Das Stickoxid-Limit war politisch gewollt. Es zu ändern ist wissenschaftlich begründbar. Aber der Streit geht weit über die Frage hinaus, was Grenzwerte bewirken können.
Grenzwerte sind keine Naturkonstanten. Sie werden von Menschen gemacht.
Wie, das hängt von technischer Entwicklung und wissenschaftlichem Erkenntnisstand ab, von den
in der gesellschaftlichen Diskussion ausgehandelten Prioritäten – und von politischen
Entscheidungen.
Grenzwerte werden auch von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst. Vielleicht können Forscherinnen und Forscher zeigen, dass Bluthochdruck gefährlicher ist als bisher gedacht. Senkt man den Wert, ab dem Hochdruck als behandlungsbedürftig gilt, steigt damit schlagartig die Zahl der Patienten und die Menge verschriebener Medikamente. Ebenso werden Grenzwerte von politischen Zielen mitbestimmt. So hieß es vor jeder Verschärfung der Regeln für Industrieabgase: Wirtschaftswachstum oder Luftreinhaltung?
Grenzwerte sind das Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Abwägung. Wie sauber sollen Luft oder Wasser, wie unbelastet Böden und Erntefrüchte sein? Welcher Aufwand ist dafür zumutbar, und wer zahlt ihn? Eine Debatte ist also nicht nur richtig, sie ist notwendig. Wie der beständige Zweifel zur Wissenschaft gehört, müssen auch die Argumente für und wider bestimmte Grenzwerte immer wieder neu geprüft werden.
Nun liefert Wissenschaft selten klar definierte und widerspruchsfrei begründete Grenzwerte (Was Studien dazu bisher zeigen und was nicht, lesen Sie hier). Für die gesundheitsverträgliche Höchstmenge von NO₂ in der Atemluft hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen
Richtwert
vorgeschlagen (publiziert im Jahr 2000 in ihren
Luftgüteleitlinien für die Europäische Region).
Es waren Politiker, die aus diesen 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in der Richtlinie 1999/30/EG einen europäischen
Grenzwert
gemacht haben – und damit geltendes Recht. Am 21. Mai 2008 wurde der Grenzwert noch einmal bestätigt (Richtlinie 2008/50/EG). Zur Umsetzung durften die Staaten in Ausnahmefällen eine Fristverlängerung beantragen. Für NO₂ endete diese 2015.
Grenzwerte sollen Mensch und Umwelt schützen. Nun können Personen wie Ökosysteme sehr verschieden sein. Da hängt die Gefährlichkeit einer Substanz nicht nur von ihrer Menge ab. Eine Dosis, die etwa für einen erwachsenen gesunden Menschen kein Problem darstellt, kann für ein Kleinkind, einen Kranken oder Alten im Extremfall lebensbedrohlich sein. Auch die Dauer der Belastung spielt eine wichtige Rolle. Schließlich ist noch zu unterscheiden, ob sich jemand freiwillig einem Risiko aussetzt oder ob er vor einer Gefahr zu schützen ist, der er nicht entgehen kann. Darum gibt es unterschiedliche Grenzwerte für Innen- und Außenräume, für den Arbeitsplatz und für das Alltagsleben.
Allerdings gibt es in der Diskussion um Stickoxide, Feinstaub und Co. nur
ein plausibles politisches Ziel: möglichst saubere Luft.
Alle einzelnen Schadstoffe regulieren zu wollen, stellt die Politik vor ein unlösbares Problem: Luft ist ein Gemisch. Saubere Luft besteht zu 78,08 Prozent aus Stickstoff und zu 20,95 Prozent aus Sauerstoff. Schon Argon, der dritthäufigste Bestandteil, stellt weniger als ein Prozent Volumenanteil.
Seit der Industrialisierung hat sich auch der menschliche Körper
(ohne das es uns Bewusst wurde) der Luftverschmutzung angepasst.
Es ist fraglich,
ob ein Mensch aus der vorindustriellen Zeit, in den Städten der heutigen Zeit
überleben könnten.
Auf in die Anarchie!
Dann wird's sicher für ein paar Wochen in vielen Stadtteilen sehr hohe Luftverschmutzung geben und sobald die Autos ausgebrannt sind (und der Frühling einzieht) wird es erstmal gute Luft geben.
Es ist Politisch gewollt, nicht technisch / wissenschaftlich sinnvoll, genau diesen Grenzwert festzulegen.
Und wenn was politisch so gewollt ist, dann ist das für alle Zeiten so festgeschrieben, egal ob das eine Fehlentscheidung war, bzw gar nicht realisierbar ist.
Diese Behauptung ist falsch. Diesel-Autos sind meistens schwerer (aus Bau-Gründen, weil öfter SUV) und deshalb beim Klimaschutz nicht besser. https://www.deutschlandfu...
"Ist ein neues Auto absolut unvermeidlich, sollte noch ein anderes Spurengas eine wichtige Rolle spielen: das Treibhausgas CO₂. Denn dass der Diesel öffentlich so verteufelt wird, ist ein Fehler. Mit der neuen Euro-Norm 6d-Temp ist er dem Benziner beim Schadstoff ebenbürtig, im Verbrauch und beim Klimaschutz aber überlegen."
Kommentare
Bitte nicht vergessen.
Seit der Industrialisierung hat sich auch der menschliche Körper
(ohne das es uns Bewusst wurde) der Luftverschmutzung angepasst.
Es ist fraglich,
ob ein Mensch aus der vorindustriellen Zeit, in den Städten der heutigen Zeit
überleben könnten.
Autor: Gabriel Michael Triebtein
Politische Arroganz ist auch bei den Grenzwerten Motiv der Vorgaben. Die staatliche Allmacht muss gebrochen werden.
Auf in die Anarchie!
Dann wird's sicher für ein paar Wochen in vielen Stadtteilen sehr hohe Luftverschmutzung geben und sobald die Autos ausgebrannt sind (und der Frühling einzieht) wird es erstmal gute Luft geben.
Ja endlich wird es gesagt:
Es ist Politisch gewollt, nicht technisch / wissenschaftlich sinnvoll, genau diesen Grenzwert festzulegen.
Und wenn was politisch so gewollt ist, dann ist das für alle Zeiten so festgeschrieben, egal ob das eine Fehlentscheidung war, bzw gar nicht realisierbar ist.
Ganz recht.
Die Grenzwerte sollten noch weiter runter.
Diese Behauptung ist falsch. Diesel-Autos sind meistens schwerer (aus Bau-Gründen, weil öfter SUV) und deshalb beim Klimaschutz nicht besser. https://www.deutschlandfu...
Ich meinte diese Behauptungen:
"Ist ein neues Auto absolut unvermeidlich, sollte noch ein anderes Spurengas eine wichtige Rolle spielen: das Treibhausgas CO₂. Denn dass der Diesel öffentlich so verteufelt wird, ist ein Fehler. Mit der neuen Euro-Norm 6d-Temp ist er dem Benziner beim Schadstoff ebenbürtig, im Verbrauch und beim Klimaschutz aber überlegen."