Sowohl Google als auch Mozilla treten dieser Tage mit neuen Programmen an die Öffentlichkeit, die nicht weniger versprechen, als eine Revolution des E-Mail-Verkehrs. Beide Firmen haben wesentlichen Einfluss darauf, wie die Mehrheit der Nutzer mit dem Netz interagiert. Wenn sie nun ansetzen, die gute alte E-Mail zu verabschieden, liegt das vor allem an der wachsenden Komplexität der Interaktionsmöglichkeiten. Zunehmende Geschwindigkeit, gestiegene Bandbreite und der Trend, Daten nicht mehr auf dem Heimrechner abzulegen, sondern auf Servern irgendwo, verändern das Netz.
Und die neuen Möglichkeiten führen zu neuen Kommunikationswegen. Die aber sind derzeit so zahlreich, dass der Ruf nach Ordnung erschallt, nach Übersicht. Genau die wollen "Wave" und "Raindrops" herstellen, die beiden Neuentwicklungen von Google und Mozilla.
Die Entwickler von Googles neuem Alleskönner-E-Mail-Programm Wave sagen über ihre Erfindung, so würden E-Mails aussehen, "wenn sie heute erfunden worden wären". Tatsächlich kommt die elektronische Post aus einer anderen digitalen Zeitrechnung. "QWERTYIOP" lautete der Überlieferung nach der Inhalt der ersten E-Mail, die 1971 den Rechner des Amerikaners Ray Tomlinson verließ. Ein kurzer Text, Bandbreite war knapp und Programme mussten geizen mit Daten.
Heute gibt es keinen Zwang mehr, sich bei E-Mails auf Buchstaben zu beschränken. Dementsprechend können Waves genauso gut Videobotschaften, Songs oder ganze Spiele enthalten.
Firefox-Entwickler Mozilla geht daher den gleichen Weg. Seit Jahren bietet Mozilla ein Mailprogramm namens Thunderbird. Das kann verschiedene Mailkonten verwalten und verfügt vor allem über eine überdurchschnittlich gute Suchfunktion, ist aber auf den lokalen Rechner beschränkt. Mit Raindrop hat man jetzt eine Mailanwendung programmiert, die sich nicht nur in jedem Browserfenster öffnen lässt, sondern die wie Wave auch mit unterschiedlichen Quellen umgehen kann. Twitter- und Facebookposts können darin genauso empfangen werden wie solche von der Fotoplattform Flickr. Und künftig kann das Programm womöglich eben auch Waves verarbeiten.
Beide Systeme versuchen, verschiedene Kanäle an einem Punkt zusammenfließen zu lassen. Dabei aber soll der Nutzer sofort erkennen können, was wichtig ist: Nachrichten von Freunden und Bekannten werden ebenso bevorzugt behandelt wie direkte Nachrichten oder Antworten auf eigene Mitteilungen – also alles, was herausragt aus dem Grundrauschen des Nachrichtensturms.
Denn der Sturm wird immer stärker. Nicht nur, dass wir inzwischen auf einer Vielzahl von Wegen kommunizieren, viele Menschen tun das auch mit verschiedenen Geräten und von unterschiedlichen Orten aus. Doch Wave will mehr als dieses Zugriffsproblem lösen, es will Zusammenarbeit möglich machen.
Kommentare
hmmm
naja ich halte emails immer noch für besser, nebenbei läuft noch pidgin (für icq, msn etc.) aber wenn man mit mehreren an einem text arbeiten will, empfiehlt es sich, dass einer alles zusammenfügt und die anderen bloß bausteine liefern, also wirklich neues, revolutionäres ist es nicht...
Das Problem ist doch immer das Gleiche
Zur Arbeit: Für den einen war der PC die Möglichkeit erst mal alles ins Unreine schreiben zu lassen und jedesmal neu anzufangen, für den anderen etwas länger am Anfang und dann alles schneller. Und so wird der sorgfältige Arbeiter, der sich möglichst nicht zweimal mit der gleichen Sache beschäftigen möchte, idealreweise die Möglichkeiten nutzen, wie er sie benötigt.
Und der, der nach Motto arbeitet, wer Ordnung hält, ist zu faul zum Suchen wird mit allem zufrieden sein.
Das könnte es sein
obwohl ich es nicht ganz glücklcih fände, die gesamte Kommunikation über Google zusammenlaufen zu lassen. Fakt ist aber, dass Methoden der Unified Communication die Kommunikation sehr viel erleichtern werden. Ich stelle mir einen Kanal für digitale Kommunikation, verbunden mit einer automatischen Archivierung vor: So können Faxe, Mails und vielleicht Voice einheitlich in einem Kontext gespeichert werden, statt drei verschiedene Ablagen zu haben.
Das braucht natürlich nicht jeder, aber die meisten wissen, dass die E-Mail ihre Grenzen schon weit überschritten hat.
Aber unified communication ist doch mit email bereits moeglich - da ist es gerade ein Vorteil, dass das nicht in Echtzeit ablaufen muss.
diejenigen, die an einem Text arbeiten kommen auf eine emailliste und schikcen ihre ueberarbeitungen jeweils "an alle" - fuer eine groessere Gemeinschaftarbeit, eroeffnet man einen WIKI oder einen Blog.
Ich moechte jedenfalls nicht andauernd mit instant messages befeuert werden und habe bewusst ein solches System nicht installiert. Einfach aus der Erfahrung heraus, dass man, wenn das erstmal laeuft man jede kleine Abwesenheit erklaeren muss - weil der andere ja davon ausgeht, man sitzt am Rechner. Fuer ein Nutzerverhalten wie "morgens und am spaeten Nachmittag je fuer ca. 20 Minuten emails beantworten" bringt das keine Vorteile. Zumal wenn man fuer private und berufliche Post andere emailadressen nutzt und diese auch gerne getrennt verwaltet.
Nicht auszuhalten, die Vorstellung, man werde nun auch noch von Spam-Video-und Sound-Botschaften verfolgt.
Viel Aufregung vor der Version 1.0
Es ist schon erstaunlich, dass es wieder einmal gelungen ist viel Aufmerksamkeit für Programme zu erlangen, die teilweise (im Falle von Raindrops) nicht einmal im Beta Stadium sind. Und wenn die Wave solange im Beta Stadium bleibt, wie Google-Mail, dann kann man sich auch wieder auf ein paar Jahre anschließende Entwicklung einstellen.
Unabhängig davon wie gut die Software wirklich ist, die zuständigen Marketing-Abteilungen laufen jetzt schon erfolgreich auf Hochtouren.