In Deutschland fehlen Kitaplätze. Allein in
der Betreuung der unter Dreijährigen sind es aktuell 320.000. Diejenigen,
die einen regulären Betreuungsplatz für ihr Kind haben, können sich glücklich
schätzen. Aber auch sie können in terminliche Schwierigkeiten kommen, etwa wenn
das Kitapersonal streikt, die Tageseltern überraschend ausfallen oder eine
kurzfristige Dienstreise ansteht. Was können Eltern dann tun? ZEIT ONLINE hat Tipps gesammelt, wie sie sich auf den Ernstfall vorbereiten können.
Welche Pflichten habe ich gegenüber dem Arbeitgeber?
Das Wichtigste vorweg: Der Arbeitgeber kann seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht zwingen, in einem solchen Notfall zur Arbeit zu kommen. "Es ist im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt, dass der Mitarbeiter seinem Job fernbleiben darf, wenn aus persönlichen Gründen die Arbeitsleistung unmöglich ist", sagt die Kölner Arbeitsrechtlerin Nathalie Oberthür. "Dazu gehört auch ein kurzfristiger, nicht planbarer Engpass in der Betreuungssituation." Eltern sollten vorher aber noch einmal prüfen, ob ihr Arbeitsvertrag genau diesen Fall explizit ausschließt.
Wie lange man der Arbeit fernbleiben darf, ist gesetzlich nicht genau festgelegt. "Bei kranken Kindern geht man von fünf Tagen aus. Außerdem gibt es einen Anspruch auf unbezahlte Freistellung von bis zu zehn Tagen jährlich", sagt Oberthür. Klar ist, dass Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben sollten, um eine Betreuung zu finden. In jedem Fall sollte man sich eng mit den Arbeitgebern abstimmen und sich rechtzeitig abmelden, ansonsten riskiert man eine Abmahnung. "Idealerweise klärt man in seinem Unternehmen einmal grundsätzlich, wie man mit so einer Situation umgeht – also bevor es zur Notlage kommt", empfiehlt die Rechtsanwältin. Lässt sich die Gleitzeit vielleicht so legen, dass die Betreuung doch noch möglich ist? Kann man einen Teil der Arbeit vom Homeoffice aus erledigen? Eventuell lässt sich auch ein Büro zum Spielzimmer umgestalten, besonders dann, wenn mehrere Eltern von einem Ausfall betroffen sind. Wer sein Kind zur Arbeit mitbringen möchte, braucht dafür übrigens die Zustimmung seiner Vorgesetzten.
Außerdem gilt: Wenn eine Gewerkschaft einen lang angekündigten Kitastreit umsetzt und die Eltern sich nicht rechtzeitig um eine Ersatzbetreuung
gekümmert haben, dürfen sie nicht einfach der Arbeit fernbleiben. In diesem
Fall müssen sie ihre Urlaubstage nutzen, um den Nachwuchs zu betreuen.
Welche Möglichkeiten haben Unternehmen?
Viele Unternehmen setzen inzwischen auf familienfreundliche Maßnahmen, etwa eine betriebliche Notfallbetreuung, um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an sich zu binden oder neue Fachkräfte von sich zu überzeugen. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft sind solche Initiativen für vier von fünf Unternehmen wichtig. Und sie ergreifen Maßnahmen: 36 Prozent der befragten Unternehmen unterstützen beispielsweise Väter aktiv bei der Inanspruchnahme von Elternzeit und Teilzeit. Solche und ähnliche Schritte werden auch von Angestellten honoriert, die noch keine eigenen Kinder haben: 80 Prozent der Beschäftigten wissen Familienfreundlichkeit zu schätzen. Es lohnt sich, schon im Vorfeld beim eigenen Unternehmen nachzufragen, ob Angebote für eine Notfallbetreuung bestehen oder ob diese eingerichtet werden können.
Der Tiefkühltortenhersteller Coppenrath und Wiese etwa
kooperiert mit der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Osnabrück, die
Tagesmütter oder Erzieher vermittelt. Und auch manche Hochschulen bieten Hilfe an,
beispielsweise die Universität Köln, die Eltern-Kind-Räume, Kinderspielecken und
Stillzimmer anbietet, wenn Angestellte ihre Kinder mit an den Arbeitsplatz bringen
müssen. Außerdem können Eltern Spielkisten ausleihen, um
ihr Büro kinderfreundlicher einzurichten.
Immer mehr Unternehmen schließen auch Kooperationen mit Einrichtungen wie dem pme Familienservice oder famPLUS ab, um im Notfall Kinderbetreuung anbieten zu können. Der pme Familienservice verfügt beispielsweise über zwanzig Kitas, die auch kurzfristig Gastkinder betreuen können. Oft ist bereits eine Betreuung am nächsten Tag möglich. Der Anbieter famPLUS vermittelt neben solchen Gastkinderplätzen auch Leihomas oder Leihopas. Allerdings ist hier – insbesondere bei kleinen Kindern – wichtig, dass sich beide kennen und schon aneinander gewöhnt haben.
Kommentare
Wer passt dann auf mein Kind auf?
Ich! Weil es für mich nichts wichtigeres als meine Kinder gibt.
Keine Dienstreise und auch sonst nichts kann da annähernd mithalten.
Das ist ja schön, dass in ihrer individuellen Situation alles in Butter ist. Leider verfügen andere Menschen nicht immer über die Freiheit mal eben nicht zu arbeiten.
Es geht ja nicht um "Möchte" und "wäre schön" sondern darum, dass manche Menschen massiv Probleme bekommen wenn sie nicht zur Arbeit erscheinen. Gerade in schlechter bezahlten Berufen und bei Berufen mit einem höheren Anteil an körperlicher Arbeit ist das so.
(Was nicht heißt dass es nicht auch nette Bürojobs mit viel Druck gibt)
Wenn die U-Bahn spontan ausfällt, kann man sich auch ein Taxi buchen.
Dummerweise kommen dann 300 Menschen gleichzeitig auf diese Idee.
Das dürfte beim Kita Streik nicht viel anders sein.
Wer keine Verwandten oder Bekannten hat, die beim Kita Streik einspringen, hat ziemlich schlechte Karten.
Sehr schöne Argumentation, gefällt mir. Sozusagen die Antithese zu Woody Allens "... und wenn alle Leute am selben Tag in das selbe Restaurant gehen und Plinsen bestellen, dann gibt es ein Chaos! Aber sie tun es nicht!" (Die letzte Nacht des Boris Gruschenko, 1975).
Ich finde es schade, dass hier keine Beispiele von Elternsolidarität angeführt werden. Wenn ich gar keine Betreuung organisiert bekomme und sie brauche, können ja vielleicht andere Eltern einspringen, die sich freinehmen können oder ohnehin frei haben. Bis zu 5 Kinder sind einen Tag ja vielleicht machbar.
Für Leute die sich damit auskennen aber wenn man noch nie vorher auf 5 Kinder aufpassen musste wird es dann doch sehr schnell sehr kritisch.
In welcher Welt leben Sie? Wer heutzutage auf fremde Kinder aufpasst, geht unkalkulierbare Risiken ein.
Ja, in der Internet-Betroffenheitsblase vielleicht.
Man bekommt schnell raus welche Eltern einen klaren Kopf haben, und mit denen tauscht man sich dann entsprechend aus. Funktioniert Heute genauso wie vor 100 Jahren. Emsily hat recht, Eltern untereinander helfen sich natürlich auch.
Wenn ich gar keine Betreuung organisiert bekomme und sie brauche, können ja vielleicht andere Eltern einspringen, die sich freinehmen können oder ohnehin frei haben.
Klar kann man das machen, haben wir schon öfter praktiziert. Oft geht es ja nur darum, die Kinder von der Schule oder der Kita abzuholen, und ggf. eine Nacht unterzubringen. Wenn man selber mehrere Kinder hat, fallen eins oder zwei mehr ja nicht mehr so in's Gewicht.
Bei einem ganzen Tag sollte man sich vorher überlegen, was man gestalten kann, damit das für alle stressfrei läuft.
Organisatorisch ist das oft eine Herausforderung, denn nicht jeder ist dazu bereit, und nicht jedem würde ich meine Kinder anvertrauen. Manche Kinder würde ich auch ungern betreuen.
Bis zu 5 Kinder sind einen Tag ja vielleicht machbar.
Für Eltern, die selbst nur ein Kind haben, kann das beim ersten Mal schon eine gewisse Herausforderung sein, weil sie mit der Dynamik, die sich zwischen den Kindern entwickelt, keine Erfahrung haben, und daher gerne mal zu schnell eingreifen, oder nicht erkennen, dass andere Kinder ganz andere Bedürfnisse haben als das eigene.
Wenn auch Sie ggf. zur Verfuegung stehen und nicht nur Nutznieszer sein wollen, geht das natuerlich und ist auch gelebte Praxis unter Nachbarn, ...
Daneben gibt es auch Oma, Opa, Tante, Onkel ...
Ältere Damen im Haus sind da auch sehr aufgeschlossen auf die Rotzlöffel aufzupassen freuen sich nen Ast ab wen da mal ein paar Stunden Trouble in der Hütte ist.
Und wen jemand wissen möchte wieso der Nachwuchs rebelisch wird !
Nicht bei Oma und Opa abgeben:) oder älteren Herrschaften im Haus die lassen die alles machen was man selber nicht durfte und pflanzt ihnen das was man selber damals als Protest losgelassen hat gegen seine Eltern in doppelter Ausführung doppelt ertragen, ganz schlimme Gattung Oma und Opa
Ich mache jedes Mal drei Kreuze, wenn ich den Kindergeburtstag mit allerhand Kindern in unserer Mini-Wohnung hinter uns gebracht hab. Außerdem: Die anderen Elternteile könnten eventuell auch arbeiten und einen Betreuungsengpass haben, darüber schon mal nachgedacht?
Es muss Flexibilität auf beiden seiten herrschen. Zum einen muss man sich vorher überlegen Kinder zu kriegen wenn man Jobs mit Dienstreisen macht. Wenn der quälgeist dann mal da ist muss eben die Dienstreise entfallen.
Nach dieser Argumentation dürfte niemand Kinder kriegen (vielleicht abgesehen von Dauerarbeitslosen). Kinder kommen immer! unpassend.