Das Café Unter den Linden in der Schanze ist keiner der umstrittenen Open-Air-Treffpunkte. Aber von hier aus sind sie gut zu erreichen: die berüchtigte Ecke an der Tabakbörse beim Grünen Jäger, mittlerweile mit eigener Ortsmarke bei Google (4 von 5 Sternen), das Schulterblatt sowieso, auch St. Pauli ist nicht weit. Kaffee und Tee werden gebracht, bei strömendem Regen sitzen unter der Markise: Niels Boeing, Aktivist bei Initiativen wie "St. Pauli Selber Machen", Gabi Dobusch, SPD-Bürgerschaftsabgeordnete für Altona und Vorsitzende des Kulturausschusses, Florence Mends-Cole und Patricia Neumann von der Daniela-Bar und Sakir Büyükodabasi vom Kiosk 2000 in Ottensen.
DIE ZEIT: Herr Büyükodabasi, was kostet ein Astra im Kiosk 2000?
Sakir Büyükodabasi: Die Flasche 0,3 kostet einen Euro.
ZEIT: Was kostet ein Astra in der Daniela-Bar?
Florence Mends-Cole: Astra haben wir nicht. Wir haben Holsten. 0,3 Holsten kosten 2,80 Euro.
ZEIT: Ist es da wirklich verwunderlich oder gar verwerflich, wenn die Leute lieber am Kiosk cornern und dabei auch noch Geld sparen?
Patricia Neumann: Ich glaube nicht, dass es darum geht. Die Leute laufen mit ihren iPhones herum, die mieten sich Elektroroller, dafür ist immer Geld da. Es geht nicht darum, ob man sich das leisten kann. Es geht nur darum, dass es hip ist, zu cornern. Dazuzugehören.
Mends-Cole: Es ist eine kulturelle Bewegung. Ein Kulturwandel. Vor 13 Jahren wurde das Trinken in der Öffentlichkeit salonfähig. Das gab es in meiner Jugend nicht, das war früher verpönt. Wer vor dem Kiosk getrunken hat, war damals Asi.
ZEIT: Als Betreiberinnen der Daniela-Bar in der Schanze beklagen Sie seit Jahren, dass Cornern ein Problem ist. Warum?
Mends-Cole: Ungefähr die Hälfte der Leute, die im Sommer auf der Schanzenpiazza stehen, kaufen ihre Getränke nicht in den Bars. Trotzdem wollen die unsere Klos benutzen. Manche fragen uns sogar nach Gläsern oder nach Eis für ihre Drinks.
Neumann: Auf Toilette können die Leute gehen, aber ich möchte wenigstens gefragt werden. Eis und Gläser kann ich nicht rausgeben. Da sage ich: Musst du dir da besorgen, wo du auch deine Getränke geholt hast. Das verstehen viele echt nicht. Da kommt erst mal ein großes Fragezeichen.
ZEIT: Können Sie die Wut der beiden nachvollziehen, Herr Büyükodabasi?
Büyükodabasi: Kann ich verstehen, logisch. Aber wir Kioskleute müssen auch überleben. Ich muss im Sommer die Rücklagen für den Winter erwirtschaften. Im Winter verdiene ich fast nichts. Die Bars haben auch im Winter Gäste.
ZEIT: Wie war der Sommer für den Kiosk 2000?
Büyükodabasi: Letztes Jahr lief es noch ein bisschen besser, wegen des Wetters, aber insgesamt geht es bergauf. Ich weiß nur nicht, ob das am Cornern liegt. Ich glaube, dass Leute einfach ihr Leben leben wollen. Bei gutem Wetter will jeder draußen chillen.
Neumann: Die Flasche Bier vor dem Kiosk ist ja das Eine. Aber dass man auch Cocktails am Kiosk gemixt bekommt, im Plastikbecher, sprengt den Rahmen. Da verstehe ich nicht, wieso ich als Gastronomin viel höhere Abgaben zahlen muss – Außenfläche, Parkplatzabgabe, Lärmbelästigungsausgleich und, und, und –, der Kiosk aber nicht.
ZEIT: Die Daniela-Bar versucht seit 2011, die Politik zum Handeln zu bewegen.
Neumann: Ja, mit anderen Gastronomen sind wir damals im Rathaus vorstellig geworden. Uns wurde aber gesagt, man könne nichts machen, und an dieser Aussage hat sich nichts verändert.
Mends-Cole: Da möchte keiner Verantwortung übernehmen. Bitte nicht falsch verstehen, ich finde die Bewegung Cornern, die sich den öffentlichen Raum erobert, im Prinzip gut. Das ist auch nicht mehr umzukehren. Aber gerade deshalb muss man doch fragen: Wie kann man einen Ausgleich schaffen für das gastronomische Gewerbe? Wenn sich ein Nachbar bei der Behörde über uns beschwert, kriegen wir richtig Druck, bis zum Konzessionsverlust. Wir müssen dann nachgeben, die Musik so leise stellen, dass man nichts mehr hört. Aber draußen vor der Tür tobt das Leben, und da soll keiner verantwortlich sein?
Niels Boeing: Ich würde es umgekehrt machen. Man könnte doch sagen: Ab 22 Uhr müssen alle Kioske eine vollwertige Gastrolizenz haben, und zwar mit allen Auflagen, die dazugehören. Für den Bürgersteig bezahlen, Schallschutz, Toiletten und so weiter.
ZEIT: Frau Dobusch, wie kann es sein, dass die Politik in acht Jahren keine Lösung findet, um Abhilfe zu schaffen?
Gabi Dobusch: Die rechtliche Situation ist kompliziert. Ich bin der Meinung, dass wir einen Grund haben einzugreifen, wenn es Probleme mit dem Jugendschutz gibt, wenn es Gewaltprobleme gibt. Aber wenn die Politik eingreifen soll in wirtschaftliche Belange, kriege ich Schwierigkeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man daraus eine Gesetzeslage macht, die in ganz Hamburg tragen würde. Ich kann nicht den gebeutelten Bars in der Schanze besondere Bedingungen zubilligen, die aber keine Berechtigung hätten für Bars in Bergedorf.
Mends-Cole: Wenn Kioske wie Gastronomien agieren, sollten Kioske Auflagen wie Gastronomien haben. Ganz einfach. Und dann braucht man eine Regelung, die für ganz Hamburg gilt.
Boeing: Das Problem ist zuallererst ein Problem der Masse. Ich habe vor 18 Jahren auch am Grünen Jäger gecornert. Wir waren nur nicht so viele. Heute hast du 20-mal mehr Leute und einen höheren Anteil an Deppen dabei. Und die Leute, die den Stress machen, kommen nicht an einen Runden Tisch. Deswegen finde ich es schwach, wenn die Politik sagt, sorry, kann man nicht eingreifen. Städte wie Amsterdam regulieren längst massiv ihre touristischen Zonen. Dort kannst du im Zentrum keinen Imbiss mehr eröffnen, weil die Stadt gesagt hat: Es reicht. Da muss man halt mal sagen: Scheiß auf die freie Marktwirtschaft, jetzt ist Schicht.
Kommentare
Die Cornerer cornern... was es auf dem Dorf alles Gott sei dank nicht gibt.
Kann es nur bestätigen. Bin kürzlich vom ländlichen Osten nach Hamburg gezogen und es wirkt einfach ein bisschen lächerlich, wie selbstverliebt und engstirnig manche den Großstadttrubel sehen. Das hat weniger mit Hamburg per se zu tun als dieser Ansicht, die Großstadt, egal wo, wäre der Nabel der Welt.
Neben dem Cornern nerven auch:
- E-Scooter,
- Hundehalter,
- Smartphone-Opfer,
- Lärmbelästigung generell, vor allen Dingen aber in der U-Bahn durch Leute mit Smartphone, aber ohne Kopfhörer.
Es wäre eben einfach zu wünschen, wenn diejenigen, die diese Straßen-Großstadtkultur leben, ein wenig mehr Rücksicht nehmen. Manieren, wie schon sehr treffend in der Überschrift zitiert wird.
"Das hat weniger mit Hamburg per se zu tun als dieser Ansicht, die Großstadt, egal wo, wäre der Nabel der Welt."
Sie meinen also, die interessanten Großstadtmenschen mit noch viel interessanteren Leben lägen falsch? Nicht zu fassen...
Man muss es halt immer mal wieder sagen. :)
Was es auf dem Dorf nicht gibt? Wollen Sie uns verkohlen? In meinem Heimatdorf betrinkt sich die Dorfjugend jedes Wochenende auf dem Kirmesplatz gegenüber vom Bahnhof und driftet lautstark mit den getunten, tiefer gelegten Polos über den Schotter. Das stört auf Grund der geringeren Dichte einfach nur weniger Anwohner als in Hamburg und erregt deshalb weniger Aufmerksamkeit.
Ihnen gefällt das Großstadtleben nicht? Okay, das ist ihre Wahrnehmung. Aber ziehen Sie doch bitte nicht in meine Heimatstadt und erzählen Sie dann allen Städtern wie diese sich nun ihrer Auffassung nach zu verhalten haben.
Es wäre auch okay, wenn Zugezogene nicht anderen vorschreiben, wie sie zu leben haben. Es hat auch keine Manieren, wenn man in ein hippes Viertel zieht und nach einigen Wochen wegen Gerüchen eines Restaurants oder den Lärm eines Clubs gleich das Ordnungsamt loshetzt -- bis der Laden dicht gemacht wird.
Hui, ist es dem zugezogenen Ossi nen bischen zu laut in der bösen großen Stadt?
Schön wie Sie und Andere sich selbst entlarven mit der vermeintlich großstädtischen Offenheit... ;)
Ich kenne böse große Städte übrigens gut genug.
Ich kenne böse große Städte gar nicht.
"Neben dem Cornern nerven auch:
- E-Scooter,
- Hundehalter,
- Smartphone-Opfer,
- Lärmbelästigung generell,"
Damit kommen Sie echt tolerant rüber. Eben vom Dorf.
Ein Cornerer - ist das eine Art Eckensteher?
Und ich bin nicht mal vom Dorf! :) Es gibt sogar noch was dazwischen, wissen Sie?
Ich verstehe umgekehrt nicht, warum es nicht in Ihren Schädel will, dass Menschen nervig sein können - egal ob auf dem Dorf oder in der Großstadt. In letzterer konzentriert es sich halt, weshalb es für das Zusammenleben aller besser wäre, etwas mehr Rücksicht zu nehmen.
Ja, wow, was für eine faschistoide Forderung von Ewiggestrigen! Gegenseitige Rücksichtnahme! Verbrennt die Ossis! (Würde sicher niemand anderes auf der Welt fordern...)
"weshalb es für das Zusammenleben aller besser wäre, etwas mehr Rücksicht zu nehmen."
Und den Grad der Rücksicht definiert wer? Vielleicht gibt´s ja Leute die Bock drauf haben, sich beim Cornern daneben zu benehmen und denen Ihre zugezogene Intoleranz auf den Zeiger geht?
"Und den Grad der Rücksicht definiert wer? Vielleicht gibt´s ja Leute die Bock drauf haben, sich beim Cornern daneben zu benehmen und denen Ihre zugezogene Intoleranz auf den Zeiger geht?"
Das ist doch gerade das Problem! Oder ist es für sie kein Problem, wenn morgens Pizzakartons vor der Tür liegen und in Ihren Eingang gepisst wurde! D a s geht mir auf den Zeiger. Und ich bin nicht zugezogen. Wo Sie da Intoleranz sehen, bleibt Ihr Geheimnis.
Sehen Sie, da haben wir es ja schon: Pizzakartons stören mich nicht, daher möchte ich es auch nicht verbieten, sondern tolerieren. Nur weil Sie etwas stört, müssen andere noch lange nicht darauf verzichten.
sorry, dass ich mich einmische, aber ich bin mir SEHR sicher, dass mit Urin durchweichte Pizzakartons die in Ihrer Eingangstür liegen, die Sie morgens entsorgen müssen und anschließend den Eingangsbereich wischen müssen ( ja, es STINKT wenn Fremde sich Ihre Hauseingangstür als Zielscheibe fürs Pinkeln ausgesucht haben), dass Sie dies doch stören würde.
Vielleicht nicht beim ersten Mal, sicher aber wenn es regelmäßig jedes Wochenende wieder vorkommt.
Was an meiner Aussage haben Sie nicht verstanden? Habe ich irgendwas von Urin geschrieben?
Pizza-Reste reichen, das lockt Ratten an.
Ich mag Ratten.
„Sehen Sie, da haben wir es ja schon: Pizzakartons stören mich nicht, daher möchte ich es auch nicht verbieten, sondern tolerieren.“
Nur tolerieren? Oder wollen Sie doch nur sehr eigennützig die Gefahr minimieren, auf hippen Urinbächlein auszurutschen und vielleicht sogar auf die Nase zu fallen? Dagegen bilden Pizzakarton ja einen gewissen Schutz.
Irgendwie habe ich das Gefühl, Sie sind an keiner wirklichen Diskussion interessiert. Entweder polemisieren Sie und/oder unterstellen Leuten Maximalforderungen.
Oder Sie mögen wirklich Ratten, Pisse usw...
Danke, ich habe auch den Eindruck, dass "headbeam" kein Interesse hat, eine sachliche Diskussion zu führen.
"Neben dem Cornern nerven auch:
- E-Scooter,
- Hundehalter,
- Smartphone-Opfer,
- Lärmbelästigung generell"
Also tolerieren Sie das jetzt oder möchten Sie per "Maximalforderung" diese Dinge möglichst aus Ihrer Wahlheimat verbannen?
Nochmal: Mich stört der Pizzakarton vor der Haustür nicht, im Gegenteil, für mich ist das gelebte Großstadtkultur. Und kommen Sie mir jetzt nicht wieder mit Urin, dass habe ich niemals behauptet. Gerne können Sie aber Ihr Weltbild von den hippen Städtern, die Sie nicht mitspielen lassen, weiter pflegen.
Aber andersrum isses okay? Ein vormals nicht so hippes Viertel wird 'aufgehippt' und die, die schon dort gewohnt haben, als es noch nicht so hipp war, haben dann einfach die Ar***karte gezogen?
Oder: auf einmal sind da auf 200 Metern 6 Schuppen mit Holzkohlegrill, wo vorher vielleicht nur 3 waren, und verpesten die Luft.
"für mich ist das gelebte Großstadtkultur"
Für mich ist das rücksichtslos weggeschmissener Müll.
Hää, auf dem Dorf hängt fast jeder Kerl täglich an der Bierflasche ...ist bei jedem Dorffest schon vor Beginn im Alkkoma. Zusammen gebastelte Nostalgie ist sicher angenehm, aber hat nichts mit der Realität zu tun.
...eher ein bisschen zu wenig blau ; )
Pizzakartons vor der Haustür ist "gelebte Großstadtkultur"
oder ausgelebter Egoismus!!!
es ist ja schön, dass Sie Ratten und wohl auch (leere) Pizzakartons mögen, tut aber in meinen Augen nur nix zur Sache, wie eine gedeihliches Miteinander- Leben in den Bereichen menschlicher Infrastruktur (damit schließe ich bewusst (groß)städtische als auch dörfliche Umgebung mit ein) funktionieren kann, die des nachts als Treffpunkte oder als Wege der Positionswechsel feierfreudiger Menschen von einem Treffpunkt zum nächsten dienen, die aber zugleich auch Schlafplatz von Menschen sind, die eben nicht durch schrille Schreie aus einer Zoten ziehenden Gruppe, dem Klirren von zerscheppenden Flaschen oder dem Dröhnen eines übermotorisierten Kraftrades oder PKWs aus dem Schlaf gerissen werden wollen.
Dass achtlos weggeworfenes, wie ein Pizzakarton, oder die Milliarden von To-Go-Bechern, die mich bereits aus Umweltsicht wegen ihres ökologischen Rucksacks ärgern, auch ästhetisch ein Ärgernis sollte eigentlich eh ein Selbstverständnis sein, und lässt für mich Ihre Äußerung einfach als pure nicht zielführende Provokation erscheinen.
auf den punkt bestätigen sie, was der forist eigentlich nur einmahnt, lediglich etwas sozialverhalten.....aber wenns natürlich leute gibt die bock drauf haben....
Witzig, Sie beschweren sich darüber, dass Ihnen Dinge unterstellt würden - und tun genau das Gleiche.
Nur damit Sie's kapieren: Ich habe auch von keinem "verbannen" gesprochen, noch habe ich "Maximalforderung" in den Mund genommen. Das waren einzig und allein Sie, der im Übrigen anscheinend viel eher klare Rollenbilder pflegt und meint, sein Weg sei der einzig richtige.
in meinem Heimatdorf hat die Dorfjugend bereits zu meiner eigenen Jugendzeit in der Bushaltestelle "gecornert".
Soweit ich das übersehen kann, macht das die heutige Jugend immer noch genauso, bringt Boxen zum Musikhören mit...
Am Hundegebell kann man sich als Dörfler auch gut stören, das ist kein Privileg der Großstadt. Zumal auch andere Tiere, wie Kühe, oder Hähne nicht ohne Geräusch daherkommen.
Während Sie in der Großstadt am Sonntag kaum einen LKW sehen werden, werden Sie auf dem Dorf je nach Wetterlage auch gern mal vom Traktoren-Lärm geweckt....
Wer sich an nichts stören müssen will, sollte wohl eine einsame, vollbetonierte Insel ziehen...
Die Stadt hat natürlich ihre Pollution an Lärm, Licht, Abgasen etc. Aber niemand ist gezwungen, in ihr zu leben.
Wenn Pizzakartions und Urin vor der Haustür wirklich gelebte Großstadtkultur sind, freue ich mich sehr, auf dem Dorf zu leben. Ich finde beides vor der Tür ziemlich eklig. Und Ratten kann ich bei mir zu Hause auch nicht leiden.
So wie die zugezogenen auf dem Land die gegen tracktoren
Landwirtschaft
Kuhglocke
Und kirchengeleut sind?
Äh, Realitätsverlust? Bitte Ihren Post 1.20 nochmal lesen. Ich behaupte auch nicht, "mein Weg" sei der Richtige. Ich wehre mich nur dagegen, dass Sie als Zugezogener Ihre "nervt mich alles" Doktrin durchdrücken wollen. Und ja, meine Vorurteile pflege ich gerne, ein großes Dankeschön für diesen Thread.
Witzig ist, dass es all diese Probleme (mit Ausnahme von den E-Scootern) auch auf dem Land gibt.
Ja, Stadt und Land unterscheiden sich. Und es gehört zum Anstand, gerade als zugezogener, mich an die Gegebenheiten ein wenig anzupassen und den Leuten nicht vorschreiben zu wollen, wie sie ihr Leben zu leben haben. Das gilt für Leute vom Land die sich darüber aufregen dass in der Großstadt nicht um 22 Uhr Nachtruhe herrscht genauso wie für Ökos, die aufs Land ziehen und sich dann über Kirchen- und Kuhglocken beschweren.
"Ich verstehe umgekehrt nicht, warum es nicht in Ihren Schädel will, dass Menschen nervig sein können"
Dann sollte man gerade nicht in eine Grossstadt ziehen, wo viele Menschen auf vergleichsweise wenig Raum leben.
Und ich stimme zu - Menschen können nervig sein.
Sorry, aber der Vorläufer des 'cornern' wurde doch praktisch auf dem Dorf erfunden. Rudelbildung beiderlei Geschlechts an der einzigen Bushaltestelle im Dorf, wahlweise auf dem Marktplatz oder wenn der Ort etwas größer war, dann eben an der Tanke. Bei letzterem auch gerne mit einem großen Aufgebot an getunten Rollern/125er Motorrädern und Autos. Toilette: war der nächste Busch oder man ging kurz hinter das Haltestellen-Häuschen. Kofferraumklappe auf und die Bassrolle hat über den Platz gewummert wie nix Gutes. Und billiger Alkohol in größeren Mengen war allgegenwärtig. Wenn ich da aus meiner Erinnerung sprechen darf: leise, manierlich und gesittet ging es dort selten bis nie zu.
Einer meiner Vorredner hat es sehr gut erfasst: 'das stört auf Grund der geringeren Dichte einfach nur weniger Anwohner als in Hamburg und erregt deshalb weniger Aufmerksamkeit'.
Es bleibt zu sagen: das Schema ist im Kern dasselbe, es passt sich eben nur etwas den jeweiligen Umweltgegebenheiten an. Und diese Gegebenheiten hängen eben mit der jeweiligen Beschaffenheit und der schieren Menge an Mensch von Stadt und Dorf zusammen.
Schon wieder: "Doktrin".
Wissen Sie, was das ist?
Mit Verlaub, aber was einem hier alles unterstellt wird! Ich rede überhaupt nicht von alledem, was mir hier unterstellt wird. Ich habe mich lediglich dem Intervieweten angeschlossen, der etwas mehr Rücksicht fordert.
Etwas - mehr - Rücksicht.
Das ist weder Vorschreiben, Doktrin oder sonst etwas. Sicherlich ist es auch nicht bedingungsloses Kuschen. Aber eben auch nicht mehr als dezente Kritik.
Aber eben das ist doch der springende Punkt: Die Konzentration, die Masse, die Häufigkeit. Dieser Gegensatz zwischen Stadt und Dorf ist unglücklich und wir haben ihn in der Diskussion hier unnötig groß gemacht. Der entscheidende Unterschied ist eben, dass die Belastung in der Stadt häufiger auftritt.
Bedingt durch Jobs, die nun einmal im urbanen Zeitalter eher in Großstädten zu finden sind, bleibt ja oft wenig übrig.
Und ich kann mich nur wiederholen: Weder will ich all das oben Genannte abschaffen, noch irgendwem das kaputtmachen. Lediglich etwas mehr gegenseitige Rücksichtnahme - wie im Straßenverkehr - wäre doch nett. Oder etwa nicht?
Sorry, mir kann hier keiner erzählen, dass er laute Handys usw. zu jedem Zeitpunkt als kulturelle Bereicherung empfindet. Einige Foristen, wie etwa headbeam, tun jedoch so um hier irgendeinen Punkt zu machen. Gegen wen auch immer.
Gott sei Dank herrscht ja die Freizügigkeit.
Dann kann jeder in dem rattenversuchten, nach Pisse müffelnden Junkieloch hausen, dass ihm gefällt.
Ich schlafe jedenfalls mit offenem Fenster und werde morgens vom Gezwitscher der Vögel geweckt.
Und nicht von dem Gebrüll zweier Obdachloser, die sich um eine Kippe prügeln.
Ist ja gut. Aber: "Sorry, mir kann hier keiner erzählen, dass er laute Handys usw. zu jedem Zeitpunkt als kulturelle Bereicherung empfindet. Einige Foristen, wie etwa headbeam, tun jedoch so um hier irgendeinen Punkt zu machen. Gegen wen auch immer."
Mein Punkt ist, dass die "kulturelle Bereicherung" darin besteht, dass sowas eben möglich ist, ohne dass irgendjemand rumnörgelt. Vlt. geht das ja in Ihren Schädel. Und jetzt Prost mit Astra für´n Euro.
Aber jetzt sagen Sie doch mal, worin in lauter Handymusik die Bereicherung besteht? Nur um mal beim Beispiel zu bleiben. Was ist daran wertvoll?
Ja, wertvoll. Davon reden wir ja jetzt unbegreiflicherweise, weil Sie das Thema so aufbauschen musste. Man kann so ein Zeug ertragen und es tolerieren. Aber worin liegt eben die Bereicherung? Was ist daran so toll, dass Sie dafür mit pseudo-flotten Sprüchen ("Ich mag Ratten") streiten müssen?
" Aber worin liegt eben die Bereicherung? "
Einfach nur darin, dass es möglich sein muss, auch mal zu eskalieren. Wir sind früher mit dem Ghettoblaster durch die Innenstadt gezogen, für andere nervig, für uns leider geil. Und jetzt kommen Sie mit Ihrem Mimimi und schreiben auch noch dazu, dass Sie aus dem Osten vom Lande kommen.
Sorry, das ja nen Elfmeter ohne Torwart...
Ach, wie Sie immer Ihre eigene Gesinnung offenbaren! Der tolerante Großstädter, der gar nicht ohne seine Klischeebilder kann. Aber Sie wissen natürlich Bescheid und Sie wollen auch ganz normal diskutieren. Nicht, dass die Argumente, die hier gebraucht wurden, nicht auch von den Bar- oder Späti-Betreibern kam.
Mein Zweitwohnsitz ist übrigens London.
"Mein Zweitwohnsitz ist übrigens London."
Meiner ist trotzdem länger.
Hab ich schon gemerkt. Viel Spaß in Ihrer kleinen Welt, Entschuldigung, corner.
Vielleicht sollte ich dann meine Kinder vor Ihre Haustür schicken, am Sonntag morgen, damit sie da schön spielen, am besten, wenn Sie nachts mit Ghettoblaster vor der Haustür einer der anderen Foristen waren und da Astra getrunken und die Hosen heruntergelassen haben.
Wie? Die sollen auf einmal Rücksicht nehmen? Haben Kinder nicht das Recht, zu eskalieren, ganz genau wie Erwachsene?
Sie sehen, ohne gegenseitige Rücksichtnahme geht es gar nicht. Der Vorschlag, vielleicht ab 22.00 Uhr nur noch drinnen Ausschank von Alkohol zu erlauben, finde ich eigentlich ganz sympathisch. Zusätzlich sollte noch die Dichte von öffentlichen, kostenlosen Toiletten erhöht werden in den Innenstädten.
Zieht in die Stadt, findet alle selbstverliebt und engstirnig... und dann folgt eine Bullett-Liste, was er so alles nervig findet. Na, willkommen!
Nö, Kinder haben nen Freifahrtschein, die können machen was sie wollen, stört hier keinen. Bei Ihnen auf´m Dorf vielleicht.
Im Sozialismus würde man alle genannten Betriebe verstaatlichen und eine spätabendliche Ausgangssperre einführen. Dann hätte man Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit verwirklicht. Und diejenigen, die Minderheit, die morgens arbeiten geht, wäre unverkatert und ausgeschlafen.
Im Sozialismus spielte billiger Alkohol immer eine große Rolle. Eine besoffene Bevölkerung in eine ruhige Bevölkerung. Politisch jedenfalls.
Ergänzung: Städte-Touristen
Klar ist im Schanzen-Viertel natürlich Programm, aber weil Reisen und Unterkunft so günstig ist, fallen die halt in die Großstädte ein wie die Heuschrecken - und im Normalfall hat der Anwohner nicht das Geringste davon außer Lärm, Dreck, Fäkalien, Gewalt durch Alkohol, Kriminalität (sind halt leichte Opfer und so kommen auch die ganzen bösen Buben) und Dank sowas wie sie AirBnB dann gerne noch trotzdem höhere Mieten. Vielen Dank für Nichts.
Achherrje, wie mir dieser Stammtisch von links auf die Nerven geht....Und dann als Tourist nach Berlin, Prag und Barcelona fahren, aber natürlich ist man ja selbst ganz anders.
Tourismus ist in einer Großstadt wie Hamburg ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Hey; ich stimme sogar zu das Hamburg durch Nervkram wie den Schlagermove und diese ganzen Junggesellenabschiede nicht gerade den besten Menschenschlag an Touristen anzieht. Da ist der alternative Partytourismus in Berlin, oder der Kiffertourismus in Amsterdam sicherlich angenehmer und nach Florenz fahren die Leute der Kultur wegen.
"Cornern" ist allerdings kein typisches Touristending und wer sein Holsten für 2.80 verkauft, der braucht sich nicht wundern. Für jeden Hamburger ist bei Holsten über 2.20 Euro die kritische Grenze überschritten und wenn die Bar dann finanzielle Probleme hat, dann könnte das an wahnwitizgen Mietpreisen in der Schanze liegen.
Aber anstatt gierige Immobilienhaie auf dem Kiez, der Schanze oder in Ottensen zu kritiseren, sind es dann halt die Touristen, die Kioske, die Zugezogenen usw.
Diese Debatte ist intellektuell sowas von "räusper..."einfach"....
So richtig sehe ich keine Probleme. Okay, Weggeh-meilen brauchen natürlich öffentliche Toiletten.
Wenn niemand mehr in Bars und Kneipen geht, ist es keine staatliche Aufgabe, diese zu schützen. Man könnte die Lärmbelästigungsabgabe abschaffen, da sie nicht die Lärmverursacher trifft, aber sonst?
Ansonsten der übliche Sermon, dass sich die Anderen bitte so verhalten sollen, dass sie mich nicht stören. Und zwar alle Tausende Nachbarn in der Großstadt. Lächerlich.
Spätestens wenn es regnet, werden einige der Cornerer froh sein, dass es so etwas wie Bars noch gibt.