Im Streit um die Besteuerung von Dienstwagen kochen die Emotionen hoch. Dabei entzündet sich die Debatte selten am Fuhrpark eines Altenpflegedienstes. Diskutiert wird in der Regel über Autos, die angestellte Mitarbeiter auch privat nutzen dürfen. Also nicht nur für die Fahrt zum Kunden oder ins Büro, sondern genauso fürs Wochenende an die See. Manchmal gibt es sogar eine Tankkarte dazu, die alle Spritpreissorgen vertreibt. Oft stammen die Autos, die von Firmen für diesen Zweck angeschafft werden, von deutschen Herstellern.
In bestimmten Berufsgruppen und Hierarchieebenen ist es über die Jahre selbstverständlich geworden, bei der Anstellung neben dem Salär auch das Auto zu verhandeln. Viele Unternehmen bezahlen, inzwischen zunehmend zähneknirschend, den Dienstwagen für Geschäfts- und Privatfahrten zusätzlich zum Gehalt.
Der Pkw muss dann vom Angestellten als geldwerter Vorteil versteuert werden. Statt einer kilometergenauen Abrechnung mithilfe eines Fahrtenbuchs wird hier gern die sogenannte Ein-Prozent-Pauschale genutzt. Wer zum Beispiel ein Auto fährt, das einen Listenpreis von 50.000 Euro hat, muss für 500 Euro im Monat Steuern zahlen – was je nach individuellem Steuersatz effektiv weniger als 200 Euro sein können (siehe Rechenbeispiel im Infokasten).
An dieser Regelung übt das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) in Berlin herbe Kritik. "Es profitieren vor allem diejenigen, welche ohnehin mehr verdienen und den Dienstwagen stark privat nutzen", sagt Alexander Mahler, Verkehrsreferent des FÖS. Sein Hauptargument: Wenn ein Arbeitnehmer ein gleichwertiges Auto selbst zahlen müsste, bräuchte er ein erheblich höheres Bruttogehalt, und auf das wiederum wären Einkommensteuern und Sozialversicherungsabgaben fällig.
Ärgernis Tankkarte
Das FÖS plädiert darum für eine Reform der Dienstwagensteuer. "Die Mindereinnahmen bei der Einkommensteuer und die entgangenen Sozialversicherungsabgaben sind nichts anderes als eine staatliche Subvention. Wenn diese abgebaut wird, kann der Bundeshaushalt jährlich mit 2,9 und 4,6 Milliarden Euro entlastet werden", rechnet Mahler mit Daten des finanzwissenschaftlichen Forschungsinstituts FiFo in Köln vor.
Die Möglichkeit, das Firmenauto steuerlich absetzen zu können, sollte nach den Vorschlägen des FÖS beschränkt werden, und zwar auf Grundlage der von der EU festgelegten CO2-Grenzwerte für Kraftfahrzeuge. Ein Beispiel: Für das Jahr 2015 dürfen Autos im Mittel nicht mehr als 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen. Die Idee des FÖS ist, dass ein Auto, das diesen Grenzwert um 50 Prozent oder mehr überschreitet – also ab 180 Gramm je Kilometer – nur noch zu 50 Prozent abgesetzt werden kann.
"Darüber hinaus kritisieren wir das Flatrate-Fahren durch die Vergabe von Tankkarten", sagt Mahler. Eine Überarbeitung der Dienstwagensteuer solle darum die privat gefahrenen Kilometer mit einbeziehen, um eine ökologische Lenkungswirkung zu erzielen.
Kommentare
Überschrift
"Dass der Gesetzgeber die Dienstwagensteuer neu regeln wird, ist zurzeit nicht absehbar."
Ist ja auch klar, wer sollte dann die ganzen dicken Autos kaufen.
Das Totschlagargument, immer wenn es ums Thema Beschneidug von Autoindustrie- oder Auotfahrerinteressen (Tempolimit, Verbauch, Steuern)geht:
"...gefährdet Arbeitsplätze in Deutschland".
- Also vergesst es.
Die schärfsten Kritiker der Elche ...
... sind immer noch selber welche. Es wäre einmal interessant zu wissen, wie viel Kohle dieser drittklassige Verein von öffentlich finanzierten Stelle erhält. Leider sind die allerdings sehr zurückhaltend, was ihre finanziellen Quellen anbelangt. Egal, Hauptsache 'mal in der Presse ... (Die Vereinsbeiträge sind ja wohl auch steuerlich absetzbar?!)
Zur Sache: Ich gehöre zum privilegierten Kreis derer, die vom Arbeitgeber ein Firmenfahrzeug zur Verfügung gestellt bekommen, einschliesslich privater Nutzung. Und ganz ohne Zähneknirschen. Leider ist aber mein Arbeitgeber auch auf diesen Irrenzug aufgesprungen und hat Fahrzeuge aus Zuffenhausen nicht mehr im Angebot. Angeblich wegen der CO2-Geschichte. Da habe ich mir das Auto halt selbst gekauft und führe jetzt ein (elektronisches) Fahrtenbuch. Da das Verhältnis Dienst- zu Privatfahrten so ungefähr bei 4:1 liegt (bei etwa 80.000 km p. a.) kann ich mir jetzt alle zwei Jahre (vorher waren es drei) einen neuen leisten. Danke, Finanzamt, danke.
Im Artikel ist übrigens ein Denkfehler: Das Firmenauto ist das vermeintliche Sahnehäuptchen oben drauf. Deshalb kann davon ausgangen werden, dass die versteuernden Anteile zum Spitzensatz versteuert werden müssen, nicht zum Durchschnittssatz.
Unglaublich
Sie hatten also einen Firmenwagen, weil die Firma Ihnen aber keinen Porsche rausrücken wollte, haben Sie ihn privat gekauft. Selbst wenn Sie sämtliche Fahrzeugkosten geltend machen können, so kann man in Deutschland ein Auto nicht in zwei Jahren abschreiben. Die Normalabschreibung beträgt bei Pkw sechs Jahre, bei hohen Kilometerleistungen auch weniger, aber niemals 2 Jahre. Und ohne diese Abschreibung geht die recht phantastische Rechnung nicht auf.
Ach ja, ...
... es gibt doch keinen Streit. Den will dieser komische Verein mit seinen neidvollen Äusserungenn nur provozieren. Und die ZEIT ist für so etwas immer zu haben. Das sage ich nur: !
Debatte
Lieber Klaus-Ablage,
wir haben das Thema u.a. deshalb aufgegriffen, weil es kürzlich unter einem ZEIT-ONLINE-Text eine recht heftig geführte Debatte über das Für und Wider von Dienstwagen und den möglichen Steuervorteilen gab. Insofern: Den Streit gibt es durchaus.
Beste Grüße
Matthias Breitinger
Die Berechnung im Beispiel ist sehr unrealistisch.
Arbeitnehmer mit einem Spitzensteuersatz von 25%, die einen 50000 Euro-Dienstwagen fahren sind doch extrem selten.
Es bleibt auch bei den zu versteuernden 800 Euro, weil die Entfernungspauschale auch dem zusteht, der keinen Dienstwagen hat.
Realistisch ist also eine Steuerschuld von 340 Euro.
Es gab auch schon Pläne für eine Verdopplung der Pauschale.
Die verschwanden wieder in der Schublade nachdem die SPD ihr erstes Mitglied bekam, das einen Zweisatz rechnen konnte. Denn fast alle Dienstwagen werden in Deutschland hergestellt und die Premium-Hersteller verkaufen mehr als zwei Drittel ihres Inlandsumsatzes an Firmen. Wenn der Absatz einbricht - und das würde er bestimmt - dann kostet das den Staat mindestens 40 Mrd. Euro und bringt keine Einnahmen von 4 Mrd.
Diese ÖkoSozialDings riecht nach einer weiteren Organisation frühpensionierter Lehrer (a la BUND).
Autos mit Verbrennungsmotor
wird es nicht immer geben und Premiumhersteller gibts auf der ganzen Welt...die deutschen Autos sind nicht die besten der Welt, dafür gibts wiederrum mehr als genug Beispiele.
Überall wo Wege unbefestigt sind, überall wo es sandig wird oder einfach nur ins Gelände geht haben die Japaner die Nase vorn und das nicht zu unrecht, ein X5 ist eben kein Jeep und von Premium kann hier nicht die Rede sein ist es doch nur ein etwas größerer Golf mit erhöhtem Radstand.
Solange Dienstwagen klein sind und nur dem Zwecke dienen von A nach B zu kommen ist das in Ordnung.
Aber spritfressende SUV als Dienstwagen gehen gar nicht, es gibt schon zuviele Autofahrer, die Straßen sind voll, die Autobahnen auch und Parkplätze sind in jeder Großstadt Mangelware.
Arme Autonerds