Die Ankündigung von Facebook erweckt den Eindruck, die Meinung der Leser sei den Autoren wichtig und sie würden ihnen unter Umständen sogar die Möglichkeit zur Mitsprache einräumen. Dieser Eindruck täuscht: Am 15. März 2012 teilte Facebook seinen Nutzern mit, dass eine Änderung der Nutzungsbedingungen geplant sei . Verbunden war das mit der Bemerkung, diese Änderungen könnten nun sieben Tage lang diskutiert werden: " Please review these proposed updates under the 'Documents' tab of the Facebook Site Governance Page and leave any comments ."
Facebook schreibt auch bislang schon in seinen Nutzungsbedingungen, dass man mehrere Alternativen eines Plans zur Abstimmung stellen wird, wenn es mehr als 7.000 Kommentare zu einer Änderung gibt.
Kommentiert wurde recht ausführlich, Hunderte Kommentare stehen darunter. Auch die deutsche Version wurde offensichtlich von einigen gefunden, dort sind ebenfalls mehrere Hundert Kommentare versammelt. Aber 7.000 Postings zu einer konkreten Änderung sind es nicht. Wohl, weil das entsprechende Dokument mit den neuen Regeln gut versteckt war. Lediglich zwei Millionen der über 800 Millionen Facebook-Nutzer folgen der Governance-Seite, auf der es stand und wurden somit davon benachrichtigt.
Trotzdem sollte es das Unternehmen bedenklich finden, dass keiner der Kommentare positiv ausfiel. Viele schrieben darunter, dass sie die Änderung komplett ablehnen oder sie schrieben Bemerkungen wie die folgende: " Dear Facebook, if you want to own, exploit and sell even more of my personal information and the content presented by me: 1) ask for it very, very, very nicely 2) pay me 3) give me an opportunity to say 'no'. " Übersetzt: Wenn Ihr mehr von meinen Daten wollt, dann solltet ihr sehr nett fragen, mich dafür bezahlen, oder mir die Möglichkeit geben, Nein zu sagen.
Ein Nein ist nicht vorgesehen
Doch eine Möglichkeit, die Änderung abzulehnen, ist nicht vorgesehen. Die Frist zum Kommentieren endete am 22. März, dem heutigen Donnerstag, ohne dass irgendeine Reaktion auf die Beschwerden der Nutzer erkennbar war. Die Nutzungsbedingungen sind unverändert in Kraft getreten. Deutschland ist allerdings ein Sonderfall, hier dauert es immerhin aber noch 30 Tage, bis die Änderungen gelten.
Diese Änderungen wirken dabei auf den ersten Blick unbedeutend, hier ein Wort, da ein klärender Halbsatz. Doch zeigen die Art der Ankündigung und der Inhalt der veränderten Halbsätze recht genau, was das Netzwerk von seinen Nutzern will und was es von ihnen hält.
Den deutlichsten Hinweis liefert gleich einer der ersten Punkte der Revision. Bislang stand in dem Dokument unter " Privacy ", was Datenschutz oder Privatsphäre heißen kann: " We designed our Privacy Policy to make important disclosures (...) " Im neuen Text heißt es dagegen: " We designed our Data Use Policy (...) " Aus der Datenschutz-Richtlinie ist damit eine Datennutzungsrichtlinie geworden, beziehungsweise eine Datenverwendungsrichtlinie, wie sie in der deutschen Version von Facebook genannt wird.
Zyniker könnten einwenden, dass das ehrlicher ist, da es Facebook schon immer um die Datennutzung ging und nie um den Datenschutz . Doch zeigt es, dass der Konzern inzwischen nicht einmal mehr vorgibt, sich um Datenschutz zu scheren. Dabei wurden seine Geschäftsbedingungen hierzulande gerade erst vom Landgericht Berlin bemängelt.
Kommentare
"Wer Facebook nutzt, ist selbst schuld"
Stimmt.
na ja
mit der selber schuld these ist aber die rechtfrage nicht geklärt.
sicher ist die mutti, die einem heiratsschweindler auf dem leim geht und ihr konto freiwillig abgeräunt hat, selber schuld.
trotzdem ist es betrug und wird vor gericht geregelt.
auch facebook muß datenrechtlich geerdet werden.
hier wird aber von den datenschützern zu viel gequatscht und zu wenig gemacht.
Wer Facebook nutzt, ist selbst schuld - stimmt
Genau so sollte es kolportiert werden. Aufklärung durch die Medien wäre ja auch mal was.
Hihi, wie wäre es mit dem öffentlich rechtlichen Rundfunk...
...der bei jeder sich bietenden Gelegenheit für seine Gewinnspiele/Diskussionen/wasauchimmer auf seine Facebook-Repräsentanz verweist.
Genau die Typen, die es eigentlich nicht notwendig hätten springen als erstes mit dem Datenzuhälter ins Bett.
Wer Facebook nutzt, hat es nicht besser verdient
Stimmt auch.
Aber die Masse der Facebook-Nutzer scheint es ja nicht zu stören, sich von dieser Datenkrake bis ins Detail ausleuchten zu lassen.
Natürlich nicht
Ganz ehrlich, mich kratzt es nen feuchten Dreck was mit meinen Facebookdaten passiert. Jeder muß sich halt selber dadrüber im klaren sein, was er über das Netzwerk postet, welche Daten er da einpflegt und wie er seinen Rechner entsprechend pflegt das er nicht 1 Millionen Fußspuren im Netz hinterläßt....und gut ist. Wem das bisschen gesunder Menschenverstand fehlt, ja, der sollte einen großen Bogen machen... aber nicht um Facebook, sondern um das Internet im großen und ganzen.
Bitte achten Sie auf einen sachlichen Diskussionston. Danke, die Redaktion/lv
Die Geschäftsgrundlage
von Facebook ist die Speicherung, Verarbeitung und Weiterreichung der Daten seiner Nutzer. Jegliches zurückweichen hinter die bisherige Geschäftspraxis, diese Datennutzung zu manifestieren und auszuweiten würde nicht nur eine Beschneidung des wirtschaftlichen Wachstums von Facebook bedeuten sondern dem Unternehmen geradezu die Geschäftsgrundlage entziehen. Die Betreiber müssten sich fragen, wozu sie die Seite dann überhaupt noch betreiben, wenn nicht um größtmöglichen Profit aus dem Social-Network-Trend zu ziehen. Think American! Think BIG!
Ich hatte auch mal
ein Facebook-Account. Aus ähnlichen Gründen, die den Anlass für diesen Artikel gaben, habe ich es gelöscht. (Dank hilfreicher Hinweise anderer Betroffener, fand ich auch heraus wie das geht.) Ich vermisse es nicht.