Datenschutz fängt für Volker Steinhoff damit an, so wenig persönliche Informationen wie möglich in Umlauf zu bringen. Und so gab er ein falsches Geburtsdatum an, als er sich bei Facebook anmeldete. Fortan gratulierten ihm Kollegen und Bekannte am falschen Tag zum Geburtstag. Die falschen Glückwünsche nervten den Journalisten, der als Redaktionsleiter des ARD-Magazins Panorama arbeitet. Also änderte er es, machte sich dabei gleich noch um 30 Jahre jünger und setzte es auf "verbergen".
Diese Verjüngungskur allerdings fand Facebook nicht witzig, Steinhoffs Account wurde prompt gesperrt. "Your account has been temporarily suspended because it lists a fake date of birth. Providing false information on your account is a violation of Facebook's Statement of Rights and Responsibilities", teilte man Steinhoff noch am gleichen Tag in einer E-Mail mit. Bis auf weiteres also sei sein Profil gesperrt, da er ein falsches Geburtsdatum angegeben und damit gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen habe.
Tatsächlich heißt es unter Punkt 4.1. der Nutzungsbedingungen : "Du wirst keine falschen persönlichen Informationen auf Facebook bereitstellen oder ohne Erlaubnis ein Profil für jemand anderes erstellen." Den Bestimmungen muss jeder Nutzer bei der Anmeldung zustimmen.
Doch wozu braucht das Netzwerk überhaupt das reale Geburtsdatum? Geht es darum, so viele private Kundendaten wie möglich zu sammeln? Das Unternehmen erklärt, es verfolge eine Klarnamenpolitik. Auf diese Weise wolle man seine Nutzer unter anderem vor Identitätsmissbrauch schützen.
Der Missbrauch persönlicher Daten ist eines der am stärksten wachsenden Delikte im Internet. In den USA ist bereits jeder 20. von Identitätsdiebstahl betroffen . Auch hierzulande steigt die Zahl der Fälle. Mehr als den Namen und eben das Geburtsdatum braucht es nicht, um sich der Identität eines anderen zu bemächtigen und damit beispielsweise Straftaten wie Warenkreditbetrug zu begehen.
Nutzerprofile in sozialen Netzwerken laden zum Identitätsdiebstahl geradezu ein. Darum warnen Datenschützer seit langem davor, das reale Geburtsdatum bei Facebook, LinkedIn und Co. anzugeben und wenn, es wenigstens nicht öffentlich einsehbar zu machen.
Doch selbst wenn solche Informationen nur für einen begrenzten Personenkreis oder für niemanden einsehbar sind – ausschließen können es die Anbieter nicht, dass solche Daten in die Hände von Dritten gelangen. Immer wieder gibt es Berichte, dass Adresshändler und Werber Zugriff bekommen haben oder ganze Datenbanken illegal weitergereicht wurden. Und es ist fraglich, ob soziale Netzwerke im Falle eines Missbrauchs Schadensersatz leisten. Immerhin hat der Nutzer sich freiwillig in die Gefahr begeben. Nahezu freiwillig zumindest, wie das Beispiel Facebook zeigt.
Kommentare
Auch wissenswert:
Bei Butterfahrten gibt es in Wahrheit garnichts umsonst.scnr
facebook zwingt niemanden facebook zu nutzen.
doch mehr und mehr melden sich an und jammern dann herum?
das verstehe ich nicht.
wenn mir schokolade nicht schmeckt, esse ich sie nicht.
wenn ich nicht gerne fußball spiele, renne ich nicht jeden samstag ins fußballtraining.
wenn ich ... endlose beispiele ... doch die masse macht die welt zu dem was sie ist und es scheint, als hat sie bereits entschieden.
Primär- und Sekundäreffekte
Wenn sie Fußball spielen, dann mögen sie vielleicht Fußball, aber beim Training gefällt ihnen die Farbe ihrer Trikots nicht oder sie üben einfach nicht gerne Flanken oder whatever.
Gleiches gilt auch bei Facebook: Sie mögen vielleicht Facebook, Social Networking, sie mögen aber den Sekundäreffekt des digitalen Exhibitionismus nicht. Und darüber kann man dann schon diskutieren, wessen "Recht" hier mehr wiegt und welches Interesse Facebook eigentlich am Geburtsdatum seiner User haben soll. Das berechtigte Interesse muss nicht per se verneint werden, für personalisierte Werbung ist das Geburtsjahr unter Umständen durchaus interessant. Nur ob es zulässig sein soll, ist eine Frage die nicht Facebook zu entscheiden hat, sondern der Gesetzgeber und/oder die Gerichte.
~ 1340
Die Datensammelwut ist ungeheuerlich. Nicht nur Geburtsdaten werden da verlangt, auch vollständige Anschriften oder Telefonnummern, gerne mal unter Angabe auf möglichen Kundendienst (den ich mir nicht einmal theoretisch vorstellen kann) oder zum angeblichen Schutz anderer Nutzer vor Missbrauch der Dienste.
Mein Geburtsdatum steht in allen Anmeldungen falsch. Vielleicht habe ich deswegen auch noch nie Ärger bekommen, wenn die großen Anbieter ihre Daten vergleichen. Adressen rücke ich nur raus, wenn damit ein tatsächlicher Nutzen verbunden ist. Momentan steht es 2 zu 2 hier, also zweimal habe ich protestiert und nach unglaubwürdigen Antwortversuchen des Anbieters mich durchsetzen können, zweimal wurde ich gesperrt (und man verlangt nun beglaubigte Fotokopien meines Personalausweises). Bei der Telefonnummer befinde ich mich gerade im Streit, weil aus irgend einem Grund der Anbieter jedes Mal weiß, dass meine Angabe falsch ist, ich aber die richtige nicht angeben will, solange sein Dienst die Nummer überhaupt nicht benötigt.
Dann haben wir noch Dinge wie facebook. Ich verzichte einfach darauf. Wenig Nutzen für mich, zuviel obskure Macht für die Anbieter. Eigentlich einfach. Aber Mode...
Und die Politik! Würde es Verbraucherschutz wirklich geben, dann hätte man schon Gesetze gegen so manche AGB-Auswüchse erlassen.
und ein artikel weiter ...
... muß ich lesen:
http://www.zeit.de/digita...
da verstehe ich wirklich die welt nicht mehr.