Zum zehnten Geburtstag der ZEIT im Osten: Ein Spezial über Ostdeutsche unter 40, die die Republik verändern könnten. Hier die 100 wichtigsten jungen Ostdeutschen aus Politik, Wirtschaft und Kultur im Überblick.
Es ist der Samstag vor der Landtagswahl, und Madeleine Henfling weiß noch nicht, dass sie einen Tag später beinahe ihr Mandat als Abgeordnete im Thüringer Landtag verlieren wird. Mindestens sieben Prozent, sagen die Umfrageinstitute, würden Henflings Grüne holen. Damit zwei Punkte stärker abschneiden als vor fünf Jahren. Wahrscheinlich, das glauben die Grünen in diesem Moment, wird das Ergebnis noch besser. Deshalb sitzt Henfling sehr entspannt am Erfurter Hauptbahnhof. Die Ruhe trügt.
Einen Tag später wird Henfling mit ihrer Partei den Einzug in den Landtag nur denkbar knapp schaffen. Sie wird wieder im Parlament sitzen. Gerade so.
Madeleine Henfling gehört damit weiterhin zur großen Gruppe junger Ostdeutscher in den Länderparlamenten, die sich in zwei Dingen ähneln: Sie sind überwiegend weiblich. Und sie sind überwiegend links oder grün (oder beides). Woran liegt das?
Henfling sagt: "Unsere Wählerschaft ist eben jünger und weiblicher." Dasselbe gelte damit für die Mitglieder. Und das sei ein wesentlicher Unterschied, zum Beispiel, zur CDU. Bei den Grünen übernehme man oft schon in jüngeren Jahren Verantwortung: Henfling war 26 Jahre alt und hatte ihr Studium gerade beendet, als sie Vorsitzende der Thüringer Landespartei wurde. Inzwischen ist sie 36 und hat ihre erste Legislatur im Landtag hinter sich.
Tatsächlich sind bundesweit 40,5 Prozent der Grünen-Mitglieder Frauen, das ist Rekord unter den größeren Parteien. Linke und SPD folgen danach, mit 36,4 Prozent und 32,6 Prozent. Bei der CDU ist nur etwa jedes vierte Mitglied weiblich, in der AfD nicht einmal jedes fünfte. Zwar seien damit die Frauen auch bei den Grünen noch in der Minderheit, sagt Henfling. Aber dagegen helfe, dass es eine klare Paritätsregelung gibt. Bei der Aufstellung der Landesliste gehörte mindestens jeder zweite Platz einer Frau, wobei Platz 1 weiblich zu besetzen ist. "Die Quote hilft uns vor allem im Osten", sagt Henfling, "weil wir hier immer noch weniger junge Frauen in der Partei haben als im Westen." Das hat dann auch Folgen: Frauen kommen in diesen Parteien immer schneller nach oben. In Thüringen gehört Anja Siegesmund, 42, die Umweltministerin und Spitzenkandidatin zur Landtagswahl, schon lange zu den wichtigsten Politikern. Katja Meier, gerade erst 40 geworden, führte neulich in Sachsen die Grünen zu neuer Stärke in den Landtag. Ihre Parteikollegin Lucie Hammecke wurde mit 23 Jahren jüngste Abgeordnete im Dresdner Landtag. Und weil SPD und Linke ebenfalls paritätisch besetzte Wahllisten eingeführt haben, sitzt nun die 1992 geborene Linke-Abgeordnete Anna Gorskih im sächsischen Parlament.
Die Quote allein hilft nicht
Auch die Sozialdemokratin Diana Lehmann gehört zur Gruppe der Jungen, Linken, Etablierten. Sie ist 36, so wie Henfling, auch sie sitzt im Thüringer Landtag, aber für die SPD. Sie ist stellvertretende Vorsitzende in ihrer Fraktion und der Landespartei. Natürlich, sagt sie, sei die paritätische Nominierung der zentrale Grund dafür, dass in ihrer Partei junge Frauen wie sie eine Chance bekämen. "Ich finde die Quote total wichtig, weil sie Parteien zum Handeln zwingt." Aber eine Quote helfe auch nicht allein. "Es gibt Kreisverbände, die sagen, wir würden gerne die Quote beachten, aber wir haben gar keine Frauen", sagt Lehmann.
Woran liegt das? Die weiblichen Netzwerke sind aus Diana Lehmanns Sicht noch zu klein. "Ich selbst wurde eher durch Männer gefördert", sagt sie. Darüber hinaus laufe die Jugend- und Frauenförderung nicht systematisch genug. "Wir brauchen mehr junge, coole Personen, die nach außen hin wahrnehmbar sind, damit andere Junge sich angesprochen fühlen", sagt sie. "Ich selbst fühle mich ja auch kaum von einem älteren Mann repräsentiert." Ansonsten geht es Diana Lehmann auch um ganz praktische Dinge. Sie ist Mutter einer zweijährigen Tochter – wodurch der Alltag, wie sie sagt, auch in der SPD gar nicht leicht zu organisieren sei. Immerhin: Seit die Landespartei eine Geschäftsführerin hat, die selbst Kinder großgezogen hat, muss die Vizeparteichefin Lehmann vor den Landesvorstandssitzungen nur noch kurz anrufen. Dann wird eine Betreuung für ihr Kind organisiert. "Das ist eine riesige Entlastung", sagt Lehmann. Madeleine Henfling, die Grüne, startete 2018 sogar eine kleine Betreuungs-Revolution im Landtag. Sie hat drei Kinder; ihr jüngster Sohn wurde im vergangenen Jahr geboren. Weil sie kurz nach der Geburt keinen Betreuer fand, nahm sie das sechs Wochen alte Baby mit in den Plenarsaal, in einer Trage vor die Brust geschnallt. Das ließ der Parlamentspräsident, ein Mann von der CDU, nicht durchgehen. Er verwies Henfling des Saales – und provozierte damit einen Eklat, der bundesweit Nachrichten produzierte.
Henfling sagte damals: "Als Abgeordnete des Thüringer Landtages bin ich verpflichtet, an den Sitzungen teilzunehmen." Sie könne sich dabei weder auf den Mutterschutz berufen, noch dürfe sie Elternzeit nehmen. Die Abgeordnete setzte sich durch: Im Landtag wurden ein Stillraum und ein Betreuungsservice eingerichtet. Seit diesem Augusttag gilt Henfling als feministische Vorzeigekämpferin.
Kommentare
Das sind tolle, intelligente junge Frauen, die wissen, was sie wollen.
Und das mit den Babys finde ich klasse.
Weiter so.
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen. Danke, die Redaktion/rg
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/lb
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt.
Im Land- oder Bundestag sollten die Abgeordneten die politischen Interessen der Wählerinnen und Wähler vertreten. Ob die Abgeordneten eines der beiden Geschlechter haben, sollte egal sein - und ist es den Wählern vermutlich auch.
Wer s glaubt....
"Es gibt Kreisverbände, die sagen, wir würden gerne die Quote beachten, aber wir haben gar keine Frauen"
----------------------------------------------------
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass jede Frau , so ... "Unklug" sie auch sein möge, bei Anmeldung einen sicheren Platz im Kreisverband erhalten kann?
Na das nenne ich mal Fortschritt.
Ja und? Warum sollen Frauen höhere Ansprüche erfüllen als Männer?
Nein. Nur sollte der Anspruch zwischen "den beiden Ohren" und nicht zwischen den Beinen das Ausschlaggebende sein.
Ja. Sollte. Aber jeder, der meint, der Anspruch besteht tatsächlich, ist naiv.
Exakt so sieht es aus.
Es wird immer wieder von Gegnern der Quote argumentiert: das Qualifikationsystem wird außer Kraft gesetzt!
Einen feuchten Kehricht!
In Wahrheit war und ist es doch bisher so:
Die Aufstiegsmöglichkeiten von Politikerinnen und Politikern, aber auch in anderen gesellschaftlichen Sparten sind von Netzwerken bestimmt.
Und die wiederum traditionell von Männern bestimmt.
Und das reproduziert sich seit Jahrzehnten.
Wer tatsächlich glaubt, dassin Bereichen, in denen Männer gegenüber Frauen zum Teil massiv überrepräsentiert und überbezahlt sind, diese Dinge halt Zufall und/oder Resultat eines auf Qualifikation beruhenden Prinzips sind, der lügt sich und anderen in die Tasche.
Schauen Sie sich mal den Lebenslauf der in diesem Artikel genannten Damen an. Die haben ihre Posten häufig geschenkt bekommen, weil es gar keine Gegenkandidatin gab. DAS ist der Grund für die niedrige Repräsentanz von Frauen in Politik und Wirtschaft.
"Die Aufstiegsmöglichkeiten von Politikerinnen und Politikern, aber auch in anderen gesellschaftlichen Sparten sind von Netzwerken bestimmt.Und die wiederum traditionell von Männern bestimmt."
--------------------------------
Das könnte vielleicht auch daran liegen, dass mehr Männer als Frauen Mitglied in einer Partei sind.
"Tatsächlich sind bundesweit 40,5 Prozent der Grünen-Mitglieder Frauen, das ist Rekord unter den größeren Parteien. Linke und SPD folgen danach, mit 36,4 Prozent und 32,6 Prozent. Bei der CDU ist nur etwa jedes vierte Mitglied weiblich, in der AfD nicht einmal jedes fünfte."
Was also von Nöten ist , ist nicht eine Quote , sondern schlicht eine höhere Anzahl von Frauen in den Parteien. Der Rest regelt sich von selbst.
"...Die haben ihre Posten häufig geschenkt bekommen, weil es gar keine Gegenkandidatin gab. DAS ist der Grund für die niedrige Repräsentanz von Frauen in Politik und Wirtschaft."
Muss man jetzt nicht verstehen, oder? Also Frauen bekommen ihre Posten häufig geschenkt (aus welchen Gründen auch immer, ich nehme das mal zur Kenntnis), was dazu führt, das es so wenige Frauen in Politik und Wirtschaft gibt. Was dann in der logischen Konsequenz wohl heißt, dass wenige Frauen ihre Posten geschenkt bekommen, was aber genau das Gegenteil Ihrer Eingangsbehauptung war.
Ich bin verwirrt ...
Man kann sicher nicht nur auf Grund der Tatsache, dass es keinen Gegenkanidaten gibt sagen, dass der Posten geschenkt wurde, da stimme ich Ihnen zu. Doch ohne Konkurrenz lebt es sich sicher leichter als mit, somit meint der Vorredner wohl eher, dass es für Frauen wegen Quote einfacher ist einen solchen Posten zu ergattern.
Da Ihnen Zahlen helfen, so sollte sie beachten, dass die geringe Anzahl von engagierten Frauen besonders in kleinen Ortsverbänden dazu führt, dass man händeringend jemanden finden muss, der die Quote erfüllend die weiblichen Hälfte der Plätze füllen muss, während es bei der männlichen Hälfte. welche die Mehrheit der Mitglieder stellen, einen Überschuss an Kandidaten hat.
Sind Frauen Kinder, die man an die Hand nehmen muss, um sich zu engagieren? Kinder hingegen haben keinen Repräsentanten im Parlament und deren natürlichen Vertreter haben aufgrund Ihrer gesellschaftlich wichtigen Funktion weniger Zeit, um repräsentierende Posten zu erhalten, obwohl sie besondere Erfahrung mitbringen auch Kinder zu vertreten. Also gibt es gute Gründe für eine Quote für Eltern, welche aufgrund des traditionell stärkeren Einsatz von Müttern vielleicht wirklich mit geschlechtsspezifische Quoten belegt werden sollte, damit nicht abwesende Väter sich diese Plätze abfischen.
Ich sehe nicht ein, warum man Frauen ohne Kinder zum Beispiel gegenüber Vätern in eine bessere Ausgangsposition qua Quote bringen muss. Statt dem Genotyp sollte der Phänotyp bestimmend für die Quote sein.
Ist eigentlich ganz einfach. Wenn es keine Konkurrenz gibt hat sich bisher keine Frau auf den Posten beworben. Das zeigt wie groß das Interesse an diesem Posten bisher war (gleich Null). Wenn sich eine Frau bewirbt und diesen Posten dann automatisch bekommt, weil es keine Alternative gibt, dann wurde der Posten an sie verschenkt. Wie man das NICHT so sehen kann ist mir ein absolutes Rätsel. Wie kann man das begründen?
"Man kann sicher ... für die Quote sein."
Wirklich sehr beeindruckend, wie lange Texte Sie schon so früh verfassen können (ich bin da eher Spätstarter), nur meine Frage haben Sie nicht beantwortet: wie gehen die beiden widersprüchlichen Aussagen von Mr. Floppy zusammen?
"...Sind Frauen Kinder, die man an die Hand nehmen muss, um sich zu engagieren?..."
Ein kurzer historischer Verweis: das im Kern gleiche Argument wurde in den USA zum Thema Sklavenbefreiung gebracht und wird auf der rechten Seite bis heute gebraucht, dass Sklaven (bzw. African Americans), die der Staat unterstützt, neu entwürdigt und versklavt werden, weshalb jede Unterstützung abzulehnen ist. Vielleicht wollen Sie Ihre Argumentation ja mal unter diesem Blickwinkel überprüfen?
"...Wie man das NICHT so sehen kann ist mir ein absolutes Rätsel. Wie kann man das begründen?"
Ich habe eine Hypothese: Sie interessiert primär, wie Frauen zu einem "Posten" kommen, weil Sie dahinter etwas Falsches sehen, nämlich Diskriminierung von Männern. Mich interessiert, was Frauen auf diesem "Posten" dann machen. Wenn Sie so wollen, das klassische "Glas ist halb leer" vs "Glas ist halb voll" Dilemma.
Lenken Sie nicht ab. Die Tatsache, dass es häufig blos eine Kandidatin für einen polistischen Posten gibt, zeigt, dass das Interesse von Frauen für diesen Posten offensichtlich nicht sehr hoch ist.
"Lenken Sie nicht ab. Die Tatsache, dass es häufig blos eine Kandidatin für einen polistischen Posten gibt, zeigt, dass das Interesse von Frauen für diesen Posten offensichtlich nicht sehr hoch ist."
Darf ich vorschlagen, dass Sie den Artikel nochmals aufmerksam lesen und dann alle Stellen mit einem Textmarker markieren, in denen etwas vorkommt, was Frauen am Interesse hindern könnte. Aber natürlich nicht am Handy oder Monitor, das ist schon klar, oder?
Aber ich habe eine kleine Geschichte für Sie. Die spielt in der "national befreiten Zone" in der Sächsischen Schweiz an der Grenze zu CZ. Wie so oft in solchen Geschichten geht es darum, dass ein Reporter aus dem Westen den Gemütszustand der Abgehängten ergründen will, die Nazis wählen. Der Reporter trifft auf einen pleite gegangenen Tankstellenbesitzer, der darüber klagt, dass er wegen der neuen Autobahn nach Prag keine Kunden mehr hat und deshalb die AfD wählt. Der Reporter trifft noch auf eine Reihe anderer Männer, die mit Variationen das Gleiche erzählen: die Welt ist so gemein zu ihnen, der Staat tut nichts für sie, sie wählen jetzt AfD. Der Reporter trifft auch auf zwei junge Frauen auf der Straße, die im Westen studiert haben und jetzt wieder in der Heimat sind. Was sie da tun, wird nicht beleuchtet, aber sie werden mit dem Satz zitiert: "Die [= die Männer] kriegen ja ihren Arsch nicht hoch und jammern nur den ganzen Tag rum."
Finde ich sehr treffend, wenn ich mir den Artikel und die Kommentare so durchlese.
Und Sie meinen allen Ernstes, Männern wird nie ein Amt „geschenkt“, egal wie unqualifiziert? Schauen Sie sich doch mal an, wer gewisse Posten besetzt - und zwar seit Jahrzehnten. ich sage nur Verkehrsministerium. Jede Frau, die dieses Amt aus Quotengründen „geschenkt“ bekommen hätte, hätte einen besseren Job gemacht - davon bin ich überzeugt.
Tatsache ist: Nach wie vor sind Männer im politischen System überrepräsentiert, durch Seilschaften, Netzwerke, aber auch durch die nachwirkende Erziehung, die den aktuell im politischen System aktiven Menschen angedeiht ist. Frauen werden erst seit einigen Jahrzehnten zu vollwertigen Bürgern herangezogen. Zuvor wurde ihnen eingebläut, dass sie ihren Lebenssinn als Hausfrau und Mutter finden - die meisten Menschen bleiben dann natürlich unpolitisch, wenn sie unpolitisch groß gezogen wurden. Ich selbst wurde religiös erzogen, und zwar in einem Umfeld, das mit beigebracht hat: als Christ hält man sich aus der Politik raus. Erst in meinen 20ern, die ich dafür genutzt habe, mich von dieser Indoktrination zu distanzieren, wurde mein politisches Interesse geweckt. Nur: inzwischen leide ich an einer Autoimmunerkrankung, die mir den Alltag erschwert. Ihrer Meinung nach, wäre es falsch, mich politisch durch eine Quote zu fördern - weil ich in ihren Augen dann automatisch nicht qualifiziert bin (als Frau UND körperlich Eingeschränkte). Überlegen Sie mal, wie frauen(und behinderten)-feindlich das ist. (ff)
Eine Quote dient lediglich dazu, die systematischen Hürden für diejenigen zu senken, die jahrhundertelang aus jeglichen Machtpositionen fern gehalten wurden. Natürlich ist sie nur eine Übergangslösung, aber wer meint, dass wir das System und die dahinterstehenden Mentalitäten und eingefahrenen Denkmuster (die seit Jahrtausenden bestehen!!) einfach mal so und ohne Eingriff schon noch geändert kriegen, der ist überaus naiv und meint wahrscheinlich auch, die ganzen Gesetze sind überflüssig, weil man der Menschheit bloß vertrauen muss, dass sie schon alles richtig macht.
Ums nochmal auf den Punkt zu bringen: So wie Sie klingen, haben Sie lieber 100 unqualifizierte Männer in politischen Ämtern als 1 unqualifizierte Frau. Zum einen sagen Sie damit, jede Frau ist automatisch unqualifiziert, wenn sie zufällig ausgewählt wird. Das zeigt ein trauriges Frauenbild, denn offenbar schätzen sie die Unqualifizierten-Rate bei Frauen so hoch, dass man zufällig immer ne Niete zieht. Währenddessen tummeln sich nachweislich lauter männliche Nieten im System, an denen Sie sich nicht stoßen. Denn: ihrer Logik zufolge wurden da die besten der Besten ausgewählt - was die Frage aufwirft: wenn das die besten Männer sind, wie schlimm sind dann erst die schlechtesten??
"Darf ich vorschlagen, dass Sie den Artikel nochmals aufmerksam lesen und dann alle Stellen mit einem Textmarker markieren, in denen etwas vorkommt, was Frauen am Interesse hindern könnte."
Ja, ist klar. Wenn Frauen sich nicht für irgendetwas genauso zu interessieren scheinen wie Männer, ist immer die Umwelt schuld, die ihnen das Interesse geraubt oder sie sonstwie daran gehindert hat. Fällt Ihnen nicht auf wie paternalistisch und entmündigend diese Sichtweise ist?
@Wie sieht das hier denn aus:
"Und Sie meinen allen Ernstes, Männern wird nie ein Amt „geschenkt“, egal wie unqualifiziert?"
Männer müssen sich immerhin gegen die Konkurrenz durchsetzen. Das ist schon mal was. Dass dabei auch immer wieder unqualifizierte Kandidaten nach oben kommen ist klar. Wie sich daran aber irgendetwas durch eine Geschlechterquote bessern soll ist mir nicht klar.
"Nach wie vor sind Männer im politischen System überrepräsentiert, durch Seilschaften, Netzwerke, aber auch durch die nachwirkende Erziehung, die den aktuell im politischen System aktiven Menschen angedeiht ist."
Das sind alles unbewiesene und teils widerlegte Behauptungen. Dass Frauen und Männer sich ähnlicher wären, wenn nur all diese bösen Hindernisse nicht existierten, ist eine Theorie, die sich in der Realität nicht bewahrheitet. Das Gegenteil ist der Fall: Je freier und gleichstellungsorientierter eine Gesellschaft, desto unterschiedlicher sind Männer und Frauen. Es liegt NICHT an der Erziehung!
"Ihrer Meinung nach, wäre es falsch, mich politisch durch eine Quote zu fördern"
Richtig. Meiner Meinung nach ist es grundsätzlich falsch identitätspolitische Quoten einzuführen. Es ist mir völlig egal, wie behindert jemand ist, welches Geschlecht er hat oder welcher Ethnie er angehört. Und es ist mir auch egal wie diese jeweiligen Identitäten in den gerade begehrtesten Posten repräsentiert sind.
Der Gedanke, der Staat müsste für Gleichstellung anhand allerlei beliebiger Kriterien sorgen, ist absurd und langfristig extrem gefährlich. Auf die Art spaltet man Gesellschaften. Wer will, dass (eigentlich) irrelevante Kriterien wie Geschlecht, Hautfarbe, Ethnie etc. irrelevant bleiben oder zumindest werden, darf diese Unterschiede nicht auch noch betonen und prestigeträchtige Positionen nicht anhand dieser Kriterien an die Opfergruppe verschenken, die gerade en vogue ist. Das schafft böses Blut und bewirkt am Ende das Gegenteil. Man kann Feuer nicht mit Feuer bekämpfen. Einheit ensteht durch die Betonung von Gemeinsamkeiten, nicht durch die Betonung von Unterschieden.
"Überlegen Sie mal, wie frauen(und behinderten)-feindlich das ist."
Es bringt nichts wenn Sie Argumente bekämpfen, die Sie selbst zusammengebastelt haben. Sie müssen sich schon an das halten, was ich geschrieben habe. Das jemand, der durch eine Quote einen Job erhält, automatisch inkompetent ist, habe ich gar nicht behauptet. Tendenziell weniger kompetent - darauf könnten wir uns einigen.
"Ihrer Meinung nach, wäre es falsch, mich politisch durch eine Quote zu fördern - weil ich in ihren Augen dann automatisch nicht qualifiziert bin (als Frau UND körperlich Eingeschränkte). "
Nein, nicht weil Sie eine Frau und körperlich eingeschränkt sind, sondern weil Sie in dem Fall durch eine Quote befördert wurden. Wer einen Job aufgrund einer Quote erhält, der ist mir erst mal suspekt.
"Eine Quote dient lediglich dazu, die systematischen Hürden für diejenigen zu senken, die jahrhundertelang aus jeglichen Machtpositionen fern gehalten wurden."
Nein. Eine Quote dient dazu eine politische Ideologie umzusetzen. Diese Ideologie besagt, dass Männer und Frauen alle Positionen in einer Gesellschaft ungefähr paritätisch besetzen würden, wenn sie nicht von irgendeiner unsichtbaren, finsteren Macht daran gehindert würden. Dass das falsch ist kann man daran erkennen, dass die Ungleichheit (z.B. bei der Berufswahl) ausgerechnet in den Ländern am höchsten ist, die als besonders gendergerecht gelten.
Es ist eine Ideologie, die im Kern klassisch marxistischen Prinzipien (Ergebnisgleichheit) folgt. Da wir alle nicht gleich sind und nie gleich werden, ist es illusorisch zu glauben Quoten wären nur eine Übergangslösung.
"denn offenbar schätzen sie die Unqualifizierten-Rate bei Frauen so hoch, dass man zufällig immer ne Niete zieht. "
Die Rate der Unqualifizierten ist bei zufälliger Auswahl logischerweise immer immens hoch. Dass Frauen unqualifizierter wären reimen Sie sich einfach zusammen. Das habe ich nie behauptet.
"Währenddessen tummeln sich nachweislich lauter männliche Nieten im System, an denen Sie sich nicht stoßen."
Der Unterschied ist: All diese Nieten mussten sich gegen alle anderen Nieten, unabhängig von Geschlecht, Behinderung, Hautfarbe etc. durchsetzen. Immerhin haben sie wenigstens das geschafft.
"Denn: ihrer Logik zufolge wurden da die besten der Besten ausgewählt - was die Frage aufwirft: wenn das die besten Männer sind, wie schlimm sind dann erst die schlechtesten??"
Wo ziehen Sie nur diesen absurden Blödsinn her? Ich habe keinerlei Aussage in dieser Hinsicht gemacht. Es gibt keine Logik, der sie diesbezüglich folgen könnten. Sie arbeiten sich an einem Strohmann ab.