Alleinerziehende sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als der Bevölkerungsdurchschnitt. Von den 2,34 Millionen Menschen, die 2018 als arbeitslos gemeldet waren, waren 179.000 Mütter oder Väter, die allein ein oder mehrere Kinder erzogen. Das geht aus Antworten des Bundesarbeitsministeriums auf Fragen der Linksfraktion hervor, die der Neuen Osnabrücker Zeitung vorliegen. 112.000 weitere Alleinerziehende bezogen Hartz IV, ohne offiziell arbeitslos zu sein, weil sie wegen der Betreuung von Kindern oder der Pflege von Angehörigen nicht für den Arbeitsmarkt verfügbar waren.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren 2017 etwa 5,6 Prozent aller Alleinerziehenden erwerbslos. Bei den Eltern in Paargemeinschaft lag die Quote mit 2,2 Prozent weniger als halb so hoch. Bei Müttern ist der Unterschied sogar noch deutlicher: 5,7 im Vergleich zu 1,9 Prozent.
Jeder dritte Alleinerziehende bezieht Hartz IV
Laut Antwort des Arbeitsministeriums waren 2018 etwa 67,7 Prozent aller Arbeitslosen auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Bei den alleinerziehenden Arbeitslosen lag die Quote mit 86,9 Prozent deutlich höher. Mehr als die Hälfte der Familien im Hartz-IV-Bezug war im vergangenen Jahr ein Alleinerziehendenhaushalt. Insgesamt musste mehr als jeder dritte Alleinerziehende (36 Prozent) Hartz-IV-Leistungen beziehen, darunter auch viele Erwerbstätige. In der Gesamtbevölkerung war es nur jeder zehnte Haushalt (9,4 Prozent).
Die Zahlen bescheinigten der Familien- und Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung ein doppeltes "Ungenügend", sagte Sabine Zimmermann, Arbeitsmarktexpertin der Linksfraktion, der Zeitung. Alleinerziehende fänden nicht nur schwerer einen Job, "zusätzlich rutschen fast alle Alleinerziehenden in Hartz IV, sobald sie keine Arbeit mehr haben", sagte sie. "Der Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet für sie und ihre Kinder in aller Regel Armut."
Die Linke-Politikerin forderte ein flächendeckendes Angebot an Kitaplätzen, auch in Randzeiten und während der Schulferien. "Außerdem braucht es Sozialleistungen, die Armut verhindern", sagte Zimmermann. Dazu gehöre "eine Kindergrundsicherung für jedes Kind in diesem Land".
Kommentare
Ich kenne mehrere Alleinerziehende, die ihren Job bzw. ihre Ausbildung aufgeben mussten, weil es keinen Kita-Platz gab. Alleinerziehend zu sein birgt in Deutschland ein hohes Risiko, sozial abzusteigen.
Oder umgekehrt: Arbeitslose sind öfter Alleinerziehende wie Vollbeschäftigte.
"Correlation is not causation."
Es ist sicher nicht monokausal, aber ich denke es hat einen Einfluss darauf.
Würde ich als Arbeitgeber mich zwischen einem Alleinerziehenden und einem Kinderlosen oder Doppelerzieher entscheiden müssen, hätte der Alleinerziehende schon aufgrund der höheren Ausfallwahrscheinlichkeit wenn mit dem Kind etwas geschieht deutliche Nachteile bei meiner Auswahl.
Leider kann ich das nur bestätigen. Man kann noch so gut ausgebildet sein, einen top Hochschulabschluss haben, als Alleinerziehende wird man nicht angestellt. Die Personaler bevorzugen sogar Bewerber, die weniger qualifiziert sind. Das ist aber nicht nur ein Problem der Alleinerziehenden, denn es gibt unglaublich viele Akademikerinnen, die sobald sie Mutter sind, keinen gut bezahlten Job mehr finden. Da haut es finanziell nur nicht so rein, da es vom Partner ausgeglichen ist zumindest mitgetragen wird. Kitas sind ja schön und gut, aber das Grundproblem liegt ganz klar bei den Arbeitgebern. Es gibt nämlich nicht nur einen Gender Pay Gap, es gibt auch einen Mother Pay Gap.
Dem kann ich definitiv nur zustimmen.
Ganz ehrlich, wen wundert es, dass Alleinerziehende eher arbeitslos sind?
Sie haben keinen Partner, der mal einspringen kann, wenn das Kind z.B. krank ist um sich dann um den Beruf zu kümmern. Da lässt man diesen zum Wohle des Kindes mal hinten anstehen, da es keine adäquate Kinderbetreuung gibt - höchstens in den Großen Firmen.
Gemessen an dieser Tatsache rate ich jedem, es sich 2x zu überlegen Kinder zu bekommen. Sollte mal die Beziehung in die Brüche oder der Arbeitsplatz verloren gehen, und häufig bedingt Letzteres Ersteres, dann ist man ruck-zuck abgestürzt, was auch dem Kindeswohlergehen, um das sich die Frau in aller Regel kümmern wird, abträglich ist.