ZEIT CAMPUS: Herr Revermann, ist das Smartphone eine gute Erfindung?
Christoph Revermann: Jedenfalls eine sehr erfolgreiche. Die Industrie verkauft nicht nur viele Produkte, die Geräte krempeln auch unser Verhalten um. Wer ein Smartphone benutzt, ob privat oder beruflich, für den verändert sich der Alltag: Das Internet ist plötzlich jederzeit verfügbar, und man starrt ständig auf den kleinen Bildschirm.
ZEIT CAMPUS: Ihre Aufgabe ist es, solche Veränderungen vorherzusehen, Sie beraten den Deutschen Bundestag zu den gesellschaftlichen Folgen neuer Technologien. Wie genau können Sie in die Zukunft schauen?
Revermann: In die Zukunft schauen können wir nicht, aber wir beobachten die Forschung und aktuelle Entwicklungen und entwerfen daraus verschiedene Szenarien, wie die Dinge weitergehen könnten.
ZEIT CAMPUS: Was für Entwicklungen sind das?
Revermann: Wir beschäftigen uns zum Beispiel mit der Nanotechnologie. Da geht es um alle Technologien, die sich in einer Größenordnung von einem Milliardstelmeter abspielen. Wir fragen: Was weiß man über die Gefahren, die von Nanopartikeln für Umwelt und Gesundheit ausgehen? In welchen Branchen hat Nanotechnologie Potenzial?
ZEIT CAMPUS: Wie kann man das beantworten?
Revermann: Wir wenden uns an die auf ihrem Gebiet führenden Experten, etwa Physiker, Ärzte oder Soziologen, und lassen von ihnen Gutachten erstellen – und wenn nötig auch noch einmal ein Gegengutachten, sodass wir das ganze Meinungsspektrum haben. Am Ende führen wir die Ergebnisse zusammen und schreiben einen Bericht, der auch für Nichtwissenschaftler verständlich ist. So können sich die Parlamentarier ein Bild machen. Im Idealfall zeigen wir, in welche Richtung verantwortungsvolles Handeln gehen sollte.
ZEIT CAMPUS: Welche Verantwortung trägt ein Ingenieur für die Folgen seiner Arbeit?
Revermann: Das lässt sich nicht exakt beantworten, der einzelne Ingenieur ist ja meist Teil einer riesigen Entwicklungsmaschinerie. Das entbindet natürlich niemanden von seiner persönlichen Verantwortung. Wir stellen aber immer wieder fest, wie komplex und unübersichtlich die Entstehung einer technischen Neuerung ist. Bevor eine Technologie auf den Markt kommt, gehen unzählige Entwicklungsschritte voraus. Und was genau danach mit ihr passiert, ist ebenso schwer zu überblicken.
Kommentare
Frustrierte Ingenieure
Die meisten Ingenieure halten ihren Job und ihre Weltanschauung auseinander. Wenigstens diejenigen die die Arbeit machen.
Die bauen z.B. Autos die sie selber nicht fahren, weil sie wissen daß es da nur um Design, Ästhetik und Marketing geht.
Also, ich kenne einige Ingenieure bei BMW...
...und nicht einer davon fährt keinen BMW.
Frustrierte Ingenieure 2
Hat Herr Revermann schon mal was von Dilbert gehoert? :)
Projektion eigener Befindlichkeit auf andere?
Woher kommt denn die Idee, dass Ingenieure sehr frustrierte Menschen sein müssen?
Wenn es eine Berufsgruppe gibt, die wenig anfällig für Frustration ist, dann ist es doch die der Techniker und Ingenieure in Deutschland.
Sie verstehen, was sie tun. Sie sehen die Erfolge Ihrer Arbeit täglich in den Medien und im realen Leben und sie kennen ihren konkreten Anteil an diesen Erfolgen.
Falls es mal Mißerfolge gibt, können Ingenieure die Ursachen hierfür sogar besser einschätzen, als viele andere Berufsgruppen und entsprechend beim nächsten Anlauf korrigieren.
Wenn überhaupt Frustration unter Ingenieuren aufkommt, dann höchstens deshalb, weil es zu viele Leute gibt, die sich ohne ausreichende Sachkenntnis in Entscheidungsprozesse hineindrängen und Kommentare in der Öffentlichkeit verbreiten, die diese Unkenntnis auch noch überdeutlich plakatieren.
Also irgendwie ist der
Aufmacher wiedermal missleitend.
Denn in den meisten Fällen des Antropologen haben Ings. mit den Bsp. nichts zu tun und nicht immer arbeiten Ingenieure in Sachgebieten wo Engineering draufsteht, (Geo-Engineering, Wirtschaftsingenieurwesen)
Es verkauft sich nur besser weil die Leute glauben, das Ings. noch halbwegs gute, berlässliche und sinnhafte Arbeit leisten.
Wenn der Antropologe eine empirische Studie machen würde, käme er mEn zu dem Schluss, dass dt. Ings. frustriert sind, das geht mMn bei der Bezahlung los, über die Anerkennung im Job und auch in der Bevölkerung. Denn die Letztere denkt beim Ing. immer an Maschinenbau, nur die planen keine Strassen, keine Abwasser- und Wasserversorgungssysteme, keine Häuser oder Dämme. Leider haben die Nicht-Machinenbau- und E-Ings keine Lobby, denn es wird als gegeben hingenommen das die Grundversorgung der Bevökerung, wie durch Geisterhand funktioniert.
Ein nichtfrustrieter Ing. der seit 20 Jahre im Ausland tätig ist und seine dt. Kollege nicht beneidet.