Reinhold Würth war immer schon fleißig. "Hätte ich die von der Gewerkschaft geforderte 35-Stunden-Woche befolgt, würde ich jetzt hundert Arbeitsjahre feiern", sagt der Unternehmer, der im baden-württembergischen Künzelsau gerade sein 70. Dienstjubiläum feiert. Einige der Angestellten feiern mit. Es gibt Spätzle und Risotto mit Trüffel, ein Orchester spielt Mozart, Musik ist ihm wichtig. Würth, 84 Jahre alt, erzählt dazu von früher. Im Alter von 14 Jahren begann er eine Lehre im Schraubenhandel seines Vaters. Fünf Jahre später starb der Vater – und Sohn und Mutter übernahmen das Geschäft.
Die Geschichte, wie der damals junge Mann mit einem Koffer voller Schrauben durch das Ländle zog, gehört zur DNA des Würth-Imperiums. Aus dem Zwei-Mann-Betrieb wurde ein Weltkonzern, der heute einen Jahresumsatz von 13,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. Würth beschäftigt 77.000 Mitarbeiter – davon mehr als 7.000 in Deutschland, viele in der Zentrale in Künzelsau. "Ohne meine Mitarbeiter wäre ich eine Null", sagt er.
Das war vor acht Tagen. Eine Woche später ist wieder viel los in Künzelsau. Diesmal stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mittelpunkt. All die Jahre arbeiteten sie bei Würth ohne formale Mitbestimmung. Lange genug, wie sie finden. An diesem Mittwoch gründen sie einen Betriebsrat. 190 Mitarbeiter stehen zur Wahl. Dem Konzern steht jetzt eine Zeitenwende bevor.
Ein Betriebsrat kann ungemütlich sein
Für einen Betriebsrat braucht man kein großes Unternehmen. Bereits fünf Angestellte reichen aus, um einen gründen zu können. Die Vertreter haben einen besonderen Kündigungsschutz. Damit können sie in ihrer Firma ohne Angst vor Konsequenzen mitreden: über so Wesentliches wie Arbeitszeiten, Überstunden, Weiterbildungsmöglichkeiten, Kündigungen. Für die Geschäftsführung kann das ungemütlich werden. Dennoch: Vielerorts werden Hierarchien abgebaut, demokratische Prozesse in Firmen etabliert. Immer mehr Führungskräfte erkennen, wie wertvoll es sein kann, wenn Mitarbeiter aktiv das Unternehmen mitgestalten. Ein Betriebsrat gehört für viele einfach dazu. Warum nur gab es bei Würth so lange keinen? Und was ändert sich jetzt?
Um die Antwort zu finden, muss man verstehen, wie Reinhold Würth jahrelang die Geschäfte geführt hat. Und wie er auf seine Mitarbeiter bis heute wirkt.
Zwar stieg Würth 1994, da war er 59 Jahre alt, aus der operativen Leitung der Firma aus. Offiziell ist er in Rente. Doch bis jetzt hat er als Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats und Ehrenvorsitzender des Unternehmensbeirats viel mitzureden. In der Funktion überwacht er die Geschäftsführung und genehmigt Firmenausgaben.
Und auch ohne diesen Posten ist das Unternehmen noch fest in der Hand der Familie. Würths Tochter Bettina hat im Beirat den Vorsitz inne, Enkel sitzen in der Geschäftsführung. Die Familie gehört laut Forbes zu den 150 reichsten Unternehmerdynastien der Welt. Das Manager Magazin schätzte ihr Vermögen Anfang Oktober auf zehn Milliarden Euro und zählt sie zu den elf wohlhabendsten Familien Deutschlands.
Wann Reinhold Würth sich wirklich aus der Firma zurückzieht, ist laut Unternehmen noch unklar. In Künzelsau hat er einen Spitznamen: Papa Würth. Ein Papa, der Regeln vorgibt. Ein Papa, der auch mal streng ist. Der viel leistet – und auch von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel fordert.
So erhielten einige von ihnen beispielsweise im Jahr 2012 einen Brandbrief – signiert von Reinhold Würth. Darin klagte Würth über "Mini-Umsatzsteigerungen" und schrieb: "Bitte vergessen Sie nicht, dass Sie die schönste Zeit Ihres Lebens im Beruf verbringen." Er erwarte, "dass die Umsatzsteigerungsrate dramatisch zunimmt. So wie es im ersten Halbjahr gelaufen ist, kann es keinesfalls weitergehen".
Aber Würth ist auch ein Papa, der sich um die Angestellten sorgt. Er hat in der 15.000-Einwohner-Gemeinde eine Grundschule gebaut, eine Akademie, ein Restaurant und ein Museum, das denen in den großen Städten Konkurrenz macht. Hier können Interessierte Werke vieler bekannter Künstler – Baselitz, Christo und Picasso sind darunter – besichtigen. Würth gilt als einer der größten Kunstsammler der Welt. Dank ihm gibt es in der Gegend auch einen Flugplatz – ein Tor zur Welt. Ohne Schrauben-Würth wäre Künzelsau ein anderer Ort.
Seinen Beschäftigten zahlt der Unternehmer seit Jahren Löhne, die an den Tarifvertrag der IG Metall angelehnt sind, er verzichtet auf betriebsbedingte Kündigungen und schuf alleine im vergangenen Jahr Tausende Arbeitsplätze. Und dennoch fordert die Belegschaft nun einen Betriebsrat. Sie wollen sich nicht mehr nur darauf verlassen, dass Papa Würth schon alles richten wird.
Kommentare
"Die Gruppierung verfolgt das Ziel, in Unternehmen rechte Betriebsräte zu etablieren, beim Daimler-Konzern ist ihnen das bereits gelungen.
Hurlebaus ist AfD-Mitglied, Schatzmeister im Wahlkreis von Parteichef Jörg Meuthen."
Viele Arbeiter sind von der SPD und von den alten Gewerkschaften tief enttäuscht und suchen sich neue Vertreter ihrer Interessen.
"Viele Arbeiter sind von der SPD und von den alten Gewerkschaften tief enttäuscht und suchen sich neue Vertreter ihrer Interessen."
Können Sie den Grund der "Entäuschung" näher erläutern?
Ist ja auch durchaus verständlich, wenn sich Arbeiter nach anderen Gewerkschaften umsehen.
Das hier jedoch nicht:
„Dabei nutze er unlautere Mitteln, wirft ihm die Geschäftsleitung vor. Hurlebaus soll in E-Mails an die Würth-Mitarbeiter versteckte Links eingebaut und damit Daten abgegriffen haben. Diese habe er an die rechtsorientierte Gewerkschaft "Zentrum Automobil" weitergeleitet.“
Ob das stimmt weiß ich nicht, aber es passt zu diesem rechten Selbstverständnis, dass man es mit den Regeln ja nicht so ernst zu nehmen braucht, weil man ja angeblich das Volk ist und auf der richtigen Seite steht.
Ja, und vor allem, warum sie ausgerechnet bei einer wirtschaftspolitisch wirtschaftsliberalen Partei ihr Glück zu finden meinen.
Bereits Helmut Schmidt hat sich in den 1960ern vehement dagegen gewerht die nach Deutschland kommenden Einwanderer aus Spanien, Italien, Griechenland oder der Türkei als "Einwanderer" zu bezeichnen, weil er der festen Überzeugung war, dass der deutsche Arbeiter sonst Amok laufen wird. Deshalb hat man diese Menschen als "Gastarbeiter" bezeichnet, weil dies dem Pöbel suggerierte, dass diese Leute nach der Arbeit wieder nach Hause gehen.
Die SPD-Arbeiterschaft war in großen Teil nie "links", sondern rein von Eigeninteressen gesteuert, wo alles bekämpft wurde, was als Bedrohung aufgefasst wurde. Ob Firmenbosse oder Ausländer, da wurde kein Unterschied gemacht. Und die "Gastarbeiter" waren eine Bedrohung, weil durch sie vielfach schon damals Tarifverträge unterlaufen wurden. Deswegen wählen nicht wenige Arbeiter heute die AFD, weil für sie der Flüchtling eine wirtschaftliche Bedrohung darstellt. Bei ungelernten Arbeitern ist das eine durchaus begründete Furcht, bei Facharbeitern hingegen nichts weiter als dumpfe, durch nichts begründete Verlustängste und Wohlstandsparanoia.
"Ralf Grund, 51, ist seit 27 Jahren Staplerfahrer....
Er arbeite gerne bei Würth... Auch die Löhne halte er für gerecht.
Aber dass die neuen seit März eingestellten Kollegen sieben Prozent weniger Gehalt bekämen, wolle er im Betriebsrat angehen. "Das ist für den Betriebsfrieden Gift", sagt Grund. Außerdem seien die Betriebsrenten zu gering bemessen."
Tja, Löhne gekürzt in Zeiten der Hochkonjunktur.
Sind wohl die Gewinne nicht so hoch, wie Papa Würth sich das wünscht?
Und schon 'drücken' die Rechten rein...
Ist es wirklich notwendig, dass nach einem interessanten Artikel über Betriebsrat und Betriebskultur bei Würth gleich im ersten Kommentar die AfD aufgegriffen wird und sofort die gewohnte polarisierte Diskussion stattfindet? Um das AfD-Mitglied geht ist nur am Rande und so interessant die die Partei auch nicht.
"Deshalb hat man diese Menschen als "Gastarbeiter" bezeichnet, weil dies dem Pöbel suggerierte, dass diese Leute nach der Arbeit wieder nach Hause gehen."
Eventuell hat man es auch nicht besser gewusst?
Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/vh
Eigeninteresse ist richtig. Deswegen wird in den Betrieben mehr auf den Beamtenstaat und die Privilegien dieser Klasse geschimpft. Auch von den Arbeitnehmern mit Migrationshintergrund. Diese "Gastarbeiter" sind zumeist vollintegriert und werden nicht als Konkurrenz wahrgenommen.
Da sich die SPD leider zur Beamtenbesitzstandspartei entwickelt hat, wird diese vom SV-Arbeitnehmer kaum noch gewählt.
"Tja, Löhne gekürzt in Zeiten der Hochkonjunktur.
Sind wohl die Gewinne nicht so hoch, wie Papa Würth sich das wünscht?
Und schon 'drücken' die Rechten rein..."
Sehr gut erkannt!
Die Wut des Pöbels wird entweder auf die linken, Ausländer oder die rechten gelenkt, sodass die eigentlichen Schmarotzer seit Jahrzehnten ungehindert plündern können.
Unbedingt. Betriebsräte sind aufgrund ihrer rechtlichen Stellung deutlich schwerer kündbar als normale Arbeitnehmer. Daher sind rechts-nationale Kräfte (Stichwort Zentrum Automobil) gleich dabei, sich in diesen Positionen auszubreiten. Und dann wird unter dem Deckmantel der Arbeitnehmervertretung (weit) rechtes Gedankengut verbreitet. Kann man sehr gut sehen, wie es bei Daimler in Sindelfingen und Untertürkheim läuft.
Da schicken Mitarbeiter einem türkischstämmigen Kollegen Hakenkreuze und Hitlerbilder, es kommt zum arbeitsrechtlichen Verfahren und den Mitarbeitern wird gekündigt - mit der Konsequenz, dass ein Betriebsrat (der früher in einer Rechtsrockband gespielt hat, dies aber nun als "Jugendsünde" abtun will) dagegen vorgeht, weil ja nur die IG Metall korrupt sei.
Dieser Betriebsrat ist eben auch in der AfD aktiv und engagiert.
Nun erklären Sie mir bitte in diesem Zusammenhang, wieso man die AfD _nicht_ aufgreifen soll? Die AfD polarisiert selbst sehr gern (Klartext sprechen, Sagen was sich sonst keiner traut etc.), aber wenn man sagt wofür die AfD steht (Verleugnung von Fakten, Sammelbecken für Rechtnationale bis radikale, mangelnde Aufarbeitung von innerparteilichem Fehlverhalten, fehlende Gestaltungskonzepte, Steuerpolitik für Reiche), dann soll man doch bitte differenzierter sein.
„Da sich die SPD leider zur Beamtenbesitzstandspartei entwickelt hat, wird diese vom SV-Arbeitnehmer kaum noch gewählt.“
Jein. Da ist auch viel Verdrängung im Spiel und Beamte sind schon immer ein beliebtes Ziel gewesen.
Die Crux, in der die SPD (und die Gewerkschaften) gefangen sind, ist die Tatsache, dass aus den IGM-Tarif SV-Arbeitnehmern längst auch Besitzstandswahrer geworden sind: Die Tarifverträge wären längst geschleift worden, gäbe es nicht das Leiharbeiter-Prekariat, mit dem sich die durchschnittlichen Löhne so schön senken lassen. Gewerkschaften und Betriebsräte haben sich landauf, landab auf den schmutzigen Deal eingelassen, den Ausbau der Arbeitnehmerüberlassung mit zu tragen, wenn dafür die Stammbelegschaften ihre Privilegien behalten. Aus der Solidarität des Proletariats wurde ängstliche Besitzstandswahrung auf Kosten Dritter. Das entspricht nun leider überhaupt nicht mehr dem inneren Leitbild, weshalb es die SPD und die Gewerkschaftsbewegung innerlich zerreißt.
Die Arbeitgeberseite freut sich und kann ihre Gewinne mehren.
Die Verantwortlichen damals haben ganz genau gewusst, dass diese Menschen NICHT nach ein paar Jahren Arbeit wieder nach Hause gehen. Man hat gewusst, dass dies eine staatlich organisierte Einwanderung war, um den eklatanten Arbeitermangel im Nachkriegsdeutschland zu beheben.
Ob es zu Massenprotesten in Deutschland gekommen wäre? Ich wage zu behaupten ... nicht in dem Ausmaß, welches die Politik damals befürchtet hat. Das Nachkriegsdeutschland hätte sich damit arrangiert offiziell ein Einwanderungsland zu sein, es hätte schnell ein richtiges Einwanderungsgesetz gegeben und all der verworrene Scheiss, der sich durch die Verwurstung von Einwanderen mit Flüchtlingen ergeben hatte, wäre nie passiert. Es gäbe ein klares Asylgesetz für Flüchtlinge, die aus politischen Gründen oder wegen Naturkatastrophen ihr Land verlassen müssen und ein Einwanderungsgesetz für Einwanderer, die sich hier bessere wirtschaftliche Aussichten erhoffen. Beides ist übrigens in Ordnung, da gibt es nicht "bessere" oder "schlechtere" Gründe, um hierher kommen zu wollen. Aber es wird dann unterschiedlich behandelt, was unterschiedlich behandelt werden muss.
Hier haben vor allem CDU/SPD und teilweise auch die FDP seit Jahrzehnten vollkommen versagt.
"Die Tarifverträge wären längst geschleift worden, gäbe es nicht das Leiharbeiter-Prekariat, mit dem sich die durchschnittlichen Löhne so schön senken lassen. Gewerkschaften und Betriebsräte haben sich landauf, landab auf den schmutzigen Deal eingelassen,
...weshalb es die SPD und die Gewerkschaftsbewegung innerlich zerreißt."
Warum?
Das war ein Todesstoß der SPD, den sie sich selbst verpasst hat.
Hätte sie doch wissen können...
Und geraten vom Regen über die Traufe direkt in die Sch...
"Die Verantwortlichen damals haben ganz genau gewusst, dass diese Menschen NICHT nach ein paar Jahren Arbeit wieder nach Hause gehen."
Helmut Schmidt hat mal in seinen letzten Jahren
(für mich glaubhaft) beteuert,
dass er davon ausging, dass alle wieder zurückgehen würden.
...Zumal der Betriebsrat politisch neutral zu sein hat.Der Betriebsrat ist weder der verängerte Arm der AFD noch der SPD, was aber gerade die SPD traditionell anders sieht...
"Warum?
Das war ein Todesstoß der SPD, den sie sich selbst verpasst hat.
Hätte sie doch wissen können..."
Das Kalkül war, dass es in der Politik immer schwieriger ist, jemandem etwas wegzunehmen, als jemandem etwas vorzuenthalten.
Daher wurden praktisch alle Lasten der Agenda-Reformen auf die noch nicht Etablierten abgewälzt.
Wie soll denn ein Betriebsrat, zumal noch ein enzelnes Betriebsratsmitglied, wenn ich Ihren Beitrag richtg verstanden habe, gegen die Kündigung von Arbeitnehmern "vorgehen"?
Nein. Es geht nicht nur am Rande um Hurlebaus.
Die Diskrepanz zwischen der allgemeinen Einstellung zur Wirtschaft, nämlich eher Wirtschaftsfreundlichkeit und gegen Mitbestimmung, und das plötzliche Eintreten von Herrn Hurlebaus für Mitbestimmung sollte auffallen.
"weil dies dem Pöbel suggerierte, dass diese Leute nach der Arbeit wieder nach Hause gehen"
ich liebe diese sachlichen, von nüchterner Argumentation geprägten Beiträge, die unsere Diskussionskultur so sehr bereichern
"ich liebe diese sachlichen, von nüchterner Argumentation geprägten Beiträge, die unsere Diskussionskultur so sehr bereichern"
Ich liebe diese seriösen Beiträge, die aus anderen Postings einfach einen Satz aus dem Kontext reissen und damit ein Argument basteln, weil man sonst keines hat.
"Ich liebe diese seriösen Beiträge, die aus anderen Postings einfach einen Satz aus dem Kontext reissen und damit ein Argument basteln, weil man sonst keines hat."
Ich liebe diese tollen Beiträge, die anderen Foristen einfach zeigen, wie schwachsinnig sie argumentieren.
Das ist richtig. Bei der SPD hat man aber auch den starken Eindruck, dass sie nur noch für den relativ gut bezahlten und abgesicherten Facharbeiter spricht und der Rest in ihrer Wahrnehmung kaum noch vorkommt. Und als Leiharbeiter hat man zurecht einen großen Hals auf die "Sozial''demokraten.
In der Dienstleistungsbranche gibt es längst das neue "Prekariat". Da hilft auch ein immer noch zu niedriger Mindestlohn nichts.
"Bei ungelernten Arbeitern ist das eine durchaus begründete Furcht, bei Facharbeitern hingegen nichts weiter als dumpfe, durch nichts begründete Verlustängste und Wohlstandsparanoia."
So so... und was meinen Sie, wer in seiner Wohlstandsparanoia den ganzen Spaß bezahlt?
Reicht es etwas nicht, dass man eine bereits jetzt und zukünftig noch schneller vergreisende Bevölkerung versorgen muss, während man selbstnatürlich gleichzeitig für seine Altersvorsorge privat vorzusorgen hat? Haben Sie sich mal die Zusammensetzung der Hartz4-Bezieher und deren Entwicklung angeschaut?
Ich weiß wirklich nicht, wie man den bereits begonnenen Abbau des (deutschen) Sozialstaats bzw dessen absehbaren Zusammenbruch gerade mal einfach so abtun kann, für den (auch) die deutsche Migrationspolitik verantwortlich ist.
"Bereits Helmut Schmidt hat sich in den 1960ern vehement dagegen gewerht ..." Ja, hat er. Zusammen übrigens mit Willi Brandt, der ebenfalls kein Freund zumindest dieser Art und dieses Umfangs von Zuwanderung war und dessen Regierung dann (unzureichend) versucht hat, diese Politik in den 1970ern zu korrigieren. Damals wussten Bundespolitiker offenbar noch die Grundrechenarten zu beherrschen.
Erkennen Sie übrigens Parallelen zwischen den Begriffen "Gastarbeiter" und "subsidiär Schutzberechtigter"?
Weil die "Schmarotzer" maßgeblich dafür sind, dass es überhaupt etwas zu plündern gibt. Aber nur zu, wir warten alle seit nunmehr 170 Jahren auf das sozialistische Paradies, das Marx (übrigens ein Schmarotzer par excellence nach Ihrer Definition) uns versprochen/vorgegaukelt hat.
Es gab keinen eklatanten Arbeitermangel mehr nach 1960. Was es gab, war allerdings zum einen eklatanter Lohndruck, weshalb die Industrie die Forderung nach Einwanderung nur allzu gerne mitging, zum anderen hohen politischen Druck seitens der USA, um die Türkei als NATO-Ostgrenzenland zu entlasten und damit auf deren Seite zu ziehen.
"So so... und was meinen Sie, wer in seiner Wohlstandsparanoia den ganzen Spaß bezahlt?"
Auch (!) der paranoide Facharbeiter, der in seiner Paranoia denkt, er sei der einzige, der Steuern zahlen würde, während alle anderen ...
Das erklärt aber nicht die Gastarbeiter/Einwanderer aus Spanien, Portugal, Italien, Griechenland. Und mit Jugoslawien ... *kreisch* sogar ein kommunistisches Land!!!
Ihr Erklärmodell scheitert krachend an der Wirklichkeit.
„Das Kalkül war, dass es in der Politik immer schwieriger ist, jemandem etwas wegzunehmen, als jemandem etwas vorzuenthalten.“
Das Dilemma der Interessenspolitik hervorragend auf den Punkt gebracht!
Ich stimme Ihnen zu. Sie sprechen ein ernsthaftes Problem an. Der Artikel behandelt dieses Problemaber nur am Rande. Mein Kommentar bezog sich auf den Ursprungskommentar, der, wie häufig die ersten Kommentare, die Aufmerksamkeit weg vom Artikelthema auf andere Themen lenken.
Und so kommt es eben zu diesen "Deckmänteln", die Sie treffend identifiziert haben. So wird die AfD als Arbeiterpartei verkleidet und die Diskussion läuft, garniert mit etwas SPD-bashing, in die gewünschte Richtung.
"Das Kalkül war, dass es in der Politik immer schwieriger ist, jemandem etwas wegzunehmen, als jemandem etwas vorzuenthalten.
Daher wurden praktisch alle Lasten der Agenda-Reformen auf die noch nicht Etablierten abgewälzt."
Das gleiche, was jetzt Papa Würth versucht:
die neuen Mitarbeiter bekommen 7 % weniger Lohn.
Dem damit verbundenen Unfrieden und Spaltung (von den AG gewünscht)
kann der Betriebsrat hoffentlich im Vorfeld schon begegnen.
Erfahrungen gibt es ja genug in Firmen mit Stamm- und Leiharbeitern...
" Bei ungelernten Arbeitern ist das eine durchaus begründete Furcht, bei Facharbeitern hingegen nichts weiter als dumpfe, durch nichts begründete Verlustängste und Wohlstandsparanoia."
Bitte erfüllen Sie beide doch hier nicht so willfährig,
was gewünscht wird : Streit im Mittelstand
(oberes Drittel gegen unteres Drittel...).
Jeder hat Verlustängste.
Die, die mehr besitzen, oftmals sogar noch stärker...
Es ist unsinnig, darüber zu diskutieren,
wessen Sorgen (Abstiegs- oder gar Existenzsorgen)
die größeren oder die berechtigteren sind.
Ein Miteinander gegen die eigentlichen Verursacher
dieser 'Ängste' wäre viel wirkungsvoller!
#1.33 ...auch für Sie
Sie haben doch beide recht - lassen Sie sich doch nicht spalten!
Na dann viel Glück mit einer Bande die noch neoliberaler ist als die FDP....
...Papa Würth liest die Kommentare und grinst sich eins:
hat geklappt!
https://www.stuttgarter-zeit…
(aber bitte nicht auf die Überschrift eingehen - die ist verlogen...)
Wie wär´s mit der Politik der SPD der letzten zwanzig Jahre ?
Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/km
Doch, das erklärt (auch) die Gastarbeiter aus den von Ihnen genannten Staaten. Dem Lohndruck von damals (nach oben), dem folglichen Druck der Industrie für den Zuzug von Gastarbeitern und der damit erreichten Angebotsausweitung auf dem Arbeitsmarkt hat Deutschland es bis heute(!) zu verdanken, dass es exportlastig, exportabhängig und binnenmarktschwach ist. Die deutsche Volkswirtschaft hat es insbesondere dadurch versäumt, für ausreichend Binnennachfrage durch angemessen hohe Löhne zu sorgen.
Sie fragten:
"Wie soll denn ein Betriebsrat, zumal noch ein enzelnes Betriebsratsmitglied, wenn ich Ihren Beitrag richtg verstanden habe, gegen die Kündigung von Arbeitnehmern "vorgehen"?"
Hier ausschnitthaft widergegeben, was passiert war.
https://www.manager-magazin.…
https://www.youtube.com/watc…
7:30 im Video. Hilburger äußert sich klar, dass menschenverachtende Hetze für ihn - anders als rechtsstaatliche Gerichte - kein Kündigungsgrund sind. Und für diese Meinung steht er ganz offensichtlich in seiner Tätigkeit als Betriebsrat ein.
Was Papa Würth sagt, ist mir relativ egal. Er hat sich, genau wie jeder andere Unternehmer an die geltenden Regeln zu halten, die da diesbezüglich sagen: Ab einer bestimmten Unternehmensgröße ist ein Betriebsrat zu wählen.
Was heißt Streit im Mittelstand? Es ist doch ganz unabhängig von der eigenen gesellschaftlichen Position legitim darüber zu debattieren, welche Regeln für die Entwicklung einer Gesellschaft sinnvoll sind und welche nicht?
Die "eigentlichen Verursacher" sind im übrigen Sie, der Forist Harzzach oder ich: die Wähler der Bundesregierungen. Insofern liegt mir schon etwas daran, wenigstens ein paar dieser Verursacher auf ihre Denkfehler hinzuweisen, in der Hoffnung, ihre zukünftigen Wahlentscheidungen weise zu treffen.
"... in der Hoffnung, ihre zukünftigen Wahlentscheidungen weise zu treffen."
Sie wissen sogar, welche Partei ich gewählt habe?
Alle Achtung - trotzdem daneben.
Habe mit dem Debakel absolut nichts zutun...
Dann sparen Sie sich doch das Gefasel mit politischem Druck und USA, wenn es so eine ganz simple Erklärung gibt :)
Das weiß ich nicht, und Ihre persönliche Wahlentscheidung war zu keiner Zeit Thema.
Sie missverstehen. Es gab diesen politischen Druck für die türkischen Gastarbeiter sehr wohl, wie Sie selbst nach kurzem Googlen schnell hätten herausfinden können. Darüber hinaus gab es einen Lohndruck, der die Zuwanderung ALLER Gastarbeiter politisch begünstigte. Es ist also zumindest diskutabel, wie nötig Gastarbeiter in den 1950ern/60ern waren.
Hallo Herr Harzzach,
Sie hätten nur auf das Wort „Pöbel“ in Ihrem Beitrag verzichten müssen. Ist das so schwer?
Liebe Grüße
Vorab: ich käme nie auf die Idee, den Rechten auch nur einen Funken Verstand zuzutrauen oder sie gar als Interessensvertretung in Betracht zu ziehen.
Aber die Enttäuschung über Gewerkschaften teile ich.
Ich arbeite im öffentlichen Dienst, also einem durch und durch mitbestimmten Bereich. Die Folge: ich verdiene ca. 25% weniger, als wenn ich mein Gehalt selbst verhandelt hätte. Zudem verdiene ich gleich viel, egal, ob ich meine Arbeitszeit damit verbringe, (bitte verzeihen Sie die etwas obszöne Wortwahl im Folgenden) mir die Eier zu schaukeln oder den Arsch auszureißen. Ver.di: Danke für gar nix!
Konkurrenz belebt das Geschäft! Und gerade auf dem Arbeitsmarkt soll ein Kartell gut sein? Das macht einfach überhaupt keinen Sinn! Wo Gewerkschaften in letzter Zeit erfolgreich waren (Bahn, Lufthansa) - dann dort, wo mehrere Gewerkschaften um Mitglieder konkurrierten! Die Einheitsgewerkschaften im DGB sind der Traum der ArbeitGEBER - mit Arbeitnehmerinteressen haben die nichts zu tun!
"Ob das stimmt weiß ich nicht, aber es passt zu diesem rechten Selbstverständnis, dass man es mit den Regeln ja nicht so ernst zu nehmen braucht, weil man ja angeblich das Volk ist und auf der richtigen Seite steht."
Kein Deut Unterschied zu Betriebsräten und Gewerk Gschaftlern die Kraft Geburt die Proletarier aller Länder vertreten. Also, ich weiß es jetzt auch nicht, aber passt ins Bild dieser linken selbsternannten Weltenretter, die für sich in Anspruch nehmen die Interessen der Arbeitnehmerschaft zu vertreten, was niemand sonst kann und schon gar kein Arbeitnehmer*in selbst.
So what?
Eine solche Verhaltens bedingte Kündigung dürfte zustimmungspflichtig sein. Der Betriebsrat kann die Zustimmung verweigern.
An den Vorwürfen ist nichts dran. Morgen wird dazu das Urteil gesprochen.
Und ja, Arbeiter müssen sich nach Alternativen umsehen.
Im Gegensatz zur IG Metall war unsere Initiative nie politisch, bei uns ist jeder willkommen, ganz anders als bei den Genossen.
Unsere Initiative hat sich nie politisch geäußert. Ich bin das einzige Parteimitglied, andere Mitgliedern der Initiative fühlen sich eher dem linken Lager zugehörig. Was hat dies allerdings mit dem Thema Betriebsrat zu tun? NICHTS.
Die AfD kam nur ins Spiel, da sich die Geschäftsführung wohl ausrechnete, mit der dumpfen Politisierung die Initiative im Keim zu ersticken (so erging es nämlich mehreren Initiativen in der Vergangenheit bei Würth).
Unsere Initiative ist und bleibt überparteilich und hat sich nie parteipolitisch geäußert. Gerade deswegen waren wir erfolgreich.
Wer sich einen klaren Blick bewahrt, springt nicht auf den Zug einer aufgewungenen Politisierung auf!
So sieht es §99 BetrVG auch vor. Parteipolitik hat hier nichts zu suchen. Daran haben wir uns immer gehalten!
Gegen Mitbestimmung? Wer ist hier gemeint?
Das sehen wir genauso.
Interessant und vielsagend ist doch, dass es erst im Jahre 2019 gelungen ist.
dann sollten Sie mit uns reden, anstatt so pauschal abwertend zu urteilen.
Gerne überzeuge ich Sie vom Gegenteil.
Würth ist noch ein Überbleibsel der "alten, bonner BRD", wo der Patriarch noch bestimmt und Betriebsräte argwöhnisch betrachtet werden.
Aber ich glaube, dass die Angestellten bei Würth gut bezahlt wurden, tariflich bezahlt wurden und nicht prekär arbeiten mussten.
Wahrscheinlich sogar übertariflich, ansonsten wäre es wohl nicht so ruhig gewesen in all diesen Jahrzehnten.
Unglaublich, dass es solche Formen von Günstlingswirtschaft und Ausbeutung überhaupt noch gibt. Würth sen. hat doch seinen wirtschaftlichen Erfolg nicht gottgegeben empfangen sondern er war ihm nur in einer demokratisch verfassten Gesellschaft möglich. Dazu gehört ein Betriebsverfassungsgesetz, welches die Rechte von Arbeitnehmern sichert und nicht nach Wohlverhalten verteilt.
Das Betriebsverfassungsgesetz schreibt die Gründung von Betriebsräten meines Wissens nicht vor, sondern nur das Recht, solche zu gründen, und deren Rechte und Pflichten.
"Immer mehr Führungskräfte erkennen, wie wertvoll es sein kann, wenn Mitarbeiter aktiv das Unternehmen mitgestalten."
Es gibt Führungskräfte, die dies erkennen. Das "immer mehr" bezweifle ich jedoch.
Sie haben recht. Es ist eine Lüge. Vgl. sie diesen FAZ-Report zu Betriebsräten vom 2016: https://www.faz-rechte.de/tl…
Immer selbst googeln. Die Leute schreiben alles Mögliche, damit es besser klingt.
Als Unternehmer habe ich viele Betriebsräte unter mir -- und ich fördere das. Bislang lief es, meistens gut, aber natürlich begegne ich manchen Spezis, die ihre Betriebsratsposition überstrapazieren. Daher lasse ich mich auf solche Debatten erst gar nicht ein -- und fordere bloß absolute Transparenz. Am Ende des Tages ist ja auch ein Betriebsrat bloß ein Mitarbeiter, den ich zu bezahlen habe.
In meinem Bekanntenkreis, wo viele Unternehmer sind, tun sich viele schwer mit Betriebsräten. Auch diverse Manager und Leiter, die für mich arbeiten, tun sich damit schwer. Meines Erachtens hat es viel mit einer verdrehten Wahrnehmung der Gesellschaft zu tun. Diese Leute fühlen sich besser -- und arbeiten offen gegen Arbeitnehmer-Organisationen. Da ich beide Lager zufriedenstellen muss, ergeben sich bisweilen absurde Situationen, am besten wenn ich im Ausland bin. Denn mich interessiert ja bloß der Profit und dass es einigermaßen fair zugeht.
Ich beobachte allerdings, dass viele Arbeitnehmer bewusst Betriebsräte und Gewerkschaften belächeln, was mir immer recht ist. Woher das kommt, warum es mehr wird, kann ich schwerlich sagen; aber es ist ein Trend, vielleicht, weil die Instagram-Beauties und Journalisten keine haben.