ZEIT ONLINE: Mit dem Pedelec einmal rund um Australien , ist das nicht eher eine Rentnertour?
Maximilian Semsch: Das ist ein klassisches Vorurteil, das ich oft von Freunden und Fremden zu hören bekam. Aber es stimmt nicht. Ein Pedelec fährt nur, wenn man selbst tritt. Zudem war die Australientour keine klassische Fahrradreise, eher ein Experiment, eine lange Testfahrt.
ZEIT ONLINE: Sie sind vier Jahre zuvor von München nach Singapur pedaliert. Was ist der entscheidende Unterschied zwischen herkömmlichem Fahrrad und Elektrorad bei solchen Touren?
Semsch: Die Reichweite. Ich bin mit beiden Rädern durchschnittlich acht Stunden am Tag unterwegs gewesen. Mit meinem normalen Rad fahre ich etwa 15 km/h. Mit dem E-Bike schaffe ich 21 km/h. Die Tagesetappe ist länger, aber abends bin ich genauso platt wie mit einem normalen Rad.
ZEIT ONLINE: Andere Pedelec-Fahrer schildern genau das Gegenteil: dass sie abends nicht völlig erledigt sind.
Semsch: Das hängt davon ab, wie stark mich der Motor unterstützt. Bei dem Bosch-Motor, der an meinem Rad verbaut ist, kann ich zwischen zwölf verschiedenen Stufen wählen, von Eco bis Speed. Die Einstellung wirkt sich unmittelbar auf den Stromverbrauch und damit auf die Reichweite aus. Meine Frau hat mich zeitweise auf einem Zwilling meines Rads begleitet. Wir fuhren dieselbe Geschwindigkeit, sie hat aber eine höhere Unterstützung gewählt. Deshalb brauchte sie bedeutend mehr Strom als ich.
ZEIT ONLINE: Einen längeren Reichweiten-Test gab es noch nie. Wie hoch war Ihr Akkuverbrauch an einem durchschnittlichen Tag?
Semsch: Was ist auf so einer Reise überhaupt Durchschnitt? Der Akkuverbrauch richtete sich stets nach den Bedingungen. Ich hatte Richtung Norden 7.000 Kilometer orkanartigen Gegenwind. Radfahrer aus der Gegenrichtung sind auf herkömmlichen Rädern mit 30 km/h an mir vorbeigezischt, ich kam selbst mit Motor nur langsam vom Fleck. In der Zeit habe ich vier Akkus am Tag leer gefahren.
ZEIT ONLINE: Ohne Motor wären Sie...
Semsch: ... mit Sicherheit zwei, drei Monate länger unterwegs gewesen.
ZEIT ONLINE: Wie reagierten die Australier unterwegs auf Ihr Pedelec?
Semsch: Viele nannten mich einen Betrüger, weil ich gar nicht selber fahren würde. Ich habe die Leute dann eingeladen, auf dem Ersatzrad eine Runde zu drehen. Einige haben das gerne angenommen und kamen mit einem breiten Grinsen im Gesicht von ihrer kleinen Runde zurück.
Kommentare
Eigenleistung
Zitat:
Mit dem Pedelec einmal rund um Australien, ist das nicht eher eine Rentnertour?
Ich vermute mal, dass herr Semsch zumeist mit einer relativ niedrigen Unterstützung gefahren ist. Vielleicht nur mit 30-50% zusätzlicher Kraft. Dadurch reduziert sich die "Eigenleistung hinsichtlich der Strecke" um den entsprechenden Prozentsatz. Herr Semsch ist also wohl 10000 km SELBST gefahren, zwar in einem Belastungsbereich, der diese Ausdauerleistung erst möglich machte, aber immerhin.
Es ist schon amüsant, was Frau Reidl Rentnern so alles zumuten möchte! :-)
Meine eigene Pedelec-Erfahrung deckt sich im übrigen mit Herrn Semsch. Die Motorunterstützung bedeutet ungefähr eine Differenz von 1-2 Gängen (Achtgangnabenschaltung), welche sich dann in der entsprechenden Geschwindigkeitsdifferenz niederschlägt
wie bitte
warum gibt man solchem quatsch eine plattform?
wer es noch nicht bemerkt hat: so etwas ist dekadent. aber so sind die menschen. großer aufwand für keinerlei gesultat.
was kommt als nächstes? ein elektrisch angetriebenes großfahrrad mit dach (kann dann auch wieder auto genannt werden), womit dann auf dem mond gefahren wird?
es gibt in europa einfach zu viele menschen. wenn mehr da sind, als es sinnvolle tätigkeiten gibt, dann kommen sie auf solch dämliche ideen..
Held des Sofas, aufgewacht!
Folgte man Ihrer (sorry) hinterwäldlerischen Auffassung, dann müssten wir uns alle lebenslänglich auf Sofas und an Werkbänken fest ketten, weil das vermutlich die einzigen „sinnvollen Tätigkeiten“ nach Ihrem Lebensentwurf sind. Den eigenen Horizont zum Maßstab für die Menschheit zu machen – das nenne ich dekadent (oder arrogant)!
Offenbar gibt es einen Markt für Pedelecs, also kann man aus derartigen Härtetests auch Schlussfolgerungen für qualitative Verbesserungen ableiten. Davon profitieren dann bspw. auch Pendler, die ihr Auto stehen lassen und elektrisch unterstützt zur Arbeit radeln.
Noch wichtiger scheint mir, dass Semschs Beispiel auch anderen Menschen Mut macht, aus ihrer vertrauten Welt auszubrechen. Auf dem Pedelec nach Singapur zu radeln, kostet sicher mehr Schweiß als mit dem Wohnmobil auf den Großglockner zu dieseln.
Leider ein aufgewärmter
bereits erschiener Artikel.
Das Pedelec ist für solche Einsätze nicht gedacht, daher wird dieser Artikel einer der wenigen bleiben.
Auf Straßen macht radeln doch keinen Spaß, selbst mit Pedelec hat man i.d.R. keine Lust von dicken Brummis und selbstverliebten Autofahren knapp überholt zu werden.
Und wie sich so ein Pedelec in Feinstaub/Sand schlägt will ich einmal sehen, natürlich ist hier die Rede von einer reinen Sand/Schlamm/Staub-Straße ohne Asphalt.
Falsche Rubrik
Der Bericht ist doch glatt in der falschen Rubrik gelandet.
Müsste in "Reisen" zu finden sein, weil der focus auf Autos/Mobilität, wie im "Guerillamarketing für Anfänger beschrieben", an den Haaren herbei gezerrt ist.
Leute, der "normale" Fahrradmarkt darbt an Übersättigung (die Dinger gehen ja nicht kaputt), also kauft euch Elektroantriebe von Bosch!
Ein Supersportler hats vorgemacht, also, könnt/dürft ihr das Nachmachen (aber von Bosch), auch wenn ihr sportlich unterwegs seid.
Keine Weichei/Warmduscher Gefahr mehr!
Und keine ungetrübte Freude mehr an der eigenen Schaffenskraft.
Ich möchte diese Erfindung für WIRKLICH sinnvolle Verwendung mindern, z.B. für durch Krankheit geschwächte Menschen ist diese ein Segen.
Und für Schwächlinge und Angeber.
Rubrik Auto
Dass diese Rubrik immer noch "Auto" heißt, kann ich auch nicht verstehen.
Liebe Zeit'lerInnen macht doch bitte endlich "Mobilität" daraus und veröffentlicht weiter über alle Formen der Fortbewegung (Werbetexte für Autos könnt ihr euch meinetwegen gerne sparen).