Die wichtigsten deutschen Autobahnen sollen nach Vorstellung von Umweltexperten mit Oberleitungen versehen werden. Auf diese Weise könnten Lkw mit Strom betrieben werden, heißt es in einem Gutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen, aus dem die Stuttgarter Nachrichten vorab zitierten . Der Umweltrat ist ein wissenschaftliches Beratungsgremium der Bundesregierung .
Der Rat spricht von einer "leitungsgebundenen Elektrifizierung des Güterverkehrs". Damit sollen die CO2-Emissionen drastisch reduziert werden. Das Gutachten soll am Montag in Berlin vorgestellt werden.
Normalerweise beziehen Elektrofahrzeuge ihren Strom aus Batterien. Für Lkw ist das aber derzeit nicht sinnvoll: Selbst große Akkus könnten mit ihrer begrenzten Kapazität schwere Gütertransporte nicht sehr weit bringen. Deshalb werden Brennstoffzellen , in denen Strom aus Wasserstoff gewonnen wird, als Stromlieferant für Elektromotoren in Lkw diskutiert – oder eben die Oberleitungen.
Mit dem Projekt der verkabelten Autobahn könnten Klimaschutz und Innovationen gleichzeitig vorangebracht werden, sagte Martin Faulstich, der Vorsitzende des Umweltrats, den Stuttgarter Nachrichten . Das System könne recht "einfach ins bestehende Fernstraßensystem integriert werden", zitiert die Zeitung aus dem Jahresgutachten. Zusätzliche Fahrspuren seien nicht erforderlich, wenn bei dreispurigen Fahrbahnen die rechte Fahrspur mit Oberleitungen ausgestattet werde.
Oberleitungen kosten mehr als 14 Milliarden Euro
Der Sachverständigenrat schlägt in der ersten Phase die Elektrifizierung aller Autobahnen mit einer einstelligen Nummerierung (A1 bis A9) vor. 5.700 Kilometer bekämen damit eine Oberleitung. Das würde nach Berechnung des Rates maximal 14,25 Milliarden Euro kosten.
Die Investitionen könnten Netzbetreiber übernehmen, die das Geld wieder über höhere Strompreise für die Lkw einnehmen könnten. "Das ist amortisierbar", sagte Karlheinz Schmitt vom Bundesverband Güterkraftverkehr der Zeitung.
Der Elektrokonzern Siemens entwickelte das System des elektrischen Güterverkehrs. Mit Geld vom Bundesumweltministerium baute das Unternehmen in Groß Dölln in Brandenburg eine Teststrecke. Die Lkw haben Hybrid-Antrieb: Sobald das Fahrzeug auf eine Straße ohne Oberleitung fährt oder aus anderem Grund den Kontakt zum Kabel verliert, springt der Dieselmotor an.
Siemens nennt das System eHighway. Das Unternehmen möchte damit eine Autobahn in Los Angeles ausrüsten. Die Stuttgarter Nachrichten zitierten eine US-Studie, der zufolge damit die CO2-Emissionen drastisch gesenkt werden könnten.
Kommentare
Prioritäten setzen
Die Idee ist schön und gut, jedoch bringen strombetriebene LKW nichts, denn solange der Strom aus dem Kohlekraftwerk/Kernkraftwerk stammt, ändert sich an der CO²-Bilanz wenig.
Der Umweltrat sollte die 14,25 Mrd € lieber in den Ausbau der Stromnetze stecken, um Offshore-Windparks zu ermöglichen.
Es geht um Peak Oil! Nicht um die globale Erwärmung.
Das Klimading ist in Kopenhagen gestroben.
Mit diesen Leitungen haben wir einen Beitrag, im Post-Peak-Oil Zeitalter zu bestehen. Die Frage ist nur: Ist nicht auf der Langstrecke, der (Elektro)zug eh besser? Braucht man nicht effiziente Umladeverfahren?
Notiz
Vor wenigen Wochen diskutierte ich mal ein analoges Konzept auch für PKW (Stromzuführung an der Mitteleitplanke - ade Linkesüberholen ;-))
Was ich daraus folgere: Die Idee ist nicht schlecht und die Idee ist reif. C.
Oberleitungen sind bestimmt hübscher....
....als Leitplanken.
DIE (!) Idee ist nicht utopisch...
...sondern über 100 Jahre alt! 1882 wurde das erste Versuchsfahrzeug, dass elektrischen Strom über eine Oberleitung bezog, von Werner Siemens vorgestellt.
http://de.wikipedia.org/wiki…
Dieses System des Elektromote führte dann zur Entwicklung und Verbreitung der Oberleitungsbusse: http://de.wikipedia.org/wiki…
Es ist also keine utopische Idee, sondern eine längst etablierte Technologie. Das Neue an ihr ist lediglich die Erweiterung vom straßengebundenen Personen- auf den straßengebundenen Gütertransport.
Yes...
... In Vancouver CIty - Downtown, fahren die meisten Busse mit der Oberleitung, also in der Stadt gibt es das System schon und funktioniert soweit.
Aber trotzdem ist die Idee zumindest für nichturbane Gegenden(Autobahnen) relativ sinnfrei.
Stattdessen sollte der Bund, als Mehrheitseigner, die deutsche Bahn dazu "zwingen" das Kostensystem für transportierte Güter zu ändern. In den letzten Jahren wurde das Güterzugvolumen veringert, während DB Schenker immer mehr per LKW transportiert. Da kann man sich die Millarden sparen und sinnvoller investieren.
Nicht nur CO2
Auch Stickoxide, von denen gerade Dieselmotoren besonders viel produzieren, werden damit reduziert.
Problem: Gerade in den Städten, wo die Belastung besonders hoch ist und die die Quellen des ozonhaltigen Sommersmogs sind, ändert sich nur wenig, weil die Oberleitungen nur außerorts installiert werden. Eine gewisse Reduzierung ergibt sich trotzdem, weil die Motoren sinnvollerweise nur einen Generator antreiben (Range Extender) und daher permanent im optimalen Betriebspunkt laufen können.