Auf der Website des E-Mail-Providers Lavabit steht seit Donnerstag ein bewegender Abschiedsbrief. Gründer und Betreiber Ladar Levison schreibt, er habe eine schwere Entscheidung treffen müssen: Entweder werde er zum Komplizen der US-Regierung bei einem Verbrechen gegen die eigene Bevölkerung, oder er schließt den Dienst, in den er zehn Jahre harte Arbeit gesteckt hat. Levison hat sich für Letzteres entschieden.
Lavabit war ein E-Mail-Dienst, der im Jahr 2004 an den Start ging und seinen Nutzern mit einem Verschlüsselungsverfahren ein hohes Maß an Sicherheit bieten wollte, das sich etwas von der klassischen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung per PGP unterschied. Das Ergebnis war ein Verfahren, bei dem die Mails nur verschlüsselt auf die Server von Lavabit gelangten und nur vom Empfänger mit seinem Account-Passwort wieder entschlüsselt werden konnten.
Das Konzept hat offenbar auch dem Whistleblower Edward Snowden gefallen. Er soll den Dienst während seiner Zeit im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo genutzt haben. Wer auf einem PGP-Server nach seinem Namen sucht, findet auch einen öffentlichen Schlüssel für mehrere E-Mail-Adressen, die Snowden gehören dürften. Darunter sind eine Adresse von Booz Allen Hamilton, Snowdens letztem Arbeitgeber, eine beim kanadischen Anbieter Hushmail und eine bei Lavabit. Der Schlüssel wurde am 24. März 2013 erstellt, also einige Zeit vor den Enthüllungen des ehemaligen Geheimdienstmitarbeiters.
Neben Snowden müssen nun auch mehr als 400.000 weitere Nutzer einen anderen E-Mail-Anbieter finden, bei dem sie sich sicher vor staatlicher Schnüffelei fühlen. Auf ihre Mails, verschlüsselt auf den Servern von Lavabit gelagert, können sie offenbar schon nicht mehr zugreifen. Nach gängiger Annahme kann auch die NSA die Verschlüsselung der Mail derzeit nicht knacken. Sollte also noch eine Behörde Zugriff darauf bekommen, wird sie die Nachrichten möglicherweise speichern, aber vorerst nicht lesen können.
Levison deutet in seiner Botschaft an, dass er von den Behörden unter Druck gesetzt worden sei. "Ich wünschte, es wäre mir rechtlich erlaubt, euch mitzuteilen, welche Geschehnisse zu meiner Entscheidung geführt haben", schreibt er. Das könne er aber nicht, weil der Kongress nun einmal Gesetze beschlossen habe, die ihn in seiner Redefreiheit einschränken.
Möglich wäre, dass das FBI ihn mit einem Gerichtsbeschluss zwingen wollte, die Passwörter von Lavabit-Nutzern abzufangen. Selbst zum Einrichten staatlicher Schnüffelsoftware könnte Levison gezwungen werden.
Nun will sich Levison juristisch wehren und seinen Dienst im besten Fall "als amerikanisches Unternehmen" wiederbeleben. Was bedeutet, dass er es auch in einem anderen Staat versuchen könnte.
Sein Brief endet mit einem besonders eindringlichen Satz: Bevor es keine Aussicht auf Gesetzesänderungen oder rechtliche Präzedenzfälle gebe, rate er jedem dringend davon ab, seine privaten Daten einem Unternehmen anzuvertrauen, das "physische Verbindungen zu den USA" hat – also zum Beispiel seinen Firmensitz oder seine technische Infrastruktur.
Silent Circle folgt dem Beispiel von Lavabit
Wenige Stunden nach Levisons Entscheidung kündigte auch der Anbieter Silent Circle an, seinen E-Mail-Dienst einzustellen. Silent Circle wurde vom PGP-Guru Phil Zimmermann mitgegründet und bietet neben einem sicheren E-Mail-Service auch verschlüsselte Kurznachrichten und Anrufe an. Diese beiden Dienste sollen auch weiterhin funktionieren.
Man habe zwar noch keine staatlichen Anfragen oder Gerichtsbeschlüsse vorgesetzt bekommen, heißt es auf der Website von Silent Circle. Doch man wolle dem zuvorkommen und habe deshalb beschlossen, dem Beispiel von Lavabit zu folgen.
Kommentare
Respekt,Mr.Levison
"Solange es keine klaren Aktionen des Kongresses oder der Justiz gibt, kann ich nur jedem dringend davon abraten, private Daten einem Unternehmen anzuvertrauen, dass direkte Beziehungen zu den Vereinigten Staaten hat."
Alle die in der BRD immer von der uneingeschränkten Solidarität mit unseren amerikanischen Freunden reden sollten gut über diesen Vorgang nachdenken.
Und auch hierüber:
"A Brazilian official has taken the unusual step of publicly announcing that the Brazilian government will offer Guardian writer Glenn Greenwald protection from the U.S. government after determining he risks facing legal action if he returns to the U.S."
http://www.salon.com/2013...
Dann ist das halt so.
Und tschüss.
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Sprach der Gutmensch ...
... und vertiefte sich wieder in die '"Gartenlaube".
Wohin denn ? Welche Staaten schützen besser als USA, UK, DE ?
Zitat: 'Bevor es keine Aussicht auf Gesetzesänderungen oder rechtliche Präzedenzfälle gebe, rate er jedem dringend davon ab, seine privaten Daten einem Unternehmen anzuvertrauen, das "physische Verbindungen zu den USA" hat – also zum Beispiel seinen Firmensitz oder seine technische Infrastruktur.'
Danke Herr Beuth. Als nächste Recherche wäre die Frage wohin ? Welche Länder sind gut und nicht erpressbar ?
Auch was die Betriebssysteme betrifft. Ist Ubuntu Edge der Lösungsansatz wo das Mobiltelefon auch PC ist und die Daten überall dabei sein können (backup an der verschlüsselte Festplatte zu Hause) die Lösung ? Oder wird die NSA auch hier verhindern wollen dass die 32 Mio Crowdsourcing Geld bei Indiegogo zusammen kommen ?
Herr Levison könnte immer noch als Berater um die Welt reisen und sein Wissen weitergeben.
Welche Staaten schützen besser als USA, UK, DE
Vorab, weder USA, UK, DE schützen.
Hier muss unbedingt in Folgendem unterschieden werden.
Die NSA kommt NUR aufgrund der Verschlüsselung nicht an die Inhalte der Emails.
In allen anderen Staaten ja. Weil diese nicht so verschlüsseln wie gewollt. Die Verschlüsselung von MS Produkten taugen nichts, wie allgemein bekannt.
Die Frage warum eine solche Verschlüsselung wie Lavabit von kaum einem Provider in Europa angeboten wird, ist viel interessanter.
Die EU sind wohl doch die neuen US Staaten nach der Art wie in E. Galeano "Die offenen Adern Lateinamerikas" beschrieben.
Wer mit Jetico/BestCrypt verschlüsselte Container versendet, wird des öfteren überrascht. Die Container kommen zerhackt und zerstückelt beim Empfänger an. So gierig sind sie auf Firmendaten.
Die einzigen die international das Recht haben komplett zu verschlüsseln sind, soweit gelesen die Finnen oder Island.
Sie bauen ihre super Server aus, die Kühlung ist aufgrund der Wetterlage kostengünstig.
Derweil wurde Präsident Obama der Lüge überführt
A New York Times article Thursday revealed previously unreported details about the United States' domestic surveillance program, namely that the NSA is "searching the contents of vast amounts of Americans' e-mail and text communications into and out of the country, hunting for people who mention information about foreigners under surveillance."
Trevor Timm, Freedom of the Press Foundation Executive Director and Electronic Frontier Foundation Director, told HuffPost Live's Ahmed Shihab-Eldin Thursday that the news directly contradicts what President Obama told Jay Leno on "The Tonight Show" earlier in the week.
"There is no spying on Americans. We don't have a domestic spying program. What we do have are some mechanisms where we can track a phone number or an email address that we know is connected to some sort of terrorist threat," Obama told Leno.
"That statement is just unbelievable and it reeks of this Orwellian newspeak," Timm told Shihab-Eldin. "When he talks to Jay Leno later in the clip, he says we can't listen to your phone calls or read your emails, and now we know with this New York Times story that is plainly not true. It is unfortunate that we have to parse through government statements a dozen times before we actually figure out what they are meaning to say. With all these questions that they get they are obfuscating and deflecting and deceiving the American public."
http://www.huffingtonpost...
Lüge?
Ach wo... Dieser Auftritt fand bestimmt im Rahmen der neuen Propaganda-Regeln statt. Denn Propaganda in den US-Medien ist seit neuestem erlaubt (vorher war sie das nicht, gell). Es wird allerdings versichert, dass sie nur zu Informationszwecken genutzt wird und alle Inhalte absolut wahr sein werden. Also keine Sorge, es hat schon alles seine Richtigkeit ; )