meinen Beitrag #3.2.
Da kommt noch viel mehr.
Das schöne an diesem Internet-of-things (IOT) ist aber, dass nicht nur die Bedienung fragwürdig ist und die Hersteller unsere Daten bekommen ohne Gegenleistung (oder wir sogar noch dafür zahlen), nein, das beste ist ja dass die Software dieser Geräte alle so gut wie gar nicht gewartet wird und dadurch Sicherheitslücken sonder Zahl in allen Geräten lauern - dann kann sie nicht nur der Hersteller und die NSA ausspionieren sondern auch der Nachbar der zufällig ein IT-Freak ist.
Ich bin in der IT und denke mir manchmal, die verantwortlichen Politiker sind in einem Dornröschenschlaf und werden von der Technik (und den Lobbyisten) überrollt.
Der Nachbar als krimineller IT-Freak kann sich aber auch einfach einen IMSI-Catcher bauen und hört damit dann auch jede Übertragung eines wie auch immer ,,gewarteten`` Mobiltelefons mit. Selbst wenn er die Hardware dazu erst noch kaufen muss, kostet so ein Aufbau schlimmstenfalls wenige hundert Euro. Die nötige Software dazu kann man im Internet kostenlos herunterladen.
In Deutschland dürfen solche Geräte offiziell allerdings nur die Strafverfolgungsbehörden nutzen um Verbindungen anderer Leute mitzuschneiden und tun das beispielsweise auf Demonstrationen auch ausgiebig, mit den Aussendungen aller am Demonstrationsweg wohnenden Mobiltelefonnutzer als nettem ,,Beifang``.
Auch die ,,fragwürdige Bedienung`` haben Mobiltelefone mit einigen IoT-Geräten gemein. Das aktuelle Fingertouch-Bedienkonzept auf Mobiltelefonen ist mit ,,fragwürdig`` imho noch sehr wohlwollend umschrieben, führt es doch gerade auf winzigen Mobilgerätedisplays zu extrem platzverschwendenden, da riesigen Schaltflächen -- welche z. B. dafür sorgen, dass selbst die ASCII-Zeicheneingabe auf solchen Geräten sehr ineffizient ist, weil man ständig die Tastaturebenen wechseln muss um an Zahlen oder Sonderzeichen zu gelangen. Zudem verdreckt und verdeckt der Nutzer bei der Bedienung das Display mit seinen eigenen Fingern und Wischgesten sind, ergonomisch betrachtet, kompletter Unsinn, da menschliche Fingerkuppen zum Haften an Oberflächen und nicht zum Gleiten über solche Oberflächen gemacht sind.