Es heißt immer, die deutsche Politik sei überfordert mit den Datenkraken aus dem Silicon Valley. Dann werden meist Google, Apple und Facebook genannt, weil ihnen mit dem deutschen Datenschutz kaum beizukommen sei und es auch keine wirklich überzeugende Idee gibt, wie man ihre Macht besser regulieren könnte. Vergessen wird meist ein anderes Unternehmen, an dem die Politik derzeit ebenfalls verzweifelt. Gemeint ist Airbnb: der Wohnungskrake.
Das Unternehmen verdient viel Geld damit, dass Menschen ihre Wohnungen über seine Internetplattform untervermieten. Das ist nicht unanständig. Bloß wissen auch die Airbnb-Manager, dass es Leute gibt, die damit einen Reibach machen, weil sie ihre Wohnung nicht nur für ein paar Tage, sondern fast das ganze Jahr über Airbnb vermieten. Das entzieht dem in vielen Städten ohnehin angespannten Markt zusätzlich Wohnraum, lässt die Preise steigen und stiftet Unfrieden, weil sich Nachbarn von den oft feierwütigen Gästen belästigt fühlen.
Und was macht Airbnb? Verweigert die Kooperation. Die Städte wissen meist nicht einmal, wie viele Wohnungen dauerhaft über die Plattform vermietet werden. Airbnb gibt die Daten nicht raus. Das Unternehmen hat wenig Interesse daran, sich sein eigenes Geschäft kaputt zu machen.
Vor diesem Hintergrund muss man die Nachricht aus Dortmund einordnen. Dort wird Airbnb von Januar an die sogenannte Bettensteuer einziehen. Wie in anderen Städten auch wird auf touristische Übernachtungen in Dortmund eine Steuer von 7,5 Prozent fällig. Bisher müssen Airbnb-Gastgeber sie selbst erheben und an die Stadt abführen, was sich kaum kontrollieren lässt. Insofern ist es gut für die Stadt, dass Airbnb die Steuer nun automatisch erheben und an die Stadt weiterleiten wird.
Airbnb tut das auch schon in anderen, nicht-deutschen Städten. Das Kalkül ist durchschaubar: Man kooperiert dort, wo es nicht wirklich wehtut, stellt sich aber stur, wenn es darum geht, Vermieter zu melden, die ihre Wohnungen häufiger vermieten als erlaubt. Die spannende Frage ist: Wie sollen und werden die Städte auf diese Strategie reagieren? Laut Airnbnb redet man auch mit anderen Städten über eine Kooperation bei der Bettensteuer. Das ist aus Sicht der Städte richtig. Denn es kann den kommunalen Haushalten nur nützen. Noch wichtiger und drängender aber ist es, Dauervermietungen zu verbieten und diese Verbote auch durchzusetzen.
Bisher kämpft dabei jede Stadt für sich. Zweckentfremdungsverbote oder ähnliche Regelungen, mit denen verhindert werden soll, dass Wohnraum dem normalen Mietmarkt entzogen wird, gibt es in Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Köln und Bonn. Die Regeln unterscheiden sich aber voneinander. In München etwa darf eine Wohnung nur sechs Wochen pro Jahr über Internetplattformen vermietet werden, in Hamburg ein halbes Jahr. Allein aber wird eine Stadt ihre Interessen gegenüber Airbnb und anderen Wohnungsvermittlern nur schwer durchsetzen können. Besser wäre es, die Städte würden sich auf gemeinsame Forderungen und Gesetze einigen. Einen Wohnungskraken bändigt man besser gemeinsam.
Kommentare
"Die Städte wissen meist nicht einmal, wie viele Wohnungen dauerhaft über die Plattform vermietet werden. Airbnb gibt die Daten nicht raus."
Dazu braucht man keine Daten von Airbnb um die Dauervermieter festzustellen.
Es reicht hier täglich in dem Portal nachzulesen und die Vermieter aufzulisten.
Genauso hat man man in den 1990ern die nicht angemeldeten Autohändlern ausfindig gemacht, in dem die Telefonnummern aufgelistst wurden und wer häufig vorkam Besuch bekam.
Was heute fehlt ist der Wille und nicht die Datenlieferung seitens eines Portales.
Bin überhaupt nicht ihrer Meinung!
Schließlich verursachen die Portale die Wohnungsnot und verdienen viel Geld damit und nicht der Staat.
Sie sollten zur Offenlegung der Daten gezwungen werden damit wäre das Modell transparent und entsprechend Maßnahmen gegen Dauervermieter könnten ergriffen und Steuern abgeführt werden.
Die Silicon Valley Firmen machen hier was Sie wollen es sollten endlich mal strengere Regeln der Besteuerung und Transparenz geben.
Was heute fehlt ist der Wille und nicht die Datenlieferung seitens eines Portales.
Stimmt. Habe gerade mal bei airbnb für Hamburg nachgeschaut.
Dort werden doch alle gelistet, beschrieben, Bilder der Wohnungen sind auch dabei.
Wo soll da das Problem sein herauszufinden, was da vermietet wird?
Die einzigAusrede, die ich noch gelten lassen würde wäre, dass das internet für uns alle ja schließlich Neuland darstellt.
Richtig.
Und man braucht das nicht mal flächendeckend zu machen, Stichproben mit empfindlichen Strafen für die Überführten reichen vollkommen aus, dann ist der Spuk in kürzester Zeit Geschichte.
" das ganze Jahr über Airbnb vermieten "
Das ist dann ein Gewerbe . Das muß ich anmelden und entsprechend Umsatzsteuer
bezahlen und am Jahresende auch Einkommenssteuer.
Andernfalls ist das gewerbsmäßge Steuerhinterziehung.
Dann gibt es für Beherbergungsbetriebe noch ein paar andere Vorschriften wie Brandschutz und Nachtruhe.
Wenn man über Ebay Kaffee aus Holland kauft kommt das System auch noch nach jahren mit ein paar Pfennigen Kaffeesteuer.
Darüber hinaus muss dann die Wohnung entsprechende Fluchtwege haben und sonstige Brandschutzvorkehrungen.
Die Geschäftrsmodelle von AIRBNB und UBER basieren auf der Aushölung von jahrzentelang errungen Standards bezüglich Beschäftigung, Mindestlohn und Personenschutz, aus meiner Sicht muss hier die Politik aber sowas von eingreifen..offensichtlich haben die Taxifahrer eine bessere Lobby als Mietsuchende in den Großstädten.......
Airbnb ist die Ursache von Wohnungsnot in den Städten ? Nein. Bund, Länder und Städte haben in den letzten 30 Jahren den Wohnungsbau zu stark vernachlässigt und reglementiert. Anstatt den Wohnungsbau aktiv zu fördern und zu investieren, soll wieder reglementiert werden ? Gerade bei den Touristen, ein Zukunftsmarkt, der den Städten und dem Gewerbe wieder zu Wachstum, Geld, Investitionen verhilft und die zum Teil verwahrlosten Städte wie Dortmund wieder aufblühen läßt.
Nein, die Erfahrungen in anderen Städten
zeigt, daß Reglementierung und Überwachung das Angebot an Wohnraum in den Städten nicht spürbar erhöhen.
Was richtig ist: professionelle Airbnb-anbieter zahlen die gleichen Steuern wie Hotels und erfüllen die gleichen Bedingungen.
Die Lösung lautet: Renovieren, Sanieren, Bauen, Investieren.
Natürlich ist Airbnb mit eine Ursache für städitschen Wohnungsmangel. Das kann man bereits in Touristenhochburgen erleben und spitzt die Situation in ähnlich touristisch beliebten Städten Deutschlands zu.
https://www.antenneduesse...
http://www.handelszeitung...
http://www.fr.de/panorama...