Total im Stress? Ruhepausen hinterfragen und Mut zur Lücke haben, rät die Psychologin Anna-Maria Jäger. Ein Gespräch über die Arten des Stresses und kritische Grenzen
Kann man trainieren, stressresistent zu werden? Und sind faule Menschen gestresster? ZEIT Campus hat dem Thema Stress kürzlich einen großen Schwerpunkt gewidmet. Wir wollten außerdem wissen, was wir konkret tun können, um Stress in den Griff zu bekommen. Deshalb haben wir eine Expertin eingeladen: Anna-Maria Jäger ist Dozentin und Studienberaterin an der Psychologischen Hochschule Berlin. Sie hat im Facebook-Live-Video Fragen beantwortet, die wir von Lesern erhalten haben. Dies ist die gekürzte Fassung des Interviews:
ZEIT ONLINE: Um ganz allgemein einzusteigen, erklären Sie doch einmal kurz: Was ist Stress eigentlich?
Anna-Maria Jäger: Stress ist ein sehr komplexer Begriff und es gibt ganz verschiedene Definitionen. Ich nähere mich mal der aktuellen an und versuche, es kurz zu halten: Es gab in den 1930er Jahren mal einen Biochemiker, Hans Selye. Der hat Stress definiert als unspezifische, stereotype Reaktion eines Organismus, die in jeder Anforderungssituation auftritt. Diese Definition ist ein sehr eng medizinisch gefasster Begriff.
Wenn wir eine aktuelle Definition von Stress suchen, würde ich vorschlagen, Stress als einen intensiven Spannungszustand zu beschreiben, den wir als unangenehm erleben. Er kann in lang andauernden, unangenehmen Situationen auftreten, die als unkontrollierbar bewertet werden.
ZEIT ONLINE: Unterschiedliche Stresssituationen fühlen sich verschieden an: Wenn wir einen Haufen Arbeit vor uns haben, ist das ein anderer Stress als der auf einem Bungeeturm, kurz bevor wir springen. Große Verantwortung oder Zeitdruck üben wieder anderen Stress aus. Wie unterscheiden sich diese Formen?
Jäger: Körperlich gesehen passiert in allen Situationen fast das Gleiche. Eine Stresssituation ähnelt einer Angstsituation: Der Puls steigt, man fängt an zu schwitzen. In der ersten Stressreaktion ist die Aufmerksamkeit sehr konzentriert. Der Körper mobilisiert alle möglichen Energiereserven, um das Individuum leistungsfähig zu halten.
ZEIT ONLINE: Also eigentlich setzt der Körper natürliche Impulse für Gefahrensituationen in Gang?
Jäger: Genau, das klassische Kampf-Flucht-Verhalten. Nun ist es aber so: Ein Haufen Arbeit wird nicht bei jedem eine intensive Stressreaktion auslösen. Der eine hat vielleicht gute Erfahrungen gemacht und weiß, dass er in der Lage ist, ein großes Arbeitspensum zu bewältigen. Er wird in der Situation anders reagieren als jemand, der Stress als etwas Unkontrollierbares und Gefährliches auffasst und sich bedroht fühlt durch diese Anforderungssituation.
Kommentare
Ich studiere Elektrotechnik/Informationstechnik und beziehe BAföG. Als BAföG-Empfänger sollte man auch beachtend, dass man nach dem 4. Semester ein Leistungsnachweis vorzeigen muss, ansonsten wird das BAföG gestrichen. Das bedeutet, man muss mindestens 80 ECTS vorweisen. Mein Studiengang ist so aufgebaut, dass man normal nach 4 Semester maximal 85 ECTS erreichen kann, wer hier faul ist kann schnell probleme erhalten und der Stress dann richtig losgeht.
Was lernen wir aus dem Artikel? Öfter heiraten führt zu einem glücklicheren Leben.
Na klar.
Von öfters Heiraten stand nichts im Artikel.
Ich gehe davon aus, dass die dann auftretetenden Scheidungen Dauerdysstress auslösen können, wenn man dazu keine positive Haltung hinbekommt.
Bei einer Vielehe sieht es evtl. anders aus, kann ja auch kreutz und queer sein, aber Ehe muss wohl sein, wegen der schönen Hochzeitsvorbereitungen.
Mich stört etwas, dass in dem Artikel Prokrastination als 'alternative Lernmethode' propagiert wird. Die Ursachen, warum man sich mit einem wichtigen Projekt nicht befassen will, liegen oft tiefer und haben nicht immer etwas mit 'unter Druck kann ich ja viel besser arbeiten' zu tun.
Oft steckt dahinter die Angst zu versagen, deswegen schiebt man Unliebsames so weit nach hinten wie möglich. Das ist eine -nicht sehr kluge- Vermeidungsstrategie.
Man kann mir nicht erzählen dass es normal ist, dass Leute erst dann aus dem Quark kommen, wenn tiefgreifende Konsequenzen drohen, wie zb. die Exmatrikulation oder die Zwangsräumung der Wohnung...
Eine Freundin hat ihre Masterarbeit so lange herausgezögert, bis sie am Ende fast vor Stress implodiert ist. Ich hatte nur geringfügig Mitleid, weil dieser Stress von ihr ja nunmal hausgemacht war.
Aufschieben hat fast immer psychische Ursachen. Aber es scheint aktuell ziemlich chic zu sein, genau wie sich dauernd zu verspäten und sich selbst als vollverpeilt zu bezeichnen, was ebenfalls nicht negativ besetzt ist sondern eher süß und nonchalant daher kommt. Nennen wir das Kind doch beim Namen, die Leute haben schlicht ein Organisationsproblem und das ist nicht süß sondern ziemlich blöd. Für ihr Leben und für die, die künftig mit diesen Menschen arbeiten sollen...
Volle Zustimmung. Ich habe auch so ein "Organisationsproblem" und ich empfinde das nicht als positiv.
Ich hatte sogar mal in einem Buch dass als alternative Hilfestellung für schlecht organisierte Menschen gelesen, dass es ok ist, Kinder schon so zu erziehen.
Um Gottes Willen! Man kann sich sicher als Erwachsener damit behelfen, aber einem Kind sollte man doch zumindest Grundzüge von Orgsnisation und Selbstdiziplin mitgeben. Leichter ist es nämlich damit im Leben allemal.
Bei mir ist es aber nicht Faulheit sondern einfach zu viel Enthusiasmus und Optimismus und das Aufschieben ist dann die daraus resultierende Schutzreaktion. In dieser Hinsicht ist Aufschieben dann auch mal gut.
Mein Rezept gegen Stress:
gute Musik, Bewegung, viel Natur und gute Gespräche.
Gibt es völlig kostenlos und wirkt garantiert.
Kurz,Knapp, Richtig :-)
Nur glaube ich dass es für viele Studierende immer schwieriger wird "gute Gesprächspartner" zu finden. Der muss m.M. erst einmal zuhören können. Familiäre Bezugspersonen leben oft nicht in der gleichen Stadt. Mitstudierende / Freunde haben vielleicht ähnliche Probleme und wollen ebenfalls eher "senden" als "empfangen". Deshalb vielleicht auch die Zunahme derjenigen, die zu bezahlten Gesprächspartner gehen (Coaches / Therapeuten).