Deutsche E-Mailprovider haben eine Marktlücke entdeckt: Sicherheit. "Die jüngsten Berichte über mögliche Zugriffe auf Kommunikationsdaten haben die Deutschen stark verunsichert", sagt Telekom-Chef René Obermann. Sein Kollege Jan Oetjen, Vorstandsmitglied der United Internet und dort zuständig für die E-Mail-Anbieter GMX und Web.de, stimmt mit ein: "In den letzten Wochen verzeichnen wir bereits einen Anstieg der Nutzer-Zahlen, der sich saisonal nicht erklären lässt."
Nach mehr als acht Wochen ständig neuer Enthüllungen durch den NSA-Whistleblower Edward Snowden haben amerikanische Anbieter rapide an Ansehen verloren. Die US-Politik tut ein Übriges. Die wenigen Anbieter, die sich konsequent den Überwachungsprogrammen entziehen, werden gar zur Aufgabe gebracht und zum Schweigen verdammt, wie das Beispiel Lavabit zeigt, der nun auf Druck der US-Regierung die Segel gestrichen hat.
Offenbar löschen daher viele Kunden ihre Postfächer bei Google, Microsoft und Co. und verlagern ihre Kommunikation auf deutsche Anbieter. United Internet verzeichnet nach eigenen Angaben einen sechsstelligen Zuwachs an E-Mail-Konten.
Diesen Trend will man offensichtlich nutzen. Am Freitag verkündeten Telekom, GMX und Web.de gemeinsam und voll stolz, es gebe nun "E-Mail made in Germany". Die seien besonders sicher, denn ab sofort werde der E-Mail-Verkehr zwischen den Servern von Web.de, GMX und Telekom verschlüsselt. Damit ist er zumindest auf dem Weg zwischen den Providern nicht mehr problemlos mitlesbar. E-Mails, die bisher auf ihrer Reise durchs Netz wie Postkarten für jeden einsehbar waren, bekommen nun wenigstens einen Umschlag.
Neuer Sicherheitsstandard?
Zumindest auf Teilen der Strecke. Und auch nur, falls die E-Mail den richtigen Empfänger erreicht. Denn wirklich sicher ist das nicht. Einen "neuen Sicherheitsstandard", wie United Internet und Telekom verkünden, haben sie auf keinen Fall geschaffen. Im Gegenteil, sie haben endlich einen umgesetzt, der schon lange gefordert wird.
Denn die Verschlüsselung von Server zu Server ist keineswegs neu, wie Oetjen von United Internet im Gespräch mit ZEIT ONLINE einräumt – bei Konzernen oder Behörden ist sie längst gängige Praxis. Allein bei den Massenprovidern, die sich an Privatkunden richten, ist die Umsetzung bisher mangelhaft, wie die Techniknachrichtenseite Golem vor Kurzem berichtete. Provider wie Freenet bestanden den Test auf Serververschlüsselung tadellos, während Branchengrößen wie AOL, Microsoft oder auch Web.de die Post ihrer Kunden völlig offen durch das Internet schickten und damit auch anfällig für Spionageprogramme wie Tempora machten. Zumindest Web.de hat das nun geändert.
Dass sich die deutschen Provider mit der Umsetzung der Mailverschlüsselung so viel Zeit ließen, begründet Oetjen eben mit der schleppenden Einführung bei anderen Anbietern: "Das schwächste Glied der Kette bestimmt ihre Reißfestigkeit", sagt er. Nur 15 Prozent des deutschen Mailverkehres seien bisher auf diese Weise verschlüsselt übertragen worden, schätzt Oetjen.
Kommentare
Wieso existieren diese Provider noch?
Wer nutzt denn freiwillig diese Dienste? Die Websites sind überlaufen mit Werbung, der wöchentliche Newsletter nervt User zu tode und anscheinend sind sie sogar noch deutlichen unsicherer als Google... big mean brother Google...
Wo ist das Problem?
Ich nutze gmx.
Übers Web benutze ich den Servicezugang, schnell geladen und keinerlei Nachrichten, Werbung oder sowas. Den Newsletter habe ich garnicht erst bestellt, bzw. kann ihn jederzeit neu konfigurieren. Also null Werbung. Und das der Laden unsicherer als google ist, glauben Sie doch wohl selber nicht. Was ist die Steigerung von "unsicher"? Unsicherer?
und Steinmeier kommt vor den Untersuchungsausschus`?
das meldet die FAZ..schon lustig, wenn eine Skandal ,den man gegen die Regierung bemüht nun zurückschlägt..die FAZ spricht schon vom
Oppermangate.
Ich halte die Übetreibung völlig unverhältnismäßig. Die deutsche PAranoia zielt gegen den STaat und wird von einer Partei lanciert ,die eigentlich nur für den überstarken Staat steht, wie die SPD und die GRünINNEn.
Ein itneressanter Widerspruch.
Ein fakten- und...
realitätsredistenter CDU-Wáhler, der noch nicht mal tagessktuelke Fakten wiedergeben bzw. selbständig denkend bewerten kann. Na, wer hatte FAS gedacht. "Überraschend"...
Puh!!
Endlich kann ich den NSA-Skandal in aller Gelassenheit beobachten.
Ich hatte mir schon Sorgen gemacht...
Danke, liebe Telekom, GMX und Web.de! Danke!
Ich vermute .......
... dass der unübersichtliche Email-Dienst der Telekom maßgeblich mitverantwortlich dafür ist, das Rentner "das Internet" für kompliziert halten.... und dann noch denken sie müssen die Email-Asresse bei der Telekom einrichten, der Anschluss in der Wand ist ja schließlich von der selben Firma.
Und jetzt kommt mit dieser "Verschlüsselung" noch eine weitere Nebelkertze hinzu.
Dann doch lieber Google. Wenn mich jemand abhört lernt er vielleicht sogar noch dazu:-)