Kiffer haben lange Haare und studieren im 15. Semester, Kokser findet man vor allem unter Kreativen, und Junkies hängen auf der Bahnhofstoilette ab. Zu jeder Droge gibt es nicht nur ein paar Klischees, sondern scheinbar auch ein passendes Milieu. Wäre die Welt so einfach, dann dürften beispielsweise Grundschullehrer kaum je mit Kokain in Berührung kommen. Und Heroin würde den allermeisten nur in Krimis oder Reportagen begegnen.
Aber oft sind uns Drogen, auch harte, näher, als wir denken. Wie selbstverständlich vielen der Umgang mit Drogen ist, zeigt beispielsweise der Global Drug Survey. Während die Umfrage die Drogenkonsumenten selbst in den Fokus nimmt, wollen wir mit diesem Aufruf einen Blick auf die sozialen Umfelder werfen. Besonders auf die, in denen Drogenkonsum nicht unbedingt erwartet wird oder in denen Konsumenten und Nichtkonsumenten aufeinandertreffen.
Wie nah sind Ihnen Drogen?
Sind Sie schon einmal in einem Umfeld oder in einer Situation, in der Sie dies nicht erwartet hätten, mit Drogen in Berührung gekommen? Welche Beobachtungen von Drogenabhängigkeit haben Sie in Ihrem persönlichen Umfeld gemacht und wie sind Sie damit umgegangen? Wann haben Sie den Konsum beziehungsweise die Sucht bemerkt? Hätten Sie anders reagiert, wenn Sie für das Thema stärker sensibilisiert gewesen wären?
Schreiben Sie uns eine E-Mail an leseraufruf@zeit.de, Betreff "Drogen". Selbstverständlich behandeln wir Ihren Beitrag auf Wunsch anonym. Eine Auswahl der Einsendungen werden wir in den kommenden Wochen veröffentlichen. Verfolgen Sie die Debatte um Drogen auch auf Twitter unter #warumdrogen.
Kommentare
Wie nah? Sehr.
Meine Überzeugung ist eigentlich, dass es zwar Szenen gibt, die bestimmte Drogen quasi als Zugehörigkeit benutzen oder sich auf Basis des selben Interesses an Drogen zusammentun, aber das ansonsten Drogenkonsum mit Milieu reichlich wenig zu tun hat.
Es kommt überall vor, ich habe es auch überall angetroffen: Eltern, Bekannte Verwandte in der Kindheit, später Kommilitonen, Arbeitskollegen, Partyvolk.
Und letztendlich sogar im Pflegeheim.
Jeweils mit bestimmten Präferenzen nach Verfügbarkeit und Kenntnis, aber nicht nach Milieu.
Drogen sind überall
Die Raucher, die Gelegenheitstrinker und Alkoholiker, die, die ohne Kaffee nicht wach werden können, die, für die zum guten Nachmittag ein guter Tee gehört, die, die sich zum Nachtisch gerne noch etwas Schokolade gönnen, die, die auf bestimmte Medikamente angewiesen sind - all diese Menschen nehmen Drogen. Und jeder kennt sie. Wer dann noch glaubt, dass in seiner Umgebung keine Drogen konsumiert werden, läuft wohl auch tagsüber mit geschlossenen Augen durch die Gegend.
Liebe ZON-Redaktion
ich finde ja durchaus, dass Drogenkonsum entkriminalisiert und der individuellen Entscheidung überlassen werden sollte. Von daher sind die in jüngster Zeit gehäuften Artikel, Drogenumfragen, Ratgeber und dergleichen ja ganz nett, und vielleicht hilft's ja. Der stete Tropfen, und so...
Aber die Debatten werden langsam etwas fade. Ein guter Teil Ihrer Leser kifft offensichtlich und wirft ab und an auch mal anderre Sachen ein. So viel dürfte mittlerweile wohl feststehen, oder? Und die strikte Contra-Drogen-Fraktion hat mittlerweile auch schon so was Notorisches, vor allem aber: Sie ist argumentativ erschreckend schwach aufgestellt. Höflich formuliert.
Von daher: Wie wäre es dennmit einem Wechsel des Blickwinkels und der Fragestellung? Fragen Sie: Warum haben Sie aufgehört, Drogen zu nehmen, weshalb haben Sie möglicherweise nie welche probiert? Worin besteht Ihre Angst vor Drogen?
Vielleicht wird's dann ja wieder etwas lebhafter und interessanter.
Ganz abgesehen davon, dass ich schon immer fasziniert von dieser manchmal geradezu pathologischen Abneigung gegen Rauschmittel war. Ich hätte durchaus Theorien anzubieten, wo das herkommt, und wäre gespannt, was andere in dieser Richtung anzubieten haben.
Dann lassen Sie doch mal hören!
Finde das auch spannender als die ewige Legalisierungsdiskussion. Welche Gründe kann es geben, eine "drogenfreie Welt" als das Ideal darzustellen? Der Drogenkonsum unterscheidet uns von den niederen Tieren und sollte entsprechend kultiviert werden.
Sucht ist Irrationalität- Unsere lähmende Gleichheit
Lizensiertes Driften in die Irrationalität. Drogen sind wie Terror, der auch von der Irrationalität geprägt ist. Vor 2500 Jahren schon sagte Aristoteles, das "Weib" repräsentiere das Irrationale. Unsere Welt ist durchrationalisiert, selbst Frauen denken wie Männer. Es entsteht ein lähmende Gleichheit und Drogen sind Ausbruch und Flucht ins Irrationale. Ein Mittelweg löst das Suchtproblem. Wir brauchen wieder mehr Risiko. Weibliches Denken ist die größte Gefahr für rationales Denken.